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Fallschirm mit einer Scheitelöffnung und in den Stoffbahnen angeordneten
Längsschlitzen Fallschirme mit Schlitzen oder Öffnungen sind vielfach bekannt,.
Solche, deren. Schlitze längs der ganzen Schirmkappe von der Scheitelöffnung bis
zum Kappenrand verlaufen, haben eine größere Durchfallhöhe als die üblichen Fallschirme
ohne Schlitze oder Öffnungen.. Bei den ersteren Fallschirmbauarten :strömt bei ihrer
Entfaltung die Luft in die Hülle ein und kann von dort aus teilweise auf geradem
Wege durch .die Schlitze wieder nach außen entweichen. Dieser Vorgang wird einesteils
durch die Einwirkung des Luftstromes erzielt, der von außen auf die Hüllenwand des
zunächst schlauchartig gestreckten Fallschirmes drückt und die Luft wieder aus dem
Innern der Hülle preßt, anderenteils durch den Sog, der die Luft aus der Hülle durch
die Schilitze und Scheitelöffnung heraussaugt. Demgegenüber soll aber die Luft sich
unter der Hülle sammeln und letztere schnell aufblähen. Das sichere Sammeln der
erforderlichen Luftmenge, die am unteren Rand der zunächst schlauchartig gestreckten
und daher im wesentlichen geschlossenen Schirmkappe eindringen kann, ist mit Erfolg
nur dann möglich, wenn die Luft am Kappenscheitel nicht oder nur in geringem Maße
entweichen kann. Um die Sehlitze in der Hülle so dicht zu schließen, daß sich Luft
in, der Schirmkappe ansammeln kann, sind zum Strecken der Schlitzränder hohe Zugkräfte
notwendig, die jedoch bei den bekannten Fallschirmbauarten vor der Einfaltung nicht
immer zur Verfügung stehen. Infolgedesseg kann die rechtzeitige Entfaltung der bekannten
Schirme sehr in Frage gestellt sein, so daß mit einer erheblichen Durchfallhöhe
zu rechnen ist.
Wird aber das Aus=strömen der in, das Innere der
Schirmkappe eindrin=genden Luft durch Fehlen. von Schlitzen oder Öffnun=gen vermieden,
dann. tritt das Entfaltender Schirmkap=pe plötzlich ein. Dieser Vorgang, .d. h.
:das .schnelle Entfalten der Schirmkappe, war bisher zwangsweise an einen mehr oder
weniger großen Entfaltungsstoß gebunden, der zwar unerwünscht: war, :aber als Nachteil
hingenommen wurde. Um aber außer einem sicheren Entfalten eines. Fallschirmes auch
ein mö=glichst stoßfreies Abfangender am Fall=schirm hängenden Person oder sonstigen,
Last zu bewirken, mu:ß die sich unter der Schirmkappe stauende Luft rechtzeitig
entweichen können. Der übliche Entfaltungsstoß tritt in dem Bruchteil einer Sekunde
auf und übt in diesem Moment auf die Schirm=kappe eine große Spreizwirkungäus. Dabei
den bekanntenFallschirmbauarten die Schlitze sich nicht mit derselben Geschwindigkeit,
mit der der Staudruck unter der Schirnnkap:pe wächst, öffnen, so kann der Entfaltungsstoß
nicht sofort unschädlich gemacht werden, ebenso:wenig wie ein plötzliches Abbremsen
eines mit hoher Geschwindigkeit fahrenden Fahrzeuges nicht ohne schädigende Wirkung
auf das Material :möglich ist. Ob nun diese Schlitze lang oder kurz, senkrecht,
waagerecht oder schräg in der Schirmkappe ;angeordnet sind, die Wirkung des Entfaltungsstoßes
bleibt mehr oder weniger die gleiche, sofern die Schlitzränder unmittelbar unter
der Zugwirkung der Tragleinen und deren Belastung stehen. Diese Schlitzränder werden
bei geschlossener oder offener Schirmkap=pe in dem Maße zum Schließen gestreckt,
als die teils. oder ganz entfaltete Schirmkappe bei ihrem Sinken im Luftstrom Widerstand
findet. Wenn sich .diese Schlitze nach der vollen Auswirkung des Entfaltungsstoßes,
d. h. unmittelbar nach dem ruckartigen Abbremsen der Last, trotzdem öffnen, so bedeutet
dies eine Phasenverschiebung in der Aufeinanderfolge der einzelnen Wirkungen bei
der Entfaltung des Fallschirmes, mithin eine Verzögerung im Entweichen der unter
der Schirmkappe angestauten Luft. Würde man zum Abschwächen des Entfaltungsstoßes
in der Schirmkappe, wie bekannt, offen stehende Schlitze, runde oder andere Öffnungen
anbringen, so weist .dieser Schirm außer den vorgenannten Nachteilen eine höhere
Sinkgeschwindigkeit auf. Um diese unerwünschte höhere Sinkgesch:windiggikeit zu
beheben, müßte der Kappendurchmess:er des Fallschirmes: größer gemacht werden. Dadurch
würde der normale Widerstand wieder wie bei einem Schirm ohne diese Öffnungen erzielt
werden.
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Außer den vorerwähnten Fallschirmbauarten ist noch ein Fallschirm
mit Hilfsleinen am Fallschirmrand bekannt. Dieser hat in Verlängerung der in den
Nähten der angrenzenden Schirmkappensektoren liegenden Schlitze die Angriffsstelle
einer Tragleine, von der .aus Hilfsleinen zu den Nähten anderer Sektoren und Tragleinen
führen. Mit dieser Hilfsleinenanordnung soll trotz einer geringeren Tragleinenanzahl
eine gute Verteilung der Last-bzw. Zugkräfte auf die Hülle der FallschirnLkappe
erzielt werden. Bei der Entfaltung dieses Fallschirmes werden die Schlitzränder
von Anfang an mit :einem Teil der Traglast belastet und daher die Schlitze durch
die Zugwirkung geschlossen gehalten. Beim vollständigen Aufblähen der Schirmkappe
werden die Schlitze durch den überschüssigen Staudruck geöffnet. Zwar wird der Entfaltungsstoß
abgeschwächt, jedoch keinesfalls in ausreichendem Maße.
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Die vorerwähnten Nachteile werden beim Fallschirm gemäß der Erfin=dung
.dadurch behoben., daß die in der Mitte der Stoffbahnensektoren vorgesehenen Längs-schlitze
nur in der Nähe des Schirmkappenrandes angeor.dnet sind. Die Tragleinen greifen
zwar, wie üblich, an den Nähten der angrenzenden Stoffbahnensektoren an, von jeder
Tragleine aber verläuft je eine Hilfsleine zu den benachbarten Schlitzenden. Die
Hilfsleinen sind so bemessen, .daß sie zunächst keine Zugwirkung auf die Schlitzränder
übertragen, so daß die Stoffbahnen an diesen Stellen ungehindert Luftfangtaschen
bilden können. Die einströmende Luft bläht gleich den, Scheitelteil der Schirmkappe,
der außer einer Scheitelöffnung keine Schlitze aufweist, birnenartig auf, so daß.die
Schirmkappe einen ständig zunehmendem Widerstand erzeugt. Mit .diesem Widerstand
wächst die Zugwirkung in den Tragleinen, die beim Aufblähen der Schirmkappe sich
mach und nach über die Hilfsleinen auch auf die Schlitzränder überträgt und durch
Straffen derselben die Schlitze schließt. Da die überschüssige gestaute Luft aus
dem Innern der Schirmkappe noch vor dem Auftreten des maximalen Staudruckes durch
die Schlitze frei nach außen entweichen kann, ferner :der bereits zum Teil aufgeblähte
Kappenscheitel die Sinkgeschwindigkeit des Fallschirmes erheblich abbremst und schließlich
sich die Schirmkappenschlitze allmählich schließen, findet ein sanfter Übergang
der zunächst schlauchartig gestreckten Schirmkappe in ihre volls=tändig aufgeblähte
Form statt, wodurch .der Entfaltungsstoß in seiner Größenordnung gegenüber den bekannten
Fallschirmbauarten stark abgeschwächt wird.
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Die Erfindung ist in der Zeichnung schematisch dargestellt, es veranschaulicht
Fig. i einen Fallschirm mit geöffneten Schlitzen während: der Entfaltung, Fig.2
.denselben Fal'lsc'hirm mit geschlossenen Schlitzen nach seiner vollen Entfaltung,
Fig: 3 einen Teil des Fallschirmes gemäß Fig. i im vergrößerten Maßstab, Fig. q.
einen Teil des Fallschirmes gemäß Fig. z im vergrößerten Maßstab.
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Aus .der Zeichnung ist ersichtlich, daß der Fallschirm gemäß der Erfindung
außer einer Scheitelöffnung io im flachen Teil der Schirmkappe keine Schlitze aufweist,
während der wulstartige Teil der Schirmkappe mit vor :der Entfaltung. durch den
Staudruck leicht zu öffnenden Schlitzen 8 versehen ist, welche die überschüssig
eindringende Luft beim Aufblähen der Schirmkappe entweichen lassen. Während des
Luftsammelns. erreicht die Schirmkappe
i durch den allmählich wachsenden
Umfang einen: immer größer werdenden Widerstand, so daß zwischen Kappenrand i i
und der Last 6 über die Tragleinen 7 und Nähte 5 starke Zugkräfte entwickelt werden.
Diese Zugkräfte werden unmittelbar vor der endgültigen Entfaltung der Schirmkappe
i, 9 mittels Hilfsleinen. 12 auf die unteren Schlitzenden 4.a übertragen, die Schlitzränder
:2 gestrafft und die Schlitze 8 geschlossen, während die Nähte 5 dabei teilweise
entlastet werden:. Der schlitzlose Kappenteil @i ist von der Scheitelöffnung io
bis. zu den oberen Schlitzendern 3" so groß bemessen, daß durch seinen Widerstand
in. kürzester Zeit die gewünschte Fallgeschwindigkeitsverminderung erreicht wird.
Je nach der Schlitzlänge 8 sowie der Länge der Hilfsleinen 12, die das Schließen
der Schlitze bewirken, richtet sich der Innendruck, der erforderlich Ist, um die
Schirmkappe i, 9 je nach der Notwendigkeit bei größerer oder geringerer Fallgeschwindigkeit
zur Entfaltung zu bringen. Bei vollständig aufgeblähter Schirmkappe überdeckt ein
Teil der äußeren Schlitzränder die innenliegenden Schlitzränder nach links und ein
Teil nach rechts.
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Die Schlitzränder sind als: starker Saum ausgebildet. Die Schlitzenden
sind ebenfalls mit Verstärkungen 3, q. versehen, die ein Einsreißen in .die Stoffbahnen
verhindern-. Der Abstand der unteren Schlitzenden q.a vom Fallschirmkappenrand ni
ergibt sich aus der notwendigen Spannwirkung der Hilfsleinen,iiz und der Breite
der Stoffbahnen. Sollen die Schlitzränder 2, vieQ Spannung erhalten, so muß der
Abstand zwischen Kappenrand i r und den unteren Schlitzenden q.a entsprechend länger
gemacht werden. Dadurch erhalten die Hilfsleinen 12 bei gestreckter Schirmkappe-
eine steilere Lage, so daß beim Entfalten der Kappe 9 und dem damit verbundenen
Straffen der Hilfsleinen 12 eine höhere Spannwirkung auf die Schlitzenden 4.a, die
dadurch tiefer zum Rand gezogen werden,, ausgeübt wird. Die Hi:lfsleinenverbindung
1q., 14a, 16 kann auch unterhalb des Kappenrandes i i an der Tragleine 7, wie in
Fig. q. gezeigt, erfolgen, sofern dies für eine andere :gewünschte Lage .der Schlitze
oder Größe der Luftfangtaschen notwendig ist. Die Verspannung 13, 5a vom oberen
Schlitzende 3a aus zu den Nähten 5 dient zur Entlastung .der Stoffbahnen i.
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Die Hilfsleinen 112 sind mit der Tragleine 7 fest verbunden und schräg
zum unteren Ende der Schlitze 4" geführt. Sie können frei hängend oder durch Stoffschlaufen
an den Stoffbahnen ge'hal'ten werden. Die Länge der Hilfslleinen ist kürzer als
die Strecke der Stoffbahnen, über die sie gespannt sind. Sie bilden ein geschlossenes
Band in Zickzaekform um den Kappenrand.
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Auf Grund der vorgenannten Vorteile ist es möglich, dieser Fallschirmbauart
eine bedeutend größere Verwendungsmöglichkeit zu geben, da sie bei größeren Flugzeuggeschwindigikeiten
und auch höheren Belastungen verwendet werden kann.