-
Verfahren zur Behandlung gegerbter tierischer Häute
Zur Verbesserung
des Gebrauchswertes von Leder wird das gegerbte Material häufig noch besonderen
Behandlungen unterworfen. Hierher gehören z. B. die Behandlung mit Fettemulsionen
(Lickern), das mechanische Einarbeiten von Ölen und Fetten, das Imprägnieren der
trockenen Leder mit geschmolzenen Fettparaffin-Harz-Gemischen oder das Imprägnieren
der trockenen Leder mit organischen Lösungen höhermolekularer Harze und Polymerisationsprodukte.
-
In den letzten Jahren ist auch versucht worden, monomere, zur Polymerisation
befähigte Vinyl- oder Dienverbindungen in das Leder hineinzubringen und dort zu
polymerisieren (siehe z.B. 0 e h 1 e r und K i 1 d u ff, Research Paper RP 1951,
Vol. 42, Jan. 1949, Part of the Journal of Research of the National Bureau of Standards).
Eine andere Möglichkeit wird in der Richtung gesucht, relativ niedrigmolekulare,
unvollständig polymerisierte Vinylverbindungen dem Leder einzuverleiben und sie
dort mit Hilfe von Katalysatoren und Wärme weiterzupolymerisieren. Es ist auch schon
versucht worden, Polyvinylverbindungen, wie z. B, Polymerisate des Polyvinylidenchlorids
(britische Patentschrift 585 ziS), des Poly"inylacetats (britische Patentschrift
585 117) und des Polyvinylchlorids (britische Patentschrift 583 o96), vor, während
oder nach dem Gerbprozeß in chromgegerbte Leder in der Form ihrer Latices einzuarbeiten.
Dieser Anwendung stehen aber, insbesondere bei dicken, schweren Ledern, bisher nicht
überwundene Schwierigkeiten entgegen. Sie bestehen darin, daß die Polymerisatemulsionen
nicht stabil genug waren, um eine ausreichende Tiefenwirkung zu erreichen, und daß
auch hohe Emulgator- und Stabilisatorzusätze vor oder nach der Polymerisation nicht
ausreichen,
um ein sicheres Arbeiten in der Praxis zu ermöglichen.
Wird z. B. aus irgendwelchen betriebstechnischen Gründen eine solche Emulsion während
der Verarbeitung instabil und scheidet sich das Polymerisat auf der Lederoberfläche
ab, so ist es nicht mehr möglich, das Leder mit einfachen Mitteln, also z. B. mit
Wasser, wieder verwendbar zu machen.
-
Es wurde nun ein vorteilhaftes Verfahren zuyBehandlung
gegerbter tierischer Häute gefunden, bei welchen die
Behandlung
mit einer sauren bis neutralen wäßrigen Dispersion hochmolekularer,
überwiegend aus Vinylverbindungen gebildeter Polymerisate
oder Mischpolynzerisate erfolgt, die axionaktive, Sul f onsäuregruppen
besitzende Emulgatoren in einer Menge von ynindestens 20/0
(bezogen auf den Polynaerisatgehalt) und Gerbstoße enthält, und
das dadurch gekennzeichnet ist, daß als
Gerbsto§e vegetabilische und/oder
synthetische Gerbsto§e zugegen sind, und zwar in einer Menge von
2o bis ioo0/0 (bezogen auf den Polymerisatgehalt). Die Anwendung geschieht
zweckmäßig unter mechanischer Walkwirkung, z. B. im Gerb- oder Heißluftfaß.
-
Es ist überraschend, daß Stoffe, die, wie die pflanzlichen und synthetischen
Gerbstoffe, bekanntermaßen oft störend auf Emulsionssysteme wirken, bei Wahl geeigneter
Polymerisatemulsionen und Mengenverhältnisse eine bisher nicht erreichte Durchdringung
und eine sichere Handhabung des Verfahrens ermöglichen. Wird z. B. vegetabilisch
vorgegerbtes Leder mit einer 4o%igen Emulsion eines Acrylsäurepolymerisationsproduktes
behandelt, so wird diese Emulsion durch Zusatz von vegetabilischem Gerbstoff im
Leder ausgefällt.
-
Als Polymerisätemulsionen kommen solche aus Vinylverbindungen, wie
Dichloräthen, Vinylchlorid, Acrylestern, Styrol, Acrylnitril und anderen, einzelnen
oderin Mischung unter sich oder mit Dienverbindungen, wobei letztere im Unterschuß
sein sollen, in Betracht. Die Wahl der Emulgatoren bei der Polymerisation geschieht
nach Art und Menge im Hinblick auf die gewünschte Teilchengröße. Doch ist gegebenenfalls
durch Zusatz nach der Polymerisation dafür zu sorgen, daß der Anteil an anionischen,
Sulfogruppen enthaltenden Emulgatoren mindestens 2 % der Polymerisattrockensubstanz,
zweckmäßig mehr, beträgt.
-
Als für das Verfahren geeignete Gerbstoffe kommen pflanzliche Gerbextrakte,
insbesondere Quebracho-und Mimosaextrakt, in Frage und synthetische Gerbstoffe,
wie sie z. B. nach den aus den deutschen Patentschriften 675 775, 611671
und 696 272 sowie der französischen Patentschrift 879 222 bekannten Verfahren gewonnen
werden können.
-
Je nach der Wahl des Polymerisationsproduktes, des Emulgators und
des Gerbstoffes - wobei bei allen Art und Mengenverhältnis von Einfluß sind - erhält
man so Mischungen, die entweder nach einer für die praktische Anwendung genügend
langen Zeit gelartig abbinden oder die unbegrenzt lange unverändert bleiben.
-
Für die Behandlung zwecks Verbesserung des Gebrauchswertes kommen
Chromleder, mit vegetabilischen und/oder synthetischen Gerbstoffen bzw. mit Chrom-
und vegetabilischen und/oder synthetischen Gerbstoffen gegerbte Leder in Frage.
Dem Eindringen der Polymerisatemulsionen leisten Chromleder den geringsten Widerstand,
doch wird auch in diesem Fall die Verteilung im Lederquerschnitt durch das vorliegende
Verfahren verbessert und das Eindringen und Aufziehen beschleunigt.
-
Das Verfahren führt zu wesentlichen Verbesserungen hinsichtlich Strukturverfestigung,
Wasserdichtigkeit und Abrieb. Beispiel 1 65 kg einer Mischung von 52,5 Teilen einer
40%igen Mischpolymerisatemulsion (bestehend aus Dichloräthen, Acrylsäurebutylester
und 15 Teilen des Na-Salzes von langkettigen Paraffinsulfosäuren, bezogen auf loo
Trockenteile Polymerisat) und 12,5 Teilen eines 56%igen Gerbstoffes, den man gemäß
der französischen Patentschrift 897 222 erhält, werden in 300 kg ausgegerbten,
genügend feuchten Vacheleder-Croupons unter Zuführung von Warmluft (etwa 7o' C Einströmtemperatur)
während 2 Stunden eingewalkt. Danach wird das Leder, welches die Polymerisat-Gerbstoff-Emulsion
gut und gleichmäßig aufgenommen hat, wie üblich, jedoch ohne weiteren Zusatz von
Füllstoffen, fertiggestellt.
-
Man erhält ein Leder, das sich wasserabweisender, wasserdichter und
abriebfester - was einer Verbesserung des Gebrauchswertes gleichkommt - gegenüber
einem normal ausgegerbten Leder verhält, als die nachstehenden Werte es zeigen.
Wasseraufnahme nach Kubelka und Nemec |
Nach Beispiel i Vergleichsleder |
behandeltes (normal fertig- |
Leder gestellt) |
nach i/4 Stunde 15,50/0 28,50/0 |
- 1/2 - 20,00/0 320 % |
- 1 - 24,5 % 37,0% |
- 2 Stunden 28,5 % 38,5 % |
Wasserdurchlässigkeits-Quotient |
nach Stahter-Herfeld |
o,918 0,372 |
o,611 o,191 |
Reißfestigkeit |
13214 kg/cm2 253,0 kg/cm2 |
1 Höhen- Gewichts- Höhen- |
Abrieb Höhen- |
verlust verlust verlust verlust |
nach 40 m |
Schleifweg. . . 21o mg o,9 mm 28o mg 1,o1 mm |
nach weiteren |
40 m ....... 135 mg o,62 mm 16o mg o,8o mm |
nach weiteren |
40m ....... 135 mg o,71 mm 230 mg 1,40 mm |
Beispiel 2 loo kg neutralisierte, abgewalkte Chromoberleder werden in Zoo 1 Wasser
mit 9 kg Trockensubstanz
einer Mischpolymerisatemulsion, erhalten
aus Butadien, Acrylnitril, Styrol und einem Emulgator (alkylnaphthalinsulfonsaures
Salz) gemäß der deutschen Patentschrift 821
997, und 3 kg Trockensubstanz
von Mimosaextrakt während 24 Stunden bei 5o°C Eingangstemperatur eingewalkt und
wie üblich fertiggestellt.
-
Man erhält ein Leder, welches neben den im Beispiel z erwähnten Verbesserungen
vor allem eine wesentliche Strukturverfestigung aufweist, wodurch es einem erweiterten
Verwendungsgebiet zugeführt werden kann.