"Verfahren zum Beschichten eines Werkstücks"
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten eines Werkstücks, wobei das Werkstück in ein flüssiges, pastöses oder pulvriges Beschichtungsmedium, vorzugsweise in Lack, eingetaucht wird.
Aus der Praxis sind die unterschiedlichsten Beschichtungsverfahren bekannt. Neben der Beschichtung durch Aufsprühen eines flüssigen bzw. viskosen Beschichtungsmediums - hier handelt es sich um die klassische Sprühlackierung - gibt es neben zahlreichen weiteren Verfahren die Pulverbeschichtung sowie die Beschichtung im Tauchverfahren.
Beim Tauchverfahren wird das zu beschichtende Werkstück bspw. in ein Lackbad oder gar in eine metallische Schmelze eingetaucht, wobei zu gewährleisten ist, daß zwischen dem flüssigen Beschichtungsmedium und dem zu beschichtenden Teil bzw. Werkstück eine hinreichend gute Benetzung stattfindet. Letztendlich ist eine solche gute Benetzung Voraussetzung für ein hinreichendes Anhaften der auf dem Werkstück entstehenden Oberflächenschicht.
Nach dem Eintauchen und einer gewissen Verweilzeit innerhalb des Tauchbads wird das Werkstück dem Tauchbad wieder entnommen, wobei - falls erforderlich - ein Abtropfen überschüssigen Beschichtungsmediums im Bereich des Tauchbads stattfinden kann.
Im Rahmen der Beschichtung im Tauchverfahren wird der im Tauchbad durch das Beschichtungsmedium benetzte Gegenstand mindestens einem weiteren Verfah¬ rensschritt unterzogen, nämlich wird dieser Gegenstand zur Temperaturbehandlung in einen nachgeschalteten Ofen bzw. eine nachgeschaltete Heizkammer verbracht. Dort erst findet eine abschließende Reaktion bzw. ein abschließendes Aushärten des Beschichtungsmediums auf der Oberfläche des Werkstücks statt. Die Temperatur ist entweder zur Beschleunigung des Reaktionsvorganges bzw. des Aushärtens oder zur Aktivierung eines reaktiven Prozesses erforderlich.
Die aus der Praxis bekannten Verfahren zum Beschichten von Werkstücken sind jedoch einerseits unter umwelttechnischen Gesichtspunkten und andererseits
unter energetischen Gesichtspunkten problematisch. Beim Sprühverfahren kommt es nämlich zu einem sogenannten Overspray. Ein relativ hoher Anteil des Beschichtungsmediums wird an dem zu beschichtenden Teil vorbeigesprüht und muß durch besondere Maßnahmen aufgefangen werden. Handelt es sich bei dem Beschichtungsmedium um einen üblichen Sprühlack, so ist der Overspray - wie auch immer - zu entsorgen, wobei ein beim Sprühen auftretender Sprühnebel abermals eine ganz besondere Umweltbelastung mit sich bringt. Letztendlich ist das Sprühverfahren insoweit auch noch ineffektiv bzgl. des Materialeinsatzes.
Beim herkömmlichen Tauchverfahren neigt das Beschichtungsmedium nach dem Herausziehen aus dem Tauchbad zur "Rotznasenbildung", da nämlich zunächst meist wesentlich mehr Beschichtungsmedium am Werkstück anhaftet, als zur eigentlichen Beschichtung erforderlich ist. Ein meist notwendiges Abtropfen oberhalb des Tauchbades ist zeitaufwendig und blockiert das Tauchbad. Hinzu kommt die weitere Problematik, daß zur anschließenden Temperaturbehandlung ein hinreichend großer Ofen bzw. eine Wärmekammer erforderlich ist, in die die im Tauchbad beschichteten Teile zum Aushärten bzw. zur Reaktion des Beschichtungsmediums zu verbringen sind. Insgesamt ergibt sich hier ein äußerst aufwendiges, wenngleich hinsichtlich des Beschichtungsmediums weniger umweltbelastendes Verfahren.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Beschichten eines Werkstücks mit flüssigem, pastösem oder pulvrigem Beschichtungsmedium anzugeben, wonach eine Optimierung des Beschichtungsergebnisses bei zumindest weitestgehender Vermeidung einer Umweltbelastung durch das Beschichtungsmedium möglich ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren zum Beschichten eines Werkstücks, bei dem die zuvor genannte Aufgabe gelöst ist, ist durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gekennzeichnet. Danach ist das Verfahren zum Beschichten eines Werkstücks durch folgende Verfahrensschritte gekennzeichnet:
Zunächst einmal wird das zu beschichtende Werkstück - ggf. nach einer Bearbeitung am Werkstück bzw. nach diversen Vorbereitungen - bereitgestellt. Das Werkstück wird ggf. gereinigt, insbesondere von Ölen oder Fetten befreit. Eine Reinigung des Werkstückes ist zur Gewährleistung einer hinreichenden
Haftung zwischen Werkstück und Beschichtungsmedium auf jeden Fall zu empfehlen. Anschließend wird das Werkstück auf eine vorgegebene Temperatur, hier nachfolgend Beschichtungstemperatur genannt, erwärmt, wobei es sich dabei um eine Temperatur handelt, die eine Benetzung des Werkstücks mit Beschichtungsmedium begünstigt.
Eine solche Begünstigung der Benetzung ist darauf zurückzuführen, daß sich bei erwärmten Werkstücken eine wesentlich geringere Grenzflächenenergie zwischen dem Werkstück und dem Beschichtungsmedium ergibt. Dies ist wiederum auf die Oberflächenspannungen einerseits des Werkstücks und andererseits des Beschichtungsmediums zurückzuführen. Jedenfalls ergibt sich bei geringer Grenzflächenenergie zwischen dem Werkstück und dem Beschichtungsmedium eine bessere Benetzung zwischen Werkstück und Beschichtungsmedium und somit eine bessere Adhäsion, so daß sich daraus wiederum eine bessere Haftung des Beschichtungsmediums am Werkstück ableiten läßt. Jedenfalls ist hier von ganz besonderer Bedeutung, daß das Werkstück vor dem eigentlichen Beschichtungsvorgang auf eine Temperatur oberhalb der Raumtemperatur zur Begünstigung der Benetzung zwischen Werkstück und Beschichtungsmedium vorgewärmt wird.
In einem nächsten Verfahrensschritt wird das vorgewärmte Werkstück in ein Tauchbad eingetaucht, in dem sich das flüssige, pastöse oder gar pulvrige Beschichtungsmedium befindet. Ungeachtet des konkreten Zustandes des Beschichtungsmediums wird hier nachfolgend der Einfachheit halber lediglich von Beschichtungsmedium gesprochen.
Nach einer gewissen Verweilzeit des Werkstücks im Tauchbad wird das Werkstück aus dem Tauchbad wieder entfernt, wobei ein Abtropfen überschüssigen Beschichtungsmediums unmittelbar über dem Tauchbad zweckmäßig sein kann. Sofern das Beschichtungsmedium noch nicht innerhalb des Tauchbads bzw. beim oder unmittelbar nach dem Herausziehen aus dem Tauchbad an der ursprünglichen Oberfläche des Werkstücks in Form einer neuen Oberflächenschicht reagiert hat oder ausgehärtet ist, findet anschließend ein Verfahrensschritt des Reagierens und/oder Aushärtens des Beschichtungsmediums - mit oder ohne ergänzender Temperaturbehandlung - statt.
Das Vorwärmen des Werkstücks auf eine vorgebbare Beschichtungstemperatur kann in einem herkömmlichen Ofen, bspw. in einem Bandofen, Durchstoßofen oder dgl., erfolgen. Handelt es sich bei dem zu beschichtenden Werkstück um ein elektrisch leitfähiges Werkstück, so kann das Vorwärmen in unter energetischen Gesichtspunkten ganz besonders vorteilhafter Weise induktiv erfolgen. Hierbei werden durch unmittelbares Ankoppeln an das Werkstück Wirbelströme im Werkstück generiert, die aufgrund des elektrischen Widerstandes des Werkstückmaterials zu einer Erwärmung des Werkstücks führen. Energieverluste durch Beheizung eines Heizraumes sind hier - bis auf die Abstrahlung des Werkstücks - weitestgehend ausgeschlossen. So könnte das Werkstück durch eine Induktionsspule hindurchgeführt und von dort den weiteren Verfahrensstationen bzw. Verfahrensschritten zugeführt werden.
Grundsätzlich ist die Beschichtungstemperatur mit Rücksicht auf das Werkstückmaterial zu wählen, wobei das Werkstück in weiter vorteilhafter Weise auf eine Temperatur im Bereich zwischen 60°C und 100°C vorgewärmt wird. Bei üblicher Lackbeschichtung haben sich Vorwärmtemperaturen im Bereich um die 90/C als vorteilhaft erwiesen, wobei grundsätzlich die gewünschte Schichtdicke über die Vorwärmtemperatur des Werkstücks einstellbar ist. Letztendlich wird durch die Vorwärmtemperatur die Adhäsion am Werkstück begünstigt, wobei weitere Paramter, insbesondere die Viskosität des Beschichtungsmediums und schließlich auch die Verweilzeit des Werkstücks im Tauchbad, als Verfahrensparamter zur Erzeugung einer bestimmten Schichtdicke verantwortlich bzw. relevant sind. Letztendlich ist hier die Viskosität des Beschichtungsmediums in Abstimmung mit den weiteren Verfahrensparametern einzustellen, um nämlich eine gewünschte Schichtdicke erzielen zu können.
Wie bereits zuvor erwähnt, wird durch die Vorwärmung des Werkstücks die Adhäsion zwischen Beschichtungsmedium und Werkstück im Tauchbad begünstigt, was auf eine gute Benetzung zwischen Beschichtungsmedium und Werkstück zurückzuführen ist. Bereits im Tauchbad kann eine Anhaftreaktion des Beschichtungsmediums stattfinden, und zwar unter dem Temperatureinfluß der Vorwärmtemperatur des Werkstücks.
Des weiteren kann im Tauchbad bereits eine chemische Umsetzung bzw. Reaktion des Beschichtungsmediums am Werkstück stattfinden, so daß der reaktive Vorgang bei Entnahme des Werkstücks aus dem Tauchbad zumindest begonnen hat. Die Reaktion bzw. das Aushärten des Beschichtungsmediums im Werkstück kann nach Entnahme des Werkstücks aus dem Tauchbad fortgeführt werden oder auch erst nach der Entnahme beginnen. Jedenfalls sollten die energetischen Verhältnisse bereits im Tauchbad oder spätestens unmittelbar nach Entnahme des Werkstücks aus dem Tauchbad derart eingestellt sein, daß eine Verringerung der Schichtdicke durch ungewolltes Abtropfen vermieden ist. Dies wird sicherlich am besten durch eine zumindest teilweise Umsetzung bzw. Reaktion des Beschichtungsmediums bereits im Tauchbad erreicht.
Zur Begünstigung der Benetzung des Werkstücks durch Beschichtungsmedium im Tauchbad wird das Werkstück in weiter vorteilhafter Weise innerhalb des Tauchbads bewegt, vorzugsweise gedreht. Dabei wird u.a. auch erreicht, daß Luftbläschen oder sonstige störende Einflüsse von der Oberfläche des Werkstücks entfernt werden. Auch vermeidet eine Bewegung des Werkstücks eine Reaktion des Beschichtungsmediums abseits der Oberfläche des Werkstücks, so daß insoweit Klumpenbildung oder dgl. vermieden wird.
Des weiteren könnte das Werkstück auch bei der Entnahme aus dem Tauchbad gedreht bzw. sonstwie bewegt werden. Insoweit könnte die Notwendigkeit eines lange anhaltenden Abtropfens nach völliger Entnahme aus dem Tauchbad reduziert, wenn nicht sogar ausgeschlossen werden. Auch nach der Entnahme des Werkstücks aus dem Tauchbad ist ein Bewegen bzw. ein Drehen des Werkstücks von Vorteil, um nämlich die beim Lackieren oftmals auftretenden "Rotznasen" zu vermeiden. Eine gleichmäßige Verteilung des Beschichtungsmediums an der Oberfläche des Werkstücks wird durch ständiges Drehen erreicht, was wiederum eine einheitliche Schichtdicke an der Werkstückoberfläche mit sich bringt.
Im Rahmen eines weiteren Verfahrensschrittes ist es von ganz besonderem Vorteil, wenn das nach Entnahme des Werkstücks aus dem Tauchbad an dem Werkstück haftende Beschichtungsmedium unter ergänzender
Temperatureinwirkung - bei einer vorgebbaren Reaktionstemperatur und über eine ebenfalls vorgebbare Reaktionsdauer hinweg - reagiert und/oder aushärtet. Mit
anderen Worten kann das im Tauchbad beschichtete Werkstück gemeinsam mit dem nach Entnahme aus dem Tauchbad anhaftenden Beschichtungsmedium einer weiterreichenden Temperaturbehandlung unterzogen werden, um nämlich ein vollständiges Umsetzen bzw. ein vollständiges Reagieren des Beschichtungsmediums - ggf. mit dem Material des Werkstücks - voranzutreiben. Dies erfolgt über eine vorgebbare Reaktionsdauer hinweg, wobei hier sicherlich zunächst Erfahrungswerte zugrundezulegen sind.
Letztendlich kann das Werkstück nach Entnahme aus dem Tauchbad auf die Reaktionstemperatur erwärmt werden, wobei hierzu ein herkömmlicher Ofen unterschiedlichster Bauart dienen kann. In ganz besonders vorteilhafter Weise liegt die so einzustellende Reaktionstemperatur über der Vorwärmtemperatur, so daß der Reaktionsvorgang bzw. der Vorgang des Aushärtens im Rahmen einer wirtschaftlich sinnvollen Zeitspanne erfolgen kann.
Wie bereits zuvor erwähnt, kann die ergänzende Temperatureinwirkung innerhalb eines herkömmlichen Ofens stattfinden. In ganz besonders vorteilhafter Weise erfolgt die ergänzende Temperatureinwirkung - wie die Erwärmung auf die Vorwärmtemperatur - induktiv, so daß auch insoweit zumindest bei elektrisch leitfähigen Werkstücken eine unmittelbare Ankopplung an das Werkstück und somit ein geringst möglicher Energieverlust beim Aufheizen realisierbar ist. Auf bekannte Vorteile des induktiven Erwärmens von Werkstücken wird im Rahmen einschlägiger Fachkenntnisse hingewiesen. Ausführungen hierzu sind daher hier jedenfalls nicht erforderlich.
Schließlich läßt sich der Vorgang des Vorwärmens, des Eintauchens in das Tauchbad und ggf. des ergänzenden Erwärmens des Werkstücks zur Einstellung der Schichtdicke beliebig wiederholen. Durch mehrfache Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich nahezu beliebige Schichtdicken an Werkstückoberflächen erzeugen, wobei hier durchaus auch unterschiedliche Beschichtungsmedien zur Erzeugung einer Sandwich-Struktur verwendbar sind.
Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die Lehre der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden. Dazu ist einerseits auf die dem Patentanspruch 1 nachgeordneten Ansprüche, andererseits auf die nachfol¬ gende Erläuterung eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen
Verfahrens anhand der Zeichnung zu verweisen. In Verbindung mit der Erläute¬ rung des bevorzugten Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Verfahrens anhand der Zeichnung werden auch im allgemeinen bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Lehre erläutert.
In der Zeichnung zeigt die einzige Figur, im Rahmen eines Blockdiagramms, den beispielhaften Ablauf eines erfindungsgemäßen Verfahrens zum Be¬ schichten eines Werkstücks mittels flüssigem Beschichtungsmedium.
Die einzige Figur zeigt in schematischer Darstellung den Ablauf eines beispielhaften erfindungsgemäßen Verfahrens zum Beschichten eines Werkstücks 1 , wobei das Werkstück 1 in ein flüssiges Beschichtungsmedium 2 eingetaucht wird. Im konkreten handelt es sich hier bei dem Beschichtungsmedium 2 um flüssigen Lack.
Erfindungsgemäß wird das Werkstück 1 bereitgestellt und an verschiedenen Stationen 3, die hier lediglich angedeutet sind, bearbeitet, behandelt und so bspw. gereinigt. Anschließend wird das Werkstück 1 an einer Vorwärmstation 4 auf eine Beschichtungstemperatur vorgewärmt, wobei die Vorwärmstation 4 eine induktive Heizeinrichtung 5 umfaßt.
Das auf die Beschichtungstemperatur erwärmte Werkstück 1 wird in ein Tauchbad 6 eingetaucht, in dem sich das Beschichtungsmedium 2 - flüssiger Lack - befindet. Nach einer gewissen Verweilzeit innerhalb des Tauchbades 6 wird das Werkstück 1 aus dem Tauchbad 6 wieder entfernt und kann oberhalb des Tauchbades 6 abtropfen, so daß überschüssiges Beschichtungsmedium 2 wieder in das Tauchbad 6 gelangt. Anschließend kann das Beschichtungsmedium 2 an der Oberfläche des Werkstücks 1 reagieren bzw. aushärten und so eine feste Oberflächenschicht auf dem Werkstück 1 bilden.
Zum beschleunigten Reagieren bzw. Aushärten des Beschichtungsmediums 2 auf dem Werkstück 1 wird das Werkstück 1 einer ergänzenden Temperaturbehandlung unterzogen, nämlich in einer Reaktionsstation 7. Dort findet eine Erwärmung des Werkstücks 1 oberhalb der Vorwärmtemperatur statt, wobei auch hierzu eine induktive Heizeinrichtung 8 vorgesehen ist. Eine zonale
Temperaturbehandlung bzw. eine Temperaturbehandlung mit zonal unterschiedlichen Temperaturen ist realisierbar.
Das voranstehend erörterte Ausführungsbeispiel dient lediglich zum besseren Ver¬ ständnis der erfindungsgemäßen Lehre, schränkt diese jedoch nicht auf das Ausführungsbeispiel ein.