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Ultrafeinkorn-Ausgleichentwickler Bisher war Ultrafeinkornentwicklung
nur bei Zusatz von sogenannten silbersalzlösenden Mitteln möglich, z. B. Rhodansalze,
ortho- oder para-Phenylendiamin, Natriumsulfit im großen Mengen usw. Diese Zusätze
bedingen folgende Nachteile: a)- Die Entwicklungsgeschwindigkeit wird verzögert,
so daß man viel länger entwickeln muß, will man die volle Empfindlichkeit herausholen.
Um nun das damit gröber werdende Korn zu vermeiden, schrieb man Überbelichtung vor,
so daß man normal lang entwickeln konnte und dann Ultrafeinkorn erhielt. Diese Entwickler
waren also nur bei Überbelichtung in der Lage, Ultrafeinkorn zu erzeugen. Es gibt-zwar
Entwickler im Handel, bei denen die Überbelichtung als nicht erforderlich angegeben
wird. Jedoch ist das Korn in allen diesen Fällen nicht ultrafein. Oft versucht man
hier etwas durch erhöhte Entwicklertemperaturen zu erreichen,. obwohl man damit
infolge der stärkeren Ouellung der Gelatine eine Reihe von Nachteilen in Kauf nehmen
muß, z. B. erhöhte Kratzergefahr, längere Trocknungszeit, erhöhte Staubgefahr usw.
Die Entwicklungstemperatur beträgt normalerweise x8° C.
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b) Diese Entwickler enthalten meist auch noch andere Zusätze, die
die Entwicklungsgeschwindigkeit hemmen, z. B. Bromkalium. Natriumsulfit in großen
Mengen verhindert das schnelle Eintreten einer Teiloxydation der Entwicklersubstanz.
Letz-1-ere hat erst meist in Anwesenheit von Oxydationsprodukten die größte Kraft.
Ferner wird durch den Zusatz zu großer Mengen eines Konservierungsmittels (Natriums:ulfit
usw.) der unmittelbare Ablauf der Entwicklung gehemmt, da die Entwicklersubstanz
(Reduktionsmittel),
soweit sie daran unmittelbar beteiligt ist, dabei oxydiert wird. Dieser Vorgang
wird durch zu hohen Zusatz eines Konservierungsmittels gehemmt.
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c) Durch diese Zusätze bedingt werden die Schatten relativ zu spät,
also erst gegen Ende der verlängerten Entwicklungszeit, hervorgerufen, währenddessen
die Lichter bereits zu stark gedeckt wurden. Der Gammawert wird dadurch zu hoch,
unbrauchbar für Gegenlichtaufnahmen.
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d) Der hohe Gammawert bedingt, daß trotz der kornverfeinernden Zusätze
der Feinheit des Korns eine gewisse vorzeitige Grenze gesetzt ist, entsprechend
dem nachfolgenden Grundsatz: Je steiler die Gradation, um so gröber das Korn.
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e) Infolge der Silbersalzauflösung wird die in der Hauptsache an der
Filmoberfläche liegende Bildschärfe gemindert. Ferner kann nach folgendem Grundsatz
an Hand der Entwicklungszeitentabellen nachgewiesen werden, daß es sich bei den
bisherigen Ultrafeinkornentwicklern um relative Tiefenentwickler handelt: Je mehr
ein Entwickler die Entwicklungszeiten der verschiedenen Filmfabrikate (gemeint sind
alle Filmfabrikate von den hochempfindlichen bis zu den geringempfindlichen Emulsionen
und den unterschiedlichsten Gelatinehärten) einander angleicht, um so besser ist
die Oberflächenentwicklung.
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Durch die Tiefenentwicklung wird die Schärfe gemindert und der Zerstreuungslichthof
unnötig verstärkt. Letzterer ist wegen der erforderlichen Überbelichtung ohnehin
stark genug.
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Die bisherigen Ultrafeinkornentwickler zeigen teilweise auch Schleierbildung.
Sie sind relativ teuer und müssen daher mehrmals wiederbenutzt werden. Das bringt
wiederum Nachteile mit sich, die sich erstens aus der schlechten Lagerfähigkeit
der bereits gebrauchten Lösungen ergeben. Die Flaschen müssen laut Vorschrift immer
mit Glasperlen bis obenhin aufgefüllt werden, damit wenig Luft an den Entwickler
kommt. Aber auch .dann kann noch eine Oxydation bei der Lagerung eintreten. Ferner
ist der Entwickler bei der Wiederbenutzung bereits durch den vorherigen Film mit
Bromkali angereichert worden, so daß die Entwicklungsgeschwindigkeit verzögert wird.
Es muß länger entwickelt werden. Die Folgen sind gröberes Korn und steilere Gradation.
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Die im Ultrafeinkorn-Ausgleichentwickler der vorliegenden Erfindung
zur Verwendung kommenden Chemikalien wurden bisher niemals alle zusammen in Kombination
in einem Feinkornentwickler ohne weitere Zusätze verwendet. Jede der drei Chemikalien
(Hydrochinon, Natriumhydroxyd; Kaliummetabisulfit mit der Einschränkung, daß es
durch Natriumbisulfit ersetzt werden kann) hat hierin eine ihr ureigene Wirkung.
Die Verwendung .der genannten Chemikalien erfolgte bisher einzeln mit anderen Zusätzen
auf folgende Weise: a) Hydrochinon mit schwächeren Alkalien und zu hohem Zusatz
von Konservierungsmitteln (Natriumsulfit usw.) ; b) Natriumhydroxyd usw. in zu hoher
Konzentration mit schwächeren Reduktionsmitteln (z. B. Brenzkatechin usw.) und zu
hohem Zusatz eines Konservierungsmittels; c) Kaliummetabisulfit in zu hoher Konzentration
mit weit schwächeren Reduktionsmitteln und Alkalien.
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Der Entwickler gemäß der Erfindung kann daher mit keinem einzigen
der bisherigen Entwickler annähernd verglichen werden.
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Zusammenfassend kann gesagt werden, daß der hierbei angewandte neue
Grundsatz bisher nicht zur Anwendung kam. Dieser besagt, daß alles für die Steigerung
der Reduktionskraft (von selten der Reduktionsmittel), deren Erhaltung und ungehemmte
Wirkung zu tun ist, unterstützt durch das stärkste aller Alkalien in schwacher Konzentration.
Diesem Grundsatz ordnet sich im neuen Entwickler alles andere unter.
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Die bisherigen Entwickler sind .daher aus folgenden Gründen schlechter:
j a) Bei Verwendung schwächerer Reduktionsmittel war die Reduktionkraft zu gering.
Dadurch waren relativ längere Entwicklungszeiten mit gröberem Korn erforderlich,
oder höherer pg-Wert mit höherem Gammawert und ebenfalls gröberem Korn.
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b) Die unter a) aufgeführten Nachteile wurden durch den hohen Zusatz
von Konservierungsmitteln noch verstärkt.
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c) Stärkste Alkalien in zu hoher Konzentration bedeuten höheren Gammawert
und gröberes Korn, schwächere Alkalien dagegen relativ zu lange Entwicklungszeiten
mit ebenfalls zu. grobem Korn.
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Der vorliegende neue Entwickler, der als erster wirklich die Bezeichnung
»Ultrafeinkorn-Ausgleichentwickler« verdient, hat demgegenüber folgende Vorteile:
a) Keinerlei verzögernde Zusätze, die die Schärfe und die mindern könnten. Überbelichtungen
sind nicht mehr erforderlich, trotzdem erhält man ultrafeines Korn.
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b) Hervorragende Ausgleichentwicklung (Ausgleich zwischen Lichtern
und Schatten sowie zwischen normalen und Überbelichtungen), für Gegenlichtaufnahmen
bestens geeignet. Selbst bei vielfachen Überbelichtungen gehen die Lichter nicht
zu. Der Belichtungsspielraum ist unbeeinträchtigt.
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c) Der geringe Gammawert ermöglicht das feine Kotn. Der Gammawert
kann so gering sein, weil ein Teil des Kontrastes durch das Farbstoffbild (braun)
geschaffen wird.
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d) Bester Oberflächenentwickler nach dem bereits angeführten Grundsatz
der Entwicklungszeiten-Angl.eichung, geringsteZerstreuungslichthöfe, was besonders
bei Filmen mit weicher Gelatine auffällt. Hervorragendes Auflösungsvermögen.
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e) Der Entwickler arbeitet völlig klar und der braune Silberniederschlag
ist ein Zeichen für besondere Feinkörnigkeit. Die unbelichteten Bildränder sind
vollkommen blank.
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f) Kornballungen sind völlig ausgeschlossen.
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g) Der Entwickler .ist sehr preiswert in der Fabrikation und, im Verbrauch.
Jeder Ansatz wird nur einmal benutzt und dann. fortgegossen. Der
Vorrat
wird in Ampullen aufgehoben oder in zwei getrennten Lösungen in Flaschen. In letzterem
Falle können Teillösungen ohne Gefahr entnommen werden. Wiederauffiillen mit Glasperlen
ist nicht notwendig.
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h) Der Gammawert ist nach Wunsch abstimmbar, und zwar bei Vorratslösungen
in Ampullen (beide Lösungen in einer zusammen) durch veränderte Verdünnung beim
Ansatz. Bei getrenntenLösungen wird von der alkalischen Lösung mehr oder weniger
genommen.
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i) Die Aufnahmen sind infolge der nur halb. so starken Belichtung
schärfer. Die Zerstreuungslichthöfe treten daher kaum auf, selbst in extremsten
Fällen sind diese noch tragbar. Zusammensetzung des Entwicklers Natriumhydroxyd
(chem. reinste Ware, pro Analyse) 0,o182 bis 0,07310/0 in der Gebrauchslösung, Hydrochinon
0,o607 °/a in der Gebrauchslösung, Kaliummetabisulfit 0,0030°/a in der Gebrauchslösung.
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Vorratslösungen werden stark konzentriert angesetzt. Bei getrennten
Lösungen stellt die Hydro-Chinonlösung zusammen mit dem Kaliummetar bisulfit die
eine Lösung, die Natriumhydroxydlösung die zweite Lösung dar.
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Die Verwendung des rapidesten aller Reduktionsmittel ist von grundlegender
Bedeutung für diesen Entwickler. Alle anderen Zusätze haben sich nicht nur dem Ziele
der Erhaltung dieser hohen Reduktionskraft, sondern auch ihrer weiteren Steigerung
und ungehemmten Wirkungsmöglichkeit unter7uordnen. Deshalb wurde auch der Zusatz
von Kaliummetabisulfit so gering wie nur irgend möglich gehalten. Er erlaubt daher
eine Teiloxydation des Hydrochinons beim Ansatz der Gebrauchslösung mit dem Sauerstoff
des zur Verwendung kommenden Leitungswassers. Dadurch wird die Reduktionskraft des
Hydrochinons weiter gesteigert. Ferner ist so ein ungehemmter Ablauf des unmittelbaren
Entwicklungsvorganges gewährleistet. Der Zusatz an Kaliummetabisulfit muß jedoch
so groß sein, daß der Gelbschleier mit Sicherheit vermieden wird. So werden relativ
kürzeste Entwicklungszeiten. mit denkbar feinstem Korn, möglich. Die Verwendung
des stärksten aller Alkalien, in schwacher Konzentration unterstützt das noch, vor
allem die Teiloxydation beim Ansatz der Gebrauchslösung mit Leitungswasser. Auf
diesen Ursachen beruht allein die Ultrafeinkornwirkung dieses Entwicklers.
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Der Kaliummetabisulfitgehalt beträgt ein Zwanzigstel der Hydrochinonnenge
und ist nur so groß, daß kein Gelbschleier auftreten kann. Zuviel Kaliummetabisulfit
würde die EntwiclklungsgeschWindigkeit hemmen und bei der dann erforderlichen langen
Entwicklungszeit gröberes Korn bringen. Die Verminderung des Hydrochinongehalts
in der Gebrauchslösung ist ohne nennenswerte Folgen. Dagegen ergibt stärkere Konzentration
der Natriumhydroxydlösung kürzere Entwicklungszeiten mit höherem Gammawert und gröberem
Korn, und umgekehrt. Dadurch läßt sich die Gradation nach Wunsch abstimmen.
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Die Gebmauchslösungen werden jeweils unmittelbar vorher angesetzt
und schlagen (bei Benutzung von Leitungswasser) sofort in eine braune Farbe um (durch
Teiloxydation der Entwicklersubstanz mit dem freien Sauerstoff des Wassers). Die
Entwicklung erfolgt bei der Normaltemperatur vom. 18° C.