DE94415C

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Publication number: DE94415C
Application number: DENDAT94415D
Authority: DE

Description

RAISERMGHES

PATENTAMT,

ATENTSCHRIFT

KLASSE 14 :(λ Dampfmaschinen

Patentirt im Deutschen Reiche vom 27. November 1896 ab.

Vorliegende Erfindung bezieht sich auf Verbund-Lokomotiven mit vier Dampfcylindern und bezweckt die Herstellung günstiger Verhältnisse der Füllungsgrade in den Hoch- und Niederdruckcylindern durch nur eine Steuerung für jedes Cylinderpaar. Die Lokomotive hat an jeder Langseite einen Hochdruck- und einen Niederdruckcylinder, deren Kolben auf eine innere und eine äufsere Kurbel wirken. Die beiden Kurbeln jeder Seite sind annähernd oder genau entgegengesetzt gerichtet, so dafs die Kolben sich in annähernd oder genau entgegengesetzter Richtung bewegen und die waagerecht bewegten Triebwerkskräfte und Massen sich theilweise ausgleichen.

Bei der ersten Anordnung (Fig. 1 bis 4) der beiliegenden Zeichnungen ist die Kurbel jedes Niederdruckkolbens gegen diejenige des zugehörigen Hochdruckkolbens in der Drehrichtung der Triebachse für Vorwärtslauf um einen kleinen Winkel α (Fig. 1) vorgestellt. Beide Dampfschieber jedes Cylinderpaares werden durch eine Steuerung beliebiger Art gemeinsam bewegt. Diese Voreilung der Niederdruckkurbel bewirkt, dafs ihr Kolben früher als der Hochdruckkolben in die Endstellung gelangt, dafs ihr Steuerungsschieber also geringere äufsere Deckung als derjenige des später'zu öffnenden Hochdruckcylinders erhalten mufs. Infolge dieser geringeren Deckung seines Schiebers erhält der Niederdruckcylinder gröfsere Füllungsgrade als der Hochdruckcylinder.

Fig. 2 zeigt diesen Vorgang mittelst der Zeuner'schen Schaulinien. A-B ist die Laufrichtung des Hochdruck-, C-D diejenige des Niederdruckkolbens, um den Winkel a gegen erstere vorgestellt gedacht. Bei einer Stellung der Steuerung, welche den Abschlufs des Hochdruckcylinders z. B. im Punkt α (bei

= halber Füllung) bewirkt, wird der BA

Niederdruckcylinder im Punkt b der Kurbelrichtung O-C abgesperrt, so dafs der Füllungsgrad hier gleich 7^7^ (in der Abbildung fast 0,7),

also um O e gröfser als im Hochdruckcylinder wird.

Durch angemessene Wahl des Winkels a lassen sich für den Vorwärtslauf geeignete Füllungsverhältnisse erreichen.

Die Steuerung jedes Cylinderpaares kann durch zwei getrennte oder einen gemeinsamen Dampfschieber mit oder ohne Anwendung eines Zwischenbehälters erfolgen. Die Hoch- und Niederdruckkurbeln können auch an zwei verschiedenen, mit einander gekuppelten Achsen angebracht werden. An Stelle der Kurbeln können auch die Cylindermitten um den Winkel α gegen einander geneigt oder in so verschiedene Höhe gelegt werden, dafs die Mittelrichtungen der Schubstangen den Winkel a mit einander bilden.

Bei der zweiten Anordnung Fig. 3 bis 6 werden die beiden Dampfschieber jedes Cylinder-

(2. Auflage, ausgegeben am 8. April

paares nicht gemeinsam, sondern von verschiedenen Punkten c d (Fig. 6) des Haupthebels a b einer Steuerung Bauart Heusinger bewegt; der Niederdruckschieber ist in d näher an Schubstangenzapfen α angeschlossen als der Hochdruckschieber c. Bei gleicher Bewegung von der Schwinge s her erhalt daher ersterer durch den Hebelarm α d geringere Voreilungsbewegung als letzterer durch den längeren Hebelarm α c. Ersterer erfordert daher geringere Deckung und bewirkt gröfsere Füllungsgrade als letzterer.

Fig. 5 zeigt dies mittelst der Zeuner'schen Schaulinien. Für gleichzeitige Füllungsgrade liegen die Mittelpunkte m η beider Schieberkreise in gleicher Höhe Oe=Og über und unter der Mitte O, da diese Abstände von der für beide gleichen Schwingenbewegung herrühren. In waagerechter Richtung liegt aber der Mittelpunkt η des Niederdruckschieberkreises

etwa im Verhältnifs

gn

ad

(Fig. 6) näher em ac ^

an der Mitte O als derjenige m des Hochdruck-Schieberkreises, erhält daher geringere Deckung und bewirkt erheblich gröfsere FUllungsgrade als ersterer. Die Abbildung zeigt bei einem

S Tl

Verhältnifs der Voreilungsbewegung —— = 0,7

ein Verhältnifs der Füllungsgrade von 0,4 im Hochdruck- zu 0,6 im Niederdruckcylinder.

0,3	0,4	0,5	0,75
0,5	0,6	0,7	0,86

Füllungsverhältnisse wie
Hochdruckcylinder . . .
Niederdruckcylinder ..

oder andere lassen sich auf diese Weise herstellen, und zwar für beide Laufrichtungen.

An Stelle der Steuerung von Heusinger können auch Ellipsensteuerungen, welche einen ähnlich wirkenden Haupthebel haben, z. B. diejenige von Joy angewendet werden.

Claims

Patent-Ansprüche:

1. Verbund-Lokomotive mit vier Dampfcylindern, dadurch 'gekennzeichnet, dafs die Kurbel jedes Niederdruckcylinders gegen die des zugehörigen Hochdruckcylinders voreilt, wodurch mit derselben Steuerung für den Vorwärtslauf im Niederdruckcylinder gröfsere Füllungsgrade als im Hochdruckcylinder erzielt werden.

2. Eine Verbund-Lokomotive nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dafs die Bewegung beider Dampfschieber eines Cylinderpaares von verschiedenen Punkten des Haupthebels der Heusingersteuerung abgeleitet werden, wodurch für beide Fahrrichtungen im Niederdruckcylinder gröfsere Füllungen als im Hochdruckcylinder erzielt werden.

Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.