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Verfahren zur Verbesserung der Eigenschaften von Kunstfäden.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Gewinnung von Kunstfäden, die auf einem der an sich bisher bekannten Wege aus Zellulose und Zellulosederivaten gewonnen sind, jedoch in ihren Eigenschaften, wie Wärmeleitvermögen, Griffigkeit und Netzbarkeit, natürlichen Fäden und Fasergebilden, wie Wolle und Baumwolle, näher kommen sollen.
Das Verfahren nach der vorliegenden Erfindung besteht im wesentlichen darin, dass z. B. durch Einführung von Kupferammoniakzelluloselösung oder andern spinnbaren Lösungen mittels Düsen in Fällbädern gewonnene Fäden nachbehandelt werden mit durch geeignete Bakterien mehr oder weniger weit abgebautem Eiweiss, u. zw. vorzugsweise tierischem Eiweiss. Unter Nachbehandlung ist dabei zu verstehen, dass fertige Fäden z. B. in dem Zustand, wie sie aus den Fällbädern erhalten werden, vor, bei oder nach der üblichen Netzungsbehandlung mit gemäss Erfindung gewonnenen Eiweisslösungen genetzt werden.
Es hat sich gezeigt, dass Kunstfäden, wie sie allgemein unter dem Begriff Kunstseidenfäden zusammengefasst werden, abgesehen von ihren stark voneinander abweichenden, je nach dem Her- stellungsprozess verschiedenen Eigenschaften im allgemeinen auch bei bester Verarbeitung wesentliche Unterschiede gegenüber natürlichen Seiden-oder Baumwollfäden, vor allem hinsichtlich ihrer Netzbarkeit, ihres Wärmeleitvermögens und ihrer sogenannten Griffigkeit, feststellen lassen. Auch ist häufig ein mehr der Naturwolle ähnlicher Charakter erwünscht, der jedoch auf dem bisher üblichen Wege der Kunstseidengewinnung nicht zu erzielen war.
Es hat sich überraschenderweise gezeigt, dass durch gel inge Zusätze von solchen Eiweisslösungen, die erhalten sind durch bakteriellen Abbau des Eiweisses in eine niedriger molekulare Aufbauform, Kunstfäden oben genannter Art ein ausgesprochen animalischer Charakter verliehen werden kann.
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körper mit zu verwenden, u. zw. in dem im wesentlichen zur Verringerung der Dichte der für die Aus- fällung verwendeten Natronlauge, Lösungen von Kasein nach Abbau mittels Fermenten, z. B. Bauch- speicheldrüse, dem Fällbade zugesetzt werden. Das hiernach verwendete Eiweiss soll also etwa in gleicher
Richtung wie bereits bekannte Zusätze an Glukose zum Fällbad wirken, es hat jedoch, wenn es dem
Fällbad zugesetzt wird, keinen Einfluss auf die oben erwähnten Eigenschaften des entstehenden
Fadens.
Auch für die Nachbehandlung von Kunstseide und andern Textilfasern hat man bereits Eiweiss- produkte und Eiweissabbauprodukte verwendet, u. zw. beispielsweise zur Verbesserung der Drucke auf tierischen Fasern oder Fasergebilden Abbauprodukte von Eiweisskörpern aller Art den Druck- farben entweder selbst beigemischt oder zum Vorpräparieren oder Nachbehandeln der bedruckten
Waren verwendet.
Auch zur Erhöhung der allgemeinen Festigkeit von Kunstseidestoffen und zur Verringerung der Durchlässigkeit hat man schon diese Stoffe in Lösungen von Eiweisskörpern getränkt und anschliessend mit Forma1inlösungen die Eiweisskörper gehärtet.
In allen diesen Fällen wird jedoch, teils durch die störende Gegenwart der Druckfarbenlösungen, teils durch die anschliessende Heissdampfbehandlung bei Verfahren der letztgenannten Art, wo vor allem die nicht ausdrücklich mittels Bakterien abgebauten Eiweisskörper Verwendung finden, ein wesentlicher Einfluss auf die Eigenschaften des Kunstfadens nicht erzielt.
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Für die Herstellung von Eiweisslösungen, die gemäss Erfindung zur Nachbehandlung verwendet werden sollen, d. h. nicht für den Fällvorgang als solchen oder die Zusammensetzung des Fällbades dienen, geht man im wesentlichen derart vor, dass man das verwendete Eiweiss zunächst einer Entkeimung unterwirft und, was vornehmlich für Milcheiweiss gilt, unerwünschte Bakterienkulturen beseitigt und hierauf stark peptonisierende und Eiweiss lösende Bakterien in vorbereiteten Kulturen zusetzt.
Als solche Bakterien kommen in Frage bacterium fluorescens, bacillus subtilis, baeillus mycoides und bacillus mesenterieum vulgatus sowie schwächere Arten in Vereinigung mit stärkeren, wie streptococcus liquefacins und micrococcus liquefacins. Der Abbau mittels dieser Bakterien wird nur so weit getrieben, dass sich das Eiweiss nicht etwa in wasserlösliche Form oder auch nur zum wesentlichen Teil umsetzt, doch kann man innerhalb dieser Grenze weitgehende Verschiebungen vornehmen, um hiedurch das Mass der Beeinflussung der zu behandelnden Kunstfäden zu regeln. Durch geeignete Vorversuche lässt sieh unschwer ermitteln, welcher Abbaugrad für die jeweils behandelte Kunstfädenart am besten geeignet ist.
Eine geeignete Masse zur Behandlung wird beispielsweise dadurch gewonnen, dass Milehkasein aus Magermilch in üblicher Weise ausgefällt wird und hiebei zur Erzielung von Keimfreiheit als Fällmittel Schwefelsäure oder Salzsäure verwendet wird oder nach dem Ausscheiden der Milch über längere Zeit mit Dampf erhitzt wird. Anschliessend wird das Kasein gewaschen und bis auf einen Rest Wassergehalt von 60% abgepresst. Auf je 1 leg des so behandelten Kaseins werden 100 g einer Reinkultur von bacillus subtilis zugesetzt und diese Masse auf einer Temperatur zwischen 34 und 36 C etwa 14 Tage gehalten, wobei die Masse in gewissen Zeitabständen gut durchmischt wird.
Nachdem das hiedurch entstandene Gemisch durch ein Feinfilter vom Wasserüberschuss befreit ist, werden je Kilogramm der Masse 60 g 18% iger Natronlauge bei einer Temperatur von etwa 60 C eingerührt.
Für die Nachbehandlung von Kunstfäden bekannter Art wird die wie vorstehend gewonnene mehr oder weniger plastische Masse mit im Handel erhältlichen Netzmitteln, z. B. in Mengen von 10-20%, bezogen auf die übliche Netzmittellösung, vermischt verwendet. Nachdem die Fäden wie üblich fixiert sind, werden sie getrocknet.