Verfahren zur Herstellung von hochreaktiven Isobutenhomo- oder -copolymeren aus technischen C4-Kohlenwasserstoffströmen mittels protonensaurer Katalysatorkomplexe
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von hochreaktiven Isobutenhomo- oder -copolymeren mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht Mn von 500 bis 1.000.000 durch Polymerisation von Isobuten aus einem technischen C4-Kohlenwasserstoffstrom mit einem Isobuten-Gehalt von 1 bis 90 Gew.-% in flüssiger Phase in Gegenwart eines gelösten, dispergierten oder geträgerten Katalysatorkomplexes.
Unter hochreaktiven Polyisobutenhomo- oder -copolymeren versteht man im Unterschied zu den sogenannten niedrigreaktiven Polymeren solche Polyisobutene, die ei- nen hohen Gehalt an terminal angeordneten ethylenischen Doppelbindungen enthalten. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung sollen unter hochreaktiven Polyisobutenen solche Polyisobutene verstanden werden, die einen Anteil an Vinyliden-Doppelbindun- gen (α-Doppelbindungen) von wenigstens 60 Mol-%, vorzugsweise von wenigstens 70 Mol-% und insbesondere von wenigstens 80 Mol-%, bezogen auf die Polyisobuten- Makromoleküle, aufweisen. Unter Vinylidengruppen werden im Sinne der vorliegenden Anmeldung solche Doppelbindungen verstanden, deren Lage im Polyisobuten-Makro- molekül durch die allgemeine Formel
Polymer
beschrieben wird, d.h. die Doppelbindung befindet sich in der Polymerkette in α-Stel- lung. "Polymer" steht für den um eine Isobuteneinheit verkürzten Polyisobutenrest. Die Vinylidengruppen zeigen die höchste Reaktivität, wohingegen eine weiter im Inneren der Makromoleküle liegende Doppelbindung keine oder auf jeden Fall geringere Reaktivität bei Funktionalisierungsreaktionen zeigt. Hochreaktive Polyisobutene werden un- ter anderem als Zwischenprodukte zur Herstellung von Additiven für Schmier- und Kraftstoffe verwendet, wie dies beispielsweise in DE-A 27 02 604 beschrieben wird.
Derartige hochreaktive Polyisobutene sind z. B. nach dem Verfahren der
DE-A 27 02 604 durch kationische Polymerisation von Isobuten in flüssiger Phase in Gegenwart von Bortrifluorid als Katalysator erhältlich. Nachteilig hierbei ist, dass die dabei erhaltenen Polyisobutene eine relativ hohe Polydispersität aufweisen. Die PoIy- dispersität PDI ist ein Maß für die Molekulargewichtsverteilung der erhaltenen Polymerketten und entspricht dem Quotient aus gewichtsmittlerem Molekulargewicht Mw und zahlenmittlerem Molekulargewicht Mn (PDI = Mw/Mn).
Polyisobutene mit einem ähnlich hohen Anteil an endständigen Doppelbindungen, jedoch mit einer engeren Molekulargewichtsverteilung sind beispielsweise nach dem Verfahren der EP-A 145 235, US 5 408 018 sowie WO 99/64482 erhältlich, wobei die Polymerisation in Gegenwart eines desaktivierten Katalysators, zum Beispiel eines Komplexes aus Bortrifluorid, Alkoholen und/oder Ethern, erfolgt. Nachteilig hierbei ist, dass bei sehr tiefen Temperaturen, oftmals deutlich unterhalb von 0 0C, was einen hohen Energieaufwand verursacht, gearbeitet werden muss, um tatsächlich zu hochreaktiven Polyisobutenen zu gelangen.
Die EP-A 1 344 785 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung hochreaktiver Polyisobutene unter Verwendung eines solvensstabilisierten Übergangsmetallkomplexes mit schwach koordinierenden Anionen als Polymerisationskatalysator. Als geeignete Metalle werden solche der 3. bis 12. Gruppe des Periodensystems genannt; in den Beispielen werden Mangankomplexe eingesetzt. Zwar kann bei diesem Verfahren bei Re- aktionstemperaturen oberhalb von 0 0C polymerisiert werden, nachteilig ist jedoch, dass die Polymerisationszeiten unakzeptabel lang sind, so dass eine wirtschaftliche Nutzung dieses Verfahrens unattraktiv wird.
In der EP-A 1 598 380 werden Fluorelementsäure-Donor-Komplexe, beispielsweise HBF4 • O(CH3)2, als Polymerisationskatalysatoren für Isobuten beschrieben. Als
Einsatzmaterial werden isobutenhaltige technische C4-Kohlenwasserstoffströme wie Raffinat 1 genannt.
Die WO 95/26814 offenbart geträgerte Polymerisationskatalysatoren für die Isobuten- Polymerisation, die durch Umsetzung von Organometallverbindungen unter anderem des Aluminiums oder Bors, beispielsweise Triisobutylaluminium, mit starken Mineralsäuren oder organischen Säuren wie Trifluormethansulfonsäure gebildet werden und an das Trägermaterial kovalent gebunden sind. Mit diesen Polymerisationskatalysatoren erzielt man einen Gehalt an Vinyliden-Doppelbindungen im Polymer von bis zu 40 Mol-%. Als Einsatzmaterial werden aus isobutenhaltige technische C4-Kohlen- wasser-stoffströme genannt.
Es ist bekannt, dass Katalysatorsysteme, wie sie beispielsweise in der EP-A 1 598 380 verwendet werden, zu einem gewissen Restfluorgehalt im Produkt in Form von organi- sehen Fluorverbindungen führen. Um solche Nebenprodukte zu verringern oder ganz zu vermeiden, sollte in einem solchen Katalysatorkomplex auf direkt an ein Metallzentrum gebundene Fluoratome verzichtet werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, ein Verfahren zur Herstellung von nieder-, mittel- und hochmolekularen hochreaktiven Polyisobutenhomo- oder -copoly- meren bereitzustellen, insbesondere zur Herstellung von Polyisobutenpolymeren mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht Mn von 500 bis 1.000.000 und mit einem Ge-
halt an endständigen Vinyliden-Doppelbindungen von wenigstens 80 Mol-%, welches einerseits eine Polymerisation von Isobuten oder Isobuten-haltigen Monomerenquellen bei nicht allzu tiefen Temperatur erlaubt, gleichzeitig jedoch deutlich kürzere Polymerisationszeiten ermöglicht. Der hierbei verwendete Katalysator sollte keine leicht abspalt- baren Fluorfunktionen enthalten.
Die Aufgabe wurde gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung von hochreaktiven Isobutenhomo- oder -copolymeren mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht Mn von 500 bis 1.000.000 durch Polymerisation von Isobuten aus einem technischen C4-Kohlenwasserstoffstrom mit einem Isobuten-Gehalt von 1 bis 90 Gew.-% in flüssiger Phase in Gegenwart eines gelösten, dispergierten oder geträgerten Katalysatorkomplexes, dadurch gekennzeichnet, dass man als Katalysatorkomplex eine protonensaure Verbindung der allgemeinen Formel I
[H+]k Yk- . |_x (I)
in der
die Variable Yk" für ein schwach koordinierendes k-wertiges Anion, welches mindestens eine kohlenstoffhaltige Gruppierung enthält, steht,
L neutrale Solvensmoleküle bezeichnet und
x eine Zahl > 0 bezeichnet,
einsetzt.
Unter Isobutenhomopolymeren versteht man im Rahmen der vorliegenden Erfindung solche Polymere, die bezogen auf das Polymer zu wenigstens 98 Mol-%, vorzugsweise zu wenigstens 99 Mol-% aus Isobuten aufgebaut sind. Dementsprechend versteht man unter Isobutencopolymeren solche Polymere, die mehr als 2 Mol-% Monomere einpo- lymerisiert enthalten, die von Isobuten verschieden sind.
In einer bevorzugten Ausführungsform treten als kohlenstoffhaltige Gruppierungen im Anion Yk- ein oder mehrere aliphatische, heterocyclische oder aromatische Kohlenwasserstoffreste mit jeweils 1 bis 30 Kohlenstoffatomen, welche Fluoratome enthalten können, und/oder d- bis C3o-Kohlenwasserstoffreste enthaltende Silylgruppen auf.
Als aliphatische Kohlenwasserstoffreste kommen im Anion Yk- beispielsweise lineare oder verzweigte Alkylreste mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen in Betracht. Beispiele hierfür sind Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl, 2-Butyl, Isobutyl, tert.-Butyl, Pentyl, 1-Methylbutyl, 2-Methylbutyl, 3-Methylbutyl, 2,2-Dimethylpropyl, 1-Ethylpropyl, n-Hexyl,
1 ,1-Dimethylpropyl, 1 ,2-Dimethylpropyl, 1-Methylpentyl, 2-Methylpentyl, 3-Methyl- pentyl, 4-Methylpentyl, 1 ,1-Dimethylbutyl, 1 ,2-Dimethylbutyl, 1 ,3-Dimethylbutyl, 2,2-Dimethylbutyl, 2,3-Dimethylbutyl, 3,3-Dimethylbutyl, 1-Ethylbutyl, 2-Ethylbutyl, 1 ,1 ,2-Trimethylpropyl, 1 ,2,2-Trimethylpropyl, 1-Ethyl-1-methylpropyl, 1-Ethyl-2-methyl- propyl, n-Heptyl, n-Octyl und 2-Ethylhexyl. Jedoch sind auch längerkettige Alkylreste wie n-Decyl, n-Dodecyl, n-Tridecyl, Isotridecyl, n-Tetradecyl, n-Hexadecyl oder n-Oc- tadecyl prinzipiell verwendbar.
Als heterocyclische aromatische oder teil- oder vollgestättigte Reste, die im Anion Yk" vorhanden sein können, eignen sich beispielsweise Pyridine, Imidazole, Imidazoline, Piperidine oder Morpholine.
Als aromatische Kohlenwasserstoffreste kommen im Anion Yk" beispielsweise Ce- bis Ci8-Arylreste in Betracht, beispielsweise gegebenenfalls substituiertes Phenyl oder ToIyI, gegebenenfalls substituiertes Naphthyl, gegebenenfalls substituiertes Biphenyl, gegebenenfalls substituiertes Anthracenyl oder gegebenenfalls substituiertes Phenan- threnyl. Beispiel für weitere Substituenten, die ein- oder mehrfach vorhanden sein können, sind hierbei beispielsweise Nitro, Cyano, Hydroxy, Chlor und Trichlormethyl. Die genannte Anzahl an Kohlenstoffatomen für diese Arylreste umfassen sämtliche in die- sen Resten enthaltenen Kohlenstoffatome, einschließlich der Kohlenstoffatome von Substituenten an den Arylresten.
Alle genannten aliphatische, heterocyclische oder aromatische Kohlenwasserstoffreste können durch ein oder mehrere Fluoratome substituiert sein; als Beispiele hierfür sei auf die in den unten genannten bevorzugten Ausführungsformen aufgeführten konkreten Fluorverbindungen verwiesen.
Als Beispiele für d- bis C3o-Kohlenwasserstoffreste enthaltende Silylgruppen sei auf die in den unten genannten bevorzugten Ausführungsformen aufgeführten konkreten Silylverbindungen verwiesen.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform verwendet man für das erfindungsgemäße Verfahren als protonensauren Katalysatorkomplex eine borhaltige Verbindung der allgemeinen Formel Il
[H+]m+i [R1R2R3B-(-Am+-BR5R6-)n-R4](m+1)- • Lx (II)
in der
die Variablen R1, R2, R3, R4, R5 und R6 unabhängig voneinander für aliphatische, heterocyclische oder aromatische fluorhaltige Kohlenwasserstoffreste mit jeweils 1 bis 18 Kohlenstoffatomen oder d- bis Ciβ-Kohlenwasserstoffreste enthaltende Silylgruppen
stehen,
A ein stickstoffhaltiges Brückenglied, welches zu den Boratomen kovalente Bindungen über seine Stickstoffatome ausbildet, bezeichnet,
L neutrale Solvensmoleküle bezeichnet,
n für die Zahl 0 oder 1 steht,
m für die Zahl 0 oder 1 steht und
x eine Zahl > 0 bezeichnet.
Im Falle des NichtVorhandenseins eines Brückengliedes A (n = 0) steht dessen La- dungszahl m auch für 0.
Die Variablen R1, R2, R3, R4, R5 und R6 des schwach koordinierenden Anions [R1R2R3B-(-Am+-BR5R6-)n-R4]<m+1>- stehen im Falle von Fluorkohlenwasserstoffresten unabhängig voneinanderfür aliphatische, heterocyclische oder aromatische fluorhaltige Kohlenwasserstoffreste mit jeweils 1 bis 18, vorzugsweise 3 bis 18 Kohlenstoffatomen. Im Falle von aliphatischen Resten werden solche mit 1 bis 10, insbesondere 2 bis 6 Kohlenstoffatomen bevorzugt. Diese aliphatischen Reste können linear, verzweigt oder cyclisch sein. Sie enthalten jeweils 1 bis 12, insbesondere 3 bis 9 Fluoratome. Typische Beispiele für derartige aliphatische Reste sind Difluormethyl, Trifluormethyl, 2,2-Difluorethyl, 2,2,2-Trifluorethyl, 1 ,2,2,2-Tetrafluorethyl, Pentafluorethyl, 1 ,1 ,1-Tri- fluor-2-propyl, 1 ,1 ,1-Trifluor-2-butyl, 1 ,1 ,1 -Trifluor-tert.-butyl und Tris(trifluormethyl)- methyl.
In einer bevorzugten Ausführungsform stehen die die Variablen R1, R2, R3, R4, R5 und R6 unabhängig voneinander für Ce- bis Cis-Arylreste, insbesondere Ce- bis Cg-Aryl- reste, mit jeweils 3 bis 12 Fluoratomen, insbesondere 3 bis 6 Fluoratomen; hierbei werden Pentafluorphenylreste, 3- oder 4-Trifluormethylphenylreste und 3,5-Bis(trifluor- methyl)phenylreste ganz besonders bevorzugt.
Ce- bis Cis-Aryl bzw. Ce- bis Cg-Aryl steht im Rahmen der vorliegenden Erfindung für gegebenenfalls weiter substituiertes Polyfluorphenyl oder Polyfluortolyl, gegebenenfalls weiter substituiertes Polyfluornaphthyl, gegebenenfalls weiter substituiertes Polyfluor- biphenyl, gegebenenfalls weiter substituiertes Polyfluoranthracenyl oder gegebenenfalls weiter substituiertes Polyfluorphenanthrenyl. Beispiel für weitere Substituenten, die ein- oder mehrfach vorhanden sein können, sind hierbei beispielsweise Nitro, Cy- ano, Hydroxy, Chlor und Trichlormethyl. Die genannte Anzahl an Kohlenstoffatomen für
diese Arylreste umfassen sämtliche in diesen Resten enthaltenen Kohlenstoffatome, einschließlich der Kohlenstoffatome von Substituenten an den Arylresten.
Im Falle von d- bis Cis-Kohlenwasserstoffreste enthaltenden Silylgruppen stehen die Variablen R1, R2, R3, R4, R5 und R6 unabhängig voneinander vorzugsweise für Trialkyl- silylgruppe, wobei die drei Alkylreste verschieden oder vorzugsweise gleich sein können. Als Alkylreste kommen hier vor allem lineare oder verzweigte Alkylreste mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen in Betracht. Beispiele hierfür sind Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopro- pyl, n-Butyl, 2-Butyl, Isobutyl, tert.-Butyl, Pentyl, 1-Methylbutyl, 2-Methylbutyl, 3-Methyl- butyl, 2,2-Dimethylpropyl, 1-Ethylpropyl, n-Hexyl, 1 ,1-Dimethylpropyl, 1 ,2-Dimethyl- propyl, 1-Methylpentyl, 2-Methylpentyl, 3-Methylpentyl, 4-Methylpentyl, 1 ,1-Dimethyl- butyl, 1 ,2-Dimethylbutyl, 1 ,3-Dimethylbutyl, 2,2-Dimethylbutyl, 2,3-Dimethylbutyl, 3,3-Dimethylbutyl, 1-Ethylbutyl, 2-Ethylbutyl, 1 ,1 ,2-Trimethylpropyl, 1 ,2,2-Trimethyl- propyl, 1-Ethyl-1-methylpropyl, 1-Ethyl-2-methylpropyl, n-Heptyl, n-Octyl und 2-Ethyl- hexyl. Jedoch sind auch längerkettige Alkylreste wie n-Decyl, n-Dodecyl, n-Tridecyl, Isotridecyl, n-Tetradecyl, n-Hexadecyl oder n-Octadecyl prinzipiell verwendbar. Ganz besonders gut eignen sich Trimethylsilyl- und Triethylsilylreste.
Die Variablen R1, R2, R3, R4, R5 und R6 können in geringem Umfang zusätzlich funktio- nelle Gruppen oder Heteroatome enthalten, soweit dies den dominierenden Fluorkohlenwasserstoff-Charakter bzw. den dominierenden Silylkohlenwasserstoff-Charakter der Reste nicht beeinträchtigt. Derartige funktionelle Gruppen oder Heteroatome sind beispielsweise weitere Halogenatome wie Chlor oder Brom, Nitrogruppen, Cyanogrup- pen, Hydroxygruppen sowie d- bis C4-Alkoxygruppen wie Methoxy, Ethoxy, Propoxy, Isopropoxy, Butoxy, Isobutoxy und tert.-Butoxy. Heteroatome können aber auch Bestandteil der zugrundeliegenden Kohlenwasserstoffketten oder -ringe sein, beispielsweise Sauerstoff in Form von Etherfunktionen, z. B. in Polyoxyalkylenketten, oder Stickstoff und/oder Sauerstoff als Bestandteil von heterocyclischen aromatischen oder teil- oder vollgestättigten Ringsystemen, z. B. in Pyridinen, Imidazolen, Imidazolinen, Piperidinen oder Morpholinen. In jedem Fall sind die Variablen R1, R2, R3, R4, R5 und R6 aber über ein Kohlenstoffatom an die Boratome kovalent gebunden.
Die Variablen R1, R2, R3, R4, R5 und R6 können alle unterschiedlich sein. Es können aber auch mehrere oder alle dieser Variablen gleich sein. In besonders bevorzugten Ausführungsformen sind (im Falle von n = 1) alle sechs Variablen R1, R2, R3, R4, R5 und R6 bzw. (im Falle von n = 0) alle vier Variablen R1, R2, R3 und R4 gleich und stehen jeweils für Pentafluorphenyl, 3,5-Bis(trifluormethyl)phenyl, Trimethylsilyl oder Triethylsi- IyI.
Typische nicht verbrückte protonensaure Verbindungen Il (n = 0) enthalten als einfach negativ geladenes Anion Tetrakis(pentafluorphenyl)boran, Tetrakis[3-(trifluormethyl)-
phenyl]boran, Tetrakis[4-(trifluormethyl)phenyl]boran oder Tetrakis[3,5-bis(trifluor- methyl)phenyl]boran.
Als stickstoffhaltiges Brückenglied A, welches zu den Boratomen kovalente Bindungen über seine Stickstoffatome ausbildet, kann im einfachsten Fall eine formal von Ammoniak abgeleitete Einheit der Formel -NH- dienen. Weitere Beispiele für A sind von ali- phatischen und aromatischen Diaminen wie 1 ,2-Diaminomethan, 1 ,2-Ethylendiamin, 1 ,3-Propylendiamin, 1 ,4-Butylendiamin, 1 ,2-, 1 ,3- oder 1 ,4-Phenylendiamin abgeleitete Einheiten.
Das Brückenglied A bezeichnet in einer bevorzugten Ausführungsform eine gegebenenfalls einfach positiv geladene fünf- oder sechsgliedrige Heterocyclus-Einheit mit mindestens 2 Stickstoffatomen, welche gesättigt oder ungesättigt sein kann, beispielsweise Pyrazolium, Imidazolidin, Imidazolinium, Imidazolium, 1 ,2,3-Triazolidin, 1 ,2,3-Triazolium, 1 ,2,4-Triazolium, Tetrazolium oder Pyrazan. Besonders bevorzugt wird Imidazolium für A.
Eine typische verbrückte protonensaure Verbindung Il (n = 1) enthält als einfach negativ geladenes Anion die Struktur [(F5C6)3B-lmidazolium-B(C6F5)3]", wobei die Imidazoli- um-Brücke über jedes seiner beiden Stickstoffatome jeweils eine kovalente Bindung zu einem der beiden Boratome ausbildet.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform verwendet man für das erfindungsgemäße Verfahren als protonensauren Katalysatorkomplex eine Verbindung der allgemeinen Formel IM
H+ [MXa(OR7)b]- • Lx (IM)
in der
M ein Metallatom aus der Gruppe Bor, Aluminium, Gallium, Indium und Thallium bedeutet,
die Variablen R7 unabhängig voneinander für aliphatische, heterocyclische oder aro- matische Kohlenwasserstoffreste mit jeweils 1 bis 18 Kohlenstoffatomen, welche Fluoratome enthalten können, oder für d- bis Cis-Kohlenwasserstoffreste enthaltende Silylgruppen stehen,
die Variable X ein Halogenatom bedeutet,
L neutrale Solvensmoleküle bezeichnet,
a für ganze Zahlen von 0 bis 3 und b für ganze Zahlen von 1 bis 4 steht, wobei die Summe aus a + b den Wert 4 ergeben muß, und
x eine Zahl > 0 bezeichnet.
Stehen die Variablen R7 für aliphatische, heterocyclische oder aromatische Kohlenwasserstoffreste mit jeweils 1 bis 18 Kohlenstoffatomen, enthalten sie vorzugsweise ein oder mehrere Fluoratome.
Die Variablen R7 des schwach koordinierenden Anions [MXa(OR7)b]" stehen im Falle von Fluorkohlenwasserstoffresten unabhängig voneinander für aliphatische, heterocyclische oder aromatische fluorhaltige Kohlenwasserstoffreste mit jeweils 1 bis 18, vorzugsweise 1 bis 13 Kohlenstoffatomen. Im Falle von aliphatischen Resten werden solche mit 1 bis 10, insbesondere 1 bis 6 Kohlenstoffatomen besonders bevorzugt. Diese aliphatischen Reste können linear, verzweigt oder cyclisch sein. Sie enthalten jeweils 1 bis 12, insbesondere 3 bis 9 Fluoratome. Typische Beispiele für derartige aliphatische Reste sind Difluormethyl, Trifluormethyl, 2,2-Difluorethyl, 2,2,2-Trifluorethyl, 1 ,2,2,2-Tetrafluorethyl, Pentafluorethyl, 1 ,1 ,1 -Trif luor-2-propyl, 1 ,1 ,1 -Trifluor-2-butyl, 1 ,1 ,1 -Trifluor-tert.-butyl und insbesondere Tris(trifluormethyl)methyl.
Im Falle von aromatischen Resten stehen die die Variablen R7 unabhängig voneinander vorzugsweise für Ce- bis Cis-Arylreste, insbesondere Ce- bis Cg-Arylreste, mit jeweils 3 bis 12 Fluoratomen, insbesondere 3 bis 6 Fluoratomen; hierbei werden Pen- tafluorphenylreste, 3- oder 4-(Trifluormethyl)phenylreste und 3,5-Bis(trifluormethyl)- phenylreste bevorzugt.
Derartiges Ce- bis Cis-Aryl bzw. Ce- bis Cg-Aryl steht im Rahmen der vorliegenden Erfindung für gegebenenfalls weiter substituiertes Polyfluorphenyl oder Polyfluortolyl, gegebenenfalls weiter substituiertes Polyfluornaphthyl, gegebenenfalls weiter substitu- iertes Polyfluorbiphenyl, gegebenenfalls weiter substituiertes Polyfluoranthracenyl oder gegebenenfalls weiter substituiertes Polyfluorphenanthrenyl. Beispiel für weitere Sub- stituenten, die ein- oder mehrfach vorhanden sein können, sind hierbei beispielsweise Nitro, Cyano, Hydroxy, Chlor und Trichlormethyl. Die genannte Anzahl an Kohlenstoffatomen für diese Arylreste umfassen sämtliche in diesen Resten enthaltenen Kohlen- stoffatome, einschließlich der Kohlenstoffatome von Substituenten an den Arylresten.
Im Falle von d- bis Cis-Kohlenwasserstoffreste enthaltenden Silylgruppen stehen die Variablen R7 unabhängig voneinander vorzugsweise für Trialkylsilylgruppe, wobei die drei Alkylreste verschieden oder vorzugsweise gleich sein können. Als Alkylreste kommen hier vor allem lineare oder verzweigte Alkylreste mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen in Betracht. Beispiele hierfür sind Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl, 2-Butyl, Isobutyl, tert.-Butyl, Pentyl, 1-Methylbutyl, 2-Methylbutyl, 3-Methylbutyl,
2,2-Dimethylpropyl, 1-Ethylpropyl, n-Hexyl, 1 ,1-Dimethylpropyl, 1 ,2-Dimethylpropyl, 1-Methylpentyl, 2-Methylpentyl, 3-Methylpentyl, 4-Methylpentyl, 1 ,1-Dimethylbutyl, 1 ,2-Dimethylbutyl, 1 ,3-Dimethylbutyl, 2,2-Dimethylbutyl, 2,3-Dimethylbutyl, 3,3-Dime- thylbutyl, 1-Ethylbutyl, 2-Ethylbutyl, 1 ,1 ,2-Trimethylpropyl, 1 ,2,2-Trimethylpropyl, 1-Ethyl-1-methylpropyl, i-Ethyl-2-methylpropyl, n-Heptyl, n-Octyl und 2-Ethylhexyl. Jedoch sind auch längerkettige Alkylreste wie n-Decyl, n-Dodecyl, n-Tridecyl, Isotride- cyl, n-Tetra-decyl, n-Hexadecyl oder n-Octadecyl prinzipiell verwendbar. Besonders gut eignen sich Trimethylsilyl- und Triethylsilylreste.
Die Variablen R7 können in geringem Umfang zusätzlich funktionelle Gruppen oder Heteroatome enthalten, soweit dies den dominierenden Fluorkohlenwasserstoff- Charakter bzw. den dominierenden Silylkohlenwasserstoff-Charakter der Reste nicht beeinträchtigt. Derartige funktionelle Gruppen oder Heteroatome sind beispielsweise weitere Halogenatome wie Chlor oder Brom, Nitrogruppen, Cyanogruppen, Hydro- xygruppen sowie d- bis C4-Alkoxygruppen wie Methoxy, Ethoxy, Propoxy, Isopropoxy, Butoxy, Isobutoxy und tert.-Butoxy. Heteroatome können aber auch Bestandteil der zugrundeliegenden Kohlenwasserstoffketten oder -ringe sein, beispielsweise Sauerstoff in Form von Etherfunktionen, z. B. in Polyoxyalkylenketten, oder Stickstoff und/oder Sauerstoff als Bestandteil von heterocyclischen aromatischen oder teil- oder vollgestättigten Ringsystemen, z. B. in Pyridinen, Imidazolen, Imidazolinen, Piperidinen oder Morpholinen.
In einer bevorzugten Ausführungsform stehen die Variablen R7 unabhängig voneinander für d- bis Ci8-Alkylreste mit 1 bis 12 Fluoratomen, insbesondere für Tris(trifluor- methyl)methylreste, oder Ce- bis Cis-Arylreste mit 3 bis 6 Fluoratomen, insbesondere für Pentafluorphenylreste, 3- oder 4-(Trifluormethyl)phenylreste oder 3,5-Bis(trifluor- methyl)phenylreste, stehen.
Sollte mehrere Variablen R7 in der Verbindung I vorliegen, können diese alle unter- schiedlich sein. Es können aber auch mehrere oder alle dieser Variablen gleich sein. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform sind alle Variablen R7 gleich und stehen jeweils für Tris(trifluormethyl)methylreste, Pentafluorphenylreste, 3- oder 4-(T ri- fluormethyl)phenylreste oder 3,5-Bis(trifluormethyl)phenylreste.
Die Variablen R7 sind Bestandteil von entsprechenden Alkoxylat-Einheiten -OR7, die zusammen mit möglichen Halogenatomen X als Substituenten am Metallatom M lokalisiert und in der Regel mit diesem durch kovalente Bindung verknüpft sind. Die Anzahl b dieser Alkoxylat-Einheiten -OR7 beträgt vorzugsweise 2 bis 4, insbesondere 4, und die Anzahl a der möglichen Halogenatome X beträgt vorzugsweise 0 bis 2, insbesondere 0, wobei die Summe aus a + b den Wert 4 ergeben muß.
Bei den Metallatomen M handelt es sich um die Metalle der Gruppe IMA (entsprechend Gruppe 13 in der neuen Bezeichnungsweise) des Periodensystems der Elemente. Hiervon werden Bor und Aluminium, insbesondere Aluminium, bevorzugt.
Bei den Halogenatomen X handelt es sich um die Nichtmetalle der Gruppe VIIA (entsprechend Gruppe 17 in der neuen Bezeichnungsweise) des Periodensystems der Elemente, also um Fluor, Chlor, Brom, lod und Astat. Hiervon werden Fluor und insbe- sonder Chlor bevorzugt.
In den Verbindungen der allgemeinen Formel I, Il und IM können auch neutrale SoI- vensmoleküle L enthalten sein. Diese Solvensmoleküle L können auch als Liganden oder Donoren bezeichnet werden. Pro Formeleinheit I bzw. Il bzw. IM können üblicherweise bis x = 12 solcher Solvensmoleküle L, insbesondere x = 2 bis 8, vorliegen. Vorzugsweise werden sie ausgewählt sind aus offenkettigen und cyclischen Ethern, insbe- sondere aus Di-Ci- bis C3-alkylethern, Ketonen, Thiolen, organischen Sulfiden, Sulfo- nen, Sulfoxiden, Sulfonsäureestern, organischen Sulfaten, Phosphanen, Phosphanoxi- den, organischen Phosphiten, organischen Phosphaten, Phosphorsäureamiden, Carbonsäureestern, Carbonsäureamiden sowie Alkylnitrilen und Arylnitrilen.
Die Solvensmoleküle L stehen für Lösungsmittelmoleküle, die mit den zentralen Metallatomen koordinative Bindungen ausbilden können. Hierbei handelt es sich um Moleküle, die üblicherweise als Lösungsmittel eingesetzt werden, gleichzeitig aber über wenigstens eine dative Gruppierung, z.B. über ein freies Elektronenpaar, verfügen, die eine koordinative Bindung zum einem Zentralmetall eingehen kann. Bevorzugte SoI- vensmoleküle L sind solche, die einerseits koordinativ an das Zentralmetall binden, andererseits jedoch keine starken Lewisbasen darstellen, so dass sie im Verlauf der Polymerisation aus der Koordinationssphäre des Zentralmetalls leicht verdrängt werden können.
Die Solvensmoleküle L haben unter anderem auch die Funktion, die in den Verbindungen I möglicherweise enthaltenen Protonen zu stabilisieren, beispielsweise im Falle von Ethern als Diethyletherate [H(OEt2)2]+.
Beispiele für offenkettige und cyclische Ether für Solvensmoleküle L sind Diethylether, Dipropylether, Diisopropylether, Methyl-tert.-butylether, Ethyl-tert.-butylether, Tetra- hydrofuran und Dioxan. Im Falle von offenkettigen Ethern werden Di-Cr bis C3-alkyl- ether, insbesondere symmetrische Di-d- bis C3-alkylether, bevorzugt.
Geeignete Ketone für Solvensmoleküle L sind beispielsweise Aceton, Ethylmethylke- ton, Acetoaceton oder Acetophenon.
Geeignete Thiole, organische Sulfide (Thioether), Sulfone, Sulfoxide, Sulfonsäureester und organische Sulfate für schwefelhaltige Solvensmoleküle L sind beispielsweise län- gerkettige Mercaptane wie Dodecylmercaptan, Dialkylsulfide, Dialkyldisulfide, Dime- thylsulfon, Dimethylsulfoxid, Methylsulfonsäuremethylester oder Dialkylsulfate wie Di- methylsulfat.
Geeignete Phosphane, Phosphanoxide, organische Phosphite, organische Phosphate und Phosphorsäureamide für phosphorhaltige Solvensmoleküle L sind beispielsweise Triphenylphosphin, Triphenylphosphanoxid, Trialkyl-, Triaryl- oder gemischte Aryl/Alkyl- phosphite, Trialkyl-, Triaryl- oder gemischte Aryl/Alkylphosphate oder Hexamethylphos- phorsäuretriamid.
Geeignete Carbonsäureester für Solvensmoleküle L sind beispielsweise Essigsäuremethyl- oder -ethylester, Propionsäuremethyl- oder -ethylester, Buttersäuremethyl- oder -ethylester, Capronsäuremethyl- oder -ethylester oder Benzoesäuremethyl- oder -ethylester.
Geeignete Carbonsäureamide für Solvensmoleküle L sind beispielsweise Formamid, Dimethylformamid, Acetamid, Dimethylacetamid, Propionamid, Benzamid oder N1N- Dimethylbenzamid.
Geeignete Alkylnitrile und Arylnitrile für Solvensmoleküle L sind insbesondere d- bis Cs-Alkylnitrile, vor allem d- bis C4-Alkylnitrile, beispielsweise Acetonitril, Propionitril, Butyronitril oder Pentylnitril, sowie Benzonitril.
Bevorzugt stehen in den protonensauren Verbindungen der allgemeinen Formel I alle L für das gleiche Solvensmolekül.
Die Verbindungen der allgemeinen Formel I, Il und IM können in situ erzeugt und in dieser Form als Katalysatoren für die erfindungsgemäße Isobuten-Polymerisation eingesetzt werden. Sie können aber auch aus ihren präparativ gut zugänglichen Salzen als Reinsubstanzen hergestellt und erfindungsgemäß eingesetzt werden. Sie sind in dieser Form in der Regel über einen längeren Zeitraum lagerstabil.
So können die protonensauren Verbindungen der allgemeinen Formel Il aus ihren präparativ gut zugänglichen und daher teilweise kommerziell erhältlichen Salzen, beispielsweise dem Silbersalz, als Reinsubstanzen hergestellt und erfindungsgemäß eingesetzt werden. Zur Präparation der protonensauren Verbindungen I wird beispielsweise das entsprechende Silbersalz in einem protischen, mäßig polaren Lösungsmittel mit Halogenwasserstoff versetzt und das dabei eliminierte, schwer lösliche Silberhalogenid abgetrennt.
So kann zur Präparation der Verbindungen IM beispielsweise ein vierfacher Überschuß eines Alkohols der Formel R7OH mit Lithiumaluminiumhydrid in einem aprotischen Lösungsmittel zum entsprechenden Lithiumsalz umgesetzt werden. Das erhaltene Lithiumsalz kann in einem nachfolgenden Schritt mit Halogenwasserstoff versetzt wer- den, um unter Eliminierung von Lithiumhalogenid die Verbindung IM zu ergeben.
Das erfindungsgemäße Polymerisationsverfahren eignet sich zur Herstellung von nieder-, mittel- und hochmolekularen hochreaktiven Isobutenhomo- oder -copolymeren. Bevorzugte Comonomere sind hierbei Styrol, Styrolderivate wie insbesondere α-Me- thylstyrol und 4-Methylstyrol, Styrol- und Styrolderivate-haltige Monomerengemische, Alkadiene wie Butadien und Isopren sowie Gemische davon. Insbesondere setzt man in das erfindungsgemäße Polymerisationsverfahren Isobuten, Styrol oder Gemische davon als Monomere ein.
Für den Einsatz von Isobuten oder einem Isobuten-haltigen Monomerengemisch als zu polymerisierendem Monomer wird hier als Isobuten-Quelle ein technischer C4-Kohlen- wasserstoffstrom, mit einem Isobuten-Gehalt von 1 bis 80 Gew.-% verwendet. Hierzu eignen sich insbesondere C4-Raffinate (Raffinat 1 , Raffinat 1 P und Raffinat 2), C4-Schnitte aus der Isobutan-Dehydrierung, C4-Schnitte aus Steamcrackern (nach der Butadienextraktion oder teilhydriert) und aus FCC-Crackern (fluid catalysed cracking), sofern sie weitgehend von darin enthaltenem 1 ,3-Butadien befreit sind. Geeignete C4- Kohlenwasserstoffströme enthalten in der Regel weniger als 500 ppm, vorzugsweise weniger als 200 ppm, Butadien. Die Anwesenheit von 1 -Buten sowie von eis- und trans-2-Buten ist weitgehend unkritisch. Typischerweise liegt die Isobutenkonzentration in den C4-Kohlenwasserstoffströmen im Bereich von 30 bis 70 Gew.-%, insbesondere von 40 bis 60 Gew.-%, wobei Raffinat 2- und des FCC-Ströme niedrigere Isobutenkonzentrationen aufweisen, gleichwohl jedoch für das erfindungsgemäße Verfahren geeignet sind. Das Isobuten-haltige Monomerengemisch kann geringe Mengen an Kontami- nanten wie Wasser, Carbonsäuren oder Mineralsäuren enthalten, ohne dass es zu kritischen Ausbeute- oder Selektivitätseinbußen kommt. Es ist zweckdienlich, eine Anreicherung dieser Verunreinigungen zu vermeiden, indem man solche Schadstoffe beispielsweise durch Adsorption an feste Adsorbentien wie Aktivkohle, Molekularsiebe oder Ionenaustauscher, aus dem Isobuten-haltigen Monomerengemisch entfernt.
Typischerweise beträgt in einem Raffinat 1 -Strom der Gehalt an Isobuten 30 bis
50 Gew.-%, an 1 -Buten 10 bis 50 Gew.-%, an eis- und trans-2-Buten 10 bis 40 Gew.-% und an Butanen 2 bis 35 Gew.-%.
Typischerweise beträgt in einem Raffinat 1 P-Strom der Gehalt an Isobuten 35 bis 60 Gew.-%, an 1 -Buten 1 bis 15 Gew.-%, an eis- und trans-2-Buten 15 bis 50 Gew.-% und an Butanen 2 bis 40 Gew.-%.
Typischerweise beträgt in einem Raffinat 2-Strom der Gehalt an Isobuten 0,5 bis
10 Gew.-%, an 1 -Buten 15 bis 60 Gew.-%, an eis- und trans-2-Buten 5 bis 50 Gew.-% und an Butanen 5 bis 45 Gew.-%.
Typischerweise beträgt in einem C4-Schnitte aus der Isobutan-Dehydrierung der Gehalt an Isouten 20 bis 70 Gew.-%, an 1 -Buten <1 Gew.-%, an eis- und trans-Buten <1 Gew.-% und an Butanen 30 bis 80 Gew.-%.
Typischerweise beträgt in einem C4-Schnitte aus Steamcrackern nach der Butadie- nextraktion der Gehalt an Isobuten 30 bis 50 Gew.-%, an 1 -Buten 10 bis 30 Gew.-%, an eis- und trans-2-Buten 10 bis 30 Gew.-% und an Butanen 5 bis 20 Gew.-%.
Typischerweise beträgt in einem teilhydrierten C4-Schnitt aus dem Steamcracker (HC4-Strom) der Gehalt an Isobuten 10 bis 45 Gew.-%, an 1 -Buten 15 bis 60 Gew.-%, an eis- und trans-2-Buten 5 bis 50 Gew.-% und an Butanen 5 bis 45 Gew.-%.
Typischerweise beträgt in einem FCC-Strom der Gehalt an Isouten 10 bis 30 Gew.-%, an 1 -Buten 5 bis 25 Gew.-%, an eis- und trans-2-Buten 10 bis 40 Gew.-% und an Butanen 30 bis 70 Gew.-%.
In einer bevorzugten Ausführungsform enthält der im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte technische C4-Kohlenwasserstoffstrom 30 bis 70 Gew.-% Isobuten, 1 bis 50 Gew.-% 1 -Buten, 1 bis 50 Gew.-% eis- und trans-2-Buten, 2 bis 40 Gew.-% Butane sowie bis zu 1000 Gew.-ppm Butadien.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform führt man das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von hochreaktiven Isobutenhomo- oder -copolymeren durch Polymerisation von Isobuten aus Raffinat 1 oder Raffinat 1 P als technischem C4-Kohlenwasserstoffstrom durch. Dabei haben Raffinat 1 und Raffinat 1 P üblicherwei- se die oben angegebenen Zusammensetzungen und Gehalt an Butadien von maximal 1000 Gew.-ppm.
Es können nach dem erfindungsgemäßen Verfahren Monomermischungen von Isobuten beziehungsweise des Isobuten-haltigen Kohlenwasserstoffgemischs mit olefinisch ungesättigten Monomeren, welche mit Isobuten copolymerisierbar sind, umgesetzt werden. Sofern Monomermischungen des Isobutens mit geeigneten Comonomeren copolymerisiert werden soll, enthält die Monomermischung vorzugsweise wenigstens 5 Gew.-%, besonders bevorzugt wenigstens 10 Gew.-% und insbesondere wenigstens 20 Gew.-% Isobuten, und vorzugsweise höchstens 95 Gew.-%, besonders bevorzugt höchstens 90 Gew.-% und insbesondere höchstens 80 Gew.-% Comonomere.
Als copolymerisierbare Monomere kommen in Betracht Vinylaromaten wie Styrol und α-Methylstyrol, Ci-C4-Alkylstyrole wie 2-, 3- und 4-Methylstyrol sowie 4-tert.-Butylstyrol, Alkadiene wie Butadien und Isopren sowie Isoolefine mit 5 bis 10 C-Atomen wie 2-Me- thylbuten-1 , 2-Methylpenten-1 , 2-Methylhexen-1 , 2-Ethylpenten-1 , 2-Ethylhexen-1 und 2-Propylhepten-1. Als Comonomere kommen weiterhin Olefine in Betracht, die eine Silylgruppe aufweisen, wie 1-Trimethoxysilylethen, 1-(Trimethoxysilyl)propen, 1-(Tri- methoxysilyl)-2-methylpropen-2, 1 -[Tri(methoxyethoxy)silyl]ethen, 1 -[Tri(methoxy- ethoxy)silyl]propen und 1-[Tri(meth-oxyethoxy)silyl]-2-methylpropen-2, sowie Vinylether wie tert.-Butylvinylether.
Sollen mit dem erfindungsgemäßen Verfahren Copolymere hergestellt werden, so kann das Verfahren so ausgestaltet werden, dass bevorzugt statistische Polymere oder bevorzugt Blockcoplymere entstehen. Zur Herstellung von Blockcopolymeren kann man beispielsweise die verschiedenen Monomere nacheinander der Polymerisationsreakti- on zuführen, wobei die Zugabe des zweiten Comonomers insbesondere erst dann erfolgt, wenn das erste Comonomer zumindest teilweise schon polymerisiert ist. Auf diese Weise sind sowohl Diblock-, Triblock- als auch höhere Blockcopolymere zugänglich, die je nach Reihenfolge der Monomerzugabe einen Block des einen oder anderen Comonomers als terminalen Block aufweisen. Blockcopolymere entstehen in einigen Fäl- len aber auch dann, wenn alle Comonomere zwar gleichzeitig der Polymerisationsreaktion zugeführt werden, eines davon aber signifikant schneller polymerisiert als das oder die anderen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Isobuten und eine vinylaroma- tische Verbindung, insbesondere Styrol, im erfindungsgemäßen Verfahren copolymeri- siert werden. Dabei entstehen vorzugsweise Blockcopolymere mit einem terminalen Polyisobutenblock. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die vinylaromatische Verbindung, speziell Styrol, signifikant schneller polymerisiert als Isobuten.
Die Polymerisation kann sowohl kontinuierlich als auch diskontinuierlich erfolgen. Kontinuierliche Verfahren können in Analogie zu bekannten Verfahren des Standes der Technik zur kontinuierlichen Polymerisation von Isobuten in Gegenwart von Lewissäure-Katalysatoren in flüssiger Phase durchgeführt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist sowohl für eine Durchführung bei niedrigen Temperaturen, z.B. bei -78 bis 0 °C, als auch bei höheren Temperaturen, d.h. bei wenigs- tens 0 °C, z.B. bei 0 bis 100 °C, geeignet. Die Polymerisation wird vor allem aus wirtschaftlichen Gründen vorzugsweise bei wenigstens 0 °C, z.B. bei 0 bis 100 0C, besonders bevorzugt bei 20 bis 60 0C durchgeführt, um den Energie- und Materialverbrauch, der für eine Kühlung erforderlich ist, möglichst gering zu halten. Sie kann jedoch genauso gut bei niedrigeren Temperaturen, z.B. bei -78 bis <0 °C, vorzugsweise bei -40 bis -10 °C, durchgeführt werden.
Erfolgt die Polymerisation bei oder oberhalb der Siedetemperatur des zu polymerisie- rende Monomers oder Monomerengemischs, so wird sie vorzugsweise in Druckgefäßen, beispielsweise in Autoklaven oder in Druckreaktoren, durchgeführt.
Vorzugsweise wird die Polymerisation in Gegenwart eines inerten Verdünnungsmittels durchgeführt. Das verwendete inerte Verdünnungsmittel sollte geeignet sein, die während der Polymerisationsreaktion in der Regel auftretende Erhöhung der Viskosität der Reaktionslösung soweit zu verringern, dass die Abführung der entstehenden Reaktionswärme gewährleistet werden kann. Als Verdünnungsmittel sind solche Lösungsmit- tel oder Lösungsmittelgemische geeignet, die gegenüber den eingesetzten Reagenzien inert sind. Geeignete Verdünnungsmittel sind beispielsweise aliphatische Kohlenwasserstoffe wie Butan, Pentan, Hexan, Heptan, Octan und Isooctan, cycloaliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Cyclopentan und Cyclohexan, aromatische Kohlenwasserstoffe, wie Benzol, Toluol und die XyIoIe, und halogenierte Kohlenwasserstoffe wie Methyl- chlorid, Dichlormethan und Trichlormethan, sowie Mischungen der vorgenannten Verdünnungsmittel. Bevorzugt verwendet man wenigstens einen halogenierten Kohlenwasserstoff, gegebenenfalls im Gemisch mit wenigstens einem der vorstehend genannten aliphatischen oder aromatischen Kohlenwasserstoffe. Insbesondere verwendet man Dichlormethan. Vorzugsweise werden die Verdünnungsmittel vor ihrem Ein- satz von Verunreinigungen wie Wasser, Carbonsäuren oder Mineralsäuren befreit, beispielsweise durch Adsorption an feste Adsorbentien wie Aktivkohle, Molekularsiebe oder Ionenaustauscher.
Vorzugsweise wird die Polymerisation unter weitgehend aprotischen, insbesondere unter wasserfreien Reaktionsbedingungen durchgeführt. Unter aprotischen beziehungsweise wasserfreien Reaktionsbedingungen versteht man, dass der Wassergehalt (bzw. der Gehalt an protischen Verunreinigungen) im Reaktionsgemisch weniger als 50 ppm und insbesondere weniger als 5 ppm beträgt. In der Regel wird man daher die Einsatzstoffe vor ihrer Verwendung durch physikalische und/oder durch chemische Maßnahmen trocknen. Insbesondere hat es sich bewährt, die als Lösungsmittel eingesetzten aliphatischen oder alicyclischen Kohlenwasserstoffe nach üblicher Vorreinigung und Vortrocknung mit einer metallorganischen Verbindung, beispielsweise einer Organolithium-, Organomagnesium- oder Organoaluminium-Verbindung, in einer Menge zu versetzen, die ausreicht, um die Wasserspuren aus dem Lösungsmittel zu ent- fernen. Das so behandelte Lösungsmittel wird dann vorzugsweise direkt in das Reaktionsgefäß einkondensiert. In ähnlicher Weise kann man auch mit den zu polymerisie- renden Monomeren, insbesondere mit Isobuten oder mit den Isobuten-haltigen Mischungen verfahren. Auch die Trocknung mit anderen üblichen Trockenmitteln wie Molekularsieben oder vorgetrockneten Oxiden wie Aluminiumoxid, Siliciumdioxid, CaI- ciumoxid oder Bariumoxid, ist geeignet. Die halogenierten Lösungsmittel, für die eine Trocknung mit Metallen wie Natrium oder Kalium oder mit Metallalkylen nicht in Betracht kommt, werden mit dafür geeigneten Trocknungsmitteln, beispielsweise mit CaI-
ciumchlorid, Phosphorpentoxid oder Molekularsieb, von Wasser(spuren) befreit. In analoger Weise kann man auch diejenigen Einsatzstoffe trocknen, für die eine Behandlung mit Metallalkylen ebenfalls nicht in Betracht kommt, beispielsweise vinylaromati- sche Verbindungen.
Die Polymerisation des Isobutens bzw. des isobutenhaltigen Einsatzmaterials erfolgt in der Regel spontan beim Inkontaktbringen des Katalysatorkomplexes (d.h. der Verbindung I oder vorzugsweise Il oder vorzugsweise IM) mit dem Monomer bei der gewünschten Reaktionstemperatur. Hierbei kann man so vorgehen, dass man das Mo- nomer gegebenenfalls im Lösungsmittel vorlegt, auf Reaktionstemperatur bringt und anschließend den Katalysatorkomplex, beispielsweise als lose Schüttung, zugibt. Man kann auch so vorgehen, dass man den Katalysatorkomplex (beispielsweise als lose Schüttung oder als Festbett) gegebenenfalls im Lösungsmittel vorlegt und anschließend das Monomer zugibt. Als Polymerisationsbeginn gilt dann derjenige Zeitpunkt, zu dem alle Reaktanden im Reaktionsgefäß enthalten sind. Der Katalysatorkomplex kann sich teilweise oder vollständig im Reaktionsmedium lösen oder als Dispersion vorliegen. Alternativ kann der Katalysatorkomplex auch in geträgerter Form eingesetzt werden.
Soll der Katalysatorkomplex in geträgerter Form eingesetzt werden, wird er mit einem geeigneten Trägermaterial in Kontakt gebracht und somit in eine heterogenisierte Form überführt. Das Inkontaktbringen erfolgt beispielsweise durch Imprägnieren, Tränken, Besprühen, Bepinseln oder verwandete Techniken. Das Inkontaktbringen umfasst auch Techniken der Physisorption. Das Inkontaktbringen kann bei Normaltemperatur und Normaldruck oder auch bei höheren Temperaturen und/oder Drücken erfolgen.
Durch das Inkontaktbringen geht der Katalysatorkomplex mit dem Trägermaterial eine physikalische und/oder chemische Wechselwirkung ein. Derartige Wechselwirkungsmechanismen sind zum einen der Austausch von einem oder mehreren neutralen SoI- vensmolekülen L und/oder von einer oder mehrerer geladener Struktureinheiten des Katalysatorkomplexes gegen neutrale bzw. entsprechend geladene Gruppierungen, Moleküle oder Ionen, welche im Trägermater eingebaut sind oder auf ihm haften. Weiterhin kann das schwach koordinierende Anion Yk- gegen eine entsprechende negativ geladene Gruppierung oder ein Anion aus dem Trägermaterial oder das positiv gela- dene Proton aus dem Katalysatorkomplex gegen ein entsprechend positiv geladenes Kation aus dem Trägermaterial (beispielsweise ein Alkalimetallion) ausgetauscht werden. Neben solchen echten lonenaustauschvorgängen oder anstelle dieser können auch schwächere elektrostatische Wechselwirkung auftreten. Schließlich kann der Katalysatorkomplex auch mittels kovalenter Bindungen an das Trägermaterial fixiert wer- den, beispielsweise durch Reaktion mit Hydroxylgruppen oder Silanolgruppen, die im Inneren des Trägermaterials oder vorzugsweise auf der Oberfläche sitzen.
Wesentlich für die Eignung als Trägermaterial im Rahmen der vorliegenden Erfindung sind auch seine spezifische Oberflächegröße und seine Porositätseigenschaften. Hierbei haben sich mesoporöse Trägermaterialien als besonders vorteilhaft herausgestellt. Mesoporöse Trägermaterialien haben in der Regel ein innere Oberfläche von 100 bis 3000 m2/g, insbesondere 200 bis 2500 m2/g, und Porendurchmesser von 0,5 bis 50 nm, insbesondere von 1 bis 20 nm.
Als Trägermaterial eignen sich prinzipiell alle festen inerten Substanzen mit großer Oberfläche, die üblicherweise als Unterlage oder Gerüst für Wirkstoff, insbesondere für Katalysatoren, dienen können. Typische anorganische Stoffklassen für solche Trägermaterialien sind Aktivkohle, Tonerde, Kieselgel, Kieselgur, Talk, Kaolin, Tone und Silikate. Typische organische Stoffklassen für solche Trägermaterialien sind vernetzte Polymermatrices wie vernetzte Polystyrole und vernetzte Polymethacrylate, Phenol- Formaldehyd-Harze oder Polyalkylamin-Harze.
Vorzugsweise ist das Trägermaterial aus Molekularsieben und Ionenaustauschern ausgewählt.
Als Ionenaustauscher können sowohl Kationen-, Anionen- als auch amphotere lonen- austauscher verwendet werden. Bevorzugte organische oder anorganische Matrices- Typen für derartige Ionenaustauscher sind hierbei mit Divinylbenzol benetzte Polystyrole (vernetzte Divinylbenzol-Styrol-Copolymerisate), mit Divinylbenzol vernetzte Polymethacrylate, Phenol-Formaldehyd-Harze, Polyalkylamin-Harze, hydrophilisierte CeIIu- lose, vernetztes Dextran, vernetzte Agarose, Zeolithe, Montmorillonite, Attapulgite, Bentonite, Aluminiumsilikate und saure Salze polyvalenter Metallionen wie Zirconi- umphosphat, Titanwolframat oder Nickelhexacyanoferrat(ll). Saure Ionenaustauscher tragen üblicherweise Carbonsäure-, Phosphonsäure-, Sulfonsäure-, Carboxymethyl- oder Sulfoethyl-Gruppen. Basische Ionenaustauscher enthalten meistens primäre, sekundäre oder tertiäre Aminogruppen, quartäre Ammoniumgruppen, Aminoethyl- oder Diethylaminoethyl-Gruppen.
Molekularsiebe haben ein starkes Adsorptionsvermögen für Gase, Dämpfe und gelöste Stoffe und sind generell auch für lonenaustauschvorgänge einsetzbar. Molekularsiebe haben in der Regel einheitliche Porendurchmesser, die in der Größenordnung der Durchmesser von Molekülen liegen, und große innere Oberflächen, typischerweise 600 bis 700 m2/g. Als Molekularsiebe im Rahmen der vorliegenden Erfindung können insbesondere Silikate, Aluminiumsilikate, Zeolithe, Silicoalumophosphate und/oder Kohlenstoff-Molekularsiebe verwendet werden.
Ionenaustauscher und Molekularsiebe mit einer inneren Oberfläche von 100 bis 3000 m2/g, insbesondere 200 bis 2500 m2/g, und Porendurchmessern von 0,5 bis 50 nm, insbesondere von 1 bis 20 nm, sind besonders vorteilhaft.
Vorzugsweise ist das Trägermaterial aus Molekularsieben der Typen H-AIMCM-41 , H-AIMCM-48, NaAIMCM-41 und NaAIMCM-48 ausgewählt. Diese Molekularsieb-Typen stellen Silikate oder Aluminiumsilikate dar, auf deren innerer Oberfläche Silanolgrup- pen haften, die für die Wechselwirkung mit den Katalysatorkomplex von Bedeutung sein können. Die Wechselwirkung beruht vermutlich jedoch hauptsächlich auf dem teilweisen Austausch von Protonen und/oder Natriumionen.
Sowohl beim Einsatz als Lösung, als Dispersion oder in geträgerter Form wird der als Polymerisationskatalysator wirksame Katalysatorkomplex in solch einer Menge einge- setzt, dass er, bezogen auf die Mengen an eingesetzten Monomeren, in einem molaren Verhältnis von vorzugsweise 1 :10 bis 1 :1.000.0000, vor allem von 1 : 10.000 bis 1 :500.000 und insbesondere von 1 :5000 bis 1 :100.000 im Polymerisationsmedium vorliegt.
Die Konzentration ("Beladung") des Katalysatorkomplex im Trägermaterial liegt im Bereich von vorzugsweise 0,005 bis 20 Gew.-%, vor allem 0,01 bis 10 Gew.-% und insbesondere 0,1 bis 5 Gew.-%.
Der als Polymerisationskatalysator wirksame Katalysatorkomplex liegt im Polymerisati- onsmedium beispielsweise als lose Schüttung, als Wirbelbett, als Flüssigbett oder als Festbett vor. Geeignete Reaktortypen für das erfindungsgemäße Polymerisationsverfahren sind demgemäß üblicherweise Rührkesselreaktoren, Schlaufenreaktoren, Rohrreaktoren, Wirbelbettreaktoren, Wirbelschichtreaktoren, Rührtankreaktoren mit und ohne Lösungsmittel, Flüssigbettreaktoren, kontinuierliche Festbettreaktoren und dis- kontinuierliche Festbettreaktoren (batch-Fahrweise).
Zur Herstellung von Copolymeren kann man so vorgehen, dass man die Monomere, gegebenenfalls im Lösungsmittel, vorlegt und anschließend den Katalysatorkomplex, beispielsweise als lose Schüttung, zugibt. Die Einstellung der Reaktionstemperatur kann vor oder nach der Zugabe des Katalysatorkomplexes erfolgen. Man kann auch so vorgehen, dass man zunächst nur eines der Monomere, gegebenenfalls im Lösungsmittel, vorlegt, an schließend den Katalysatorkomplex zugibt und erst nach einer gewissen Zeit, beispielsweise wenn wenigstens 60%, wenigstens 80% oder wenigstens 90% des Monomers umgesetzt sind, das oder die weiteren Monomere zugibt. Alterna- tiv kann man den Katalysatorkomplex, beispielsweise als lose Schüttung, gegebenenfalls im Lösungsmittel, vorlegen, anschließend die Monomere gleichzeitig oder nacheinander zugeben und dann die gewünschte Reaktionstemperatur einstellen. Als Polymerisationsbeginn gilt dann derjenige Zeitpunkt, zu dem der Katalysatorkomplex und wenigstens eines der Monomere im Reaktionsgefäß enthalten sind.
Neben der hier beschriebenen diskontinuierlichen Vorgehensweise kann man die Polymerisation auch als kontinuierliches Verfahren ausgestalten. Hierbei führt man die
Einsatzstoffe, d.h. das oder die zu polymerisierenden Monomere, gegebenenfalls das Lösungsmittel sowie gegebenenfalls den Katalysatorkomplex (beispielsweise als lose Schüttung) der Polymerisationsreaktion kontinuierlich zu und entnimmt kontinuierlich Reaktionsprodukt, so dass sich im Reaktor mehr oder weniger stationäre Polymerisati- onsbedingungen einstellen. Das oder die zu polymerisierenden Monomere können als solche, verdünnt mit einem Lösungsmittel oder als monomerhaltiger Kohlenwasserstoffstrom, zugeführt werden.
Zum Reaktionsabbruch wird das Reaktionsgemisch vorzugsweise desaktiviert, bei- spielsweise durch Zugabe einer protischen Verbindung, insbesondere durch Zugabe von Wasser, Alkoholen, wie Methanol, Ethanol, n-Propanol und Isopropanol oder deren Gemische mit Wasser, oder durch Zugabe einer wässrigen Base, z.B. einer wässrigen Lösung eines Alkali- oder Erdalkalihydroxids wie Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Magnesiumhydroxid oder Calciumhydroxid, eines Alkali- oder Erdalkalicarbonats wie Natrium-, Kalium-, Magnesium- oder Calciumcarbonat, oder eines Alkali- oder Erdalka- lihydrogencarbonats wie Natrium-, Kalium-, Magnesium- oder Calciumhydrogencarbo- nat.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung dient das erfindungsgemäße Ver- fahren zur Herstellung von hochreaktiven Isobutenhomo- oder -copolymeren mit einem Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen (α-Doppelbindungen) von wenigstens 80 Mol-%, vorzugsweise von wenigstens 85 Mol-%, besonders bevorzugt von wenigstens 90 Mol-% und insbesondere von wenigstens 95 Mol-%, z.B. von etwa 100 Mol-%. Insbesondere dient es zur Herstellung von hochreaktiven Copolymeren, die aufgebaut sind aus Monomeren umfassend Isobuten und wenigstens eine vinyl- aromatische Verbindung und einem Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen (α-Doppelbindungen) von wenigstens 80 Mol-%, vorzugsweise von wenigstens 85 Mol-%, besonders bevorzugt von wenigstens 90 Mol-% und insbesondere von wenigstens 95 Mol-%, z.B. von etwa 100 Mol-%, aufweisen.
Bei der Copolymerisation von Isobuten oder Isobuten-haltigen Kohlenwasserstoffschnitten mit wenigstens einer vinylaromatischen Verbindung entstehen auch bei gleichzeitiger Zugabe der Comonomere vorzugsweise Blockcopolymere, wobei der Isobutenblock in der Regel den terminalen, d.h. den zuletzt gebildeten Block darstellt.
Dementsprechend dient das erfindungsgemäße Verfahren in einer bevorzugten Ausführungsform zur Herstellung von hochreaktiven Isobuten-Styrol-Copolymeren. Vorzugsweise weisen die hochreaktiven Isobuten-Styrol-Copolymere einen Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen (α-Doppelbindungen) von wenigstens 80 Mol-%, besonders bevorzugt von wenigstens 85 Mol-%, stärker bevorzugt von wenigstens 90 Mol-% und insbesondere von wenigstens 95 Mol-%, z.B. von etwa 100 Mol-%, auf.
Zur Herstellung solcher Copolymere wird Isobuten oder ein Isobuten-haltiger Kohlenwasserstoffschnitt mit wenigstens einer vinylaromatischen Verbindung, insbesondere Styrol, copolymerisiert. Besonders bevorzugt enthält ein solches Monomerengemisch 5 bis 95 Gew.-%, besonders bevorzugt 30 bis 70 Gew.-% Styrol.
Vorzugsweise weisen die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten hochreaktiven Isobutenhomo- oder -copolymere, speziell die Isobutenhomopolymere, eine Polydispersität (PDI = Mw/Mn) von 1 ,0 bis 3,0, vor allem von höchstens 2,0, vorzugsweise von 1 ,0 bis 2,0, besonders bevorzugt von 1 ,0 bis 1 ,8 und insbesondere von 1 ,0 bis 1 ,5 auf.
Vorzugsweise besitzen die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten hochreaktiven Isobutenhomo- oder -copolymere ein zahlenmittleres Molekulargewicht Mn von 500 bis 1.000.000, besonders bevorzugt von 500 bis 50.000, stärker bevorzugt von 500 bis 5000 und insbesondere von 800 bis 2500. Isobutenhomopolymere speziell besitzen noch stärker bevorzugt ein zahlenmittleres Molekulargewicht Mn von 500 bis 50.000 und insbesondere von 500 bis 5000, z.B. von etwa 1000 oder von etwa 2300.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren werden Isobuten und isobutenhaltige Mono- mermischungen, die unter kationischen Bedingungen polymerisierbar sind und auf technischen C4-Kohlenwasserstoffströme als Einsatzmaterial basieren, mit hohen Umsätzen in kurzen Reaktionszeiten selbst bei relativ hohen Polymerisationstemperaturen erfolgreich polymerisiert. Man erhält hochreaktive Isobutenhomo- oder -copolymere mit einem hohen Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen und mit einer recht en- gen Molekulargewichtsverteilung. Durch die Verwendung von weniger flüchtigen Fluorverbindungen in geringeren Mengen im Vergleich zu Bortrifluorid und Bortrifluorid- Addukten als Polymerisationskatalysatoren werden Abwässer und Umwelt weniger belastet. Weiterhin tritt praktisch keine Restfluorgehalt im Produkt in Form von organischen Fluorverbindungen auf.
Die vorliegende Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele näher veranschaulicht.
Beispiel 1
Polymerisation von Raffinat 1 mit der protonensauren Verbindung aus dem einfach negativ geladenem Tetrakis[3,5-bis(trifluormethyl)phenyl]boran-Anion (Katalysator A)
40 ml eines technischen C4-Kohlenwasserstoffstromes (Raffinat 1 ), enthaltend 40 Gew.-% Isobuten, wurden in 120 ml eines Gemisches aus gleichen Volumenteilen n-Hexan und Dichlormethan einkondensiert. Nach Abkühlung auf -40°C wurde 200 mg des Katalysators A unter Schutzatmosphäre zugegeben. Innerhalb von 10 Minuten
stieg die Temperatur auf -30°C an. Nach insgesamt 45 Minuten Polymerisationsdauer wurde durch Zugabe von 10 ml Methanol gequencht, das Umsetzungsprodukt in weiterem Methanol aufgenommen und gewaschen. Nach Abdestillation der Lösungsmittel im Vakuum erhielt man 6,4 g Polyisobuten mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht Mn von 1 160, einer Polydispersität von 2,0 und einem Gehalt an terminalen Vinyliden- Doppelbindungen von 91 Mol-%.
Beispiel 2
Polymerisation von Raffinat 1 mit der protonensauren Verbindung aus dem einfach negativ geladenem Tetrakis[3,5-bis(trifluormethyl)phenyl]boran-Anion (Katalysator A)
40 ml eines technischen C4-Kohlenwasserstoffstromes (Raffinat 1 ), enthaltend
40 Gew.-% Isobuten, wurden in 120 ml eines Gemisches aus gleichen Volumenteilen n-Hexan und Dichlormethan einkondensiert. Nach Abkühlung auf -30°C wurde 200 mg des Katalysators A unter Schutzatmosphäre zugegeben. Innerhalb von 10 Minuten stieg die Temperatur auf -20°C an. Nach insgesamt 30 Minuten Polymerisationsdauer wurde durch Zugabe von 10 ml Methanol gequencht, das Umsetzungsprodukt in weiterem Methanol aufgenommen und gewaschen. Nach Abdestillation der Lösungsmittel im Vakuum erhielt man bei einem Umsatz von 25 % (bezogen auf Isobuten) Polyisobuten mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht Mn von 1200, einer Polydispersität von 1 ,9 und einem Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen von größer 90 Mol-%.
Beispiel 3
Kontinuierliche Polymerisation einer technischen lsobuten/1 -Buten-Mischung mit der protonensauren Verbindung aus dem einfach negativ geladenem Tetrakis[3,5-bis(tri- fluormethyl)phenyl]boran-Anion (Katalysator A)
1 ,78 mol/l (bezogen auf Isobuten) einer technischen Mischung aus Isobuten und 1 -Buten im Mol-Verhältnis von 87,5 : 12,5 und 0,05 mmol/l (bezogen auf den Katalysator) einer Lösung des Katalysators A in Dichlormethan wurden in einer üblichen kontinuierlichen Labor-Polymerisationsapparator bei -30°C polymerisiert. Die Polymerisationsdauer betrug 30 Minuten. Es wurde durch Zugabe von 10 ml Methanol gequencht, das Umsetzungsprodukt in weiterem Methanol aufgenommen und gewaschen. Nach Abdestillation der Lösungsmittel im Vakuum erhielt man bei einem Umsatz von 87 % (bezogen auf Isobuten) Polyisobuten mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht Mn von 1 100, einer Polydispersität von 2,8 und einem Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen von 87 Mol-%.
Beispiel 4
Kontinuierliche Polymerisation einer technischen lsobuten/1 -Buten-Mischung mit der protonensauren Verbindung aus dem einfach negativ geladenem Tetrakis[3,5-bis(tri- fluormethyl)phenyl]boran-Anion (Katalysator A)
1 ,78 mol/l (bezogen auf Isobuten) einer technischen Mischung aus Isobuten und
1 -Buten im Mol-Verhältnis von 50 : 50 und 0,05 mmol/l (bezogen auf den Katalysator) einer Lösung des Katalysators A in Dichlormethan wurden in einer üblichen kontinuier- liehen Labor-Polymerisationsapparator bei -30°C polymerisiert. Die Polymerisationsdauer betrug 30 Minuten. Es wurde durch Zugabe von 10 ml Methanol gequencht, das Umsetzungsprodukt in weiterem Methanol aufgenommen und gewaschen. Nach Ab- destillation der Lösungsmittel im Vakuum erhielt man bei einem Umsatz von 90 % (bezogen auf Isobuten) Polyisobuten mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht Mn von 1000, einer Polydispersität von 2,7 und einem Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppel- bindungen von 90 Mol-%.
Beispiel 5
Polymerisation von Raffinat 1 mit der als Diethyletherat vorliegenden protonensauren Verbindung der Formel [H(OEt2)2]+{AI[OC(CF3)3]4}- (Katalysator B)
40 ml eines technischen C4-Kohlenwasserstoffstromes (Raffinat 1 ), enthaltend
40 Gew.-% Isobuten, wurden in 120 ml eines Gemisches aus gleichen Volumenteilen n-Hexan und Dichlormethan einkondensiert. Nach Abkühlung auf -40°C wurde 100 mg des Katalysators A unter Schutzatmosphäre zugegeben. Innerhalb von 10 Minuten stieg die Temperatur auf -30°C an. Nach insgesamt 45 Minuten Polymerisationsdauer wurde durch Zugabe von 10 ml Methanol gequencht, das Umsetzungsprodukt in weiterem Methanol aufgenommen und gewaschen. Nach Abdestillation der Lösungsmittel im Vakuum erhielt man 1 ,7 g Polyisobuten mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht Mn von 2500, einer Polydispersität von 2,7 und einem Gehalt an terminalen Vinyliden- Doppelbindungen von 90 Mol-%.
Beispiel 6
Polymerisation von Raffinat 1 mit der protonensauren Verbindung der Formel [H]+(AI[OC(CFa)3M- (Katalysator C)
40 ml eines technischen C4-Kohlenwasserstoffstromes (Raffinat 1 ), enthaltend 40 Gew.-% Isobuten, wurden in 120 ml eines Gemisches aus gleichen Volumenteilen n-Hexan und Dichlormethan einkondensiert. Nach Abkühlung auf -30°C wurde 200 mg des Katalysators C unter Schutzatmosphäre zugegeben. Innerhalb von 10 Minuten
stieg die Temperatur auf -20°C an. Nach insgesamt 30 Minuten Polymerisationsdauer wurde durch Zugabe von 10 ml Methanol gequencht, das Umsetzungsprodukt in weiterem Methanol aufgenommen und gewaschen. Nach Abdestillation der Lösungsmittel im Vakuum erhielt man bei einem Umsatz von 20 % (bezogen auf Isobuten) Polyisobu- ten mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht Mn von 2500, einer Polydispersität von 2,7 und einem Gehalt an terminalen Vinyliden-Doppelbindungen von 90 Mol-%.