Verfahren zur Herstellung eines Balkons oder einer Terrasse, Betonfertigteil und Betonfertigteilsystem
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Balkons oder einer Terrasse in situ, wobei zunächst eine untere Schalplatte und mindestens eine seitliche Stirnschalung bereitgestellt werden, um flüssigen Beton aufzunehmen.
Die Herstellung von Gebäuden unterliegt ständig steigenden Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen. Darüber hinaus besteht durch den vorherrschenden Kostendruck ein hoher Bedarf nach einfachen und effizienten Verfahren zur Herstellung von Gebäuden und deren Einzelteilen, sowie nach Bauelementen die einen raschen und kostengünstigen Baufortschritt ermöglichen.
Insbesondere ist die Herstellung von Baikonen und Terrassen nach wie vor nicht vollständig befriedigend gelöst. Üblicherweise werden Balkone hergestellt, indem eine Schalung hergestellt wird, die zunächst die erforderliche Bewehrung und daran anschließend der flüssige Beton eingebracht wird. Wasserablaufrinnen können hergestellt werden, indem die Schalung entsprechend modifiziert wird. Um eine Stützkonstruktion für ein Geländer einer Verglasung oder dergleichen anzubringen, ist es erforderlich, Bohrungen einzubringen und Öffnungen zu schaffen, die in der Folge wieder verschlossen werden müssen. Dabei kann das Austreten von Wasser nur durch eine entsprechende Abdichtung verhindert werden, um unschöne Wasserablaufspuren auf der Sichtseite zu vermeiden. Erfahrungsgemäß gelingt es in vielen Fällen nicht, diese Abdichtung zuverlässig herzustellen und überdies altern die Dichtelemente im Zeitablauf, so dass immer wieder Baumängel auftreten, die zu Reklamationen und zu aufwendigen Nachbesserungen führen.
In der DE 33 31 434 ist ein Verfahren zum Montieren von Baikonen beschrieben. Die Befestigungsmittel für das Balkongeländer werden dabei an der Außenseite des Balkons eingebracht, wodurch sich die oben beschriebenen Nachteile ergeben.
Weiters beschreibt die WO 94/25696 ein Profil für die Herstellung eines Balkons, das eine Wasserablaufrinne beinhaltet. Dieses Aluminiumprofil wird bei der Herstellung des Balkons in den Beton eingegossen und beinhaltet eine Wasserablaufrinne sowie Befestigungsstellen für eine Stützkonstruktion. Die Sichtfläche des Balkons ist dabei stets durch das Aluminiumprofil vorgegeben, was in vielen Fällen aus architektonischen Gründen nicht erwünscht ist. Darüber hinaus sind
die zulässigen Kräfte und Momente, die von der Stützkonstruktion auf das Profil übertragen werden dürfen, begrenzt, da die entsprechenden Hebelarme für die Kraftübertragung klein sind. Wenn jedoch das Profil ausreichend robust und schwer ausgeführt wird, um die auftretenden Kräfte aufnehmen zu können, so ergibt sich eine entsprechend aufwendige und kostenintensive Lösung.
Aufgabe der Erfindung ist es, diese Nachteile zu vermeiden und ein Verfahren anzugeben, das einfach und sicher in der Anwendung ist. Dabei soll die Gefahr von Schäden durch Unachtsamkeit auf der Baustelle oder dergleichen soweit wie möglich verringert werden. Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, das eine sichere und robuste Anbringung von Haltekonstruktionen ermöglicht.
Darüber hinaus ist es eine Aufgabe der Erfindung, einen Betonfertigteil, sowie ein Betonfertigteilsystem anzugeben, mit dem ein solches Verfahren effizient ausgeführt werden kann.
Erfindungsgemäß werden diese Aufgaben dadurch gelöst, dass eine erste Stirnschalung als Betonfertigteil ausgebildet ist, der eine Wasserablaufrinne aufweist und eine Haltekonstruktion im Bereich der Wasserablaufrinne befestigt wird.
Mit der erfindungsgemäßen Lösung werden verschiedenen Aufgaben gleichzeitig in vorteilhafter Weise gelöst. Zum einen ist die Sichtfläche des Balkons bzw. der Terrasse eine fabriksmäßig hergestellte Betonoberfläche und somit von hoher optischer Qualität, zum anderen ist die Herstellung wesentlich vereinfacht, da keine gesonderte Stirnschalung erforderlich ist und keinerlei zusätzliche Maßnahmen zur Herstellung der Wasserablaufrinne erforderlich sind.
Die Herstellung kann insbesondere dadurch weiter vereinfacht werden, dass weitere Stirnschalungen verwendet werden, die als Betonfertigteile ausgebildet sind und die Seitenflächen des Balkons oder der Terrasse bilden. Wenn man beispielsweise von einem rechteckigen Balkon ausgeht, der vollständig von einer Gebäudefassade vorragt, so wird die zur Gebäudefassade parallele Stirnfläche des Balkons durch die erste Stirnschalung ausgebildet, und die weiteren Stirnschalungen bilden die zur Gebäudefassade senkrechten Seitenflächen des Balkons aus. Zur Herstellung des Balkons ist daher nur noch eine untere Schalplatte erforderlich, die die Unterseite des Balkons definiert. Im Fall einer Terrasse ist in vielen Fällen überhaupt kein zusätzliches Schalungselement erforderlich.
Ein besonders einfacher Arbeitsfortschritt ist gegeben, wenn die Oberfläche des Balkons oder der Terrasse gebildet wird, indem der flüssige Beton unter Verwendung von geneigten Abzugsflächen an den weiteren Stirnschalungen abgezogen
wird. Auf diese Weise ist die Herstellung eines Balkons oder einer Terrasse besonders kostengünstig möglich.
Eine Verschmutzung der Wasserablaufrinne und damit erforderliche Nacharbeiten können in vorteilhafter Weise dadurch verhindert werden, dass beim Einbringen und Abziehen des Betons die Wasserablaufrinne verschlossen wird.
Eine besonders begünstigte Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass vor dem Einbringen des Betons mindestens ein Anker zur Anbringung einer Haltekonstruktion eingelegt wird, der sich in der Wasserablaufrinne abstützt und teilweise in den Beton eingegossen wird. Ein besonderer Vorteil dieser Ausführungsvariante liegt darin, dass eine sichere Verankerung der Haltekonstruktion nicht nur in der Schalung, sondern im Ortbeton selbst ermöglicht wird. Ein weiterer wesentlicher Vorteil dieser Ausführungsvariante gegenüber gesonderten Befestigungsöffnungen oder Befestigungsmitteln im Betonfertigteil liegt darin, dass der Ort der Anbringung der Haltekonstruktion auf der Baustelle völlig frei wählbar ist, indem die Anker entsprechend ausgerichtet werden.
Weiters betrifft die vorliegende Erfindung einen Betonfertigteil zur Herstellung eines Balkons oder einer Terrasse in situ, mit einer vorderen Sichtfläche, die dazu vorgesehen ist, eine Stirnfläche des Balkons oder der Terrasse zu bilden, einer oberen Begrenzungsfläche, die dazu vorgesehen ist, bündig mit einer Oberfläche des Balkons oder der Terrasse zu sein, einer unteren Begrenzungsfläche, die dazu vorgesehen ist, bündig mit einer unteren Fläche des Balkons oder der Terrasse zu sein, und einer Anschlussfläche, die der vorderen Sichtfläche gegenüberliegt und die dazu vorgesehen ist, formschlüssig dem eingegossenen Beton verbunden zu sein. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass der Betonfertigteil eine Wasserablaufrinne aufweist, die dazu ausgebildet ist, eine Haltekonstruktion wie beispielsweise ein Geländer zu befestigen. Ein solcher Betonfertigteil ist in besonders begünstigter Weise zur Durchführung der oben beschriebenen Verfahren geeignet.
Eine konstruktiv besonders begünstigte Lösung sieht vor, dass er aus einem im Querschnitt im Wesentlichen rechteckigen Hauptkörper besteht, in dem die Wasserablaufrinne aufgenommen ist, sowie aus einer vom Hauptkörper vorstehenden Längsrippe, die eine vordere Sichtfläche des Balkons bildet. Ein Vorteil dieser Lösung ist, dass durch die sich ergebende Abstufung des Profils ein besonders guter Halt im Ortbeton erreicht wird. Darüber hinaus ist es möglich, die Betonfertigteile mit geringem Gewicht auszubilden, so dass die Manipulation auf der Baustelle erleichtert wird.
Der erfindungsgemäße Betonfertigteil kann eine Wasserablaufrinne aufweisen, die nach oben hin offen ausgebildet ist, so dass das vom Balkon ablaufende Wasser in optimaler Weise aufgenommen werden kann. In Bereichen, in denen eine offenen Wasserablaufrinne aus optischen oder funktionellen Gründen störend ist, kann jedoch auch ein geschlossenes System mit mindestens einem Gully vorgesehen sein.
Eine weitere Verbesserung der Verbindung mit dem Ortbeton kann dadurch erfolgen, dass aufgeraute Oberflächenabschnitte vorgesehen sind.
In weiterer Folge betrifft die Erfindung ein Betonfertigteilsystem mit einem Betonfertigteil oben beschriebenen Art. Erfindungsgemäß ist ein solches Betonfertigteilsystem insbesondere durch einen Anker gekennzeichnet, der einen Abstützabschnitt aufweist, der dazu ausgebildet ist, sich in der Wasserablaufrinne abzustützen, sowie einen Eingussabschnitt, der dazu vorgesehen ist, in den Beton eingegossen zu werden. Besonders günstig ist es in diesem Zusammenhang, wenn der Anker einen in Einbaulage waagrechten Abschnitt aufweist, von dem zwei Schenkel vorspringen, deren Neigung den Seitenwänden der Wasserablaufrinne angepasst ist, und die den Abstützabschnitt bilden. Der Anker hat in diesem Fall einerseits die Funktion einer optimalen Abstützung der Haltekonstruktion, zum anderen aber auch die Funktion einer zusätzlichen Verankerung des Betonfertigteils gegenüber dem Ortbeton.
Eine in der Praxis besonders vorteilhafte Gesamtlösung wird erreicht, wenn weiters mindestens ein Stirnschalelement vorgesehen ist, das als weiterer Betonfertigteil ausgebildet ist und das eine Aufnahmefläche zur Abstützung des Betonfertigteils mit der Wasserablaufrinne aufweist.
Um ein sicheres Ablaufen von Regenwasser zu ermöglichen, wird stets gefordert, dass die Oberfläche eines Balkons oder Terrasse eine geringfügige Neigung aufweist. Die Herstellung dieser Neigung wird insbesondere erleichtert, wenn das Stirnschalelement eine in Einbaulage geneigte Abzugsfläche zur Herstellung einer Ortbetonoberfläche aufweist. Oftmals wird es jedoch als unschön empfunden, wenn die Neigung einer Balkonoberfläche in einer Seitenansicht sichtbar ist. In diesem Zusammenhang ist es daher aus optischen Gründen besonders bevorzugt, wenn die Abzugsfläche nach außen von einer Rippe überdeckt ist, die eine in Einbaulage waagrechte Oberkante aufweist. Ein solcher Balkon besitzt daher in einer seitlichen Ansicht scheinbar eine waagrechte Oberfläche.
Letztlich betrifft die vorliegende Erfindung ein Gebäude mit einem Balkon oder einer Terrasse, die einen Betonfertigteil der oben beschriebene Art aufweist oder
die unter Verwendung eines Betonfertigteilsystems der oben beschriebenen Art hergestellt ist.
In der Folge wird die Erfindung anhand der in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert. Die Figuren zeigen:
Fig. 1 ein erfindungsgemäßes Betonfertigteilsystem in einer axonometri- schen Darstellung;
Fig. 2 einen teilweisen Schnitt durch einen Balkon, der mit einem Betonfertigteilsystem nach Fig. 1 hergestellt ist;
Fig. 3 ein Stirnschalelement in einer seitlichen Ansicht;
Fig. 4 einen Anker in einer seitlichen Ansicht.
Das Betonfertigteilsystem von Fig. 1 besteht aus einem Betonfertigteil 1, einem Stirnschalelement 2 und einem Anker 3. Es ist klar, dass je nach Art und Abmessungen des herzustellenden Balkons mehrere Betonfertigteile 1 in Axialrichtung nacheinander vorgesehen sein können, dass an der gegenüberliegenden Seite ein spiegelbildliches Stirnschalelement 2 vorgesehen sein kann, und dass je nach Bedarf, d.h. je nach Anzahl der Stützen der anzubringenden Haltekonstruktion, beliebig viele Anker 3 eingelegt sind, die dazu ausgebildet sind, eine Haltekonstruktion 4 beispielsweise für ein Geländer oder einen Wintergarten aufzunehmen.
Ein Betonfertigteil 1 besteht aus einem Hauptkörper 5, von dem nach unten eine Längsrippe 6 vorsteht, deren Vorderseite gemeinsam mit der Vorderseite des Hauptkörpers die Sichtfläche 7 des herzustellenden Balkons bildet. Im Hauptkörper 5 ist ein sich in Längsrichtung erstreckende Wasserablaufrinne 8 ausgebildet, die geneigte Flanken 9, 10 aufweist. An der Unterseite der Längsrippe 6 ist eine Nut 11 zur Ausbildung einer Tropfnase vorgesehen. Gegebenenfalls kann bereits bei der Herstellung eine nicht dargestellte Abflussöffnung nach unten vorgesehen sein oder auch auf der Baustelle hergestellt werden, um ein Fallrohr anzuschließen.
Der Betonfertigteil 1 wird bei der Herstellung des Balkons auf einer in Fig. 2 nur angedeuteten unteren Schalplatte 12 aufgelegt und bildet somit eine erste Stirnschalung. In besonders bevorzugter Weise werden zuvor seitliche Stirnschalelemente 2 aufgelegt, die an ihrem vorderen Ende eine waagrechte Aufnahmefläche 14 und eine senkrechte Aufnahmefläche 15 aufweisen, auf denen der Betonfer-
tigteil 1 aufliegt. Danach werden die Anker 3 an den erforderlichen Stellen eingelegt, und es wird Ortbeton 3 in die so hergestellte Schalung eingebracht.
In Fig. 3 ist ein Stirnschalelement 2 detailliert dargestellt. Das Stirnschalelement 2 besitzt eine im Wesentlichen ebene Auflagefläche 16, mit der es auf einer unteren Schalplatte 12 aufliegt. Im oberen Abschnitt ist eine leicht geneigte Abzugsfläche 17 vorgesehen, deren Neigung dem geforderten Gefälle des Balkons entspricht. Eine Rippe 18 steht über die geneigte Abzugsfläche 17 nach oben vor und besitzt eine in Einbaulage waagrechte Oberfläche 19. Die Abzugsfläche 17 dient als Lehre zum Abziehen der Oberfläche des Betons 13.
Fig. 4 zeigt einen Anker 3 im Detail. Der Anker 3 besitzt einen in Einbaulage waagrechten Abschnitt 20, von dem schräg nach unten zwei Schenkel 21, 22 vorspringen, die dazu ausgebildet sind, an den Flanken 9, 10 der Wasserablaufrinne 8 anzuliegen. Der waagrechte Abschnitt 20 bildet zusammen mit den Schenkeln 21, 22 einen Abstützabschnitt 23. An diesen Abstützabschnitt 23 schließt ein senkrechter Schenkel 24 an, der sich in einen waagrechten Endabschnitt 25 fortsetzt, der zusammen mit dem senkrechten Schenkel 24 den Eingussabschnitt 26 bildet. Der senkrechte Schenkel 24 stützt sich außen am Betonfertigteil 1 ab, so dass der Anker 3 nach dem Einlegen in der gewünschten Lage verbleibt.
Im Bereich des waagrechten Abschnitts 20 ist ein Befestigungsmittel, wie beispielsweise eine Bohrung 27 oder ein Gewinde oder dgl. vorgesehen, um die Stützkonstruktion 4 befestigen zu können.
Die vorliegende Erfindung ermöglicht es, Balkone und Terrassen in einfacher Weise herzustellen, wobei die an der Baustelle durchzuführenden Arbeiten minimiert werden. Insbesondere ist es möglich, Stützkonstruktionen, wie etwa Geländer, anzubringen, ohne Öffnungen oder Bohrungen anbringen zu müssen, die im Nachhinein aufwendig verschlossen werden müssen und eine häufige Nachbesserungen erforderlich machen.