DE936358C - Verfahren zum Polymerisieren von Acrylnitril - Google Patents
Verfahren zum Polymerisieren von AcrylnitrilInfo
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- C08—ORGANIC MACROMOLECULAR COMPOUNDS; THEIR PREPARATION OR CHEMICAL WORKING-UP; COMPOSITIONS BASED THEREON
- C08F—MACROMOLECULAR COMPOUNDS OBTAINED BY REACTIONS ONLY INVOLVING CARBON-TO-CARBON UNSATURATED BONDS
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- C08F20/02—Monocarboxylic acids having less than ten carbon atoms, Derivatives thereof
- C08F20/42—Nitriles
- C08F20/44—Acrylonitrile
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- C08F2/00—Processes of polymerisation
- C08F2/12—Polymerisation in non-solvents
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Description
Acrylnitril polymerisiert, selbst wenn es größere Mengen organischer Peroxyde gelöst enthält, bei
Raumtemperatur nicht. In wäßrigen Lösungen von Acrylnitril bei Gegenwart von wasserlöslichen Peroxyden
beginnt bei 30° in schwach saurer Lösung die Polymerisation nach etwa 2 Stunden, in schwach
alkalischem Bereich erst nach etwa 3 Stunden. Sie verläuft aber sehr langsam. Erst bei 60 bis 70°, also in der
Nähe des Siedepunktes des Acrylnitrils, verkürzt sich die Zeit, innerhalb der die Polymerisation anspringt,
auf wenige Minuten. Die Polymerisation benötigt aber dann bis zu ihrer Beendigung noch etwa 24 Stunden.
Es werden Polymerisate von sehr hohem Polymerisationsgrad erhalten.
Für viele Zwecke, insbesondere wenn man Lösungen der Polymerisate verarbeiten muß, was z. B. beim
Verspinnen der Fall ist, sind derartig hohe Polymerisationsgrade unerwünscht.
Es wurde nun gefunden, daß man in technisch außerordentlich einfacher und schneller Weise Poly- ao
merisate jeden gewünschten Molekulargewichts von Acrylnitril oder Gemischen von Acrylnitril mit
anderen polymerisierbaren Verbindungen erhält, wenn man die Polymerisation in wäßriger Phase in Gegenwart
eines peroxydischen Polymerisationskatalysators (Aktivators) und eines Koaktivators in der Weise
ausführt, daß mindestens einer von ihnen nach Maßgabe seines Verbrauchs in das polymerisierende Gut
eingeführt und das Monomere ebenfalls nach Maßgabe der fortschreitenden Polymerisation zugeführt wird.
Der Erfindung liegen mehrere wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse zugrunde. Es ist bekannt, die
Anspringzeiten der Polymerisation von Vinylverbindungen zu verkürzen und gleichzeitig auch die
weitere Polymerisationsgeschwindigkeit zu erhöhen, wenn man den Monomeren außer peroxydischen
Polymerisationskatalysatoren sogenannte Koaktivatoren zusetzt, die den Zerfall der peroxydischen
Verbindungen beschleunigen. Solche Koaktivatoren sind insbesondere Reduktionsmittel, wie Natriumhyposulfit,
Formaldehydsulfoxylat, Sulfinsäuren oder auch tertiäre Amine.
Im Falle des Acryhiitrils wirken, wie festgestellt wurde, diese Koaktivatoren so durchgreifend, daß
z. B. Acrylnitril, das o,i°/0 Benzoylperoxyd gelöst
ίο enthält, nach Zugabe einer Spur Dimethylanilin bei
Raumtemperatur explosionsartig polymerisiert. Acrylnitril polymerisiert in wäßriger Lösung bei io° in
Gegenwart einer wasserlöslichen peroxydischen Verbindung, z. B. Kaliumpersulfat, nach Zugabe eines
Reduktionsmittels, wie Formaldehydsulfoxylat, oder eines tertiären Amins, wie Triäthanolamin, als
Koaktivator in wenigen Minuten.
Es wurde weiterhin gefunden, daß nicht nur die Polymerisationsgeschwindigkeit durch den Koakti-
ao vator beeinflußt werden kann, sondern auch der Polymerisationsgrad des entstehenden Polymerisats.
Höhere Zugaben von Koaktivator zu dem Polymerisationsansatz, gegebenenfalls unter gleichzeitiger Anwendung
höherer Konzentrationen des Polymerisationskatalysators, bewirken nicht nur eine größere
Polymerisationsgeschwindigkeit, sondern gleichzeitig eine Verringerung des Polymerisationsgrades.
Zur Erzielung eines z. B. für Spinnzwecke geeigneten Polymerisats aus Acrylnitril oder aus Mischungen von
Acryhiitril mit anderen polymerisierbaren Verbindungen mit nicht zu hohem Polymerisationsgrad ist nun
die Zugabe einer so großen Menge von Aktivator und Koaktivator notwendig, daß die Konstanthaltung der
Polymerisationstemperatur und die Wärmeabfuhr in größeren Aggregaten Schwierigkeiten bereitet. Die
für andere Fälle bekannte Arbeitsweise, bei der Polymerisation das Monomere allmählich in eine
Lösung oder Dispersion des Polymerisationskatalysators zu geben, läßt sich auf den vorliegenden Fall
nicht übertragen. Wenn man nämlich das Monomere in eine Lösung des Polymerisationskatalysators und
Aktivators gibt, so tritt nach anfänglich heftiger Polymerisation eine Verarmung an aktivem Sauerstoff
ein, offenbar weil Aktivator und Koaktivator unabhängig von der Menge des vorhandenen Monomeren
miteinander reagieren und sich je nach der Polymerisationstemperatur mehr oder weniger rasch aufbrauchen.
Die Polymerisation verlangsamt sich damit oder hört ganz auf. Es ist deshalb unmöglich, auf diese
Weise Polymerisate eines bestimmten Polymerisationsgrades zu erhalten und eine konstante Polymerisationsgeschwindigkeit zu erzielen.
Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung treten diese Schwierigkeiten nicht auf, weil der Polymerisationskatalysator
und Koaktivator nie längere Zeit beisammen sind, sondern mindestens einer von ihnen
nur nach Maßgabe seines Verbrauchs in das polymerisierende
Gut eingeführt wird. Durch die weitere Maßnahme, nämlich das Monomere ebenfalls nach
Maßgabe seines Verbrauchs durch die fortschreitende Polymerisation zuzuführen, wird ein vollkommen
gleichmäßiger Verlauf der Polymerisation und die Bildung gleichmäßiger Polymerisate erzielt und außerdem
eine gleichmäßige Abführung der Polymerisationswärme ermöglicht.
Man kann bei der praktischen Ausführung des Verfahrens eine wäßrige Lösung von Monomeren, die
geringe Mengen einer peroxydischen Verbindung als Polymerisationskatalysator gelöst enthält, vorlegen
und in sie zunächst eine geringe Menge eines der genannten Koaktivatoren geben oder umgekehrt,
worauf die Polymerisation sofort anspringt. In dem Maße, wie die Polymerisation fortschreitet und wie
sich der Koaktivator und Polymerisationskatalysator gegenseitig verbrauchen, kann nun weiteres Monomerest
das Polymerisationskatalysator oder Koaktivator gelöst enthält, in Anteilen zugeführt werden.
In gleichem Maße wird andererseits auch Koaktivator bzw. Polymerisationskatalysator in der erforderlichen
Menge zugeführt.
Als besonders zweckmäßig hat es sich erwiesen, eine wäßrige Lösung von Polymerisationskatalysator
vorzulegen und in diese zunächst eine kleine Menge einer Lösung von Koaktivator in Monomerem zu
geben und nach Maßgabe der fortschreitenden Polymerisation fortlaufend weitere Mengen dieser
Lösung in Anteilen oder kontinuierlich zufließen zu lassen. Die Polymerisation verläuft unter diesen
Umständen sehr schnell und gleichmäßig. Das entstandene polymere Acrylnitril oder Mischpolymerisat
aus Acrylnitril und anderen polymerisierbaren Verbindungen fallen als feste Pulver aus. Man kann diese
Polymerisate, die sich am Boden des Polymerisationsgefäßes als wäßrige Pasten absetzen, zeitweilig oder
fortlaufend entfernen und entsprechend dem Verlust an Wasser ebenfalls zeitweilig oder fortlaufend in der
benötigten Menge eine Lösung von peroxydischem Polymerisationskatalysator in Wasser zufließen lassen.
Das Verfahren kann somit also in eleganter Weise in kleinen Apparaturen kontinuierlich gestaltet werden.
Es hat sich übrigens noch als zweckmäßig erwiesen, vor der Zugabe des peroxydischen Polymerisationskatalysators zu dem Wasser dieses mit geringen
Mengen eines Reduktionsmittels, das den gelösten molekularen Sauerstoff aufzunehmen vermag, zu
versetzen.
Zu 210 Teilen destilliertem Wasser, in welchem bei Raumtemperatur in Stickstoffatmosphäre zunächst
0,009 Teile Natriumhyposulfit und anschließend 0,7 Teile Kaliumpersulfat gelöst wurden, wird bei 6o°
eine Lösung von 0,35 Teilen Triäthanolamin in 35 Teilen Acryhiitril unter Rühren im Verlauf von ■
etwa ι bis X1I2 Stunden gegeben. Die Polymerisation
setzt augenblicklich ein und ist wenige Minuten nach
der letzten Nitrilzugabe praktisch beendet. Während der Polymerisation ist stets höchstens so viel monomeres
Acryhiitril im Reaktionsgefäß, wie sich in der vorgelegten wäßrigen Kaliumpersulfatlösung löst. Die
entstandene wäßrige Suspension wird zwecks rascher Zerstörung des noch vorhandenen Kaliumpersulfats
mit 0,2 Teilen Natriumhyposulfit versetzt und zur Entfernung etwa noch vorhandener Spuren von
monomerem Acryhiitril kurz auf etwa 100° erhitzt. Nach Abschleudern des Wassers wird mit reinem
Wasser nachgewaschen und das als weißes Pulver erhaltene Polymerisat getrocknet. Es hat ein Durchschnittsmolekulargewicht
von 45 ooo und den K-Wert 93. Es eignet sich zum Verspinnen aus Lösung. Variiert man bei gleichbleibender Polymerisationstemperatur lediglich die zugegebenen Mengen Kaliumpersulfat
und Triäthanolamin, so werden Polymerisate mit den aus der folgenden Tabelle ersichtlichen
Durchschnittsmolekulargewichten erhalten.
Regelwirkung des Triäthanolamins bei 6o°.
(Bei Temperaturen unter 70° sind Vergleichsversuche ohne Triäthanolamin bei kleineren Persulfatdosierungen
unmöglich.)
o.n | I | °/o Kalium- | %Triäthanol- | DM | |
A | 2 | persulfat, | amin, | ||
Ansatz | bezogen | bezogen | |||
Nr. | auf das | auf das | |||
Polymerisat | Polymerisat | 58 000 | |||
32 000 | |||||
4 | _ | ||||
4 | 2 | ||||
Regelwirkung des Triäthanolamins bei 70°.
% Kalium | % Triäthanol | DM | |
Ansatz | persulfat, bezogen |
amin, bezogen |
|
Nr. | auf das | auf das | |
Polymerisat | Polymerisat | 41 000 | |
I | 4 | 28 000 | |
2 | 4 | 2 | 55000 |
3 | 2 | — | 42000 |
4 | 2 | I | 69 000 |
5 | I | 53000 | |
6 | I | o,5 | 100 000 |
7 | 0,6 | — | 69 000 |
8 | 0,6 | 0,3 | |
Zu 210 Teilen destilliertem Wasser, in welchem bei Raumtemperatur in Stickstoffatmosphäre zunächst
0,009 Teile Natriumhyposulnt und anschließend 0,35 Teile Ammoniumpersulfat gelöst wurden, wird
bei 6o° eine Lösung von 0,1 Teil Triäthanolamin in einem Gemisch aus 26,7 Teilen Acrylnitril und 8,3 Teilen
as-Dichloräthylen unter Rühren im Verlauf von etwa ι Stunde gegeben. Die Polymerisation setzt
augenblicklich ein und ist wenige Minuten nach Beendigung der letzten Zugabe des Monomerengemisches
beendet. Die entstandene Suspension wird wie in Beispiel 1 aufgearbeitet. Das erhaltene Polymerisat
hat ein Durchschnittsmolekulargewicht von 57 000 und ist zum Verspinnen aus Lösung geeignet.
Zu 200 Teilen destilliertem Wasser, in welchem bei Raumtemperatur in Stickstoffatmosphäre zunächst
0,05 Teile Formaldehydsulfoxylat und anschließend 0,3 Teile Kaliumpersulfat gelöst wurden, wird bei 25°
ein Gemisch aus 10,7 Teilen Acrylnitril und 19,3 Teilen
as-Dichloräthylen, welches mit 0,1 Teilen feingepulvertem Formaldehydsulfoxylat gut verrührt
worden ist, im Verlauf von etwa 1 Stunde gegeben. Kurz nach der letzten Zugabe ist das Monomerengemisch
polymerisiert. Die entstandene wäßrige Polymerisatpaste wird wie nach Beispiel 1 aufgearbeitet.
Man erhält ein acetonlösliches Polymerisat von einem Durchschnittsmolekulargewicht von 65 000. Es eignet
sich zur Herstellung von Walzfolien, als Spritzgußmasse und zur Herstellung von Fäden.
Ein kühlbares Gefäß, dessen unterer engerer Teil 2/3 des Gesamtinhaltes beträgt und dessen oberer
weiterer Teil mit einem Rührer ausgerüstet ist, wird von oben aus zwei Vorratsgefäßen je Zeiteinheit
gleichmäßig beschickt mit 6 Teilen Wasser von 45 bis 500, in welchem 0,02 Teile Kaliumpersulfat
gelöst sind, und 1 Teil Acrylnitril, in welchem 0,01 Teil
Triäthanolamin gelöst ist. Die Temperatur im unteren Teil des Reaktionsgefäßes wird auf 60° gehalten. Von
der entstandenen pastenartigen wäßrigen Suspension des Polymerisats werden unten in der Zeiteinheit
7 Teile entnommen. Sie wird axd einem porösen Transportband entwässert und getrocknet. Man erhält
ein Polymerisat mit einem Molekulargewicht von 50 000, das sich für die Herstellung von Fäden eignet.
Claims (2)
1. Verfahren zum Polymerisieren von Acrylnitril oder dieses enthaltenden Gemischen mit anderen
polymerisierbaren Verbindungen bei Anwesenheit von Redoxkatalysatoren und in wäßriger Lösung
in Abwesenheit von Emulgiermitteln, dadurch gekennzeichnet, daß man mindestens eine Komponente
des Redoxkatalysators und das Monomere nach Maßgabe der fortschreitenden Polymerisation
kontinuierlich zugibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Lösung des als Koaktivator dienenden Reduktionsmittels in Monomerem nach
Maßgabe der fortschreitenden Polymerisation mit einer wäßrigen Lösung des peroxydischen Polymerisationskatalysators
zusammengebracht wird.
Angezogene Druckschriften:
Makromolekulare Chemie I (1947/48) Seite 216 ff;
Trans. Faraday Soc. 42 (1946) Seiten 140-155;
USA.-Patentschriften Nr. 2462354, 2436926; britische Patentschriften Nr. 586 796, 599 472, 619 513, 619870.
USA.-Patentschriften Nr. 2462354, 2436926; britische Patentschriften Nr. 586 796, 599 472, 619 513, 619870.
(509590 12.55
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DEB541A DE936358C (de) | 1949-11-03 | 1949-11-04 | Verfahren zum Polymerisieren von Acrylnitril |
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1026614X | 1949-11-03 | ||
DEB541A DE936358C (de) | 1949-11-03 | 1949-11-04 | Verfahren zum Polymerisieren von Acrylnitril |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE936358C true DE936358C (de) | 1955-12-07 |
Family
ID=25964800
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DEB541A Expired DE936358C (de) | 1949-11-03 | 1949-11-04 | Verfahren zum Polymerisieren von Acrylnitril |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE936358C (de) |
Citations (6)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
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US2436926A (en) * | 1943-08-02 | 1948-03-02 | Du Pont | Polymerization of acrylic acid nitriles |
GB599472A (en) * | 1945-09-18 | 1948-03-12 | Michael Carr Ashworth | Improved method of polymerisation |
US2462354A (en) * | 1942-09-17 | 1949-02-22 | Du Pont | Organic compound polymerization process |
GB619513A (en) * | 1942-10-24 | 1949-03-10 | Bataafsche Petroleum | Process for the manufacture of aqueous dispersions of polymers of substances capable of polymerisation |
GB619870A (en) * | 1945-07-20 | 1949-03-16 | Bataafsche Petroleum | Process for the manufacture of aqueous dispersions of polymers of substances capable of polymerisation |
-
1949
- 1949-11-04 DE DEB541A patent/DE936358C/de not_active Expired
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US2462354A (en) * | 1942-09-17 | 1949-02-22 | Du Pont | Organic compound polymerization process |
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