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Verfahren zur Errichtung von Wänden aus Strohlehmmassen u. dgl. Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Errichtung von Wänden aus Strohlehmmassen u.
dgl. und hat zum Gegenstand, sowohl ein den Erfordernissen der heutigen Zeit entsprechendes
vereinfachtes, vorzugsweise mittels ungelernter Kräfte und in kürzester Zeit durchführbares
Bauverfahren als auch zur Durchführung :des vereinfachten Verfahrens besonders geeignete
Bauelemente, wie Strohlehmquac?ern, Strohlehmplatten u. dgl., und zum Zusammensetzen
dieser Ouadern, Platten u. dgl. dienende Verbindungsstücke sowie Hilfsvorrichtungen
zu schaffen.
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Das neue Verfahren und die zu seiner Durchführung erforderlichen Bauteile,
Verbindungsstücke und Hilfsvorrichtungen eignen sich insbesondere zur gegenwärtig
sehr dringend gewordenen Errichtung von Wohnhäusern und landwirtschaftlichen Bauten,
da der hierzu erforderliche Bedarf an Ziegeln in absehbarer Zeit nicht gedeckt werden
kann.
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Im nachstehenden wird zunächst die allgemeine Durchführung,des neuen
Verfahrens und daran anschließend eine Anzahl von Ausführungsformen der einzelnen
Bauteile, Verbindungsstücke und Hilfsvorrichtungen beschrieben.
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Zur Errichtung eines Gebäudes nach dem neuen Verfahren werden zuerst
nach dem Grundriß die Außenmauern und hierauf :die Innenmauern errichtet. Die die
Wandfüllung bildenden. Wandteile werden in Form von fertigen Strohlehmplatten zwischen
Stützen oder Säulen von mit Eckausnehmungen versehener Ouaderform eingesetzt oder
auch :durch Einstampfen von Strohlehm hergestellt. Dabei :bestehen :die Stützen
oder Säulen aus Strohlehmhohlquadern,
deren Hohlraum bei der Geschoßbauweise
nach dem Versetzen mit unbewehrtem Beton und beider Mehrgeschoßbauweise mit bewehrtem
Beton ausgefüllt wird. Bei Herstellung der Wände mittels des Stampfverfahrens kann
der hierzu benutzte Füllstoff Abis zu 85 % aus Stroh bestehen, wenn die Wände nicht
als tragende Bauteile beansprucht werden.
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Im einzelnen wird .das neue Verfahren in folgender Weise durchgeführt.
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Die Quadern, deren Hohlraum die verschiedensten, dem jeweili.genVerwendungszweck
angepaßten Formen besitzen kann, haben bei der Geschoßbauweise vorzugsweise. eine
äußere Strohlehmhülle (Isoliermantel) von einer Dicke nicht über 8 bis io cm. Die
Abmessungen der Quadern können ebenfalls sehr verschieden sein. Für eine Mittelquader
sind -die gängigen Maße 70 - 40 - 331/s cm, so daß also drei Quadern auf einen Meter
kommen. Für Eckstützen gelten die gleichen Abmessungen mit einem äußeren Schenkel
von 7o cm.
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Bei der Flachbauweise sind die Abmessungen für eine Mittelstütze q.0>
- 20 - 331/s cm, für eine Eckstütze die gleichen bei einer Schenkellänge von ebenfalls
¢o cm, während die Dicke der Wände 8 bis 40 cm und mehr betragen kann. Die Flachbauweise
ist die ideale Bauweise für Garagen, Baracken, Scheunen usw.
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Die zur Ausfüllung -der Felder zwischen den einzelnen Stützen oder
Säulen dienenden, aus Strohlehm bestehenden, Wandteile oder Platten können mittels
Blendrahmenschrauben befestigt und in den verschiedensten Dicken hergestellt werden.
Je nach dem vorliegenden Fall ist zu entscheiden, ob äußere oder innere Plattein@
oder Wandteile zu benutzen sind.
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Die Decken werden ebenfalls mittels zwischen den Tragbalken zu verlegender
Strohlehmplatten beliebiger Dicke gebildet.
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Sämtliche geformten Bauelemente oder -teile benötigen keinen weiteren
Verputz, mit Ausnahme an den Außenflächen der Wände, wo die Anbringung eines wasserdichten
Schlämmputzes zu empfehlen ist.
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Als Verbindung der einzelnen Stützen oder Säulen dient ein Ringanker
oder Mauerkranz, der sowohl aus Holz als auch aus Eisen bestehen und je nach der
Form der Quader rund oder auch eckig ausgebildet werden kann:. Bei einem Mauerkranz
aus Holz wird Kantholz benutzt, welches verschiedene Ouerschnitte besitzen kann.
Die Verbindung des Kantholzes wird dabei an den Gebäudeecken durch Überblatten,
Verkämmen, Verbolzen u. dgl. hergestellt.
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Als Verbindungsmittel des Mauerkranzes mit der Wand können beim Ausfüllen
der Stützen mit Beton Ankereisen mit eingegossen werden, welche nach oben etwa:
io bis 15 cm über -das Auflager des Mauerkranzes hinausragen und durch Schmiedenägel
mit dem Mauerkranz verbunden sind.
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An Stelle der bei den Mauerkränzen aus Holz benutzten angenagelten
Ankereisen können bei Mauerkränzen aus Eisen in die . Stützen Ankerstutzen eingegossen
und mit dem Mauerkranz verschweißt oder verschraubt werden. Der Mauerkranz kann
in diesem Fall aus Rund- oder Vierkanteisen hergestellt sein und die verschiedensten
Abmessungen besitzen. Besonders eignen sich hierzu aber bestimmte Spezialeisen.
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Bei Bildung der Wandfüllung zwischen den Stützen mittels des Stampfverfahrens
wird zu beiden Seiten der Stützen eine Schalung hergestellt, welche aus Tafeln oder
Brettern aus Holz, Schalungsbolzen und Keilen besteht, und der Hohlraum wird. mit
Strohlehm ausgefüllt.
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Die Schornsteine werden ebenso wie die Säulen aus aufeirnandergesetzten
und miteinander vergossenen Quadern mit einem, dem baupolizeilich vorgeschriebenen
Schornsteinrohrquerschnitt entsprechenden Hohlraum hergestellt. Auch bei den auf
diese Weise herbestellten Schornsteinen können Ringanker zur Verbindung der einzelnen
Quadern benutzt werden.
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Die zur Herstellung der homogenen Wandfüllung oder der Platten dienende
Strohlehmmasse hat beispielsweise @die folgende Zusammensetzung,: 5,3'/0 0/0 Stroh,
trocken, 52,61/o Lehm, erdfeucht, 38,5.% Zement, 2,io/o Calciumcarbonat, o,5% Wasserglas.
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Die zur Herstellung der Quader für die Säulen und Schornstein-, dienende
Strohlehmmasse hat beispielsweise die folgende Zusammensetzung: 6o % Lehm, 2o %
Stroh, 12 % Zement, 8% Calciumcarbonat.
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Bei Ausführung eines Gebäudes im Flachbau können die Gebäudeecken
oder Eckstützen auch aus winkelförmigen, aus Strohlehm bestehenden Bauelementen
hergestellt werden, wobei man vorzugsweise drei Winkelstücke, und zwar ein inneres,
ein mittleres und ein äußeres ineinanderlegt derart, daß die lotrechten Endkanten
des inneren und des äußeren Winkelstückes über die lotrechten Endkanten des mittleren
Winkelstückes vorragen, so daß .an den beiden lotrechten Endkanten der aus -den
drei Winkelstücken gebildeten Eckstütze eine Vertiefung zur Aufnahme der entsprechend
gestalteten Endkante eines ebenfalls aus Strohlehm bestehenden Wandteils vorhanden
ist. In diesem Fall werden aus drei flachen Bauelementen aus Strohlehm, nämlich
zwei längeren äußeren und einem kürzeren inneren, zusammengesetzte Mittelstützen
benutzt und die aus Strohlehm bestehenden, an ihren Endkanten passend geformten
Wandteile, wie oben erwähnt, lotrecht angefügt.
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Bei Ausführung eines Gebäudes im Geschoßbau können passend geformte,
aus Strohlehm bestehende und aus einzelnen aufeinand:ergesetzten Strohlehmquadern
mit Hohlräumen gebildete Eck- und Mittelstützen benutzt und die ebenfalls aus Strohlehm
hergestellten Wandfüllungen an die Pfeiler angefügt werden. Die Wände können dabei
verschiedene Dicke haben.
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Bei Verwendung von Wänden geringerer Dicke werden vorzugsweise an
den zur Aufnahme der Wandfüllung passend gestalteten Flächen der Eck-und Mittelstützen
Dübeliblen:drahinenschrauben angeordnet, welche in entsprechende, in den Wänden
angebrachte
Löcher eingreifen und so zur Befestigung der Wandfüllung an den Pfeilern dienen.
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Bei Verwendung von Wänden größerer Dick wird .die Wand an,den gegen
eine Eck- oder Mittelstiitz.e anstoßenden Flächen der Form des Pfeilers entsprechend
gestaltet, so daß hier keine besonderen Befestigungsmittel mehr erforderlich sind.
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Die Zeichnung zeigt einige Ausführungsbeispiele von nach dem neuen
Verfahren errichteten Wänden. Es zeigt Abb. i eine schaubildliche Teilansicht einer
nach dem neuen Verfahren bei Geschoßbau errichteten Wand mit je einer, erforderlichenfalls
als Schornstein dienenden Eck- und Mittelstütze nebst zwischen diesen Stützen eingesetzten,
aus Strohlehm bestehenden homogenen Wandfeldern oder Platten, Abb. 2 eine schaubildliche
Teilansicht einer nach dem neuen Verfahren bei Flachbau errichteten Wand mit je
einer aus winkelig oder flach geformten Bauelementen zusammengesetzten Eck- und
Mittelstütze und zwischen diesen eingesetzten fertig geformten Strohlehmfeldern,
Abb. 3 eine schaubildliche Teilansicht einer Ausführung derWände unterVerwendung
von Stampflehm, Abb..I eine schaubildliche Teilansicht einer nach dem neuen Verfahren
im Flachbau errichteten Wand mit je einer aus winkelig oder flach geformten Bauelementen.
zusammengesetzten Eck- undMltteIStütze und zwischen diese eingestampften Strohlehmfeldern
sowie die zum Einstampfen der letzber@n dienenden Hilfsvorri.cht:ung-en, und Abb.5,
6 und 7 schaubildliche Ansichten verschiedener bei dem neuen Verfahren zu verwendender
Formen von vorgefertigten Strohlaliinplatt°n.
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Wie Abb. i zeigt, besteht die nach dem neuen Verfahren zu errichtende
Gebäudewand aus einer aus mehreren aufeinandergesetzten, vorgefertigten Hohlquadern
io und äußeren Winkelstücken ii zusammengesetzten Eckstütze, -einer aus ebenfalls
vorgefertigten Hohlquadern 12 zusammengesetzten Mittelstütze und den zwischen. Eck-
und 'Mittelstützen eingesetzten Strohlehmfüllungen 13 und 1q.. Die aus Platten
13 bestehende Wandfüllung ist dabei von geringerer Dicke als die Stützen,
während die aus einem Stück bestehende Wandfüllung 14 die volle Breite der Stütze
einnimmt.
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Zur Befestigung -der Platten 13 an Eck- und Mittelstütze dienen
an passenden Stellen der letzteren an-ebrachteBlendralimenschrau:ben 15,
«-elche in entsprechend angeordnete Löcher 16 der Platten 13 eingreifen und
die Befestigung der letzteren an den Stützen bewirken.
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An dem an die Eckstütze anstoßenden Ende der Wandfüllung i.l ist diese
in Übereinstimmung mit derForm der benachbarten Flächen derHohlquader io der Winkelstücke
ii gestaltet, so daß die Befestigung der `'Fand: 1q. am Eckpfeiler auch ohne zusätzliche
Befestigungsmittel erreicht wird.
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Bei Errichtung einer Wand nach dem neuen Verfahren für Flachbauten
werden, wie Abb. 2 zeigt, aus mehr oder weniger flachen Bauelementen 17,
18, i9 und 20, 21, 22 zusaininengesetzte Eck- und Mittelstützen benutzt und
zwischen diese in von den vorstehenden Bauelementen 17, i9 bzw. 20, 21 gebildete
Vertiefungen u. dgl. Wandfüllungen 23 und 24 eingesetzt, .deren. Enden -der Form
der benachbarten Pfeilerflächen bzw. Vertiefungen angepaßt sind.
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hach Abb. 2 ist die Eckstütze aus mehreren übereinandergesetzten,
je aus drei Winkelstücken bestehenden Bauelementen zusammengesetzt, und zwar einem
äußeren Winkelstück 17 mit längeren Schenkeln, einem mittleren Winkelstück 18 mit
kürzeren Schenkeln und einem inneren Winkelstück i9 wiederum mit längeren Schenkeln,
wobei durch die vorstehenden Enden der Winkelstücke, wie schon erwähnt, je eine
Vertiefung zur Aufnahme der Endender Wandfüllungen 23, 24. angeordnet ist.
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In ähnlicher Weise ist der Mittelpfeiler nach Abb.2 aus drei flachen
Bauelementen zusammengesetzt, und zwar einer längeren, äußeren Platte 20, einer
längeren inneren Platte 21 und einer kürzeren mittleren Platte 22, so daß auch am
Mittelpfeiler Vertiefungen zurAufnahme :der anstoßenden Enden der Wandfüllung 23
gebildet werden. Die Wandfüllung 23 ist dabei von der gleichen Dicke wie die Eck-
und Mittelstütze, «nährend z. B. die Wandfüllung 2:.I nur eine Dicke gleich der
Breite der von den Winkelstücken 17, 18, i9 gebildeten Vertiefung besitzt.
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Bei Ausführung der Wände nach Abb. 3 kann man z. B. zwischen -einem
inneren aus Strohlehm vorgefertigten Wandteil oder einer inneren Platte 25 und einem
ebensolchen äußeren Wandteil oder einer äußeren Platte 26 auch eine Wandschicht
27 aus Stampflehm einbringen.
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Anstatt die Wandfüllungen 23, 2.1 nach Abb. 2 sowie die Wandfüllung
1q. nach Abb. i als vorgefertigte Stücke an die Säulen anzusetzen, kann man diese
Wandfüllungen auch zwischen die betreffenden Säulen einstampfen, wozu die in Abb.
q. gezeigten Hilfsvorrichtungen dienen. Hierzu werden die durch eine. Wand zu verbindenden
Säulen, welche, wie schon in Abb. 2 gezeigt, aus Winkelstücken 17, 18,
19 und Platten 20,21,22 zusamin;ngesetzt sein können, mit einer Schalung
versehen und Jn diese die Füllmasse eingestampft. Die Schalung besteht im wesentlichen
aus Brettern 28, welche in waagerechter Richtung an die Innen- und Außenflächen
der Säulen angelegt und mittels lotrechter Bretter 29, Schalungsbolzen
30 und Keile 31 zusammengehalten werden. Die Wandfüllung aus Lehm- oder Strohlehmmasse
wird eingestampft und nach dem Trocknen der Lehmmasse die Schalung abgenommen, so
:daß die fertigeWand entsteht. Zum Halten .der Schalung beiderseits einer Stütze,
z. B. beiderseits der aus :den Platten 2o, 2i, 22 zu-
sammengesetzten Mittelstütze,
während des Einstampfens können z. B. die beiderseits der Mittelstütze angeordneten
Schalungsbolzen 30 mittels einer .geraden Lasche 32 aus Eisen und die beiderseits
der aus den Winkelstücken 17, 18, 19 zusammengesetzten Eckstütze befindlichen
Schalungsbolzen 30 mittels einer winkelförmigen Lasche 33 verbunden werden,
wie aus Abb. 4 ersichtlich ist.
Während sich die durch Einstampfen
der Strohlehmmasse in den innerhalb der Schalung gebildeten Hohlraum hergestellten.
Wandfüllungen ohne weiteres der Form der Säulen anschließen, kann man die aus vorgefertigten
Bauelementen bestehenden Wandfüllungen in den verschiedensten Formen ausführen und
in der verschiedensten Weise zusammenbauen, wie in Abb. 5, 6 und 7 gezeigt ist.
Nach Abb. 5 besteht die gesamte, aus vorgefertigten Strohlehmstücken zusammengesetzte
Wandfüllung aus äußeren rechtwinkeligen, an allen, Außenflächen ebenen Platten 34
und inneren, an .den Berührungsflächen mit den äußeren Platten 34 ebenfalls ebenen,
aber an. den übrigen Flächen konkav und konvex abgerundeten Platten 35.
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Die aus fertigen Strohlehmplatten zu bildende Wand kann, wie Abb.
6 zeigt, auch nur aus einzelnen Platten 35 oder, wie Abib. 7 zeigt, aus Platten
35 und Platten 34 zusammengesetzt werden. Die bei vorgefertigten Strohlehmplatten
bevorzugten Abmessungen sind 33'/s - & bzw. 2o - 6 cm.
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Die gesamten Bauelemente und Bauteile werden an den anstoßenden Flächen
vorzugsweise mittels eines ebenfalls aus Lehmmasse bestehenden Mörtels verbunden.
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Das neue Verfahren zur Errichtung von Bauten aus Strohlehmquadern
u. @dgl. ergibt gegenüber der üblichen Bauweise eine Reihe von Vorteilen. So besteht
iz. B. die Möglichkeit, falls der Lehm auf der Baustelle selbst erhältlich -ist,
die .bei der üblichen Bauweise erforderlichenTransporte irrwesentlichen auszuschalten
und dadurch erhebliche Ersparnisse zu erzielen. Außerdem werden bei dem neuen Verfahren.
die Kosten für den Baustoff außerordentlich verringert, da hauptsächlich nur billig
und leicht zu beschaffende Baustoffe, wie Lehm.und Stroh, Verwendung finden. Bei
sachgemäßerArbeit können bei Errichtung von Bauten nach dem neuen Verfahren ungelernte
Arbeiter nach nur kurzer Anlernzeit innerhalb dreier Tage die Erdgeschoßwände eines
Hauses erstellen, vorausgesetzt, daß. die Fundamente bis zur Isolierung fertiggestellt
sind. Durch die angegebene Zusammensetzung des Baustoffes wird eine Wasser- und
praktisch -%vetterfeste Konsistenz des Lehms erreicht. Die Masse ist außerdem feuerfest
und nicht nur im Hochbau, sondern auch im Tiefbau. (Straßenbau) verwendbar.