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Verfahren zum Herstellen von Lehmwänden und hierzu hilfsweise verwendeter
Hohlblockstein Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Lehmwänden
und einen hierzu hilfsweise verwendeten Hohlblockstein. Die bisher bekannten und
gebräuchlichen Wandbauverfahren beruhen alle mehr oder minder auf der Verwendung
hochwertiger Materialien, wie vor allen Dingen Stahl, Zement usw. Abgesehen davon,
daß diese Baustoffe verhältnismäßig teuer sind, stößt ihre Beschaffung besonders
in Notzeiten auf Schwierigkeiten.
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Allerdings gibt es eine Bauweise, nämlich die Lehm-Holzfachwerk-Bauweise,
die diese Nachteile nicht oder in verringertem Maße aufweist, dafür aber an anderen
Übelständen krankt; so sind mit ihr vor allen Dingen eine geringere Festigkeit der
Wand und eine umständliche Herstellung derselben verbunden. Die Ausführung von Lehmwänden
ist außerdem mehr als diejenige von Ziegelbauten von guter Witterung abhängig. Eine
Durchfeuchtung der Wand kann ein Aufweichen des Lehms und unter Umständen einen
Zusammenbruch des Wandgefüges herbeiführen. Daher ist eine ständige behelfsmäßige
Abdeckung sowohl gegen lotrechte Durchfeuchtung als auch gegen Schlagregen eine
zwingende Bedingung. Dieser Mangel hat neben den bisherigen Übelständen vor allen
Dingen eine vermehrte Anwendung der Lehmbautechnik im Wohnungsbau verhindert.
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Zwecks Vermeidung der Übelstände sind schon verschiedene Vorschläge
gemacht worden. Einer
von ihnen befallt sich mit der Anbringung
von behelfsmäßigen :Notdächern, die später wieder abgerissen werden. Ein anderer
bezieht sich auf ein Verfahren, nach dem der Dachstuhl aufgebaut, eingedeckt und
nach dem Entfernen von Holzkeilen auf die erhärteten Lehmwände abgesenkt wird. Beide
Ausführungen haben sich nicht bewährt und sind vor allen Dingen zu unrentabel. Sodann
ist ein Verfahren bekanntgeworden, nach dem in die Lehmwand eingebaute geschälte
Rundhölzer das Dach aufnehmen; seine Nachteile bestehen darin, daß die Rundhölzer
ständig arbeiten, sich drehen und hierbei die Wand aufreißen und zum Einsturz bringen.
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Die Erfindung bezweckt nun die Vermeidung aller vorstehend in großen
Zügen angedeuteten und sonstigen, hier nicht näher erwähnten, bei den bekannten
Bauweisen auftretenden Nachteile. Sie betrifft, wie schon eingangs erwähnt, ein
Verfahren zum Herstellen von Lehmwänden und einen hierzu hilfsweise verwendeten
Hohlblockstein. In Abweichung von den bisher bekannten Bauweisen wird erfindungsgemäß
ein starrer Gerippebau mit vorzugsweise aus Hohlsteinen gebildeten Stützen errichtet
und mit einer regensicheren Eindeckung versehen, unter deren Schutz das Aufführen
der ;Fand geschieht. Nunmehr können Lehmbauten auch bei Schlagregen ausgeführt werden,
wobei nur die Wetterseite mit Matten abzuhängen ist. Werden wärmedämmende Matten
z. B. aus Glas-oder Schlackenwolle allseitig an dem Gerippebau befestigt, dann ist
bei innerer Beheizung und Beleuchtung eine Dauerbeschäftigung von Bauarbeitern während
der gesamten Jahreszeit möglich, ein Vorteil, der bei einem Wandaufbau aus Ziegeln
und bei der bisherigen Lehmbauweise nicht zti verzeichnen ist. Ein Arbeiten der
Stützen, wie bei den aus Rundholz bestehenden, ist ebenfalls nicht möglich. Die
Festigkeit ist also erheblich größer.
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In weiterer Ausbildung der Erfindung werden die Stützen des Gerippes
so angeordnet, daß sie in der Lehmwand liegen und von dieser nach außen abgedeckt
sind.
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Zum Ausfachen -wird Lehm guter Bindekraft verwendet, die durch tonige
Zuschläge verbessert -werden kann, und der gut z. B. mit Ziegelsplitt oder vegetabilischen
Stoffen vermischt ist. Dieser Lehm kann in bekannter Weise eingestampft werden.
Zwecks weiterer Verbesserung der Lehmhauweise -wird aber erfindungsgemäß vorgeschlagen.
die Ausfachung der Wände statt im Lehmstampfbau im Lehmgußbau vorzunehmen. -wodurch
eine Modernisierung und Rationalisierung und damit eine erhebliche Kostensenkung
bei Lehmhauten erreicht wird. Es kommt ferner hinzu, claß die Wandöffnungen, wie
Fenster und Türen, in Verbindung mit einem Geschoßrahmen oder Mauerkranz, der einen
besonderen Sturz ersetzt, geschlossen -werden können. Die besonders umständlich
zu fertigenden, lohnverteuernden und Risse bildenden Lehmstürze sind dabei ausgeschaltet.
Durch das hier neu vorgeschlagene Lehmgußverfahren ist weiterhin die bisher stark
umstrittene Putzfrage bei, Lehmbauten in vorteilhaftester Weise zu lösen. Die nach
dem Verfahren gemäß der Erfindung erforderlichen Schalungen lassen an ihren Innenflächen
eine glatte oder nutenar tige Formung zu. Glatte Wandflächen benötigen lediglich
eine trockene Abspachtelung, wodurch eine erneute Anfeuchtung durch das Anmachwasser
des Putzmörtels vermieden wird. Nutenartig gefertigte Wandflächen bieten dagegen
den besten Untergrund für eine mechanische Haftung des Außenputzes, der bei Lehmwänden
von ausschlaggebender Bedeutung ist.
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Die vorstehend in großen Zügen gekennzeichnete Bauweise benötigt dünnschäftige
Stützen, zu deren Herstellung ein erfindungsgemäß ausgebildeter, aus Beton oder
keramischen Stoffen bestehender Hohlblockstein besonders vorteilhaft geeignet ist.
Dieser neue, einen Gegenstand der Erfindung bildende Hohlblockstein ist so beschaffen,
daß er mit seiner Außenseite eine standfeste und windundurchlässige Verbindung mit
der Wand bz-v. der Ausfachung eingeht. Außerdem ist in weiterer Ausbildung der Erfindung
Vorsorge getroffen, daß die aufeinanderstehenden, die Steinstützen bildenden Hohlblocksteine
durch eine ihren Hohlraum an den Stößen überdeckende und in die Steinfugen eingreifende
manschettenartige Zentrierung, die beim Aufmauern der Stützen eingebracht -wird,
gegen seitliches Verschieben gesichert sind.
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Weitere Einzelheiten. Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben
sich aus der Beschreibung der ein Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung. Es
zeigt Abb. r einen Längsschnitt durch einen Teil einer in eine Lehmwand eingebetteten
Stütze und Abb. a einen Grundriß der Abb. r.
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Wie die Zeichnung erkennen läßt, hat die in der Lehmwand r eingebettete
Stütze a aus Beton- oder keramischen Steinen eine im Ouerschnitt länglichovale Form,
die ein Abplatzen der beiden Wandaußenflächen an ihrer dünnsten Stelle verhindert
und gewährleistet, daß die Stütze oder der Ständer ausreichend in wärmehaltendem
Lehm eingehüllt ist. Die Stütze, die auch aus einem Stück bestehen kann, aber, -wie
schon erwähnt, vorteilhaft aus Steinen zusammengesetzt ist, weist konische oder
schwalbenschwanzförmige Längskanäle 3 auf, die zur Erhöhung der Haftung des Gußlehmes
an der Stütze dienen. Die Stirnseiten 4 der Stütze 2 sind abgeplattet, damit die
zur Halterung der Schalung dienenden Abstandhalter 6 eine gute Lagerung finden.
Ferner besitzt jeder Stein mindestens ein Querloch fi für den zur Befestigung der
Sclialutig dienenden Bolzen oder Anker S. Damit nun die einzelnen aufeinanderliegenden
Steine io, aus denen eine Stütze besteht, sich nicht quer zueinander verschieben
können, besonders solange der Fugenmörtel noch nicht erhärtet ist, sind an den Fugen
im Stützenhohlraum t r Zentrierungen 1a vorgesehen, die vorteilhaft in Form von
Hülsen oder :Manschetten ausgeführt sind, wie es Abb. r erkennen
läßt.
Diese Hülsen können aus jedem geeigneten Material, z. B. Metall usw., bestehen.
Statt der Hülsen können auch massive, z. B. aus Beton bestehende Pfropfen verwendet
«-erden.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung geht folgendermaßen vor sich: Soll
z. B. ein zweigeschossiges Haus gebaut werden, dann werden auf dein Fundament zunächst
die Stützen 2 errichtet und, wenn sie im Sinne der Erfindung aus Hohlblocksteinen
der dargestellten und beschriebenen Art gefertigt werden, beim Aufbau die inneren
Verstärkungsmanschetten 12 eingemörtelt. Auf den Stützenköpfen wird dann der Geschoßrahmen
oder -Mauerkranz, der zugleich die Stütze der Wandöffnungen bildet, und darauf die
Massivdecke aufgebracht. In gleicher Weise erfolgt der Aufbau des Obergeschosses,
dessen Massivdecke einen wärmehaltigen Schlacken Aufbeton mit einer entsprechenden
Neigung für den Regenablauf erhält. Es erfolgt dann das Aufkleben einer Dachpappe,
«-oniit der Betonstützengerippebau fertig ist. Nach erfolgter Ausschalung der Decken
werden die Bolzen 8 durch die Stützenlöcher 7 gezogen und die Schalung 5 nach Einführung
der Abstandhalter 6 auf den Bolzen 8 verschraubt. Dieser Arbeitsvorgang wird durch
die starren Stützen 2 sehr vereinfacht, weil die Verwendung von Kanthölzern und
das lotrechte Einstellen der Schalung 5 fortfällt.
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Die mit Ziegelsplitt oder kurzfaserigen vegetabilischen Zuschlägen
versehene Gußmasse kann in wirtschaftlicher Weise maschinell aufbereitet und in
gleicher Weise in die Schalung eingebracht werden. Hier dringt sie in die auf der
Stützenaußenseite sitzenden Nuten oder Kanäle 3 ein, wodurch eine haftfeste Verbindung
mit ihnen bewirkt wird. Die Einlage von Langstroh oder Grobheu während der Füllung
der Schalung ergibt eine Verfilzu:irg und zusätzliche Verfestigung, eine vermehrte
Wärmehaltung und eine beschleunigte Austrocknung des Mischgutes. Nach dem Setzen
desselben wird der oberste, offen gebliebene Wandteil mit Lehmhiftsteinen ausgemauert.
Der Außenputz ist erst nach dem Erhärten der Wände in bester wasserabweisender Kalkzementausführung
zu fertigen.
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Derartige gemäß der Erfindung hergestellte Lehmbauten unterscheiden
sich äußerlich in keiner Weise von verputzten Ziegelbauten. Sie haben gleiche Standfestigkeit,
Lebensdauer und Wärmehaltung, erfordern jedoch bedeutend geringere Baukosten und
eine verminderte Arbeitszeit. Die Stützen können auch statt des bevorzugten länglichovalen
einen runden Ouerschnitt haben.