-
-
Verfahren zur Gewinnung eines therapeutisch wirksamen Stoffes aus
Organismen der Masse Crustacea und Myriapoda Die Erfindung bezieht sich auf die
Gewinnung therapeutisch verwendbarer Stoffe aus Organismen der Unterordnung lsopoda
(Klasse Crustacea, Stamm Arthropoda), die aus Oniscus murarius, Porceilio scher
und Armadillidium officinarum ausgelesen werden, Organismen der Gattung Amloera
physeedes oder Organismen der Gattung Glomeris marginata (Unterklasse Diplopoda,
Klasse Myriapoda, Stamm Arthropoda); diese werden einer Extraktion mittels wäßrigen
oder organischen Lösungsmitteln unterworfen, und der so erhaltene Extrakt wird abgesondert,
worauf gegebenenfalls nach Reinigung der Wirkstoff isoliert wird.
-
Die Isopoda stellen eine Unterordnung von Lebewesen der Arthostraca
dar, welche eine Ordnung der Unterklasse der Leptostraca aus der Klasse der Cnustacea
bilden.
-
Die Gattung Anilocra physeodes ist ein Parasit-Isopoda, ein Seefischparasit.
-
Es wurde gefunden, daß die Organismen der vorgenannten Gattungen
Stoffe mit wertvoller therapeutischer Wirksamkeit enthalten, die mittels
wäßriger
oder organischer Lösungsmittel aus ihnen extrahiert werden können. So können die
Organismen heispielsweise mit Chloroform, Äthylalkchol oder irgendeinem anderen
üblichen Lösungsmittel bei normaler oder erhöhter Temperatur extrahiert werden.
Um jedoch die Gefahr der Zersetzung der aktiven Stoffe möglichst klein zu halten,
soll die Temperatur vorzugsweise 550 C nicht überschreiten. Die Extraktion kann
in irgendeiner bekannten Form von Lösungsextraiktionsapparaten, wie z. B. einem
Soxihlet-Apparat, vorgenommen werden, und die aktiven Stoffe können als solche,
durch Entfernung der Extraktionsflüssigkeit aus dem Extrakt, z. B. durch Verdämpfung,
gewonnen werden. Der Extrakt kann vor der Entfernung der Extraktionsflüss igkeit
durch Filtrieren abgeklärt werden Die therapeutisch aktiven Stoffe können, wenn
es gewünscht wird, mittels eines geeigneten Selektivverfahrens durch weitere Extraktion
in konzentrierterer Form aus dem Extrakt isoliert werden. So kann der Extrakt z.
B. in Wasser, das schwach alkalisch - heispielsweise mit einem pH-Wert von 7,5 bis
9 - gemacht worden ist, aufgenommen werden und mit im wesentlichen reinen, z. B.
960/oigen Äthylalkohol gemischt werden. Die ungelösten oder ausgefällten Stoffe
bestehen weitgehend aus Eiweißstoffen und werden durch Filtrieren abgesondert, wonach
das Filtrat konzentriert wird. Ein noch weiterer Reinheitsgrad kann durch Zusatz
von Azeton oder Diäthyläther zu dem Filtrat und durch Abscheidung der erhaltenen
Ausfällung, welche aus Peptiden und Aminosäuren besteht, erreicht werden. Der löslichste
Bestandteil, welcher den Hauptaktivbestandteil zu bilden scheint bleibt in Lösung,
aber er kann durch weiteren Zusatz von Azeton oder Äther zu dem konzentrierten Filtrat
oder durch AbP dampfen der Filtratflüssigkeit als eine sehr hygroskopische Substanz
abgeschieden werden. Dieser Stoff kann nach mehrtägigem Flüssigkeitsentzug in trockenem
Zustand erhalten werden; er ist jedoch an der Luft instabil und sollte vorzugsweise
in einem nicht lösenden Mittel, wie etwa absoluter Äther, aufbewahrt werden.
-
Die folgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der Erfindung, ohne
diese jedoch in irgendeiner Weise zu begrenzen.
-
Beispiel I Die ausgewählten Organismen, vorzugsweise, wie oben angeführt,
Oniscus murarius, Porcellio schaber, Armadillidium officinarum oder Glomeris marginata,
wurden mit kaltem Chloroform, dessen Gewicht gleich dem halben Gewicht der Organismen
ist, gemischt und einige Taue stehengelassen. Es bildete sich eine bräunliche, ölige,
obenauf schwimmenidie Schicht, die abgenommen wurde.
-
Bei Entfernen des Chloroforms und Auflösen des Rückstandes in Wasser
wurde ein therapeutisch aktiver Stoff mit folgender Analyse gewonnen: Wasser 98,870/0,
trockener Rückstand 1,I3°/o (einschließlich O,I9°/o Asche).
-
Der feste Stoff hatte einen Stickstoffgehalt von 0,18%, einen Proteingehalt
von I,I50/o und weist Spuren von Chlorid, Kupfer und Zink auf. Die Flüssigkeit hatte
einen p-Weft von 7,7 und einen Siedepunkt von 100,130 C. Bei Behandlung mit Ätznatron
entwickPlte sie Ammoniak. Sie enthielt eine geringe Menge von den behandelten Organismen
eigentümlichen organischen Verbindungen von unbestimmter chemischer Zusammensetzung,
welche jedoch als arthropodische Verbindungen angesprochen werden können.
-
Das therapeutisch aktive Material wurde wie nachfolgend in konzentrieftere
Formen gebracht.
-
Der wäßrige Extrakt mit einem pH-Wert von ungefähr 7,6 bis 8,6 wurde
mit seinem 6- bis 7fachen Volumen 960/oigen, wäßrigen Äthylalkohols gemischt. Es
entstand eine erste Ausfällung, die abgefiltert wurde. Die erste Ausfällung wurde
in Wasser aufgelöst, und diesem wurde dann eine größere Menge 960/oigen Åthylalkoihols
zugesetzt.
-
Es bildete sich sb eine zweite Ausfällsing, die abgefiltert wurde.
Der Vorgang wurde ein drittes Mal wiederholt, und die aufeinanderfolgenden Filtrate
wurden kombiniert. Elektrophoreti sche Prüfungen ergaben, daß die Ausfällungen weitgehend
Proteinsubstanzen darstellten. D.ie kombinierten Filtrate wurden unter Vakuum bei
niedrigen Temperaturen, z. B. 30 bis 400 C, konzentriert, und es wurden 6 bis 9
Teile von gleichem Volumen aus einer Mischung aus absolutem Azeton und absolutem
Diäthyläther zugesetzt. Eine weitere Ausfällung wurde gewonnen und abgefiltert.
Sie bestand aus Peptiden und Aminosäuren.
-
Zu dem konzentrierten Filtrat wurde dann eine weitere Menge Azeton
und Diäthyläther zugesetzt, welche die Abscheidung einer stark hygroskopischen Substanz
hervorrief. Dieser Stoff, welcher die aktivsten Elemente des ursprünglichen Extraktes
darstellte, war an der Luft instabil, denn es zerfloß sehr schnell und nahm eine
dunkle Färbung an.
-
Er wurde jedoch nach mehrtägigem Stehen in einem Vakuumexsikkator
als trockener fester Stoff gewonnen. Das zurückgebliebene Filtrat wurde eingedampft
bis es trocken war und lieferte eine weitere Menge aktiver, hygroskopiseher, fester
Stoffe. Durch elektrophoretische und chromatographische Untersuchung hat sich in
dem so erhaltenen Produkt das Vorhandensein eines Stoffes herausgestellt, welcher
eine positive Ninhydrin-Reaktion zeigte. In dem Produkt scheinen auch Monosacch£Lride
vorhanden zu sein.
-
Beispiel II Organismen von der gleichen Art wie im Beispiel 1 wurden
mit Chloroform in einer dem halben Gewicht der Organismen entsprechenden Menge durchtränkt
und dann zur Erzielung eines Extraktes ausgepreßt. Ein so gewonnenes Extrakt erschien
nach der Trocknung bei 700 C als eine braune, amorphe Substanz folgender Zus ammensetzung:
38,7% Kohlenstoff, 6,90/o Wasserstoff, 6,7% Stickstoff, 3,1 o/o Chlor, I,3°/o Schwefel,
0,33
0/o Eisen, 0,040/0 Kupfer, o,oI0/o Zink, ö,550/o Phosphor, 21,2 0/o Asche.
-
Die aktive Grundsubstanz dieses Extraktes ist in Wasser nnd verdünntem
Alkohol löslich und gegen mäßige Hitze widerstandsfähig.
-
Das neue, nach der Erfindung gewonnene therapeutisch aktive Material
wird im allgemeinen in Verbindung mit einem festen oder flüssigen Streckmittel,
wie sie übllcherweise in pharmazeutischen Präparaten verwendet werden, benutzt werden.
So kann es mit oder ohne weitere Zusätze mit einem inerten Stoff gemischt und für
orale Anwendung zu Tabletten gepreßt werden, oder es kann in einem salbenbildenden
Grundstoff, z. B. Lanolin oder natürlicher Vaseline, für topikale oder lokale Anwendung
aufgelöst oder dispergiert werden, wobei in IOO Teilen der fertigen Salbe beispielsweise
I bis 50 Teile des aktiven Stoffes in Dispersion enthalten sein können. Darüber
hinaus kann eine wäßrige Dispersion oder Lösung des Stoffes (vorzugsweise in einem
isotonischen Medium) für Injektionen verwendet werden, sofern sie in geeigneter
Weise sterilisiert ist; der Gewichtsanteil des aktiven Stoffes kann in der Dispersion
oder Lösung 0,5 bis 20°/o ausmachen.
-
Obgleich die so hergestellten, pharmazeutischen Präparate einen großen
Anwendungsbereich finden, sind sie für die Behandlung von Leprageschwüren besonders
wertvoll. Da der aktive Stoff nicht toxisch ist, ist eine genaue Dosierung verhältnismäßig
unwichtig und kann durch den Arzt entsprechend den Umständen des vorliegenden Falles
getroffen werden.