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Einrichtung zur Beseitigung der Stimmungsmängel bei Blechblasinstrumenten
aller Art, ausgenommen der Zugposaune Die vorliegende Neuheit bezweckt die Beseitigung
der Stimmungsmängel bei Blechblasinstrumenten aller Art, ausgenommen der Zugposaune.
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Abgesehen von den Mängeln bei den ventillosen Signal- und Jagdhörnern
sowie den Fanfarentrompeten können bei allen heute gebräuchlichen Ventilblechblasinstrumenten
aus nachstehend angeführten naturgegebenen Ursachen nur wenige Töne genau stimmen.
Die meisten Töne sind regelmäßig mehr oder weniger zu hoch oder zu tief. Der Bläser
muß sie mit dem Munde »treiben«, was aber nicht immer bis zum erforderlichen Grade
möglich ist. Dieses Verfahren gefährdet außerdem die Sicherheit beim Ansetzen und
Halten der Töne, verschlechtert die Klangfarbe, schwächt die Ausdauer der Lippen
und erschwert das Vibratomachen. Ferner sind wegen schlechter Stimmung die sechsten,
zehnten, zwölften, dreizehnten und vierzehnten Aliquottöne unbenutzbar. Schlecht
stimmende Dämpfer vergrößern noch die Intonationsschwierigkeiten.
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Die bekannten Ursachen für die Stimmungsmängel sind: Erstens Veränderungen
der Lufttemperatur, welche die -Anzahl der Luftmoleküle im Instrument verändern;
zweitens die Differenzen zwischen den physikalisch »rein« stimmenden Aliquottönen
und der in der praktischen Musik üblichen »temperierten« Stimmung; drittens die
Differenzen zwischen der wirklichen Länge der einzeln abgestimmten
Ventilbögen
und den erforderlichen Längen derselben bei kombinierter Benutzung der Ventile;
viertens die durch die Ventilbenutzung veränderte Länge des zylindrischen Mittelrohres
die den Gesamtverlauf der Luftsäule und somit den Grad der Konik verändert, und
fünftens werden irrtümlich die durch das Blasen extremer Lautstärken veränderten
Tonhöhen auf die zum Hervorbringen dieser extremen Lautstärken erforderlichen Veränderungen
der Lippenstellung zurückgeführt. Es ist nicht unbekannt, daß der Ton beim Lautblasen
tiefer und beim Leiseblasen höher wird als beim Blasen in mittlerer Lautstärke.
Das klassische Beispiel hierfür sind die vom Trompeter allein zu blasenden ersten
Takte von Richard Wagners Ouvertüre zu »Rienzi«.
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Nicht bekannt ist die wirkliche Ursache der Veränderung der Tonhöhen
beim Blasen extremer Lautstärken. Beim Lautblasen z. B. findet eine erhöhte Luftzufuhr
in das Instrument statt, die zwangläufig zu erhöhten Stauungen der Luft in den Rohrwindungen
führt und damit eine höhere Verdichtung der Luftsäule bewirkt. Dies bedeutet eine
Erhöhung des spezifischen Gewichtes der im Instrument befindlichen Luft, wodurch
die Schwingungsweite und Schwingungszahl der Luftmolekel eine Veränderung erfährt.
Der Ton wird tiefer, im entgegengesetzten Falle aber höher.
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Bei den heute gebräuchlichen Instrumenten kann der Bläser nur den
unter erstens gekennzeichneten Mangel (veränderliche Lufttemperatur) durch Verstellen
des Hauptstimmzuges und der Ventilstimmzüge beheben, und zwar nur in einer Spielpause,
weil dazu mehrere Sekunden Zeit benötigt werden.
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Alle bis heute bekanntgewordenen Einrichtungen zum Abstellen der aufgezählten
Mängel haben sich in der Praxis nicht bewährt. Nach wie vor ist .der Bläser gezwungen,
mit Hilfe seiner Lippen Intonationsunreinheiten auszugleichen. Dies gelingt allerdings
nur Musikern. erster Qualität und auch nur dann, wenn die Lippen nicht durch Ermüdung
geschwächt sind, was bekanntlich schon nach kurzem Blasen eintreten, kann.
Die Anforderungen der modernen Komponisten an die Bläser werden immer größer. Außerdem
läßt das unbestechliche Tonfoto bei Tonaufnahmen selbst kleinste Mängel unangenehm
klar erkennen. Eine Sonderstellung unter den Blechblasinstrumenten nimmt die Zugposaune
ein. Der Bläser ist, auch wenn selber nicht hochqualifiziert, immer imstande, mit
Hilfe seines Zuges zu korrigieren, auch mit ermüdeten Lippen. Das ideale Blechblasinstrument
ist daher in einer Kombination der vorzüglichen Eigenschaften der Zugposaune mit
denen der Ventilinstrumente zu suchen. Aus diesem Gedanken entsteht die in der Skizze
gekennzeichnete Ausführungsform als Beispiel der Anwendungsmöglichkeit bei einer
Trompete.
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Auf einer durch Lötung auf den Zylindern der Ventile i befestigten
Grundplatte 2 gleitet in der Schwalbenschwanzführung der Grundplatte ein Schlitten
3. Der Schlitten trägt eine Führungsbuchse 4, in deren Bohrung eine Zugstange 5
axial beweglich gelagert ist. Am rechtsseitigen Ende der Zugstange ist ein Linksgewinde
vorgesehen. Vermittels einer Schraubenmutter 6; die sowohl mit Links- als auch mit
Rechtsgewinde versehen ist, wird die Zugstange 5 mit dem am Hauptstimmzug der Trompete
befestigten Schraubenbolzen 7 trennbar verbunden. Dieser Stimmzug ist nach Art der
bekannten Posaunenzüge so leicht gängig gemacht, daß er ohne Widerstand in den zugehörigen
Rohren gleitet. Links- und rechtsseitig der Führungsbuchse q. sind Spiralfedern
8 über die Zugstange 5 gestülpt, welche durch die beiden Stellringe 9 die Zugstange
in eine nur gegen die Federkraft verstellbare Lage fixieren. Die Nase io der Führungsbüchse
4 trägt unverrückbar befestigt eine vierkantige Führungsstange i i. Links- und rechtsseitig
der Nase io sind wiederum Spiralfedern 12 vorgesehen, die durch Druck nach außen
zwei auf der Führungsstange i i bewegliche Gleitschuhe 13 in der durch zwei Stellringe
14 fixierten Lage festhalten. Das rechtsseitige Ende der Führungsstange trägt einen
Kreuzkopf 15, der eine sichere Geradeführung der Zugstange 5 ermöglicht. Die Schenkel
16 der Gleitschuhe 13 besitzen eine Bohrung 17 zur Aufnahme der Zugstange 5, welche
lose durch die Schenkel der Gleitschuhe hindurchgeführt ist. Im Gelenk i8 der Gleitschuhe
ist eine Hebeltaste i9 drehbar befestigt, die bei Druck in der Pfeilrichtung durch
die exzentrische Kurvennase 2o die Zugstange 5 nach Belieben mit dem einen oder
dem anderen Gleitschuh starr verbindet. Eine -Feder 21 hält die Hebeltaste in einer
Normallage, in der ohne Fingerdruck auf die Taste die Verbindung mit der Zugstange
gelöst ist. Der auf der Grundplatte 2 gleitende Schlitten 3 besitzt eine Rastereinrichtung
22 (vgl. Schnitt A-B). Die Haubenmutter 22 drückt einen entsprechend .geformten
Rasterstift (oder Kugel) vermittels der Feder 23 gegen die Grundplatte, so daß nur
mit dem Druck einer in der Konstruktion vorgesehenen Kraft auf den Hebel 24 eine
Verschiebung des Schlittens in die Lage der Punkte 25 bzw. 26 wahlweise möglich
ist.
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Die eben beschriebene Ausführungsform gestattet im praktischen Gebrauch
die Beseitigung aller vorkommenden Stimmungsmängel. Zunächst wird durch entsprechende
Drehung an der Schraubenmutter6 die Stimmung des Instruments der jeweiligen Lufttemperatur
angepaßt. Der gute Bläser kennt im Gebrauch der Ventilkombinationen genau die Töne;
die während des Blasens entweder zu hoch oder zu tief erklingen. Das Instrument
wird im Gebrauch mit der linken Hand so gehalten, daß Daumen und Ringfinger auf
der Hebeltaste ohne Druck frei beweglich aufliegen können. Wird nun ein Ton angeblasen,
der aus einem der eingangs erwähnten Gründe zu hoch oder zu tief erklingen würde,
dann drückt der Bläser mit dem Daumen oder dem Ringfinger je nach Bedarf auf die
Hebeltaste. Durch den Druck verbindet sich der zugehörige Gleitschuh fest mit der
Zugstange 5, und durch weiteren Druck verschiebt sich die Zugstange in der Druckrichtung
gegen den Widerstand der Fixierfedern 12 und 8, und der mit der Zugstange
verbundene
gleitend leichtgängige Stimmzug wird so in die zur Korrektur der Tonhöhe erforderliche
Lage gebracht. Ist der Bläser gezwungen, im nächsten Augenblick die Korrektur aufzuheben,
dann genügt eine kleine Bewegung mit dem Finger entgegen der vorangegangenen Druckrichtung
zum Ausklinken der Hebeltaste aus der starren Verbindung mit der Zugstange, da der
Federdruck der Feder 12 so berechnet ist, daß die Feder 21 druckstärker ist als
die Feder 12. Dadurch wird erreicht, daß die Zugstange mit hoher Geschwindigkeit
in die ursprüngliche Lage zurückschnellt, ohne durch die Trägheit der Fingerbewegung
gehindert zu sein. Im Bedarfsfalle kann aber auch, da die Druckunterschiede der
fraglichen Federn nur gering sind, durchAufrechterhaltung eines leichtenGegendrucks
ein allmähliches Zurückweichen der Zugstange bewirkt werden. Auf diese Weise lassen
sich Korrekturen in sowohl schneller als auch langsamer Tonfolge durchführen. Dadurch,
daß die Zugstange stets in ihre fixierte Lage zurückzukehren gezwungen wird, kann
der Bläser, da er nur von einer Stimmzugstellung ausgeht (welche wir »Ausgangsstellung«
nennen wollen), ohne Veränderung der Grundstimmung stets die notwendigen Korrekturen
vornehmen, ohne die sichere Grundlage der ursprünglichen Stimmung zu verlieren und
somit unsicher zu werden. Ist der Bläser gezwungen, eine längere Tonfolge in einer
extremen Lautstärke zü blasen, dann würde es den Bläser ermüden, durch konstanten
Druck auf die Hebeltaste die Veränderung der Tonhöhe auszugleichen. Außerdem wäre
die Korrektur von Tönen, die durch andere Ursachen als die extreme Lautstärke verstimmt
sind, kaum noch möglich, da der Bläser die sichere Grundlage der in der »Ausgangsstellung«
fixierten Grundstimmung verlassen müßte. Zur Behebung dieses Mißstandes ist die
Einrichtung von »Piano«-bzw. »Forte-Registern« mit in die beschriebene Ausführungsform
einbezogen. Hat nämlich der Bläser eine längere Tonfolge im Forte zu blasen, dann
braucht er nur durch einen stärkeren Druck am Hebel 24 in der erforderlichen Richtung
den auf der Grundplatte gleitenden Schlitten 3 in die durch den Rasterpunkt 25 festgelegte
Lage zu schieben. Die Grundstimmung wird dadurch verändert, in diesem Falle also
höher. Der Bläser kann nun, ohne mit den Lippen zu regulieren, auf der sicheren
Grundlage der »Ausgangsstellung« die in der Tonfolge auftretenden Tonunreinheiten
in der oben klargelegten Weise mit den Fingern korrigieren. Beim Leiseblasen wird
der Schlitten in entgegengesetzter Richtung in den Rasterpunkt 26 geschoben; die
Grundstimmung wird tiefer und somit die Tonhöhenänderung ausgeglichen.
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Die beschriebene Ausführungsform ist eine von mehreren Möglichkeiten,
die Stimmungsmängel bei Blechblasinstrumenten konstruktiv zu beseitigen. Der Grundgedanke
wird gemäß Zeichnung und Beschreibung dadurch gekennzeichnet, daß zur Behebung.
der Stimmungsmängel der übliche Hauptstimmzug, nach Art der bekannten Posaunenzüge
leicht gängig gemacht, in einer »Ausgangsstellung« festgehalten wird, um von hier
aus die erforderlichen Korrekturen ohne Veränderung der Grundstimmung durch Verschiebung
in den Zugrohren durch eine geeignete Einrichtung zu ermöglichen. Außerdem wird
durch Einrichtung von Registern zum Blasen extremer Lautstärken die höchste Vollkommenheit
der Blechblasinstrumente erreicht. Diese Register sind dadurch gekennzeichnet, -daß
durch Verschiebung der Grundstellung des Hauptstimmzuges eine Veränderung der Grundstimmung
in der Höhe erfolgt, wie sie zur Regulierung der Tonhöhenunterschiede beim Blasen
extremer Lautstärken erforderlich ist.
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Eine vereinfachte Ausführungsform der Register läßt sich direkt an
der Zugstange anbringen. Diese kann z. B. zwischen Kreuzkopf 15 und Mutter 6 teleskopartig
ineinandergekoppelt und in bekannter Weise durch Kugelschnapper oder Raster auf
bestimmte jeweils erforderliche Längen verstellt werden.