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Verfahren zum Flammfestmachen von brennbarem Textilgut Es ist bekannt,
daß man die Entflammbarkeit von brennbaren Stoffen, wie Textilfasern, Bändern, Filmen
und Folien aus Cellulose sowie von Holz, Holzwolle, Papier, Stroh usw., durch Behandeln
dieser Stoffe mit gewissen Salzen anorganischer Säuren, wie z. B. Ammoniumsulfat,
Diammoniumphosphat, herabsetzen oder beseitigen kann.
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Diese Mittel sind aber nicht wasserbeständig; sie werden schon mit
Wasser leicht wieder ausgewaschen, so daß die behandelten Stoffe ihren Flammschutz
schnell wieder verlieren.
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Auch Sulfamid für sich und zusammen mit Formaldehyd und einem Kondensationsmittel
sowie die Kondensationsverbindung aus Sulfamid und Formaldehyd sind als Flammschutzmittel
bereits empfohlen worden. Die mit diesen Mitteln erzielte Steigerung der Wasserfestigkeit
der Flammschutzwirkung ist nur gering.
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Es wurde nun gefunden, daß man einen wasser- und waschbeständigen
Flammschutz erhält, wenn man brennbares Textilgut mit Sulfamid (Diamid der Schwefelsäure)
und Formaldehyd oder Formaldehyd abgebenden Verbindungen und mit harzbildenden Stoffen
in Gegenwart von Amidosulfonsäure behandelt und sie, gegebenenfalls nach Vortrocknen,
einer Wärmebehandlung unterwirft.
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Als harzbildende Stoffe können z. B: Harnstoff, Thioharnstoff, Mono-
und Dimethylolharnstoff; Cyanamid, Dicyanamid, Melamin, Kondensationsverbindungen
aus Melamin mit Alkoholen, wie Äthylenglykol
und andere, für sich
oder zusammen mit Formaldehyd Harze bildende Verbindungen verwendet werden. Gute
Wirkungen erzielt man, wenn man die harzbildenden Verbindungen in einer Menge bis
zu etwa 1/3 Mol im Verhältnis zu dem angewandten Sulfamid zusetzt.
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Dieses Ergebnis ist überraschend, da die genannten Harze für sich
nicht flammfest sind. Man mußte mit größter Wahrscheinlichkeit damit rechnen, daß
die Flammschutzwirkung durch den Zusatz der Harze ganz wesentlich herabgesetzt werden
würde.
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Die Behandlung von brennbaren Stoffen zur Erzielung einer Wasser-
und waschfesten Flammschutzwirkung hat besondere Bedeutung für Textilgut, z: B.
Garne und Gewebe, die zur Herstellung von Bekleidungsstücken für die Feuerwehr und
den Luftschutz, von Fliegerkombinationen, Tarngeweben, Abdeckplanen für Fahrzeuge
und Flugzeuge und ähnliche Zwecke verwendet werden sollen.
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Den Behandlungsbädern kann man noch andere Stoffe, z. B. Appreturmittel
oder Mittel zur Steigerung der Knitterfestigkeit und der wasserabweisenden Eigenschaften
von Textilgut, zusetzen. Als Zusätze kommen unter anderem Stärke und andere Appreturmittel,
Vinyl- oder Acrylkunstharze, Weichmachungsmittel, wie Steärinsäureäthanolamid ferner
Fettsäurekondensationsverbindungen, Fettalkoholsulfonate, sulfonierte Öle, sulfonierte
Kohlenwasserstoffe, Öl- und Wachsemulsionen, Paraffinemulsionen mit und ohne Zusätze
von Metallsalzen, Stearyloxymethylpyridiniumverbindungen, Einwirkungsverbindungen
von Äthylenimin auf Fettsäureisocyanate, Aluminium-oder Zirkonverbindungen und ändere
für die Behandlung von Textilien geeignete Verbindungen in Betracht. Beispiele i.
Ein Zellwollgewebe wird in einem Bade, das in 1 1 Wasser 150 g Sulfamid (Diamid
der Schwefelsäure), 2o g Harnstoff, Zoo ccm Formaldehyd, 3o°/oigeLösung, und
0,5 g Amidosülfonsäure enthält, 5 Minuten bei 2o° behandelt, abgequetscht,
bei 6o bis 7o° vorgetrocknet und anschließend io Minuten auf i2ö° erwärmt.
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2. Ein Zellwollgewebe wird in einem Bade behandelt; das im Liter Wässer
150 g Sulfamid, 15 g Dimethylharnstoff, Zoo ccm Formaldehyd, 30%ige Lösung, und
i g Amidosulfonsäure enthält, abgequetscht und i Stunde bei 9o° getrocknet.
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3. Ein Mischgewebe aus Zellwolle und Baumwolle wird in einem Bade,
das im Liter Wasser i5o g Sulfamid, io g Melamin, Zoo ccm Formaldehyd, 3o°/@ge Lösung,
und 0,5 g Amidosulfönsäure enthält, 5 Minuten behandelt, abgequetscht und
bei 9o° während 1;'2 Stunde getrocknet. q.. Man behandelt ein Kunstseidengewebe
in einem Bade, welches je Liter Wasser iso g Sulfamid, 2o g der Kondensationsverbindung
aus Melamin und Glykol, j zoo ccm Formaldehyd, 3o°/oige Lösung, und 0,5 g
Amidosulfonsäure enthält, 5 Minuten bei 2o°, quetscht ab, trocknet bei 6o bis 7o°
und läßt eine Wärmebehandlung bei i2o° während io Minuten folgen.
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5. Zum Vergleich mit den Ergebnissen nach den obigen Beispielen wurde
eine Behandlung nur mit Sulfamid und Formaldehyd wie folgt ausgeführt: Ein Zellwollgewebe
wurde mit i5o g Sulfamid, Zoo ccm Formaldehyd, 3o°/oige Lösung, und 5 g Aluminiumchlorid
5 Minuten bei 2o° behandelt, abgequetscht, bei 6o bis 7o° vorgetrocknet und anschließend
io Minuten bei 12o° erwärmt.
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Zur Prüfung der Flammschutzwirkung wurden aus den behandelten Geweben
Streifen von 3 cmBreite herausgeschnitten, an einem Stab aufgehängt und mit der
Sparflamme eines Bunsenbrenners bestrichen. Es wurde festgestellt, nach wievielmaligem
Bestreichen mit der Sparflamme das Gewebe brennt. Mehr als 50 Striche wurden mit
der Flamme nicht ausgeführt, da mit einem Aufflammen dann nicht mehr zu rechnen
ist.
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Die Prüfung der nach den Beispielen behandelten Gewebe erfolgte a)
nach der Ausrüstung, b) nach einem zweistündigen Einlegen in Wässer und c) nach
einer Waschprobe 1/4 Stunde bei q.5° mit 3 g Einheitsfeinwaschmittel, wobei nach
jeweils 5 Minuten das Gewebe mit der Hand ausgedrückt würde.
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Folgende Werte wurden erhalten:
Beispiel |
3 i 4 5 |
a) Gewebe nach der Be- |
handlung .........:. 50 50 50 50 50 |
b) Nach zweistündigem |
Einlegen in Wasser . . 50 50 50 5o brennt |
sofort |
e) Nach der Wäsche .... 5o 50 50 5ö brennt |
t sofort |