DE866638C - Verfahren zum Schlichten von Fasern - Google Patents

Description

• Verfahren zum Schlichten von Fasern Zum Schlichten von Kettfäden werden meist natürliche oder synthetische wasserlösliche Produkte verwendet, die sich nach dem Weben leicht wieder entfernen lassen. Soll dagegen die Schlichte in dem Gewebe belassen werden, so werden sogenannte Schwerschlichten benutzt, die neben dem Schlichtemittel noch anorganische Pigmente enthalten; sie verleihen dem fertigen Gewebe eine volle, kräftige Appretur, so daß ein nachträgliches Appretieren nicht erforderlich ist, haben aber den Nachteil, ungenügend waschbeständig zu sein und mitunter abzustäuben. Auch konnte man bisher geschlichtete Ketten, gleichgültig ob sie mit oder ohne Füllmittel geschlichtet waren, nicht überfärben, weil die Schlichte während des Färbens entfernt wurde oder den Färbeprozeß störte.
• Es wurde gefunden, daß man Kettfäden in besonders vorteilhafter Weise schlichten kann, wenn man sie mit Lösungen oder Dispersionen von hochmolekularen, austauschfähige Wasserstoffatome enthaltenden Verbindungen und mit solchen polymerisierbaren oder kondensierbaren Verbindungen behandelt, die mindestens zwei mit austauschfähigen Wasserstoffatomen reaktionsfähige Gruppen enthalten, und die Fasern dann zur Umsetzung der Komponenten auf höhere Temperaturen erhitzt.
• Geeignete synthetische organische polymerisationsfähige Verbindungen sind beispielsweise Äthyleniminderivate, u. a. die Einwirkungsprodukte von mindestens q. Mol Alkylenimin auf i Mol Oxalsäuredialkylester, Propandisulfäthylenimd, Hexamethylendiäthylenharnstoff und ähnliche Verbindungen. Als geeignete kondensationsfähige Verbindungen seien z. B. Diisocyanate, wie Toluylendüsocyanat, monomeres oder teilweise polymerisiertes Hexamethylendüsocyanat, genannt, ferner Diglycide; z. B. Diglycidäther, die Methylolverbindungen des Hexamethylendiharnstoffs oder Acetylendiharnstoffs und die Umsetzungsprodukte des Acetons mit 2 oder mehr Mol Formaldehyd; z. B. Dimethylolaceton oder Tetramethylolfuran; weitere geeignete Stoffe sind diquaternäre Ammoniumsalze, die durch Umsetzung von co, cV'-Dihälogenverbindungen oder alkylierend wirkenden Estern von co, to'-Dioxyverbindungen mit 2 Mol eines tertiären Amins erhältlich sind, beispielsweise Umsetzungsprodukte von i, q.-Butandiol-di-(cblormethyl)-äther, Oxalsäure-di-,(chlormethyl)-amid, Bernsteinsäure- oder Adipinsäure-di-(chlormethyl)-amid, Terephthalsäure-di-(brommethyl)-amid-, i, 6-Hexamethylen-di-(ß-chlorpropionyl)-anmid; i, 6-Hexamethylen-di-(chlormethyl)-amin oder des Di-p-toluolsulfonsäureesters des y, y'-Thiodibuttersäure-cli-(methylol)-amids mit tertiären Aminen, wie Trimethylamin, N-Methylpyrrolidin, N-Dimethylbenzylamin, Pyridin, oder tertiärenAminosäuren. Als hochmolekulare Verbindungen, die austauschfähige Wasserstoffatome besitzen, kommen Polyacrylsäure oder ihre Abkömmlinge, Polyvinylalkohol, Mischpolymerisationsprodukte von Polyvinylverbindungen mit ungesättigten Carbonsänren oder polymeres Äthylenimin, wasserlösliche Cellulöseäther, die freie Hydroxyl oder Carboxylgruppen enthalten, Dextrin, Stärke, Eiweißprodukte u. dgl. in Betracht. Noch weiter polymerisierbare Polyacrylsäure kann auch als polymerisatiönsfähige Komponente dienen, jedoch muB dann als zweite Komponente eine andere Verbindung mit -austauschfähigem Wasserstoff verwendet werden, z. B. Pölyvinylalkohöl.
• Die Polymerisation oder Kondensation wird durch Erwärmen der Ketten oder der Gewebe, z. B. auf 8o bis =4o°, bewirkt, gegebenenfalls in Gegenwart von diese Umsetzung beschleunigenden Stoffen.
• Auch die Schußfäden des herzustellenden Gewebes können in der angegebenen Weise behandelt werden. Man erzielt durch die angegebene Behandlung einen Schlicht- und Appretureffekt, der auch nach mehreren Wäschen noch vorhanden ist, und außerdem je nach der Art der angewandten synthetischen Verbindungen noch weitere Wirkungen; beispielsweise sind die geschlichteten Fäden oder die daraus hergestellten Gewebe überfärbbar und wasserabweisend; sie besitzen häufig erheblich bessere Scheuerfestigkeit; wodurch die Gebrauchstüchtigkeit der gewebten Stoffe, besonders auch bei solchen Artikeln; die in der Kettrichtung stark beansprucht werden, gesteigert wird: Sehr vorteilhaft ist auch die Möglichkeit, auf die beschriebene Wise die Krumpffestigkeit der Kette zu verbessern, da das Kettgarn durch das vorhergehende Spulen und Zetteln, durch das Schlichten und Verweben sowie das Färben im Stück eine beträchtliche Längung erleidet, die sich sonst im Gebrauch in einem starken unerwünschten Eingehen des konfektionierten Stückes äußert. Beispiel = Eine Kunstseidenkette wird in einer Flotte geschlichtet, die im Liter io g polyacrylsaures Ammonium und 3 g des Umsetzungsproduktes von q. Mol Äthylenimin mit i Mol Oxalsäurediäthylester enthält. Man trocknet bei 8o bis ioo°. Die Kette zeigt einen vorzüglichen Schlichteffekt; die Schlichte ist waschbeständig. Das daraus hergestellte Gewebe besitzt gute Scheuerfestigkeit. Erhöht man die Menge des genannten Äthyleniminumsetzungsprodukts; so läßt sich auch die Krumpffestigkeit der Gewebe verbessern.
• Besonders gute Ergebnisse erzielt man, wenn man das Äthylenirninumsetzungsprodukt vor der Anwendung in Form. seiner io0/jgen wäßrigen Lösung durch etwa q. Stunden langes Erwärmen auf 70° anpolymerisiert. Beispiel 2 Man schlichtet Superpolyamidseide in einer Flotte, die im Liter io. g teilweise verseiftes Polyacrylnitril und 3 g Hexamethylendiäthylenharnstoff enthält, und trocknet bei iio°. Man erhält einen guten Schlichteffekt; die Schlichte ist waschbeständig. Beispiel 3 Man schlichtet Polyvinylchloridfaser mit einer Flotte, die im Liter io g teilweise verseiftes Polyacrylnitril und 3 g des Umsetzungsprodukts von ¢ Mol Äthylenimin mit x Mol Oxalsäurediäthylester enthält, und trocknet bei 7o°. Man erhält eine gut geschlichtete Kette. f Beispiel q.
• Eine Kette aus Zellwoll-Baumwoll-Mischgarn wird in einer Flotte geschlichtet, die im Liter io g verkleistertes Kartoffelmehl, 3 bis. 5 g Dixnethylolharn-Stoff, 0,3 g Ammoniumoxalat, 2o g Kaolin und 3 g emulgiertes Stearylstearat oder emulgierten Rindertalg enthält. Dann wird bei i=o° getrocknet. Man erhält eine gut geschlichtete Kette. Nach dem Verweben ist die dem Gewebe durch die Kette verliehene Appretur waschbeständig. Beispiel 5 Eine Zellwollkette wird in einer Flotte behandelt, die im Liter 2o g Oxäthylmethylcellulose enthält. Nach dem Trocknen wird die Kette mit einer Lösung von =5 g Toluylendüsocyanat im Liter Tetrachlorkohlenstoff behandelt. Dann wird bei i2o° getrocknet. Die Kette weist einen guten Schlichteffekt auf. Ein Gewebe, das eine auf die beschriebene Weise geschlichtete Kette, enthält, läßt sich überfärben und behält seinen Appretureffekt auch beim Waschen bei.
• Man kann auch so verfahren, daß man eine Kunstseidenkette, welche mit einer Lösung von 2o g Oxäthyhnethylcellulose je Liter geschlichtet ist, zunächst verwebt und das nicht entschlichtete Gewebe nachbehandelt mit einer Lösung, die im Liter 70 g Tetramethylolverbindung des Acetylendiharnstoffs und 5 g Ammoniumnitrat oder 2 g Harnstoffnitrat enthält. Nach dem Trocknen wird auf i35° erhitzt. Die Kette besitzt eine sehr gute Naßscheuerfestigkeit und Krumpffestigkeit, die auch nach mehreren Wäschen erhalten bleibt. Die aufgebrachte Schlichte ist waschbeständig. Beispiel 6 Man schlichtet eine Zellwollkette mit einer Lösung, die im Liter 30 g Knochenleim, 75 g der Tetramethylolverbindung des Acetylendiharnstoffs und 5 g Ammonnitrat enthält, quetscht ab, trocknet bei 8o° und erhitzt die Kette als solche oder in Form des aufgewickelten Kettbaumes oder auch das fertige Gewebe 5 bis zo Minuten auf 1q0°. Die Kette ist sehr gut krumpffest, die Schlichte waschbeständig. Ähnliche Ergebnisse erzielt man, wenn man an Stelle von Leim das Natriumsalz des Umsetzungsproduktes von Cellulose mit Chloressigsäure verwendet.

Claims (1)

1. PATENTANSPRUCH: Verfahren zum Schlichten von Fasern mit Lösungen oder Dispersionen von hochmolekularen, austauschfähige Wasserstoffatome enthaltenden Verbindungen unter Mitverwendung von Harzbildnern, dadurch gekennzeichnet, daß man als Harzbildner solche Polymerisierbare oder konden= sierbare Verbindungen verwendet, die mindestens zwei, mit austauschfähigen Wasserstoffatomen reaktionsfähige Gruppen enthalten, und die mit den genannten Komponenten behandelten Fasern dann zur Umsetzung auf höhere Temperaturen erhitzt.