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Verfahren zum Vereinigen zweier Enden von gezwirnten Fäden od. dgl.
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Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Vereinigen zweier
Enden von gezwirnten Fäden od. dgl., wie z. B. Kordzwirnen, Schnuren oder Leinen,
die aus zwei oder mehreren Fäden od. dgl. zusammengedreht sind.
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Fast alle bekannten Verbindungen der Emdell, von gezwirnten Fäden
od. dgl. werden mit einigen Ausnahmen durch ein gegenseitiges Verschlingen dieser
Enden in Form eines Knotens gebildet. Äußerlich fallen diese Verbindungen dadurch
auf, daß sie eine örtliche, des öfteren mehr oder weniger runde, aber immer eine
nicht unerhebliche Verdickung bilden.
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Diese Verdickung kann in manchen Fällen sogar ein Vielfaches der Dicke
des Zwirnes od. dgl. betragen. In vielen Fällen, wie z. B. bei der Schifffahrt,
wo sich die Technik der Tauverbindungen besonders entwickelt hat, jedoch auch im
gewöhnlichen Alltagsgebrauch von Schnuren, Bindfäden usw., können sich solche Kontenverbindungen
als ausreichend erweisen.
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Trotzdem hat sich besonders. in der Schiffahrt bei der Benutzung
von Tauen, die sich aus drei oder mehreren Elementen zusammensetzen, eine Tauverbindung
entwickelt, bei der die einzelnen Teile oder Elemente der miteinander zu verbindenden
Tauenden getrennt zwischen den Elementen des anderen Teiles hindurchgezogen werden.
Man nennt das. spleißen.
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In der Textilindustrie lassen sich jedoch nur wenige diser in der
Schiffahrt bekannten Knoten mit zufriedenstellendem Erfolgt benutzen. Bekannt ist
der sogenannte Weberknoten, der eine gewisse Symmetrie aufweist und eine ziemlich
platte Form hat. Der Weberknoten entspricht jedoch nicht
immer völlig
den einfachen Anforderungen der Textilindustrie.
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Sogar diese und ähnliche Fädenverbindungen verursachen jedoch mitunter
Verdickungen, die beim Durchgang des Fadens durch Nadelösen od. dgl. störend auf
den Betrieb wirken und Unregelmäßigkeiten verschiedener Art im Endprodukt verursachen.
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Es kommt noch hinzu, daß nahezu jede Art knotenförmiger Verbindung
von gezwirnten Fäden od. dgl. an der Knotenstelle eine klemmende und ungleichmäßige
Belastung der vesrchiedenen Fäden der Zwirne od. dgl. verursacht. Dies hat zur Folge,
daß die Festigkeit des Zwirnes old. dgl. an dieser Stelle ungünstig beeinflußt wird.
Die sogenannte Knotenfestigkeit ist daher in den meisetn Fällen erheblich niedriger
(etwa 50%) als die Festigkeit eines endlosen Zwirnes od. dgl. ohne Verbindungsstellen.
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Besonders für die Verbindung von Kordzwirnen, die man durch Zusammenzwirken
zweier oder mehrerer Fäden oder Garne (weiter als Komponenten bezeichnet) erhält,
sind gewöhnliche Knotenverbindungen, wie z. B. sogar der Weberknoten, infolge der
Festigkeitsverringerung und der Verdickung an der Knotstelle ungeeignet.
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Dies ist ganz besonders beim Verbinden der Enden von Autoriefen-Kordzwirnen
der Fall. Bis jetzt halt man sich dabei, wenngleich auch nur in unzufriedenstellender
Weise, behoolfen, indem man von zwei Kordzwirnen die Komponenten (im vorliegenden
Fall einzelne, aus vielen Einzelfäden bestehende gezwirnte Fäden) separat miteinander
verknüpfte. Auf diese Weise erhielt man an der Verbindungsstelle zwei, drei oder
mehr verhältnismäßig kleine Knoten, die sich bei ihrer Bildung sorgfältig in Längsrichtung
des Kordzwirnes nebeneinander anordnen lassen.
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Trotz der Benutzung solcher kleinen Knoten wurde das Verbindungsstück
doch zu dick. Dadurch, daß sich Knoten in der Verbindung befanden, ging die Stärke
des Kordzwirnes an der Verbindungsstelle erheblich zurück. Zudem wurde der Zwirn,
d. h. der Aufbau des Kordzwirnes, an der Verbindungsstelle gestört, und schließlich
nahm diese Verbindungsweise viel Arbeit und Zeit in Anspruch.
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Das Verfahren nach der Erfindung, zwei Zwirne od. dgl. mit ihren.
Enden zu verbinden, beruht auf einem ganz anderen Prinzip. Das Verfahren nach der
Erfindung beruhrt auf der Tatsache, daß die Enden der beiden Zwirne od. dgl. oder
die beiden Enden eines einzigen Zwirnes od. dgl. gegenseitig miteinander verspleißt
(durchgezogen) werden, ohne daß ein besonderer Haftfaden notwendig ist.
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Das Verfahren nach der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß
die miteinander zu verbindenden Enden in entgegengesetzter Richtung übereinandergelegt
werden, worauf, von einem Punkt der Überlappung ausgehend, das eine Ende in eine
Richtung derart einige Male zwischen die Komponenten des anderer Endes und das andere
Ende in entgegengesetzter Richtung zwischen die Komponenten des ersten Endes gestreckt
wird, daß ein Schnürknoten entsteht.
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Die Zeichnung veranschaulicht eine Verbindungsart gemäß der Erfindung,
und zwar zeigt Fig. 1 die erfindungsgemäß verbundenen Produkte, Fig. 2 die Vorderansicht
einer Nadel, die sich zum Durchführen des Verfahrens nach der Erfindung eignet;
Fig. 3 ist eine Seitenansicht der Nadel nach Fig. 2.
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In Fig. 1 sind zwei verbundene Zwirne od. dgl.
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1 und 2 veranschaulicht, die je aus zwei Komponenten bestehen. Der
Faden, Zwirn od. dgl. 1 setzt sich aus den Komponenten 3 und 4, der Faden, Zwirn
od. dgl. 2 aus den Komponenten 5 und 6 zusammen. Die Zwirne od. dgl. 1 und 2 überlappen
sich mit den Enden 7-7 und 8-8.
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Bezeichnet man die Linie A-A als Mitte der Uberlappung, so ist zur
linken Seite von A-A der Zwirn od. dgl. 2 in den Zwirn od. dgl. 1 eingezogen, während
zur rechten Seite der Zwirn od. dgl. 1 in den Zwirn od. dgl. 2 eingezogen ist, und
zwar so, daß der Zwirn od. dgl. 2 einerseits eine Kreuzing oder halbe Drehung des
Zwirnes od. dgl. 1 jeweils überspringt und der Zwirn od. dgl. I andererseits eine
Kreuzung oder halbe Drehung des Zwirnes od. dgl. 2 überspringt.
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Auf der linken Seite ist der Zwirn 2 viermal durch den Zwirn 1 hindurchgezogen,
und auf der rechten Seite ist der Zwirn 1 viermal durch den Zwirn 2 hindurchgezogen.
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Zur besseren Veranschaulichung ist in Fig. 1 die Verbindung ein wenig
gelöst worden und in Längsrichtung etwas vergrößert dargestellt.
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Wenn die beiden Zwirne od.dgl. 1 und 2 nach dem gegenseitigen Ineinanderschnüren
angezogen werden, so verdichtet sich das Ganze durch Einklemmen und Reiben zu einer
kompakten, glatten, festen Verbindung, die nachstehend als Schnürknoten bezeichnet
werden wird.
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Der Schnürknoten läßt sich ohne Hilfsmittel von Hand bilden, und
zwar dadurch, daß man den einen Zwirn od. dgl. an der in Betracht kommenden Stelle
aufdreht und dann den anderen Zwirn od. dgl. auf die oben angegebene Weise durch
die so gebildeten Öffnungen des ersten Zwirnes hindurchsteckt. Die Bildung eines
solchen Schnürknotens mit der Hand hat nur dann praktische Bedeutung, wenn man zwei
Enden eines sehr groben Zwirnes od. dgl. verbinden muß.
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Viel einfacher bildet man den Schnürknoten mittels eines von Hand
zu betätigenden, an sich bekannten Hilfsapparates, wie z. B. einer Nadel oder eines
Stabes mit einer Öse. Der Schnürknoten läßt sich sodann z. B. wie folgt herstellen:
Der Zwirn od. dgl. 1 wird mit Hilfe einer eventuell von Hand geführten Nadel zwei
oder mehrere Male zwischen die beiden Komponenten 5 und 6 des Zwirnes 2 hindurchgeführt,
und zwar derart, daß diese beiden Komponenten des Zwirnes 2 jeweils zwischen zwei
Stichen des Zwirnes 1 wenigstens eine Fadenkreuzung bilden. Hierbei muß
jeweils
in der dem Bilde des Zwirnes 2 entgegengesetzten Richtung vorgegan gen werden.
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Darauf wird neben dem fertigen Teil der Verbindung der Zwirn 2 unter
Benutzung der eventuell von Hand geführten Nadel zwei oder mehrere Male zwischen
die beiden Komponenten 3 und 4 des Zwirnes I hindurchgeführt, und zwar derart. daß
diese beiden Komponenten des Zwirnes I jeweils zwischen zwei Stichen des Zwirnes
2 wenigstens eine Fadenkreuzung bilden. Hierbei muß jeweils in der dem Ende des
Zwirnes 1 entgegengesetzten Richtung vorgegangen werden.
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Wenn man zwei geschmeidige Zwirne, z. B. Autoreifen-Kordzwirne, die
sich je aus zwei Kunstseidefäden von 1900 Denier zu 720 Einzelfäden mit einem Zwirn
von 470-S zusammensetzen, die mit einem Zwirn von 480-Z zum Kordzwirn vereingt sind,
mittels eines Schnürknotes zu verbinden wünscht, so hat es sich als. besonders vorteilhaft
erwiesen, in an sich bekannter Weise eine feste und auf einem Statv befestigte Nadel
zu benutzen.
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Obwohl verschiedene Ausführungsformen möglich sind, zeigen Fig. 2
und 3 eine für diesen Zweck besonders geeignete Stativnadelform.
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Fig. 2 zeigt einen Blick durch die Nadelöse, während in Fig. 3 das
Stativ um 90° gedreht ist.
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Die Nadel 9 mit der länglichen Öse 10 und der oberen dünnen Verlängerung
11 ist senkrecht auf dem Stativ 12 befestigt.
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Die Bildung eines Schnürknotens mit Hilfe dieser Stativnadel läßt
sich z. B. folgendermaßen durchführen: Erste halbe Verbindung 1. Handlung: Im Zwirn
1 wird in einiger Entfernung von seinem Ende durch Auseinanderdrehen der beiden
Einzelfäden 3 und 4 eine Öffnung gebildet. Diese Öffnung wird von oben nach unten
über die Spitze 11 der Stativnadel 9 bis unter die Nadelöse 10 aufgeschoben. Das
Ende des Zwirnproduktes 1 weist dann z. B. nach rechts in Fig. 3.
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2. Handlung: Das Ende des Zwirnes 2 wird von rechts nach links durch
die Nadelöse 10 hindurchgesteckt. Der Zwirn 1 wird so weit nach oben gezogen, bis
das Ende des Zwirnes 2 aus der Nadelöse 10 herauskommt. Die Öffnung des Zwirnes
1 bleibt um die Spitze 11 der Nadel herum, und das Ende des Zwirnes 2 weist dann
nach unten. Der Zwirn I wird nun so weit in einer dem Zwirn entsprechenden Richtung
gedreht, bis das Ende des Zwirnes 2 nach oben weist. Der Zwirn I wird nun wieder
bis unter die Nadelöse 10 nach unten geschoben. Alsdann wird das Ende des Zwirnes
2 wieder von rechts nach links durch die Nadeläse 10 hindurchgesteckt und auch der
darauffolgende Teil der zweiten Handlung wiederholt. Diese ganze zweite Handlung
wird gegebenenfalls noch einige Anale wiederholt, worauf das ganze Gebilde von der
Nadel abgenommen wird.
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Zweite halbe Verbindung 3. Handlung: Im Zwirn 2 wird neben der ersten
halben Verbindungen durch Auseinanderdrehen der beiden Komponenten 5 und 6 eine
Öffnung gebildet, wobei dafür gesorgt wird, daß das vorragende Ende des Zwirnes
1 oberhalb des Zwirnes. 2 liegt und nach rechts weist. Diese Öffnung wird von oben
nach unten auf die Spitze 11 der Stativnadel 9 bis unter die Nadelöse 10 aufgeschoben.
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4. Handlung: Das Ende des Zwirnes 1 wird von links nach rechts durch
die Nadelöse 10 indurchgesteckt. Der Zwirn 2 wird so weit nach oben gezogen, bis
das Ende des Zwirnes 1 aus der Nadelöse 10 herauskommt. Die Öffnung des Zwirnes
2 bleibt um die Spitze 11 der Nadel 9 herumgelegt.
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Das Ende des Zwirnes I meist nach unten. Der Zwirn 2 wird nun so weit
in einer dem Zwirn entgegengesetzten Richtung gedreht, bis das Ende des Zwirnes
1 nach oben weist. Der Zwirn 2 wird bis unter die Nadelöse 10 nach unten geschoben.
Das Ende des Zwirnes 1 wird nun wieder von. links nach rechts durch die Nadelöse
10 hindurchgesteckt, und auch der darauffolgende Teil der vierten Handlung wird
wiederholt.
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Diese ganze vierte Handlung wird, wenn gewünscht, noch einige Male
wiederholt, worauf das ganze Gebilde von der Nadel 9 abgenommen wird.
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Nach dem Anziehen der Zwirne od. dgl. 1 und 2 ist der Schnürknoten
fertig. Die überstehenden Enden von 7 und 8 können abgeschnitten werden.
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Die Anzahl der Stiche des einen Zwirnes zwischen den Komponenten
des anderen Zwirnes kann nach den beiden Richtungen verschieden sein, jedoch empfiehlt
es sich, auf den beiden Seiten eine gleich große Anzahl von Stichen zu wählen.
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Die für eine gute Verbindung benötigte Stichezahl in jeder Richtung
stellt sich auf wenigstens zwei, hängt jedoch mit der Art des Zwirnes od. dgl. zusammen.
So waren bei einem sehr geschmeidigen und niedrig gezwirnten Faden, wie zweifädiger
Strickwolle, fünf bis sieben Stiche erforderlich, während bei einer zweifädigen
Schnur, die sich ebenfalls aus Zwirnen mit geringer Drehung zusammensetzte, drei
Stiche ausreichend waren. Es ergab sich, daß bei stark gezwirnten, geschmwidigen
kunstseidenen Autoreifen-Kordzwirnen mit zwei Stichen in jeder Richtung schon eine
sichere Verbindung möglich war. Mit drei oder vier Stichen in jeder Richtung wurde
in diesem Fall eine besonders feste Verbindung geschaffen. Die Festigkeit des Schnürknotens
war dann praktisch jener des endlosen Zwirnes od. dgl. selbst gleich.
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Das durchgesteckte Ende des einen Zwirnes od. dgl. kann auch zwei
oder mehrere Kreuzungen oder halbe Drehungen des anderen Zwirnes od. dgl. überspringen.
Es hat sich jedoch harausgestellt, daß sich eine besonders gute Verbindung von zweifädigen
Zwirnen bei geringstmöglicher Verdickung erhalten läßt, wenn nur eine Kreuzung oder
eine halbe Ganghöhe des Zwirnes übersprungen wird.
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Diese Regel wird auch bei mehrfädigen Zwirnen bestätigt.
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Der Schnürknoten nach der Erfindung läßt sich auch unabhängig von
der Tatsache verwenden, daß die Zwirne aus unendlich langen Einzelfäden, wie z.
B. Kunstseide, oder aus Fäden mit kurzen
Fasern, wie z. B. Baumwolle,
Wolle, Leinen, Kunstseidenstapelfaser, künstliche Stapelfaser u. dgl., bestehen.
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Weiter hat sich gezeigt, daß der Schnürknoten besondere technische
Vorteile bietet in seiner Verwendung auf Kordzwirne zum Verstärken von Autoreifen,
Treibriemen aus Kunststoff od. dgl., ganz gleich ob diese Kordzwirne aus Viskosekunstseide
oder aus synthetischen Fasern, wie z. B. aus Poflyamild, Polyacrylonitril usw.,
bestehen. Die Kordzwirne können in diesen Fällen aus einer Anzahl unendlich langer
Fäden oder aus Stapelfasern bestehen.
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Die Vo'rteile des Verfahrens nach der Erfindung zum Verbinden von
zwei Zwirnen, z. B. zweifädigen Autoreifen-Kordzwirnen aus Viskosekunstseijde, zeigen
sich beim Vergleich der Festigkeit eines so entstehenden Schnürknotens mit der Festigkeit
einer anderen Verbindungsart bei dem gleichen Kordzwi'rn. So wurden bei einer Anzahl
von Vergleichsversuchen die folgenden mittleren Werte festgestellt:
Festigkeit der |
Durch Verbindung |
schnitt- in Prozent, |
Verbindungsart liche berechnet auf |
Festigkeit die Festigkeit |
der Korde |
selbst |
Endloser Kordzwirn (keine |
Verbindung)............. 9,7 kg |
Weberknoten .............. 5,1 kg 52 |
Verbindung durch Einzelver- |
knüpfung der Komponenten 6,I kg 63 |
Schnürknoten gemäß der Er- |
findung (2 X 3 Stiche) .... | 8,7 kg | 90 |
Schnürknoten gemäß der Er- |
findung (2 X 4 Stiche) .... | 9,6 kg | 98 |
Bei dem letztgenannten Schnürknoten kam es vor, daß der Bruch beim Bestimmen der
Zugfestigkeit nicht immer an der Verbindungs,stelle eintrat.