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Verfahren zur Gewinnung von Wirkstoffen aus wäßrigen Extiakten von
Echinaceen-Arten Es ist bekannt, daß die Auszüge aus Echinaceen stimulierende Wirkungen
auf den Warmblüterorganismus ausüben. Die Extrakte werden meist in Form von wäßrigen
Vollauszügen aus den frischen blühenden Pflanzen erhalten (vgl.
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Madaus, Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Äbt. I Heilpflanzen,
S. I248 bis I253). Die arzneilich wertvollen Eigenschaften der Vollauszüge liegen
in zwei verschiedenen Wirkungsrichtungen, nämlich einer Cortison-ähnlichen, umstimmenden,
»Stress«-Wirkung einerseits und einer Antihyaluronidase-Wirkung andererseits. In-
bestimmten Fällen ist es nicht vorteilhaft, daß die~ Echinaceen-Extrakte die vorerwähnten
verschiedenen Wirkungsrichtungen nebeneinander besitzen. Die Echinaceen-Extrakte
lassen sich nur schwer in einen trockenen, für eine weitere pharmazeutische Verarbeitung
günstigen Zustand überführen. So gelangt man bei Anwendung der sogenannten Gefriertrocknung
nicht zu einem festen, sondern zu einem dunkelibraunen, schmierigen Endprodukt.
Auch diese Tatsache beeinträchtigt die Anwendung der Echinaceen - Extrakte, da die
Verwendung von flüssigen Konzentraten nicht immer gewünscht wird.
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In den Patenten 942 534 und 946 I79 wurde gezeigt, daß die Echinaceen-Extrakte
befähigt sind, die Haltbarkeit von Lösungen und Suspensionen von antibiotischen
Stoffen und die Wirkung dieser Stoffe zu ver-
bessern, wobei u.
a. auch der Blutspiegel und die Depotwirkung im günstigen Sinne beeinflußt werden,
und daß Lösungen bzw. Suspensionen, die ein Antibiotikum und einen Echinaceen-Extrakt
enthalten, in pharmakologisch wertvolle Trockenpräparate übergeführt werden können.
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Es wurde nun gefunden, daß die Echinaceen-Extrakte zwei verschiedene
Wirkstoffe enthalten, von denen der eine Wirkstoff (hiernach als »Faktor A« bezeichnet)
vorwiegend die »Stress«-Wirkung und die pyrogenen Eigenschaften besitzt, während
der andere Wirkstoff (hiernach »Faktor B« genannt) vorwiegend - die Antihyaluronidase-Wirkung
hat und sehr geeignet ist, über eine Resorptionsverzögerung bestimmte Arzneimittel
zu entgiften oder ihre Wirkungsdauer zu verlängern.
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Das den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildende Trennungsverfahren
beruht auf der Erkenntnis, daß der Faktor A sich durch starke'Basen, vorzugsweise
Alkali- oder Erdalkali-Hydroxyde, aus den wäßrigen Voll auszügen ausfällen läßt
und daß der Faktor B aus der Restlösung dadurch isoliert werden kann, daß die Restlösung
mit solchen organischen Stoffen versetzt wird, die sich im Wasser auflösen, aber
für den Faktor B ein schlechtes Lösungsvermögen besitzen. Als organische Stoffe
dieser Art können beispielsweise niedrige aliphatische Alkohole, wie Methanol oder
Ketone, wie Aceton oder deren Gemische, verwendet werden.
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Die chemische Natur der Faktoren A und B ist noch nicht bekannt.
Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Faktor A um einen Körper mit basischer Natur,
der in dem einen pH-Wert von etwa 4 besitzenden Echinaceen-Extrakt löslich ist,
jedoch aus dem Extrakt durch stärkere Basen, wie Alkali-oder Erdalkali-Hydroxyde,
ausgefällt wird. Der Faktor A läßt sich ohne Schwierigkeiten in eine haltbare, trockene
Form überführen. Wenn man den Faktor A nach seiner Reindarstellung wieder in Wasser
lösen will, fügt man zweckmäßig eine Säure oder ein Puffersalz hinzu, so daß der
Säuregrad der Lösung auf einen pH-Wert von etwa 4 bis 5 gebracht wird. Geeignete
Puffersalze sind z. B. saure Phosphate, primäres Natriumzitrat und andere saure
Salze. Der Faktor A besitzt in Form von Lösungen, vorzugsweise von wäßrigen Lösungen,
die beste Wirksamkeit. Man kann ihn auch in Form von Suspensionen anwenden, jedoch
ist seine Wirkung in dieser Form weniger günstig.
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Der Faktor A führt mittels i. v. Applikation beim Kaninchen bei Anwendung
einer Menge von etwa 3,3 mg/kg zu einer regelmäßigen Temperatursteigerung von I
bis I,50 für etwa 4 bis 6 Stunden. Vergleichsweise werden etwa 500 mg/kg des flüssigen
Originalextraktes gebraucht.
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Der Faktor B läßt sich gleichfalls ohne Schwierigkeiten isolieren
und trocknen und stellt in dieser Form ein nahezu weißes, homogenes Pulver dar.
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Der Faktor B ist sehr gut wasserlöslich. Er besitzt, wie bereits erwähnt
wurde, vorwiegend eine Antihyaluronidase-Wirkung. Die Antihyaluronidase-Wirkung
des Faktors B wird bei Anwendung von I bis 2 mg/2o g Maus sichtbar. Vergleichsweise
werden etwa 500 mg/2o g Maus des flüssigen Originalextraktes benötigt.
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Das Mengenverhältnis, in dem die Faktoren A und B sich aus den Originalextrakten
isolieren lassen, beträgt etwa 1 : 8,5 bis 9.
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Toxische Wirkungen sind bei beiden Faktoren nicht zu beobachten,
obwohl im Tierversuch vom Faktor A bis zu 1000 mg/kg und vom Faktor B bis zu 2000
mg/kg subkutan der weißen Maus verabreicht wurden. Offenbar sind beide Faktoren
sehr ungiftig. Für die therapeutische Anwendung der beiden Faktoren ist wesentlich,
daß die zum Teil bestehende antagonistische Wirkung der beiden Faktoren durch die
Trennung beseitigt wird, die Wirksamkeit der reinen Faktoren also größer ist als
die der entsprechenden Menge des Originalextraktes. Dies gilt vor allem für die
gewebeabdichtende Wirkung und die damit zusammenhängende Wirkungsverlängerung und
Entgiftung gewisser Arzneimittel durch den Faktor B.
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Beide Faktoren enthalten anorganische Bestandteile, die wenigstens
zum Teil wahrscheinlich aus dem Herstellungsprozeß herrühren, sowie Kohlenstoff,
Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und keine Halogene. Während der Faktor A schwefelfrei
ist, enthält der Faktor B relativ viel Schwefel.
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Die Faktoren A und B sind nicht nur als Komponenten wertvoll, sondern
können vorteilhaft auch in Kombination mit anderen Heilmitteln, wie Penicillin oder
anderen antibiotischen Stoffen angewendet werden.
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Beispiel I 100 ccm des wäßrigen Echinaceen-Extraktes in konzentrierter
Form (der einen pH-Wert von 4 hat) werden mit 200 mg festem Natriumhydroxyd versetzt.
Schon beim Auflösen des Hydroxyds beginnt sich ein flockiger Niederschlag abzuscheiden.
Man läßt 30 Minuten bei Zimmertemperatur stehen und zentrifugiert dann den Niederschlag
(Substanz A) von der alkalischen Lösung (ps 11 bis I2) ab. Die Substanz A wird mit
Aceton gewaschen und im Vakuum über Phosphorpentoxyd und Kaliumhydroxyd getrocknet.
Die alkalische Lösung wird im Vakuum bei einer Badtemperatur von 600 auf 5 0/o ihres
Ausgangsvolumens eingeengt. Zu dem so erhaltenen dunkelgelben Konzentrat gibt man
nach Abkühlen 30 ccm Methanol und anschließend 100 cm gekühltes Aceton, wobei ein
hellgelber, flockiger Niederschlag ausfällt, der abzentrifugiert, mit Aceton gewaschen
und im Vakuum über Phosphorpentoxyd und Kaliumhydroxyd getrocknet ein nahezu weißes,
homogenes Pulver darstellt (Substanz B). Beide Substanzen, A und B, besitzen keinen
definierten Schmelzpunkt, sondern zersetzen sich bei Erwärmen auf etwa 2000 unter
Schwarzfärbung.
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Beispiel 2 Man verfährt wie bei Beispiel I, verwendet jedoch eine
gesättigte wäßrige Lösung von 300 mg Calciumhydroxyd an Stelle des Natriumhydroxyds.
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Die Antihyaluronidase-Wirkung des Faktors B wird durch den folgenden
Versuch gezeigt.
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Eine o,5°/oige Lösung von salzsaurem Procain in physiologischer Kochsalzlösung
wird mit 1 0/0 des Faktors B versetzt. Die Dauer der lokalanästetischen Wirkung
wird dadurch unter geeigneten Bedingungen im Vergleich zur Wirkung der Procain-Lösung
als solcher auf etwa die doppelte Zeit erhöht.