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Vorrichtung zum Messen von Winkeln in Körperhöhlen
Gegenstand der Erfindung
ist ein Instrument zum Ablesen von Winkeln in einer Höhlung des menschlichen Körpers.
Insbesondere dient das Instrumen dazu, einen Winkel im kleinen Becken zu bestimmen,
durch den der Kopf eines Kindes bei der Geburt hindurchgelangen muß. Der dabei zu
messende Winkel ist der Winkel zwischen der Mitte des Unterschoßfugenrandknorpels
und den Sitzbeinspitzen (Spina ischiaticae) auf beiden Seiten.
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Diese Winkelbestimmung ist die Voraussetzung einer einfachen, schnellen
und wirtschaftlichen Methode zur Feststellung, wie weit die unteren Engen des Beckens
für den Durchgang des Kindes bei der Geburt geeignet sind. Folgende Maße werden
dafür benötigt: I. die Weite des retropubischen Winkels zwischen der unteren Mitte
des Schoßfugenrandknorpels und den Sitzbeinspitien (Spinae ischiaticae) auf beiden
Seiten; 2. die Entfernung zwischen der Mitte des Unterschoßlfugenrandknorpels und
den Sitzbeinspitzen auf beiden Seiten; 3. die Entfernung 17wischen der Mitte des
Unterschoßfugenrandknorpels und dem letzten Kreuzbeinwirbel.
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Die letzten Maße lassen sich leicht mit der Hand abnehmen. Die Ermittlung
des erstgenannten Maßes gelingt jedoch nur mit dem Instrument gemäß der Erfindung,
das nachstehend als Beckenwinkelmesser bezeichnet wird und das von der Erfinderin
mit Hilfe einer Studienstiftung der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika
entwickelt worden ist. Wenn die Größe des retropubischenWinkels, der Abstand zwischen
der Mitte des Unterschoßfugenrandknorpels und den Sitzbeinspitzen und der Abstand
zwischen dem Unterschoßfugenrandknorpel und dem Kreuebein er-
mittelt
sind, so läßt sich der in der Mittelebene (Spitzeibene) verfügbare Raum für den
Durchgang des Kindeskopfes leicht trigonornetrisch bestimmen.
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In ähnlicher Weise kann der verfügbare Raum im Beckenausgang ermittelt
werden. Hier gelten als Endpunkte die Mitte des Unterschoßfugenrandknorpeis und
der innerste und unterste Teil der Sitzbeinhöcker auf beiden Seiten.
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Berechnungen sind nicht nötig, da alles schon vorberechnet und in
Tabellen und Schemen dargestellt ist.
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Der Bec'kenwinlcel,messer gemäß der Erfindung besteht aus einem am
Liegestuhl der Schwangeren befestigten Gestänge und einem daran mittels eines Kugel
gelenkes verbundenen Zifferblatt. Während der-Messung liegt das Zifferblatt am oberen
Schoßfugenrand der Frau.
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Das Zifferblatt ist nach Winkelgeaden unterteilt und läßt sich in
allen Ebenen um seinen Zapfen drehen, so daß es stets parallel zum Zeiger und zur
Neigungsebene des Mittelbeckens oder Beckenausganges liegt.
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Eine Teleskopstange ist an der Unterseite des Beckenwinkeimes sers
befestigt und endet in einem scnabelförmigen Richtungsweiser für die Hand des die
Messung durchführenden Arztes. Die Teleskopstange und der Winkelmesserarm stehen
in Berührung mit der unteren Mitte des Unterschoßfugenrandknorpels.
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Jede Winkelbewegung der Hand wird auf den Richtungsweiser und von
dort auf den Mittelpunkt des Winkelmessers ül)ertragen, in dem die Drehzapfen für
zwei Zeiger angebracht sind, die den von der Hand des Arztes beim Messen erreichten
Winkel anzeigen. Der Richtungsrweiser verhindert eine Ablbiegung der Hand und Finger
des unter suchenden Arztes.
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Der Winkelpelvimeter hat sich auch für die Messung der Engen des
Geburtskanals als geeignet erwiesen, wenn dazu eine Röntgenaufnahme herbeigezogen
wird. Da das Zifferblatt desWinkelmessers beim Tastmessen parallel zur Mittelebene
liegt, wird es möglich, das Instrument auch als Neigungsmesser zu benutzen und die
Patientin dafür in eine solche Lage zu bringen, daß die Mittelebene in der gleichen
Höhe und Neigung verläuft wie die Röntgenplatte. Das Röntgenbild wird abgenommen,
während sich die Patientin in Entbindungsstellung .auf dem Liegestuhl befindet,
wo auch die Tastablesung stattgefunden hat. Die Durchleuchtung kann von oben oder
von unten stattfinden, wobei die Durchleuchtung von unten die Kopf-Becken-Lageverhältnisse
genau so zeigt, wie sie sich der tastenden Hand des Geburtshelfers darbieten, was
sowohl für geburtshilflicbe Assistenz als auch für Lehrzwecke vorteilhaft ist. Die
Aufnahme von oben gibt außer der parallelen Ansicht der Mittelebene eine brauchbare
Ansicht der Eingangsebene. Zur unmittelbaren Ablesung der Verformungsabstände auf
der Röntgenplatte dient eine in Zentimeterabständen mit Löchern versehene Metall
skala, die an dem unteren Ende der Teleskopstange des Winkelmessers befestigt ist.
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Der ganze Meßvorgang dauert nur wenige Minuten und kann in der Praxis
jedes Geburtshelfers ausgeführt werden.
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In der Zeichnung ist eine bevorzugte Ausführungsfofm des Instrumentes
gemäß der Erfindung dargestellt, und zwar zeigt Abb. I eine Vorderansicht des Apparates,
Abb. 2 eine Seitenansicht des Traggelenks mit dem darunter angeordneten Zifferblatt
und Richtungsweiser, Abb. 3 eine Ansicht des Zifferblattes, Abçb. 4 einen Teilquerschnitt
von Fig. 2, Ab. 5 und 6 die Anwendung des Apparates zur Tastablesung an einem Becken.
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Der, Apparat umfaßt eine Mehrzahl von Stützstangen einschließlich
einer Schraubzwinge 1, die am Lieg.esitz 2 der Patientin befestigt wird. An der
Zwinge I befindet sich einVorsprung3 mit zwei senkrechten Bohrungen, in die eine
Stütze 4 eingesetzt und mit einer Flügelschraube 5 befestigt ist. Das Oberende der
Stange 4 ist gelenkig mittels der Schraube 5 an einem Teleskoprohr 6 befestigt,
in dem eine Stange 7 gleitet. Zur Feststellung der Stange 7 in dem Rohr 6 dient
eine Klemmschraube 8'. Die Kugellagerung 8 am anderen Ende der Stange 7 ermöglicht
die Einstellung des Zifferblattes. Wie aus Abb. 4 ersichtlich, besteht die Kugellagerung
im einzelnen aus einer Buchse g an der Stange 7. Auf ein Gewinde 10 im Unterteil
der Buchse g ist eine Kappe II mit der Kugel I2 aufgezogen. Die Buchseg wird von
einem Schraubbolzen I3 durchsetzt, der auf den Schaft 14 mit der kleinen Pfanne
15 wirkt. Die Pfanne 15 wird durch eine Schraubenfeder i6 um den Schaft 14 gegen
die Kugel 12 gepreßt.
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Mittels der Schraube I3 kann der Druck der Pfanne 15 auf die Kugel
12 so weit verringert werden, daß ihre freie Drehung in jeder gewünschten Richtung
möglich wird.
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Eine Stange I7 erstreckt sich von der Kugel 12 abwärts. Sie ist in
der gleichen Ebene doppelt gebogen und an ihrem freien Ende starr mit dem Zifferblatt
18 verbunden. Unter dem Zifferblatt befindet sich eine aus Ringen zusammengesetzte
Buchse. Zwischen den Ringen sind zwei frei gleitende Zeiger I9, 20 und unter diesen
ein parallel zur Winkelmesserebene verlaufender Arm 21 vorgesehen. Der Arm 21 trägt
einen Arm 22 mit einem weiteren, teleskopartig darin gleitenden Arm 23, der durch
eine Klemmschraube 24 festgestellt werden kann. Am Unterende des Arms 23 befindet
sich der Richtungsweiser25, der in ein schnafbelförmiges Ende ausläuft. Die Welle
26 des Zifferblattes IS verläuft vor dem Vorderende des Richtungsweisers 25.
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Der Tragarm des Weisers 25 ist gleitbar gelagert, so daß entsprechend
der Höhe der Schambeinknochenfügung der Abstand zwischen den beiden parallelen Ebenen
des Winkelmessers und des Führungselementes passend eingestellt werden kann.
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Der Unterteil 23 der senkrechten Gleitstange weist eine Gewindebohrung
auf, in die eine dünne, gleichmäßig durchlöcherte Platte 27 senkrecht zur
Gleitstange
eingesetzt und durch die Druckschraube 24 gehalten wird. Die Neigung der Platte
27 entspricht während der Tastmessung der der Beckenel)ene und kann bei Röntgendurchleuchtung
zur stimmung der Richtung des Mittelradius verwandt werden. Die Löcher liegen im
Abstand von I cm voneinander und ermöglichen daher die unmittelbare Ablesung des
Verformungsabstandes auf der 1töntgenplatte .
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Fig. 5, 6 zeigen die Anordnung des Apparates ohne und mit der Hand
des betätigenden Arztes und lassen damit die Funktion der Teile bei der Abnahme
der interessierenden Maße erkennen.
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Nachdem der Apparat mittels der Kugellagerung <S in die richtige
Lage gebracht ist, wird der Nullpunkt des Winkelmessers auf die Kreuz-Unterschambein-Richtung
eingestellt. Dann werden die bei den Winkel zwischen den Wirbel-Unterschambein-Linien
auf jeder Seite abgelesen, die durch die Verschiebung des Weisers 25 mittels der
unter dem Winl<lmesser I8 gleitenden Diopter I9, 20 bestimmt sind. Die Länge
der Linien wird an der Hand des Arztes abgelesen.
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Die Anordnung der verschiedenen Gelenke ermöglicht die Bestimmung
der Länge bei jeder morphologischen Form des Bencens und damit in jedem Fall die
des Kolpf-Bedken-Abstandes, während die Anordnung der Platte 27 die unmittelbare
Exploration durch die Hand unter Röntgenkontrolle zuläßt.