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Verfahren zur Vorbereitung von Stroh oder ähnlichem Fasermaterial für die Papier- fabrikation od. dgl.
Es ist bekannt, für die Papierherstellung bestimmtes Stroh mit Kalk oder kaustischer Soda vorzubehandeln. Diese Mittel haben eine derart kräftige Wirkung, dass sie nicht ganz verholzte Fasern zerstören und die Festigkeit der Fasern ungünstig beeinflussen. Auch ein Gemisch von Kalk, Soda und mineralischen Ölen wurde bereits zum Aufschliessen des Strohs angewendet, doch musste bei den bekannten Verfahren dieser Art gekocht werden, was wieder eine Regelung der Einwirkung erschwerte, so dass durch rasche und kräftige Einwirkung die Gute des Fasermaterials litt.
Nach der Erfindung werden diese Nachteile vermieden und wird durch ein einfaches, billiges und auch im Freien leicht durchführbares Verfahren ein besseres Endergebnis erzielt als durch die bekannten Verfahren, da das aus Stroh erhaltene Fasermaterial grössere Festigkeit und Geschmeidigkeit und hellere Farbe besitzt. Überdies wird der Abfall verringert und die Ausbeute an brauchbaren Fasern erhöht.
Erfindungsgemäss werden in der Behandlungsflüssigkeit Kalk, Soda od. dgl. und mineralische Öle in bestimmtem Mischungsverhältnis verwendet und erfolgt die Behandlung auf kaltem Wege ohne Kochen des Ausgangsmaterials. Hiedurch ist in allen Fällen die leichte Durchführbarkeit des Verfahrens ermöglicht dabei aber auch eine milde und durchgreifende Behandlung der Fasern und ein gutes Endergebnis gesichert.
Bei dem Verfahren nach der Erfindung wird die Umsetzung zwischen Ätzkalk und Soda od. dgl. somit die Bildung von Ätznatron dadurch verzögert, dass in der Emulsion die Kalkteile ganz oder zum Teil von den Ölteilen eingeschlossen sind. Die Bildung des Ätznatron in der Lösung wird daher sehr verlangsam und seine Einwirkung auf die Faser bedeutend milder. Der Ölzusatz macht die Faser weicher, biegsamer und zäher. Die Emulsion besitzt eine starke Durchdringungskraft, so dass sie in das Stroh rascher und besser eindringt als bekannte Behandlungsflüssigkeiten. Bei langem Lagern in Haufen kommt auch in Betracht, dass durch die Gegenwart von mineralischen Ölen die Entstehung von Fermenten und die Selbsterhitzung sowie die Zerstörung der Fasern verhindert werden, so dass das Desintegrieren der Fasern ohne Beschädigung erfolgen kann.
Bei der Durchführung des Verfahrens geht man von zirka acht Gewichtsteilen gebranntem Kalk aus, der gelöscht und vorteilhaft mit Wasser zu einer dünnen Paste angerührt wird. Dieser werden 1-4 Gewichtsteile Mineralöl, u. zw. Rohöl, halb oder ganz gereinigtes Öl (z. B. Petroleum), zugesetzt. Es wird kräftig verrührt, bis das ganze eine gleichartige Masse bildet. Dann werden 4-8 Gewichtsteile eines alkalischen Salzes, z. B. Natriumkarbonat oder Sulfat zugemischt. Vorteilhaft wird das Natriumsalz vorerst im Wasser gelöst und seine Lösung mit dem Kalk-und Ölgemenge innig vermischt. Es können auch die in Kanada und in andern Gegenden vorkommenden mineralischen Natriumsalze verwendet werden. Das Ausgangsmaterial wird während 12-24 Stunden oder länger der Einwirkung der kalten Behandlungsflüssigkeit unterworfen.
Das neue Verfahren liefert eine festere Faser von besserer Farbe, ist überdies einfacher und billiger und verursacht einen geringeren Faserverlust als die bekannten Verfahren,. die mit höheren Temperaturen und Drücken arbeiten. Nach genügend langem Einweichen wird die Flüssigkeit abgezogen und das Material in Haufen gelagert. In diesem Zustand kann die Faser ohne zu leiden beliebig lange lagern und wird um so geschmeidiger, je länger sie lagert. Die abgezogene Flüssigkeit kann fortgesetzt weiterverwendet werden, wenn man die entstehenden Verluste durch frische Lösung ersetzt.
Sobald die Behandlungsflüssigkeit möglichst vollkommen abgelaufen ist, wird das Material kräftig
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mit Wasser gespült und die Waschflüssigkeit ist genügend wirksam, um als Behandlungsflüssigkdt für frisches Stroh zu dienen, aus dem sich dann zwar gröbere, aber festere Fasern ergeben. Das erhaltene Produkt kann durch bekannte Verfahren nach Wunsch gebleicht oder unmittelbar zu Papierbrd und Papier verarbeitet werden.
Zur praktischen Durchführung des neuen Verfahrens wird das Stroh in einer Häckselschndd- maschine od. dgl. zerkleinert und in eine die Behandlungsflüssigkeit enthaltende Grube oder einen Holländer gebracht, wo es etwa eine halbe Stunde verbleibt. Dann wird das Material mittels einer mecha- nischen Fördervorrichtung an einen Ort gebracht, wo die überschüssige Flüssigkeit in die Grube-oder den Holländer zurück ablaufen kann. Hierauf lässt man es 24 bis 48 Stunden oder länger aufgeschichtet lagern und spült mit über die Haufen gespritztem Wasser kräftig ab. Damit ist die Vorbehandlung beendigt und das Material kann auf bekannte Weise zu Papierbrei und Papier verarbeitet werden.
Die bei dem Spülen ablaufende Flüssigkeit wird in eigene Gruben oder Holländer geleitet und dient zur Behandlung von Stroh, aus dem starkes grobes Papier oder Pappe hergestellt werden. Unter Umständen ist es notwendig ein zweites Mal zu spülen. Die dabei ablaufende Flüssigkeit kann ebenfalls zur Behandlung von frischem Stroh verwendet werden.
Da die Behandlung auf dem kalten Wege einfach ist und keim kostspieligen Maschinen erfordert, kann sie leicht überall durchgeführt werden und wird sich besonders vorteilhaft erweisen, wenn das Stroh am Orte seiner Gewinnung-wo es oft unverwertbar ist und verbrannt werden muss-durch dieses Verfahren zu Halbzeug verarbeitet und als solches einer zentralen Papierfabrik geliefert wird.