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Quer verfahrbarer Unterflurkanter Es sind fahrbare Unterflurkantvorrichtungen
für Walzgut bekannt, bei denen das Walzgut zwischen zwei unabhängig voneinander
gegenläufig bewegten, profilierten Zangenköpfen gekantet wird. Dabei ist es unvermeidlich,
daß das Walzgut vom Rollgang abgehoben und dabei infolge seines Eigengewichtes unter
Umständen krummgebogen wird. Zudem erfordert die Betätigung der beiden Höhenverstellvorrichtungen
einen geschickten, gut eingeübten Steuermann.
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Es ist auch schon vorgeschlagen, die beiden Schenkel der Kanterzange
durch einen gemeinsamen Antrieb gegenläufig zu heben und zu senken. Dabei findet
aber auch ein Anheben der Walzader vom und eine seitliche Verschiebung desselben
auf dem Rollgang statt. Auch letztere kann ein Krummwerden herbeiführen. Soll beides
vermieden werden, so muß in diesem Falle eine zusätzliche vertikale und eine horizontale
Bewegung gesteuert werden, so daß der Steuermann drei Bewegungen kontrollieren und
noch mehr Geschick und Übung haben muß als bei der oben gekennzeichneten Einrichtung.
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Es ist auch eine andere Vorrichtung bekannt, bei der die Walzader
von zwei mit entsprechenden Einkerbungen versehenen, gegeneinander schwenkbaren
Zangenbacken gefaßt wird, die in einem seitlich schwenkbaren und in der Höhe verstellbaren
Kopf gelagert und unabhängig von ihm gegeneinander verstellbar sind. Auch hier kann
das Abheben oder seitliche Verschieben der Walzader auf dem Rollgang nur vermieden
werden, wenn die Geschicklichkeit des Steuermannes ausreicht,
um
die Schwenk- und Hubbewegungen des Zangenträgers in jedem Augenblick in der richtigen
Abhängigkeit voneinander durchzuführen.
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Gegenüber diesem Bekannten bringt die Vorrichtung nach der Erfindung
insofern einen erheblichen Vorteil, als bei ihr die einzelnen Bewegungen, die erforderlich
sind, um den Walzquerschnitt um einen festliegenden Punkt auf dem Rollgang, also
ohne Abheben und ohne seitliche Verschiebung, zu kanten, zwangsläufig miteinander
verbunden sind und von einem einzigen Antrieb abgeleitet werden, so daß der Steuermann
nur diesen einzigen Antrieb zu schalten hat, indem der Hebel des unterhalb der Walzader
angreifenden Kantkopfes die für das Kanten erforderlichen Schwenk- und Schubbewegungen
ausführt, während der andere Kantkopf nur zum Festhalten der Walzader auf diesem
Schwenkhebel dient und beim Schwenken nur von diesem mitgenommen wird. Der weitere
Arbeitsvorgang läuft dann selbsttätig ab, ohne die Gefahr, daß die Walzader gehoben
oder verschoben wird.
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Damit auch krumme Walzstäbe mit Sicherheit von den Kantköpfen gefaßt
werden, ist es vorteilhaft, bei dem eigentlichen Kantvorgang denAbstand zwischen
den beiden Kantköpfen möglichst groß zu halten. Dieser Abstand ist außerdem durch
den größten zu kantenden Querschnitt bedingt. Bei den bekannten Kantvorrichtungen
muß beim Kanten von kleinen Querschnitten das Kantsystem einen ziemlich langen Leerhub
zurücklegen, bevor das Walzgut erfaßt wird. Nach der Erfindung wird das Kantsystem
durch einen Druckmittelmotor od. dgl. auf kürzestem Wege geschlossen, sobald der
untere Kantkopf mit dem Walzgut in Berührung kommt. Ein zusätzlicher Leerhub des
Systems ist also nicht erforderlich, sondern die eigentliche Kantbewegung kann sofort
beginnen, wenn der untere Kantkopf den kurzen Abstand, in dem er vor dem Kanten
unter Rollenoberkante liegt, zurückgelegt hat und der obere Kantkopf gegen das Walzgut
geschwenkt worden ist. Die Kantzeit wird also erheblich vermindert, was für den
eigentlichen Walzvorgang in bezug auf geringere Abkühlung des Walzgutes und Erhöhung
der Produktion von Vorteil ist.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung in Abb.
I bis V schematisch in verschiedenen Stadien eines Kantvorganges dargestellt, wobei
die Abb. I die Ausgangsstellung der Walzader und der Kantvorrichtung zeigt. Abb.
VI und VII sind ebenfalls schematische Teildarstellungen in größerem Maßstab Die
Kantvorrichtung besteht aus den beiden zylindrischen Kantköpfen a und b, die auf
zwei Hebeln c, d drehbar sitzen. Am Hebel c der unteren Kantrolle greift ein Lenkhebel
e an und an seinem Ende, an dem auch der Hebel d angelenkt ist, ein Lenkhebel
f, die sich beide mit ihrem anderen Ende auf die Zapfen zweier versetzt auf
einer gemeinsamen Achse g aufgekeilten Kurbeln h bzw. i stützen.
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Die Kurbelachse g wird, beispielsweise über ein Gestänge k,1, von
einem Antrieb m aus gedreht und überträgt ihre Bewegung beispielsweise durch
einen Zahntrieb n auf eine Hilfswelle o. Mit letzterer dreht sich ein Hilfshebel
P, dessen freies Ende mittels eines Verbindungshebels q am Lenkhebel
e angelenkt ist. Am oberen Kantrollenhebel d greift mit einem seitwärts gebogenen
Ende ein Hebel y an, dessen gerader Teil mit den Lenkhebeln e, f ungefähr gleiche
Richtung hat und dessen anderes Ende mit einem um die Achse g drehbaren Lenker s
verbunden ist, an dem über eine Schubstange t die Kolbenstange des Druckmittelmotors
u angreift, durch den der Hebel d geschwenkt wird, um die Walzader zu fassen
oder wieder loszulassen.
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Am Hebel c des unteren Kantkopfes a ist auch ein Anschlaghebel v angelenkt,
der durch Gestänge w mit dem anderen Hebel d verbunden ist und von diesem aus verstellt
wird und der bei Offenstellung des oberen Kantkopfes b die Einstellung der richtigen
Lage des Kantsystems zur Walzader ermöglicht (s. Abb. VI). Wird der Kantkopf mittels
des Motors u in die Greifstellung geschwenkt, so bewegt sich der Anschlag v von
der Walzader weg, wie in Abb. VII dargestellt.
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Die Arbeitsweise der Vorrichtung nach der Erfindung ist folgende:
Die Vorrichtung wird bei Offenstellung der Köpfe a, b an die Walzader herangefahren,
bis zur Anlage des Anschlags v an dieser (s. Abb. I und VI). Nun wird der Antrieb
m in Bewegung gesetzt und die Achse g gedreht. Die Kurbeln h, i schwenken
den Kantkopf a von unten gegen die Walzader (s. Abb.VII). Sobald er diese berührt,
wird der obere Kantkopf b durch den Motor u, der zweckmäßig automatisch in einer
bestimmten Stellung der Achse g eingeschaltet wird, über die Stange t von oben auf
die Walzader gelegt. Von da ab wird er von der weiteren Bewegung des unteren Kopfes
a mitgenommen. Die Walzader bleibt unter Wirkung des Druckmittels im Motor u zwischen
die beiden Köpfe eingespannt. Der weitere Fortgang einer Kantung um 9o° ist in den
Abb. II bis V dargestellt.
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Die Anordnung und Länge der Kurbel h und i sowie die Seitenbewegung
des Hebels p ist so gewählt, daß während des ganzen Kantvorganges die Kantköpfe
mit dem eingespannten Walzgut sich um den fest liegenbleibenden Eckpunkt x der Walzader
drehen.
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Es tritt also keinerlei Höhen- oder Seitenverschiebung ein, sondern
das Walzgut läuft in seiner Flucht weiter und wird nur um seine eine Längskante
gekantet. Je nach der Art der Walzung kann natürlich um einen beliebigen Winkel,
z. B. auch um 45 statt 9o°, gekantet werden.
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Die Offenendstellung der oberen Kanuolle b kann z. B. durch einen
Anschlag im Zylinder des Druckmittelmotors ac bestimmt werden.
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Die Kantrollen können natürlich, wie bei bekannten Kantvorrichtungen
üblich, unter die Rollenoberkante abgesenkt werden, damit sie den Walzvorgang nicht
stören, und bei Beginn des Kantens wieder angehoben werden. Diese Hub- sowie auch
die Querfahrvonichtung des Kantsystems ist nicht dargestellt und beschrieben, da
deren Ausführung hinreichend bekannt ist.