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Verfahren zur Herstellung eines Grundiermittels aus Steinkohlenteerpech
und organischen Lösungsmitteln Bitumen oder Peche und ihnen verwandte Stoffe entfalten
ihren höchstmöglichen Schutz gegenüber Korrosion oder dem Vordringen von Feuchtigkeit,
wenn sie nicht in gelöstem Zustand, sondern schmelzflüssig als Heißanstrich auf
.die zu schützenden Eisen- oder Betonteile aufgetragen werden. Um eine gute Haftung
zu erzielen,, ist es notwendig, die zu schützenden Gegenstände über die Schmelztemperaturen
der benutzten ,Schutzmassen zu erwärmen oder aber, wenn dies, wie häufig, nicht
möglich ist, .diese vor dem Auftragen der Massen mit einem Grundanstrich zu versehen.
Weil der Grundanstrich allein die Aufgabe hat, eine gute Haftung zwischen der Schutzmasse
und dem zu schützenden Gegenstand zu vermitteln, wird dieser häufig auch als Kleber
bezeichnet.
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Im allgemeinen bestehen diese @Grundanstrichmittel aus Bitumen bzw.
Pechen, die in geeigneten Lösungsmitteln, wie z. B. Rohbenzol oder Kristallöl, gelöst
sind. Es hat sich jedoch herausgestellt, daß nicht jeder Grundanstrich mit jedem
Bitumen bzw. Pech als Deckschicht verträglich ist. Nach längerer Berührungszeit
des Grundanstrichs mit der Deckschicht können nämlich ölausscheidungen auftreten,
welche die anfänglich gute Haftfestigkeit herabsetzen, ja sogar völlig aufheben
können.
Das sicherste Verfahren, einen Grundanstrich herzustellen,
der diese Erscheinung nicht hervorruft, bestand darin, aus dem gleichen Bitumen
bzw. Pech, das für die Deckschicht zur Verwendung kommen sollte, auch .den Grundanstrich
zu bereiten. Für manche Pechsorten und insbesondere für die in jüngster Zeit als
Ersatz für Bitumen zur Verwendung kommenden, nach besonderen Verfahren hergestellten
veredelten Peche ist aber diese Art der Bereitung nicht möglich, da sich häufig
diese veredelten Peche nur unter Entmischung in den zur Verfügung stehenden Mitteln
lösen und deshalb auf diese Weise keine brauchbaren Anstrichmassen ergeben. Unter
Edelpechen bzw. veredelten Pechen werden nach den »Mitteilungen aus der Dachpappenindustrie«,
12 (y939), ioo bis 121 und gemäß »Korrosion und Metallschutz«, 1 (19¢1), 351 bis
360 plastifizierte Peche mit geringer Temperaturempfindlichkeit verstanden,
die in ihren mechanischen Eigenschaften dem Bitumen ähnlich sind.
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Die Veredelung der gewöhnlichen Peche wird beispielsweise bewirkt
durch lösliche Zusatzstoffe, vorzugsweise organische Kolloide, die je nach dem Grade
ihrer Löslichkeit in: Pech die Plastizität .der Mischung durch ihre eigene höhere
Plastizität verbessern oder durch Änderung des kolloiden Auf-Baus des Peches selbst,
und zwar durch Verschiebung des Phasengleichgewichts, insbesondere durch Änderung
von Zahl und Größe der Micellen und ihrer Bindungsart mit dem Dispersionsmittel.
Für diese veredelten Peche ist es sehr schwierig, manchmal sogar unmöglich, aus
den Fraktionen eines :Steinkohlenteers eine geeignete Pechsorte zu finden, aus der
ein Grundanstrichmittel hergestellt werden kann, das die Erscheinung der Ölausscheidung
nicht auslöst.
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Erfindungsgemäß kann aus Steinkohlenteerpech und organischen Lösungsmitteln
ein Grundiermittel, das mit jeder beliebigen Bitumen- oder Pechsorte ohne Ölausscheidung
zusammen verwendet werden kann, dadurch erhalten werden, daß Steinkohlenteerpech
mit Pyridin oder einem Pvridin enthaltenden aromatischen Lösungsmittelgemisch, ferner
geringen Mengen eines festen Ätzkalis unter gleichzeitiger Oxydation, z. B. mittels
durchgeleiteter Luft, längere Zeit, z. B. während i 6tunde, am Rückflußkühler unter
Sieden behandelt wird. Die festen Ätzal'lkalien werden zweckmäßig in Mengen von
o,i bis 33a auf Steinkohlenteerpech bezogen verwendet. Die Reaktionszeit richtet
sich nach dem verwendeten Oxydationsmittel und dem zur Anwendung gekommenen Pech.
So ist beispielsweise für Weichpeche und Luft als Oxydationsmittel eine bedeutend
längere Erhitzungszeit zu wählen als für Hartpeche und Sauerstoff. Das entstandene
Produkt kann nach der Abkühlung ohne weiteres als Anstrichmittel verwendet werden
und zeigt weder mit Steinkohlen-oder Braunkohlenteerpechen, Edelpechen noch mit
verschiedenen Bitumensorten eine Ölausscheidung.
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Demzufolge besitzt eine erfindungsgemäß bereitete Anstrichmasse den
großen Vorteil, daß sie einmal für gewisse veredelte Pechsorten überhaupt allein
und obendrein für alle Bitumen- und Pechsorten oder ihnen verwandte Massen in gleicher
Weise brauchbar ist, so -daß wie bisher die Not-@vendigkeit fortfällt, für jede
Bitumen- oder Pechsorte ein besonderes Grundanstnichmittel herzustellen.
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Vergleichsversuche mit verschiedenen, bisher gebräuchlichen sowie
einem erfindungsgemäß bereiteten Grundanstrichmittel und verschiedenen Deckmassen
führten zu folgenden Ergebnissen:
Nach einmonatiger |
Lagerung |
Grundanstrich Deckmasse Hart- Ölausscheidung |
festig- Zwischen Grund- |
keit anstrich und |
kg'mm= Deckschicht |
Bitumen ......... Veredeltes |
Pech 2,8 Ölausscheidung |
Gewöhnlicher Pech- |
grundanstrich.... Bitumen 2,5 Ölausscheidung |
Gewöhnlicher Pech- |
grundanstrich.... Veredeltes |
Pech 3,4 Ölausscheidung |
Erfindungsgemäß |
hergestelltes |
Grundanstrich- |
mittel .......... Bitumen 18,6 keine |
Ölausscheidung |
Erfindungsgemäß |
hergestelltes |
Grundanstrich- |
mittel .......... Veredeltes |
Pech 21,2 keine |
Ölausscheidung |
Beispielsweise kann ein so beschaffenes @Grundanstrichmittel nach der Erfindung
folgendermaßen bereitet werden: ioo kg technisches Pyridin werden mit 2 kg fester
Natronlauge versetzt und diesem Gemisch Zoo kg grob zerkleinertes Steinkohlenteerpech
mit einem Erweichungspunkt nach Krämer-Sarnow von 6o° zugefügt. Dieses Gemisch wird
i .Stunde lang unter Durchleiten von Luft am Rückflußkühler zum Sieden erhitzt.
Nach dem Abkühlen kann die Mischung als Anstrich verwendet werden. ,An Stelle von
Pyridin allein können mit dem bleichen Erfolg ,auch Mischungen von Pyrid'in mit
Toluol, Benzol usw. als Lösungsmittel benutzt werden.
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Je nach Auswahl der Pechsorten können sowohl härtere, aber sprödere
als auch weichere und dafür plastischere Anstrichfilme nach dem Verdunsten .des
Lösungsmittels erhalten werden. Durch hie alkalische und gleichzeitig oxydierende
Behandlung wird der Erweichungspunktder verwendeten Pechsorte leeraufgesetzt, worauf
bei der Auswahl des Ausgangspeches Rücksicht zu nehmen ist. Es kann aber auch noch
nach Fertigstellung der Anstrichmasse durch Zusätze eines geeigneten Weichmachers
der Anstrich auf eine gewünschte Härte bzw. Plastizität eingestellt werden, ohne
daß die
sonstigen Eigenschaften des Grundanstrichs, wie Haftfestigkeit
und Sicherheit gegen Ol;ausscheidung, hierdurch verändert werden. Als Weichmacher
können Öle aus bituminösen Stoffen benutzt werden, die eine genügend hohe dispergierende
Wirkung auf den Kohlenstoff bzw. auf .den hochmolekularen Kohlenwasserstoff im Pech
besitzen, so z. B. Anthracenöl.
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Obgleich es bekannt ist, Steinkohlenteerpech in Anwesenheit schwerer
Steinkohlenteeröleund wäßriger ,Alkalilauge zwecks Herstellung einer in der Baustofffinidustrie
zu verwendenden Isoliermasse zu oxydieren, ist das beschriebene erfindungsgemäße
Verfahren und Erzeugnis damit in keiner Weise vergleichbar. Nach dem bekannten älteren
Verfahren werden Pech- und Teeröle mit einer wäßrigen Alkalilösung im kalten Zustand
emulgiert, ohne daß es zwischen Pech und Alkali zu einer Reaktion kommt, wie s,ie
bei der Anwendung höherer Temperaturen gemäß der vorliegenden Anmeldung eintritt.
Erst mit Hilfe dieses erfindungsgemäßen Verfahrens ist es möglich, einen für den
Auftrag von Schutzmassen, die aus Bitumen oder Pechen jeder Art bestehen können,
geeigneten und in keinem Falle zu Ölausscheidungen neigenden Grundanstrich herzustellen.