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Verfahren zur Gewinnung von Jod-Eiweiß-Präparaten Es ist bekannt,
daß parasitische Eingeweidewürmer, ihre Larven und Eier nur äußerst schwer abgetötet
werden können. Die bekannten Wurmmittel, wie z. B. Santonin, Pelletierin, Kohlenstofftetrachlorid
und viele andere mehr, wirken in den Dosen, wie man sie in der Veterinärmedizin
anzuwenden vermag, meist nicht unmittelbar abtötend auf die Würmer, sondern durch
das Zusammenwirken einer schwachen Betäubung der Parasiten mit einer kräftigen Anregung
der Darmbewegungen, wodurch die Parasiten aus den Eingeweiden entleert werden. Bisher
war kaum ein chemisches Desinfiziens. bekannt, welches Eier und Larven der Parasiten,
die sich auf dem Boden oder irgendwelchen Gegenständen befinden, ohne Belästigung
der Umgebung abzutöten vermochte. Man kann z. B. Wurmeier in starken Lösungen von
Formaldehyd, Natriumbichromat oder mäßig verdünnter Schwefelsäure aufbewahren, ohne
ihre Entwicklungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Desinfektionsmittel, gewonnen aus
dem Kohlenteer, wie z. B. Kresolseifen; sind ganz unfähig, die Eier dieser Würmer
abzutöten. Selbst freies Chlor und Brom vermögen erst bei längerer Beeinflussung
und in verhältnismäßig starker Konzentration diese Organismen zu vernichten.
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Der Erfinder hat in seinen langjährigen biologischen Arbeiten gefunden,
daß geringe Mengen freies Jod nicht nur die ausgewachsenen Parasiten, sondern auch
die Larven und besonders die Eier fast blitzartig abzutöten vermögen. Man kann als
Vergleich sagen, daß das Jod für diese Parasiten ebenso giftig ist wie Blausäure
für den menschlichen Körper. Es ist aber nur das freie, elementare Jod, das derartig
wirkt. Irgendwie; anorganisch oder organisch, chemisch gebundenes Jod ist völlig
unfähig, diese Würmer und deren verschiedene Entwicklungsformen zu vernichten.
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Es war daher die Aufgabe gestellt, eine Form für die Verabreichung
von Jod zu suchen, welche weder Giftwirkung zeigt, noch das Jod zu leicht an die
immer in den Eingeweiden vorhandenen- organischen Substanzen abgibt, bevor die Parasiten
erreicht werden.
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In dem Patent 458 434, Kl. 12 i, ist- eine Jodform beschrieben, welche
für menschliche und tierische Organe durchaus ungiftig ist. Bekanntlich ist z. B.
Jodtinktur, innerlich verabreicht, ein starkes Gift infolge ihrer stark
ätzenden
Wirkung. Der Grund dafür beruht, abgesehen von der vielfach vorhandenen Jodwasserstoffsäüre
und Jodsäure in der Jodtinktur, auf -der verhältnismäßig starken Konzentration,
in welcher das Jod an die Membran herantritt.
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Das kolloidale Jod, dessen Herstellung im Patent 458 434 beschrieben
ist, kann in Wasser oder wässerigen Lösungen verteilt werden und liefert dann eine
an Jod gesättigte wässerige Lösung, welche bekanntlich etwa 4 Teile in zo ooo Teilen
Wasser enthält. Solche wässerigen Lösungen wirken auf die Hautorgane nicht zerstörend
ein, da die Hautzellen imstande sind, geringe Mengen Jod aufzunehmen, ohne in ihrem
biologischen Lebensvorgang geschädigt zu werden. Andererseits wird. die Lösung,
sowie ein Teil dieses Jods durch die organischen Stoffe aus der Lösung entfernt
ist, wieder auf ihre Sättigungskonzentration gebracht durch weitere Aufnahme von
Jod aus den fein verteilten kolloidalen Jodteilchen. Diese kolloidale Jodsuspension
eignet sich vorzüglich zum Abtöten von Parasiten, Wurmeiern und Larven am Boden,
auf äußeren tierischen Hautflächen und auf Gegenständen, wie sie in der landwirtschaftlichen
Praxis gebraucht werden. Beim Einführen der kolloidalen Suspension in den tierischen
Organismus, obwohl dies an und für sich ohne Schaden für die Tiere getan werden
kann, wären überflüssig große Gaben -von Jod nötig, weil die Hautoberfläche im Magen
und in- den Eingeweiden sowie die immer vorhandenen Futterreste usw. (las kolloidale
Jod zu gierig an sich reißen: Die vorliegende Erfindung beschreibt die Herstellung
einer Substanz, welche Jod ele- . mentar . enthält, jedoch derartig durch physikalische
Adsorption an Eiweißabkömmlinge geschützt, daß die Abgabe des Jods an die wässerige
Lösung langsamer - vor sich geht als von den Produkten, welche im Patent 458 434
beschrieben worden sind.
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Es sind eine ganze Reihe von Verbindungen des Jods mit Eiweiß bekannt
(vgl. Patent 79 9a6,. K1. 1z p, Gr. 16; Patent 86 7 i4., K1. i z p, Gr. 16;
britisches Patent 7 7 40 vom Jahre r898). In diesen Patentschriften wird ein Überschuß
von Jod über die chemisch bindbare Menge hinaus ängstlich vermieden bzw. ein etwa
vorhandener nicht gebundener Jodiiberschuß durch chemische Mittel entfernt.-In dieser
chemisch gebundenen -Form ist das Jod jedoch nicht imstande, eine Wirkung auf parasitische
Würmer und deren Jugendstadien auszuüben. -Eine Ausnahmestellung in der Gruppe der
Eiweißverbindungen nimmt die Gelatine ein, für welche ganz besondere Vorschriften
zur `Herstellung von Produkten -gegeben werden müssen, welche Jod sowohl chemisch
gebunden als auch absorbiert enthalten. Läßt man nämlich auf Gelatine nach der Vorschrift
des Patentanspruches Jod einwirken, so erhält man eine Jodgelatine, -welche Jod
allein in absorbierter Form enthält und welche bereits in dem Patent 5 8 6 i -,
Iil: 3 o h, Gr. 8 vorbekannt ist.
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Die nach der vorliegenden Erfindung erhaltenen Jodproteinverbindungen
sind dadurch gekennzeichnet, daß sie Jod sowohl substituiert als auch adsorbiert
enthalten. Die substituiertes Jod enthaltenden Jodproteinverbindungen werden als
Zwischenprodukte gebildet und dienen als Ballastkörper für das adsorptiv gebundene
Jod, von denen es sich in Gegenwart von -Wasser oder in wässeriger Lösung wieder
leicht, jedoch nur allmählich löst, entsprechend der bekannten Löslichkeit von elementarem
Jod in Wasser.
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Es ist demnach einerseits in keinem Falle eine wirksame Jodkonzentration
vorhanden, die größer wäre als 0,04 °1o, andererseits aber geben die verhältnismäßig
groben Jodeiweißteilchen das Jod mit geringer Geschwindigkeit an die wässerige Lösung
ab. Hierdurch ist es möglich, mit verhältnismäßig geringen Gaben von Jod (was aus
wirtschaftlichen Gründen sehr zu wünschen. ist) Eingeweidewürmer, wie'z.B. Askariden
und Bandwürmer der Hühner, Magenwürmer der Schafe usw.; abzutöten. Es genügen z.
B. o,6 g Jod in der adsorbierten * Form, um Hühner vollständig von Wurmparasiten
zu befreien. Von reinem kolloidalem - Jod würden viel größere Mengen Jod nötig sein,
um bis zu den am Ende des Eingeweidekanals sich befindenden Parasiten zu gelangen.
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Wie schon erwähnt, gibt es auch andere Mittel zur Abführung der Würmer
aus den Gedärmen von Tieren, jedoch liegt bei diesen die toxische Dosis- so, daß
es nicht immer mit Sicherheit möglich .ist, die Parasiten vollständig zu entfernen.
Selbst die in der Praxis vielfach angewandten unzulänglichen Mengen solcher Wurmmittel
haben noch einen derartig schädlichen Einfluß auf -die Tiere, daß diese in ihrer
Entwicklung und Fortpflanzung stark geschädigt werden. - Diese unerwünschten Nebeneinwirkungen
sind beim Jod nicht nur nicht vorhanden, sondern im Gegenteil ist durch' praktische
Versuche - festgestellt worden, daß das im Laufe der Behandlung vom Körper 'aufgenommene
Jod anregend auf den ganzen Organismus wirkt.
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Die beschriebenen neuen Produkte unterscheiden sich, abgesehen von
ihren physiologischen Eigenschaften, von den bekannten Jodproteiriverbindungen dadurch,
daß an die erstgebildeten Jodproteinverbindungen noch
weitere bedeutende
Mengen von elementarem Jod in adsorbierter Form angelagert sind, und zwar in Mengen,
die etwa gleichen Gewichtsteilen von freien Jod und ursprünglich abgewandtem Protein
entsprechen. Es enthalten also diese neuen jodadsorptionsprodukte etwa 44 °[o Protein,
44 % freies Jod und r2 °/a gebundenes Jod.
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Zu ihrer Herstellung eignen sich ganz besonders tierische Milch, Albumine
(aus Eiern oder 'Blut gewonnen) und im allgemeinen diejenigen Proteinabbauprodukte,
welche wässerige Lösungen bilden und als Futterstoff verwendet werden können. Beispiele
i. iooo Teile abgerahmte Milch werden mit so Teilen des fein verteilten Jods gemäß
Patent ..58 434 versetzt, die in 3oo Teilen Wasser verteilt sind. Die Masse wird
mehrere Stwlden gerührt, bis sie vollkommen gleichmäßig ist. Nach 24stündigem Stehen
bei Zimmertemperatur ist die Jodaufnahme vollständig, und die Masse kann dann auf
den gewünschten Gehalt an freiem Jod eingestellt werden.
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Es ist nämlich gefunden worden, daß für die Behandlung der Hühner
eine Suspension sich am besten eignet, welche 2 °[o aktives Jod enthält. Es wird
also nach der vollendeten Umsetzung ein aliquoter Teil der Lösung mit ö Thiosulfat
titriert und danach aus der gefundenen Menge berechnet, wieviel Wasser zu der Lösung
hinzuzusetzen ist, um sie auf 2 °/o wirksames Jod zu bringen.
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Das Reaktionsprodukt ist eine braune, feine Suspention der jodproteinverbindungen
in der wässerigen Mutterlauge. Wird sie abfiltriert und getrocknet, so stellt sie
ein braunes Pulver dar, welches nach gutem Auswaschen und Troclhen 20,5 °la
Jod und 6,5 °f" Stickstoff enthält.
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2. Um das kolloidale Jod in Gegenwart von Milch zu erzeugen, arbeitet
man wie folgt: 3o Teile Jod werden in einem geringen Überschuß an Natriumhydroxyd
gelöst. Dann setzt man iooo Teile Milch zu und fällt das Jod unter kräftigem Umrühren
durch Salzsäure aus.
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Das Endprodukt gemäß diesem Beispiel ist eine braune Suspension mit
etwa 2,6 freiem Jod. 3- 3o Teile Jod werden gelöst in Soo Teilen Äthylalkohol und
unter gutem Rühren zu einer Lösung von 3o Teilen Eieralbumin in iooo Teilen Wasser
zugefügt. Das Adsorptionsprodukt bildet sich sogleich, man läßt aber noch 24 Stunden
unter gelegentlichem Umrühren stehen, damit die Umsetzung zwischen Jod und Protein
vollständig ist, bevor man auf freies Jod einstellt.
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Abfiltriert und getrocknet stellt das Produkt ein dunkelbraunes, in
Wasser kolloidal lösliches Pulver dar mit schwachem Jodgeruch. Beim Erhitzen gibt
es bei 8o bis ioo° Jod ab und zersetzt sich bei 2r5°. Der gesamte Jodgehalt beträgt
42,2 °[o; die Ausbeute beträgt 5o Teile. -4. i2 Teile Jod werden in einer Lösung
von io Teilen Kaliumjodid in io Teilen Wasser gelöst. Dazu fügt man eine Lösung
von io Teilen Blutalbumin in 45o Teilen Wasser unter kräftigem Rühren. Ein braunes
Adsorptionsprodukt des Blutalbumins bildet sich rasch. Nach 24stündigem Stehen wird
das Produkt in der üblichen Weise auf Jod eingestellt.
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Diese Substanz hat nach ihrer Abtrennung einen Zersetzungspunkt von
etwa, 2o8°; der Gesamtjodgehalt ist 62°/0; Ausbeue: i4Teile.
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5. Für Zwecke der Wurmbekämpfung können die suspendierten jodadsorptionsprodukte
als solche Verwendung finden, oder sie können von der Mutterlauge durch Filtrieren
getrennt werden. Im letzteren Falle kann die abfiltrierte Masse mit Öl gemischt
oder mit anderen geeigneten Aufnahmemitteln oder in Gelatinekapseln gefüllt werden,
oder die Masse kann mit anderen Stoffen vermischt und auf Tabletten oder Pillen
verarbeitet werden. -