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Vereinigte Westdeutsche Waggonfabriken Aktiengesellschaft, Köln-Deutz
Die
Erfindung betrifft ein Fahrzeug; insbesondere Schienenfahrzeug, zum wahlweisen Transport
von Schüttgut oder Flüssigkeiten, bei dem der Abrutschsattel durch Verschwenken
von Wagenkastenteilen gebildet wird und bei dem die zur Aufnahme der Flüssigkeit
dienenden Behälter elastische zusammenfaltbare Seitenwände besitzen, die in auseinandergezogenem
Zustand an den Wandflächen und den Stirnwänden des Fahrzeugs anliegen.
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Solche Wagen werden benötigt in Fällen, in denen eines dieser beiden
Transportgüter auf einer bestimmten Strecke überwiegend in der einen Richtung, das
andere Transportgut in der anderen Richtung zu transportieren ist. Derartige Verhältnisse
liegen hauptsächlich in schwach industrialisierten Ländern mit sehr weitmaschigem
Schienennetz vor; beispielsweise muß im vorderen Orient auf von der Küste in das
Innere des Landes führenden Bahnlinien laufend Baumaterial in Form von Schüttgut
in das Landesinnere und t)l von den im Inneren des Landes liegenden Olfeldern zwecks
Verschiffung an die Küste transportiert werden.
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Um nun Leerfahrten ganzer Wagen über die gesamte Streckenlänge zu
vermeiden, hat man schon Schienenfahrzeuge gebaut, deren Laderaum zum Teil als Flüssigkeitsbehälter
und zum Teil als Schüttgutbehälter ausgebildet ist, und zwar besitzen diese Fahrzeuge
einen Abrutschsattel, ober-
halb dessen das Schüttgut aufgenommen
wird, -wogegen - zwischen dem Fahrzeugboden und dem Sattel ein fest eingebauter
Flüssigkeitstank vor- -gesehen ist. Die Rauminhalte der zur Aufnahme der beiden
Transportgüter dienenden Behälter sind so aufeinander abgestimmt, daß der Wagen
bei BeLadung mit der zu transportierenden Flüssigkeit und mit dem zu transportierenden
Schüttgut etwa das gleiche Ladegewicht aufnimmt. Auch bei diesen Fahrzeugen muß
auf jeder Fahrt, auf der nur Schüttgut oder nur Flüssigkeit transportiert wird,
ein totes Gewicht mitgeführt werden, und das Fahrzeugvolumen ist nur teilweise ausgenutzt.
Da bei diesen Fahrzeugen bei Schüttguttransport nur der kleinere Volumenanteil oberhalb
des Sattels, bei Flüssigkeitstransport nur der größereVolumenanteiI unterhalb des
Sattels beladen ist, ergeben sich bei beiden Beladungsarten in unliebsamer Weise
sehr unterschiedliche Schwerpunktshöhen.
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Gemäß einem älteren, nicht vorveröffentlichten Vorschlag wird zur
Schaffung eines Fahrzeuges zum wahlweisen Betrieb als Flüssigkeitsbehälter oder
als Kastenwagen ein bis auf die Ein- bzw.
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Auslaß- sowie Entlüftungsöffnung allseitig geschlossener zur Aufnahme
der Flüssigkeit dienender Einsatz vorgesehen, der im gefüllten Zustand den gesamten
Behälterinnenraum ausfüllt, wobei seine Seitenwände an den Wandflächen und Stirnwänden
des Wagenkastens anliegen. Dieser Einsatz besteht aus einem elastischen Stoff und
ist entsprechend der fortschreitenden Entleerung zu-.sammenfaltbar. Eine oder mehrere
der den Behälterinnenraum umschließenden Behälterwände sind oberhalb oder seitlich
des Einsatzes, diesen bedeckend, in den Innenraum des Behälters hineinbewegbar,
wobei eine oder mehrere Behälterwände einen vom Einsatz getrennten, zweiten Transportraum
bilden. Ein Schüttguttransport mit unmittelbarer Entleerung nach unten ist mit diesem
Fahrzeug nicht möglich.
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Es ist ferner ein in einen Selbstentlader für Schüttgut umwandelbarer
Flachbodenschüttwagen bekannt, bei dem die Seitenwände zur Bildung eines Schütttrichters
und Teile des Bodens zur Bildung eines Abrutschsattels herangezogen werden.
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Die Erfindung löst die Aufgabe, ein Schienenfahrzeug zum wahlweisen
Schüttgut- oder Flüssigkeits-Transport zu schaffen, dessen Volumen beim Transport
beider Güter voll ausgenutzt wird und das gegeniiber einem Fahrzeug, das nur zum
Transport eines der beiden Ladegüter ausgebildet ist, nur ein geringes Mehrgewicht
aufweist.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch zwei etwa an den
unteren Enden der beiden Fahrzeug-Seitenwände schwenkbar angeordnete und in heraufgeschwenkter
Stellung an den beiden Seitenwänden anliegende Wandflächen, die heruntergeklappt
mit ihren Oberkanten zusammenstoßen und hierdurch den Abrutschsattel für das Schüttgut
bilden, während die Flüssigkeitsbehälter im zusammengefalteten Zustand unter dem
Abrutschsattel Platz finden, wobei ihr unterer Abschluß durch den mit einem fest
eingebauten Abfluß versehenen Fahrzeugboden, ihr oberer Abschluß dagegen durch eine
diesem parallele, steife Deckplatte mit einem Einfülltrichter erfolgt, der im auseinandergezogenen
Zustand des Flüssigkeitsbehälters über die Fahrzeugoberkante heraufgezogen werden
kann.
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Einsetzbare elastische und zusammenfaltbare Stoffhüllen sind für
Schüttwagen zum Befördern leicht entzündbarer oder vor Nässe zu schützender Trockengüter
schon vorgeschlagen worden.
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Die beiden schwenkbaren Wandflächen bilden in ihrer unteren Stellung
einen Abrutschsattel für das Schüttgut. Zur Entleerung sind die beiden Seitenwände
des Fahrzeuges nach außen um ihre obere Längskante schwenkbar angeordnet, wie dies
bei Kipp- und Sattelwagen üblich ist. Der Flüssigkeitsbehälter nimmt in zusammengeiegtem
Zustand nur einen so geringen Raum ein, daß er unter dem Abrutschsattel Platz findet.
Er beansprucht also nur einen Raum, derXbei Sattelwagen ohnehin nicht ausgenutzt
werden kann. Zur Umstellung des Wagens auf Flüssigkeitstransport werden die beiden
Wandflächen nach oben geschwenkt, bis sie an den Fahrzeugseitenwänden anliegen,
und die Deckplatte des Flüssigkeitsbehälters wird nach oben gezogen und in ihrer
obersten Stellung befestigt. Das Aufrichten des Flüssigkeitsbehälters kann durch
an der oberen Deckplatte über Seilzüge angreifende Gegengewichte erleichtert werden,
die man in den beiden zu diesem Zweck hohl ausgebildeten Wandflächen unterbringen
kann. Weitere Maßnahmen sind bei der Umstellung von einer auf die andere Transportart
nicht erforderlich, da der Auslaß für den Flüssigkeitsbehälter, der in bei Kesselwagen
üblicher Weise ausgebildet ist, im Fahrzeugboden fest eingebaut ist.
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Die nachgiebigen, beispielsweise aus Gummi oder gummiertem Stoff
bestehenden Seitenwände des Flüssigkeitsbehälters legen sich an die Fahrzeug wände
an und müssen daher nur diejenigen Zug kräfte übertragen, die aus dem Gewicht der
Behälterwände selbst herrühren. Die Behälterwände können von einem Teil dieser zu
übertragenden Zugkräfte entlastet werden, wenn die Innenseiten der beiden Wandflächen
und der beiden Stirnwände des Fahrzeuges in senkrechter Richtung gewellt ausgeführt
werden. In diesem Fall wölben sich die Behälterwände in die wellenförmigen Vertiefungen
der Wandflächen hinein, wodurch diese einen Teil der Zugkräfte übernehmen. Eine
solche gewellte Ausbildung der Wandflächen von Flüssigkeitsbehältern ist bekannt
zur Verhinderung eines Schwankens des Flüssigkeitsspiiegels.
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Es ist möglich, in Längsrichtung des Fahrzeuges hintereinander so
viele einzelne Flüssigkeitsbehälter anzuordnen, daß diese einen nicht allzu langgestreckten
Rechteckgrundriß erhalten. Die einander zugekehrten, zur Fahrzeuglängsachse senkrechten
Seitenwandteile der Behälter stützen sich lediglich gegeneinander ab. Um nun eine
Überlastung dieser Seitenwandteile zu vermeiden, wenn nur einzelne Behälter gefüllt
oder zwei benachbarte Behälter mit ungleicher Füllhöhe gefüllt werden, kann zwischen
je
zwei benachbarte Behälter eine bis zum Fahrzeugboden durchgehende, zur Fahrzeuglängsachse
senkrechte Trennwand angeordnet werden. Diese Wand kann ebenfalls in senkrechter
Richtung gewellt ausgeführt werden.
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Die beiden schwenkbaren Wandflächen des Fahrzeuges müssen bei solcher
Aufteilung in den Ebenen der Trennwände uriterteilt werden,-so daß jedem Behälter
ein Paar solcher Wandflächen zugeordnet ist.
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Wenn man das Verhältnis des Schüttgutladevolumens oberhalb der Lagerfläche
zum Volumen des Flüssigkeitsbehälters etwa gleich groß macht wie das Verhältnis
des spezifischen Gewichtes der zu transportierenden Flüssigkeit zu dem spezifischen
Gewicht des zu transportierenden Schüttgutes, dann hat das Fahrzeug bei jeder Füllung
etwa das gleiche Ladegewicht, was aus Sicherheitsgründen, besonders in Hinsicht
auf ungeschultes Ladepersonal, anzustreben ist.
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Die Erfindung wird an Hand des in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert und beschrieben.
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Abb. I zeigt die Seitenansicht eines Teiles eines Schienenfahrzeuges
gemäß der Erfindung. Im linken Teil der Abbildung ist ein auf Flüssigkeitstransport,
im rechten Teil ein auf Schüttguttransport eingestelltes Wagenabteil dargestellt.
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Abb. 2 zeigt in der linken Hälfte einen Schnitt nach der Linie A-B
der Abb. I durch einen Teil des Fahrzeuges, das auf Schüttguttransport eingestellt
ist, und in der rechten Hälfte einen Schnitt nach der Linie C-D der Abb. I durch
einen Teil des Fahrzeuges, der auf Flüssigkeitstransport eingestellt ist.
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Das Fahrzeug wird gebildet durch den Boden r, die um ihre obere Längskante
2 schwenkbaren Fahrzeugseitenwände,3 und die Stirnwände 4. Das Fahrzeug besitzt
außerdem zwei Wandflächen 5, die etwa an der Stelle, ko sich die unteren Enden 6
der Seitenwände 3 in der Schließlage befinden, am Wagenkörper -um eine zur Fahrzeuglängsachse
parallele Drehachse 7 schwenkbar angelenkt sind. Die bei den Wandflächen 5 stoßen
in herabgeschwenkter Stellung an ihren oberen Kanten 8 aneinander und bilden einen
Abrutschsattel für das Schüttgut. Unter diesem Sattel befindet sich, wie die linke
Hälfte der Abb. 2 zeigt, ein zusammengefalteter Flüssigkeitsbehälter. Dieser wird
gebildet durch den Fahrzeug- -boden I mit der Auslaßöffnung 9, die steife und zu
dem Fahrzeugboden parallele Deckplatte 10 mit Einfüllöffnung II und die aus elastischem,
nicht formstebfem Werkstoff hergestellten Behälterseitenwände 12. Der Behälter kann
nach Hochklappen der beiden Wandflächen 5 nach oben gezogen werden, bis sein Einfüllstutzen
11 über die Oberkante des Fahrzeuges hinausragt. Das Hochziehen des Behälters wird
durch Gegengewichte I3 erleichtert, die im Innern der hohlen Wandflächen 5 untergebracht
sind. Die Gegengewichte I3 gleichen über die Seilzüge I4, die über Rollen I5 gelegt
sind, zumindest einen Teil des Behälters aus. Die Innenseiten I6 der Wandflächen
5 und der Fahrzeug stirnwände 4 sind in senkrechter Richtung gewellt.
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Wie in Abb. I zu erkennen ist, sind zwischen je .zwei benachbarten
Behältern Trennwände 17 mit ebenfalls in senkrechter Richtung gewellten Oberflächen
angebracht.
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In anderer Ausgestaltung des Erfindungsgedankens kann auch ein wahlweise
auf Flüssigkeits- und Stückguttransport umzustellendes Fahrzeug geschaffen werden,
indem die beiden schwenkbaren Wandflächen so ausgebildet werden, daß sie in heruntergeschwenkter
Stellung, mit ihren Oberkanten aneinander anstoßend, an Stelle des Abrutschsattels
einen waagerechten Boden bilden. Hierdurch entsteht ein normaler, offener Kastenwagen
für den Stückguttransport. Für Güterwagen, die im Boden Rutschen für die Entleerung
enthalten, wurde schon vorgeschlagen, diese Rutschen durch Herunterklappen besonderer
Seitenwände abzudecken und die Entleerung nach dieser Umstellung seitlich vorzunehmen.