Verfahren zur Herstellung säurearmer Lithiumboratsalze und Mischungen aus säurearmen Lithiumboratsalzen und Lithiumhydrid
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von säurearmen Lithium- boratsalzen für Anwendungen in Batterieelektrolyten.
Lithiumbattehen haben sich als Energiespeicher vor allem für Anwendungen in der portablen Elektronik („Laptops", Mobiltelefone) wegen ihrer hohen Energie- und Leistungsdichte gegenüber anderen Batterietypen durchgesetzt. Man unterscheidet Lithiumprimärbatterien, das sind nicht wieder aufladbare Batterien mit zumeist Lithiummetallanoden, von sekundären Systemen („Lithiumakkus"), also wieder aufladbaren Batterien.
Beide Batterietypen enthalten wasserfreie flüssige oder gelartige Ionen leitfähiger Elektrolyt^, in denen Leitsalze, beispielsweise LiPF6, LiBF4, Lithiumimide, Lithiummethide oder Lithiumboratsalze, beispielsweise Lithiumbis(oxalato)borat (LiBOB, entsprechend Li[B(C2O4)2]), in gelöster Form vorliegen.
Lithiumboratsalze wie LiBOB bewirken in sekundären Lithiumbatterien im Vergleich zu Lithiumelementfluoriden wie LiPF6 oder LiBF4 eine signifikante Verbesserung der Zyklenstabilität und der Sicherheitseigenschaften (Cox, S.S. Zhang, U. Lee, J. L. Allen, T. R. Jow, J. Power Sources 46, 2005, 79-85). Dies geht auf eine veränderte Form der Schutzschichtbildung auf der Kohlenstoffanode einer Lithiumbatterie zurück: Boratelektrolyte bewirken die Bildung einer dünnen, sehr stabilen Li+- leitfähigen Schicht auf dieser Anode, die auch bei höheren Temperaturen stabil ist und deshalb gefährliche Zersetzungsreaktionen zwischen geladener Anode und beispielsweise dem Elektrolyten verhindert (J.-C.Panitz, U.Wietelmann, M.Wachtler, S.Ströbele, M.Wohlfahrt-Mehrens, J. Power Source. 153, 2006, 396-401 ; Broschüre der Chemetall 2005). Durch die boratsalzbedingten Verbesserungen an der Schutzschicht ergeben sich für den Anwender neue Möglichkeiten der Elektrolytformulierung. So kann beispielsweise auf das schlecht handhabbare Ethylencarbonat (1 ,3-Dioxolan-2-on) verzichtet und stattdessen Propylencarbonat (4-
Methyl-1 ,3-Dioxolan-2-on) verwendet werden (K.Xu, S.Zhang, R.Jow, J. Power Sources 143, 2005, 197-202).
Als Lithiumboratsalze werden beispielsweise solche der allgemeinen Formeln I oder Il verwendet:
L ist ein Chelatbildner mit zwei endständigen Sauerstoffatomen mit der allgemeinen Formel
wobei gilt:
• Y1 und Y2 bedeuten zusammen = O, mit m = 0 oder 1 , n = 0 oder 1 , o = 0 und R1 und R2 unabhängig voneinander H, F, Cl, Br, OR (R = Alkyl) oder R' (Alkyl), oder
• Y1, Y2, Y3, Y4 bedeuten jeweils unabhängig voneinander OR (R = Alkyl), H, F, Cl, Br, R' (Alkyl), mit m = 0 oder 1 , n = 0, o = 1 , oder
• Y1, C1, Y3 und C2 sind Glieder eines 5-oder 6-gliedrigen aromatischen oder heteroaromatischen Ringes (mit N, O oder S als Heteroelement), der gegebenenfalls mit Alkyl, Alkoxy, Carboxy oder Nitril substituiert sein kann, wobei Y2 und Y4 entfallen, mit n = 0 und m = 0 oder 1 , o = 1
Lithiumboratsalze werden im Allgemeinen durch Umsetzung einer oxidischen Borver- bindung (beispielsweise Borsäure, Boroxid oder einem Borsäureester) mit Oxalsäure oder einem Oxalsäuresalz bzw. einem Fluoriddonor, beispielsweise BF3, sowie ggf. weiteren Dihydroxyverbindungen, beispielsweise Dicarboxylverbindungen, Diphenolen, und einem Lithiumrohstoff, beispielsweise Lithiumcarbonat, Lithiumhydroxid, Lithiumalkoholat oder dergleichen, hergestellt.
Die gebräuchlichste Methode zur Herstellung von Bis(chelato)boraten vom Typ I besteht darin, die Komponenten in einem Lösungsmittel zu suspendieren und das Wasser azeotrop abzuscheiden (E. Bessler u. J. Weidlein, Z. Naturforsch. 37b, 1020- 1025, 1982).
Losungsmittel H2C2O4 + H2L + H3BO3 + LiOH ► Li[B(C2O4)L] + 4 H2O (1 )
Losungsmittel
H2C2O4 + H2L + H3BO3 + 0,5 Li2CO3 ► Li[B(C2O4)L] + 3,5 H2O + 0,5 CO2 (2)
Als Lösungsmittel eignen sich solche, die mit Wasser ein Azeotrop bilden, beispielsweise gesättigte oder aromatische Lösemittel wie Heptan, Octan, Toluol oder Cumol.
In einer Variante kann das Alkalimetall auch über das Lithiumsalz des Liganden (LiHL oder Li2L) oder ein Metallborat, beispielsweise LiBO2, eingebracht werden, beispielsweise:
Losungsmittel Li2L + H2C2O4 + 2 H2L + 2 H3BO3 ► 2 Li[B(C2O4)L] + 6 H2O (3)
Losungsmittel
LiBO2 + H2C2O4 + H2L ► Li[B(C2O4)L] + 2 H2O (4)
Eine weitere Herstellmöglichkeit besteht in der Umsetzung eines Metalltetraalkoxyborat M[B(OR)4] mit zwei Äquivalenten der Liganden in einem organischen Lösungsmittel (DE-C-19829030), beispielsweise:
org Losungsmittel
Li[B(OR)4] + H2C2O4 + H2L ► Li[B(C2O4)L] + 4 ROH (5)
wobei R ein Alkylrest ist , beispielsweise H3C oder C2H5.
Als organisches Lösungsmittel kann der Alkohol selbst (der in der Reaktion gebildet wird, ROH), beispielsweise Methanol oder Ethanol oder ein aprotisches, polares Solvenz, beispielsweise Acetonitril, Verwendung finden.
Schließlich ist es bekannt, LiBOB in homogener wässriger Lösung durch Umsetzung gemäß (1 ), (2), (3) oder (4) herzustellen und es nach Totaleindampfung und Vakuumtrocknung in fester, wasserfreier Form zu isolieren. Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, dass die Raum-/Zeit-Ausbeute relativ gering ist. So werden gemäß DE-C-19829030, Beispiel 1 , aus ca. 3,1 kg Reaktionslösung nur 185 g Produkt erhalten.
DE-A-10108608 offenbart, Alkalimetallbis(chelato)borate nach den oben aufgeführten Reaktionen ohne Zugabe von Lösungsmitteln in heterogener Phase zu syntheti- sieren und das bei der Reaktion gebildete Wasser zu entfernen. Nachteilig an diesem Verfahren sind die relativ schlechten Trocknungsergebnisse. So wird in von
DE-A-10108608, Beispiel 1 , ein Produkt mit einem Wassergehalt von 0,4 % offenbart. Dieser Wassergehalt liegt weit über den für Batterieleitsalze geforderten Werten.
Verbindungen der allgemeinen Formel Il können durch Umsetzung von Bortrifluorid mit Lithiumsalzen hergestellt werden. Beispielsweise wird Lithiumdifluorooxalatoborat (LiDFOB) durch Reaktion von BF3^Et2O (ein Komplex von Bortrifluorid mit Diethylether als Solvat) und Li2C2O4 hergestellt (S.S. Zhang, Electrochem. Commun. 8 (2000, 1423-1428):
Viele Leitsalze zersetzen sich bei Anwesenheit protischer Verbindungen wie Wasser mehr oder weniger schnell, beispielsweise gemäß:
LiPF6 + H2O LiF + 2 HFt + POF3T (7)
Die bei der Hydrolyse von fluorhaltigen Leitsalzen gebildeten gasförmigen Produkte, beispielsweise HF und POF3 sind stark ätzend und schädlich für die sonstigen
Batteriekomponenten, beispielsweise die Kathodenmaterialien. So führt HF beispielsweise zur Auflösung von Manganspinellen und zerstört die für die lange
Lebensdauer wichtige Deckschicht auf den Elektrodenmaterialien. Infolgedessen wird die Zyklenstabilität sekundärer Batterien beeinträchtigt. Auch Boratelektrolyte sind gegen Wasser empfindlich. In diesem Fall bilden sich teilweise unlösliche
Hydrolyseprodukte, die ebenfalls die Funktionseigenschaften der Batterien beeinträchtigen. Die Hydrolyseprodukte wie Borsäure oder Oxalsäure sind sauer-korrosiv und beeinträchtigen in ähnlicher Weise die Deckschichtbildung auf den Kathodenbzw. Anodenmatehalien.
Es ist deshalb unbedingt angezeigt, Produkte mit möglichst niedrigen Wasser- und Säuregehalten für die Herstellung von Batterieelektrolyten zu verwenden, falls langzeitzyklenstabile Batterien erwünscht sind.
Die Entfernung von Wasser und/oder Säuren kann auf der Stufe der Flüssigelektrolyten erfolgen. DE-A-10049097 offenbart, Wasser und protische Verunreinigungen aus einem organischen Flüssigelektrolyten durch Kontaktierung mit unlöslichen Alkalimetallhydriden und Abtrennung der unlöslichen Reaktionsnebenprodukte abzutrennen. Nachteil des beschriebenen Verfahrens ist, dass die Trocknungszeiten relativ lang und die aufzuwendenden Mengen an Trocknungsmittel sehr hoch sind; so werden ca. 0,4 bis 6 g Lithiumhydrid pro kg Elektrolytlösung, das sind etwa 2 bis 25 g pro kg Lithiumboratsalz-Inhalt, eingesetzt.
Um den Reinigungsaufwand am Ende des Elektrolyt-Herstellprozesses möglichst niedrig zu halten, ist es notwendig, ein bereits weitgehend trockenes und säurefreies Lithiumboratsalz einzusetzen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein einfaches, kostengünstiges Verfahren zur Herstellung wasser- und säurefreier (bzw. -armer) fester Lithiumboratsalze und deren Lösungen in aprotischen organischen Lösungsmitteln aufzuzeigen.
Die Aufgabe wird überraschenderweise dadurch gelöst, dass wasser- und/oder säureverunreinigte Lithiumboratrohsalze, nachfolgend kurz Lithiumboratrohsalz genannt, in fester Phase oder suspendiert in einem das Lithiumboratrohsalz nicht lösenden Lösemittel mit Lithiumhydrid gemischt und bei vorzugsweise erhöhter Temperatur miteinander gerührt werden. Vorzugsweise erfolgt diese Behandlung entweder im Vakuum oder in trockener Atmosphäre, ganz besonders bevorzugt in
Inertgasatmosphäre. Als Lithiumboratsalze werden die durch die generischen Formeln I und Il dargestellten Verbindungen verwendet:
I
L ist ein Chelatbildner mit zwei endständigen Sauerstoffatomen mit der allgemeinen Formel
wobei
• Y1 und Y2 bedeuten zusammen = O, mit m = 0 oder 1 , n = 0 oder 1 , o = 0 und R1 und R2 unabhängig voneinander H, F, Cl, Br, OR (R = Alkyl) oder R' (Alkyl), oder
• Y1, Y2, Y3, Y4 bedeuten jeweils unabhängig voneinander OR (R = Alkyl), H, F, Cl, Br, R' (Alkyl), mit m = 0 oder 1 , n = 0, o = 1 , oder
• Y1, C1, Y3 und C2 sind Glieder eines 5-oder 6-gliedhgen aromatischen oder heteroaromatischen Ringes (mit N, O oder S als Heteroelement), der gegebenenfalls mit Alkyl, Alkoxy, Carboxy oder Nitril substituiert sein kann, wobei Y2 und Y4 entfallen, mit n = 0 und m = 0 oder 1 , o = 1
Besonders bevorzugt sind: Lithiumbis(oxalato)borat (LiBOB), Lithiummalonato- oxalatoborat (LiMOB), Lithiumglykolato-oxalatoborat (LiGOB), Lithiumsalicylato- oxalatoborat (LiSOB), Lithiumlactato-oxalatoborat (LiLOB), Lithiumbrenzcatechinato- oxalatoborat (LiBZOB), Lithium-difluorooxalatoborat (LiDFOB), Lithiumdifluoro- malonatoborat, Lithiumdifluoro-glykolatoborat, Lithiumdifluorosalicylatoborat, Lithium- difluorolactatoborat, Lithiumdifluoro-brenzcatechinatoborat.
Das Lithiumhydrid wird besonders bevorzugt in feinverteilter Form, also gemahlen, eingesetzt. Die mittlere Partikelgröße D50 liegt bevorzugt bei 100 μm oder darunter.
Es wurde überraschend gefunden, dass das Reduktionsmittel LiH selbst bei hohen Temperaturen nicht mit dem Lithiumboratsalz reagiert.
Dies wird beispielhaft am Verhalten eines speziellen Lithiumboratsalzes der Struktur I, dem Lithiumbis(oxalato)borat (LiBOB) gezeigt. In der folgenden Grafik werden die thermische Stabilität von reinem, jedoch mit ca. 0,2 % Wasser verunreinigtem LiBOB, LiBOB Monohydrat und LiBOB (0,2 % Wasser), das mit 5 Gew.-% gemahlenem LiH vermengt wurde, gezeigt. Die Experimente wurden in geschlossenen Stahlgefäßen mit etwa 5 ml Volumen durchgeführt.
Abb. 1 : Druckaufbau bei der Thermolyse verschiedener LiBOB-Qualitäten in geschlossenen Gefäßen
50 100 150 200 250 300 350
LiBOB zersetzt sich thermisch unter Bildung von Gasen gemäß:
> 250-300°C
3 Li[B(C2O4)2] Li2C2O4 + 1/n [LiB3Os]n + 5 COt + 5 CO2T
wodurch sich in geschlossenen Apparaturen ein entsprechender Druckaufbau ergibt. In Anwesenheit von Wasser wird der Zersetzungsprozess beschleunigt. Der Druckanstiegsverlauf in geschlossenen Gefäßen spiegelt deshalb den Verlauf der thermischen Zersetzung des Lithiumboratsalzes wider. Den obigen Kurven kann entnommen werden, dass sich LiBOB Monohydrat bei niedrigster Temperatur (ca. 230 0C) zersetzt. Leicht wasserverunreinigtes LiBOB beginnt oberhalb etwa 270 0C Druck aufzubauen.
In Abmischung mit Lithiumhydrid beginnt die Zersetzung aber unerwartet erst bei 50 bis 60 0C höheren Temperaturen. Die erwartete Reduktion der Carbonylgruppen durch das Hydrid findet überraschend nicht statt. Auch werden durch verschiedene Analysenmethoden (lonenchromatographie, NMR-Spektroskopie u.a.) keine Substanzen identifiziert, die auf einen Angriff von LiH auf das BOB-Anion hindeuten könnten.
Die Abmischung von Lithiumboratsalz und Lithiumhydrid kann in reiner Form oder unter Zusatz eines aprotischen, das Lithiumboratsalz nicht lösenden Lösemittels oder Lösemittelgemisches mit einem Siedepunkt bzw. -bereich von mindestens 100 0C bei Normaldruck (im folgenden aprotisches Lösungsmittel genannt) erfolgen. Das aprotische Lösungsmittel siedet bevorzugt im Bereich zwischen 110 und 280 0C. Geeignete aprotische Lösungsmittel sind aromatische oder gesättigte Kohlenwasserstoffe, per- oder teilfluorierte Kohlenwasserstoffe oder Dialkylether. Beispiele für aromatische Kohlenwasserstoffe sind: Toluol, Ethylbenzol, XyIoIe, Cumol, Beispiele für gesättigte Kohlenwasserstoffe: Heptan, Octan, Nonan, Dekan, Undekan und Dodekan sowie Mischungen daraus. Ganz besonders geeignet sind auch kommerziell erhältliche Kohlenwasserstoffgemische wie z. B. Shellsol D70 oder D100 oder Halpasole. Beispiele für Fluorkohlenwasserstoffe sind: Perfluoro(methyldecalin), Perfluorononan, Perfluorooktan, Perfluorotridecan, Perfluorodekalin oder kommerziell erhältliche Perfluorkohlenstoffgemische wie Perfluorkerosin mit einem Siedebereich zwischen 210 und 240 0C.
Ferner eignen sich hochsiedende Dialkylether wie Dibutylether, Diamylether oder Di- phenylether oder Mischungen daraus.
Die Menge an einzusetzendem Lithiumhydrid richtet sich nach der Konzentration an protischen Verunreinigungen im Lithiumboratrohsalz. Im Allgemeinen sind mind. 0,001 Gew.-% und maximal 10 Gew.-% bezogen auf die eingesetzte Gewichtsmenge Lithiumboratsalz einzusetzen. Die bevorzugte LiH-Menge liegt zwischen 0,01 und 1 Gew. %.
Die Umsetzung zwischen Lithiumboratsalz und Lithiumhydrid in Abwesenheit eines aprotischen Lösemittels oder Lösungsmittelgemisches erfolgt unter Inertgasatmosphäre oder im Vakuum bei Temperaturen zwischen 40 und 280 0C, besonders bevorzugt bei Drücken kleiner als 50 mbar und bei Temperaturen zwischen 110 und 220 0C. Die Reaktionsdauer liegt zwischen 10 min und 24 Stunden, bevorzugt 0,5 bis 10 Stunden.
In Anwesenheit eines das Lithiumboratsalz nicht lösenden aprotischen Lösemittels erfolgt die Trocknung und Entsäuerung bevorzugt bei einer Temperatur, bei der das Lösungsmittel siedet. Der Siedevorgang bewirkt über Kavitationseffekte eine Beschleunigung des Trocknungsvorganges. Des weiteren bilden die für das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzten aprotischen Lösungsmittel mit Wasser azeotrope Gemische, d. h. vorhandenes Wasser bildet mit dem Lösungsmittel ein niedrig siedendes Gemisch.
Im Kondensat entmischen sich Wasser und aprotisches Lösungsmittel. Durch geeignete apparative Vorrichtungen nach Stand der Technik kann die Wasserphase abgeschieden und bewirkt werden, dass nur das aprotische Lösungsmittel in die Lithiumboratsalz/ LiH/aprotisches Lösungsmittel-Mischung zurückläuft. Auf diese Art und Weise kann eine ganz besonders effiziente Trocknung erfolgen.
Die notwendigen Trocknungszeiten in Anwesenheit eines aprotischen, das Lithiumboratsalz nicht lösenden Lösemittels sind von der Trocknungstemperatur, der eingesetzten Lithiumhydridmenge u.a. abhängig. Die Konzentration des
Lithiumhydrids, bezogen auf die Gewichtsmenge Lithiumboratrohsalz beträgt mindestens 0,001 und maximal 10 Gew.-% und die Konzentration der Feststoffe
(also Lithiumboratsalz und Lithiumhydrid) im Lösungsmittel in Summe mindestens 5 und maximal 95 %.
Wird die Trocknung im bevorzugten Temperaturbereich zwischen 110 und 220 0C vorgenommen, so sind im Allgemeinen 0,5 bis 10 h ausreichend bemessen.
Nach Beendigung des Trocknungs- und Entsäuerungsvorganges wird das aprotische Lösungsmittel von der Lithiumboratsalz/Lithiumhydridmischung entfernt. Dies kann entweder über eine mechanische Fest/Flüssig-Trennoperation, z. B. Filtrieren oder Dekantieren oder alternativ durch Totaleindampfung erfolgen. Bei der Totaleindampfung wird das Kondensat nicht in den Destillationsbehälter zurückgeführt, sondern aus der Destillationsapparatur ausgeschleust. Dieser Vorgang kann bei Normaldruck oder bei vermindertem Druck erfolgen. Es ist besonders bevorzugt, für die Schlusstrocknung den Druck abzusenken. Bevorzugt liegt der Schlussdruck bei kleiner als 100 mbar. Auf diese Weise lässt sich das apro- tische Lösungsmittel besonders vollständig von der Lithiumboratsalz/LiH-Mischung entfernen.
Nach der Trocknungs- und Entsäuerungsaktion liegen Feststoffgemische vor, die mit überschüssigem Lithiumhydrid sowie dessen Reaktionsprodukten (LiOH, Li2COs, Li2C2O4) verunreinigt sind. Sie enthalten maximal 100 μmol Wasser und maximal 10 μmol H+ pro g Lithiumboratrohsalz. Da solche Gemische nicht direkt als Leitsalze für Lithiumbatterien einsetzbar sind, besteht eine weitere Aufgabenstellung darin, die genannten Verunreinigungen vom Lithiumboratsalz abzutrennen. Dies geschieht am einfachsten durch einen selektiven Lösevorgang. Während nämlich die Lithiumboratsalze in der Regel eine hohe Löslichkeit in vielen aprotischen, polaren Lösungsmitteln aufweisen, sind die Verunreinigungen in denselben Lösungsmitteln kaum oder gar nicht löslich.
Dazu wird das erfindungsgemäß getrocknete und entsäuerte Lithiumboratrohsalz, im folgenden einfach erfindungsgemäßes Rohsalz genannt, in Kontakt mit einem das Rohsalz gut lösenden ebenfalls aprotischen wasser- und säurefreien Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch gebracht. Als solches Rohsalz-Iösende aprotische Lösemittel eignen sich Ether, Ketone, Kohlensäureester, γ-Lactone, Carbonsäureester und Nitrile, entweder in reiner Form oder in Mischung untereinander oder in Abmischung mit einem Kohlenwasserstoff, z.B. Toluol, Ethylbenzol oder Methylcyclohexan. Ganz besonders geeignet sind Kohlensäureester, insbesondere zyklische Carbonate wie Ethylencarbonat (EC),
Propylencarbonat (PC), Butylencarbonat (BC) u. dgl., Nitrile wie Acetonitril und Propionitril sowie γ-Lactone wie γ-Butyrolacton und γ-Valerolacton.
Je nach individueller Löslichkeit beträgt die Konzentration des gelösten Lithiumboratrohsalzes 1 bis 50 %, bevorzugt 5 bis 30 %. Es wurde gefunden, dass die Verunreinigung mit Wasser maximal 100 μmol/g sowie mit Säur en (H+)max 10 μmol/g gelöstem Lithiumboratrohsalz beträgt.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend beispielhaft erläutert, ohne dass mit der Beschreibung eine Limitierung auf ein ganz bestimmtes Lithiumboratrohsalz oder ein bestimmtes Verfahren erfolgen soll.
Als Repräsentant für ein Lithiumboratsalz wird LiBOB verwendet. Nach Stand der Technik hergestelltes rohes LiBOB enthält typisch 0,1 bis 0,2 % Wasser und einen relativ hohen Säuregehalt von >100 μmol/g. Der Säuregehalt wird nach einer speziellen Methode im wasserfreien Medium titriert (Titration mit tertiären Aminen gegen Bromphenolblau als Indikator).
Das rohe LiBOB wird mit bevorzugt 0,1 bis 0,5 % Lithiumhydridpulver versetzt und dann unter intensiver Durchmischung erhitzt. Besonders bevorzugt erfolgt dieser Vorgang in Gegenwart von aliphatischen Kohlenwasserstoffen mit einem Siedebereich zwischen 110 und 280 0C bei Temperaturen zwischen 110 und 220 0C. Das aus diesem Prozess entweder durch Totaleindampfung oder durch einen Fest/Flüssig-Trennprozess isolierte getrocknete und entsäuerte Rohsalz wird sodann unter Ausschluss von Luft und Wasser, d. h. im Vakuum oder unter Inertgasatmosphäre in ein LiBOB gut lösendes aprotisches Lösungsmittel, bevorzugt Ethylencarbonat, Propylencarbonat oder Butylencarbonat eingetragen, so dass eine ca. 10 bis 20%ige Lösung entsteht. Durch Rühren und/oder Erwärmen kann der Lösungsprozess beschleunigt werden. Im gerührten System ist der Löseprozess nach einigen Minuten bis ca. 5 Stunden abgeschlossen.
In einer besonderen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die ungelöste Rückstände enthaltende Rohsalzlösung anschließend bei erhöhten Temperaturen, z. B. bei 50 bis 200 0C für etwa 10 min bis 10 Stunden gerührt. Durch diese Maßnahme werden eventuell noch vorhandene Wasser- und Säurespuren, die mit dem aprotischen Lösemittel und/oder dem Lithiumboratrohsalz eingebracht wurden, entfernt bzw. neutralisiert.
Die wie oben beschrieben behandelte trübe Lösung wird anschließend zur Abtrennung der Trübe nach Stand der Technik filtriert, dekantiert oder zentrifugiert. Ganz besonders bevorzugt ist die Membranfiltration unter Verwendung von Filtermedien mit Porendurchmessern kleiner als 0,5 μm.
Werden für das beschriebene Reinigungsverfahren solche Lösungsmittel verwendet, die in Lithiumbatterien eingesetzt werden, sind im Allgemeinen keine weiteren Reinigungs- und Trennoperationen mehr notwendig.
Die Produktlösung kann in dieser Form mit weiteren Komponenten, also Lösungsmitteln, Lithiumsalzen (z. B. LiPF6) oder speziellen Additiven (z. B. schichtbildenden Substanzen wie Vinylencarbonat oder Redox-Shuttle-Molekülen wie z. B. 1 ,2-Divinylfuroat, 1 ,3-Butadiencarbonat oder 2-tert-Butylanisol) versetzt und dann als Batterieelektrolyt eingesetzt werden. Anders sieht es aus, wenn in Batterien wenig gebräuchliche Lösungsmittel wie z. B. Acetonitril oder Essigsäurebutylester für den Abtren nprozess verwendet werden.
In diesem Falle muss das Lösungsmittel entweder per Totaleindampfung entfernt oder das gelöste Lithiumboratsalz per Kristallisation (Verdrängungs-, Eindampf- oder Kühlkristallisation) isoliert werden.
Es wurde gefunden, dass auch die aus den wasser- und säurefreien Lösungen isolierten festen Lithiumboratprodukte mit deutlich geringeren Wasser- und
Säuregehalten anfallen, als dies dann der Fall ist, wenn nicht erfindungsgemäß vorbehandelte Lithiumboratrohsalze eingesetzt werden. Die verschiedenen Aspekte
der Erfindung werden anhand nachstehender Beispiele erläutert, ohne dass eine Beschränkung darauf erfolgen soll.
Beispiel 1 : Trocknung und Entsäuerung von LiBOB mit Lithiumhydrid in Halpasol unter Rückflussbedingungen
In einem 5-l-Vertikaltrockner mit Rückflussteiler, Kondensator und Ablassmöglichkeit für die wässrige Phase im Kondensat wurden 1 ,18 kg rohes LiBOB mit einem Wassergehalt von 800 ppm sowie 1 ,9 g LiH-Pulver in 2,9 kg "Halpasol 166-170" suspendiert. Die Wärmeträgeröltemperatur wurde auf 205 0C eingestellt und 1 h rückflussgekocht (Siedetemperatur 165 bis 167 0C). Dabei schieden sich 0,5 ml Wasser ab. Nach weiteren 1 ,5 h Refluxieren wurde der Rückflussteiler von Rückfluss auf Destillation umgestellt.
Nachdem die Hauptmenge des Lösungsmittels abkondensiert war, wurde der Druck allmählich, zum Schluss auf 15 mbar abgesenkt.
Das zurückbleibende farblose, trockene Kristallisat wurde in noch heißem Zustand in eine inertisierte d. h. getrocknete und mit Schutzgas befüllte Glasflasche abgelassen.
Ausbeute: 1 ,16 kg LiBOB
Säuregehalt: 2,5 μmol H7g LiBOB (Titration mit Triethylamin gegen Bromphenolblau in Propylencarbonat-Lösung)
Wassergehalt: 219 ppm (entspr. 12 μmol/g LiBOB)
Unlösl. Anteil: 1 ,3 Gew.-% (in Acetonitril)
Beispiel 2: Herstellung einer klaren, trockenen und säurearmen Lösung von LiBOB in Propylencarbonat (PC)
263 g LiBOB/LiH-Mischung aus Beispiel 1 wurden in 1380 g trockenes PC (Wassergehalt 30 ppm), das in einem inertisierten 2 I Doppelmantelreaktor vorgelegt war, eingetragen. Dann wurde die gerührte trübe Mischung 3 Stunden bei 120 0C unter einem Argonpolster gerührt. Nach Abkühlung auf Raumtemperatur wurde die Lösung über ein Membranfilter der Fa. Cuno (SCF Nylon, 100 nm Porenweite) filtriert.
Auswaage: 1429 g (87 % d. Th.), klare, gelbliche Lösung. Die Lösung erweist sich als lagerstabil, d. h. es treten beim Lagern über mehrere Monate keine Nachfällungen auf.
Li+: 0,81 mmol/g (entspr. 15,7 % LiBOB)
Säuregehalt: 2,0 μmol H+/g LiBOB-lnhalt
Wassergehalt: 235 ppm (entspr. 82 μmol/g LiBOB-lnhalt)
Beispiel 3: Herstellung von reinem, wasser- und säurearmem LiBOB-Kristallisat durch Eindampfkristallisation in Propylencarbonat
1186 g der klaren LiBOB-Lösung aus Beispiel 2 wurden in einem 0,5-l-Doppelmantelreaktor ausgerüstet mit Schrägblattrührer, Destillatteiler und Intensivkühler kristallisiert.
Dazu wurden zunächst 500 ml der klaren Lösung in den zuvor getrockneten und mit Argon befüllten Reaktor eingebracht. Dann wurde auf einen Druck von 10 mbar evakuiert und die Heizmanteltemperatur innerhalb von 60 min auf 150 bis 155 0C eingestellt. Unter diesen Bedingungen siedete der Reaktorinhalt und das ausgeschleuste Destillat wurde kontinuierlich durch weitere Frischlösung ersetzt. Es wurden insgesamt 971 g PC abkondensiert. Dass wurde das Vakuum gebrochen, auf 120 0C abgekühlt und die entstandene Suspension auf eine auf 100 0C vorgeheizte
Umkehrfritte abgelassen. Nach Entfernung der Mutterlauge wurde das Kristallisat mit insgesamt 950 g Diethylcarbonat gewaschen.
Anschließend wurde der Feststoff mit Argon trocken geblasen und bei 100 0C vakuumgetrocknet.
Ausbeute: 124 g weißes grobkristallines Salz (67 % d. Th.)
Li+: 5,25 mmol/g
Säuregehalt: 5,7 μmol H+/g LiBOB
Wassergehalt: 81 ppm (entspr. 4 μmol/g LiBOB)
Das Produkt löste sich ganz schwach trübe in PC und Acetonitril (kleiner als 100 NTU).