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Verfahren zum photographischen Aufnehmen von zwei stereoskopischen
Teilbildvorlagen Für das Herstellen der beiden Teilbilder (Links- und Rechtsbild)
von stereoskopischen Stand- oder Laufbildern auf photographische Schichtträger gibt
es grundsätzlich zwei Wege: Der eine besteht im unmittelbaren Aufnehmen des natürlichen
räumlichen Objektes entweder gleichzeitig mittels zweiäugiger Stereokamera oder
nacheinander von verschiedenen Standorten aus mittels einäugiger Kamera. Der andere
Weg besteht darin, daß statt des natürlichen Objektes zwei auf irgendeine Weise
in ebener Form, aber mit parallaktischen Unterschieden gezeichnete stereoskopische
Teilbildvorlagen photographiert werden. Das letztgenannte Verfahren, von dem die
vorliegende Erfindung ausgeht, kommt insbesondere dort in Betracht, wo man das wiederzugebende
Bild nicht einfach durch Photographieren eines räumlichen Objektes erzeugen kann,
z. B. bei Trickbildern, Trickfilmen bzw. Zeichenfilmen, bei denen das Bild ganz
oder teilweise konstruiert oder durch Vereinigen mehrerer einzeln durch Zeichnen
oder Photographieren gebildeter Bildteile hergestellt wird, ferner beim Übertragen
bereits fertiger stereoskopischer Standbilder auf einen Lauffilm usw.
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Das vorteilhafteste Verfahren, zwei einzeln vorhandene stereoskopische
Teilbilder auf einen Film, insbesondere einen kinematographischen Film zu übertragen,
würde darin bestehen, sie nebeneinanderliegend einfach mit einer Stereokamera, d.
h. mit einer zweiäugigen
Kamera aufzunehmen. Das ist jedoch nur
bei sehr kleinem Vorlagenformat möglich, das für den praktischen Bedarf (z. B. Vornahme
von Einzeichnungen vor oder während der Aufnahme) kaum verwendbar ist. Bei größerem
Vorlagenformat würde jedes Objektiv der Stereokamera beide Teilbilder ganz oder
teilweise aufnehmen und so auf dem Film nicht zwei, sondern vier Teilbilder, unter
Umständen teilweise übereinanderliegend, entstehen.
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Man hat das genannte Problem daher bisher in der Form gelöst, daß
man die beiden einzeln vorliegenden gezeichneten bzw. aus Zeichnung und Photobild
zusammengesetzten stereoskopischen Teilbilder nebeneinanderliegend mit einer gewöhnlichen,
d. h. einäugigen Kamera aufnahm und so auf deren Schichtträger, insbesondere Film,
diese beiden Teilbilder abbildete. Um dabei den insbesondere für die vorschriftsmäßige
Projektion solcher Filme (Betrachtung mit Stereobrille) erforderlichen gegenseitigen
Abstand der beiden Teilbilder zu erhalten, war es notwendig, beim Aufnehmen der
beiden Teilbilder die Konvergenzbedingungen, d. h. einen bestimmten Abstand der
aufzunehmenden einzelnen Teilbildvorlagen voneinander und von der Kamera, genau
einzuhalten. Durch das Verwirklichen dieser Bedingungen wird der Aufnahmevorgang
erschwert und kostet viel Zeit, da die richtigen Abstände sehr genau ausgemessen
und eingehalten werden müssen. Außerdem ist es wegen der genauen Einhaltung des
Abstandes zwischen den aufzunehmenden Teilbildvorlagen und der Kamera hierbei nicht
möglich, während der Aufnahme Vergrößerungen oder Verkleinerungen des Bildes durch
entsprechendesÄnderndes Abstandes zwischen Teilbildern und Kamera zu erzielen.
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Die Erfindung beseitigt die Mängel, die beim Aufnehmen einzeln vorhandener
stereoskopischer Teilbildvorlagen auf einem Film, insbesondere einem kinematographischen
Film, nach dem bisherigen Verfahren auftreten. Erfindungsgemäß wird für das Aufnehmen
der beiden einzeln vorÄandenen gezeichneten, photographierten, gedruckten oder sonstwie
in ebener Form dargestellten, gegebenenfalls während der Aufnahme durch Zuzeichnen,
Auslöschen, Übermalen, Retuschieren od. dgl. veränderten Teilbildvorlagen eine zweiäugige
Kamera benutzt, vor deren beiden Objektiven strahlenablenkende Mittel, wie z. B.
Spiegel oder Prismen, angeordnet werden, die die Strahlengänge von den Objektiven
aus derart auseinander und auf die stereoskopischen Einzelteiibildvorlagen hinführen,
daß bei einer für den Bearbeitungsvorgang ausreichenden Größe der Bildvorlagen und
bei entsprechendem Abstand von der Kamera jedes der beiden Objektive, erforderlichenfalls
unter Anwendung von Gäsichtsfeldblenden, nur eine dieser Teilbildvorlagen aufnimmt.
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Die Zeichnung zeigt in den Abb. i bis q. einige Ausführungsbeispiele
der Erfindung: In allen Abbildungen sind mit L und R die beiden einzelnen durch
Zeichnen, Photographieren, Drucken oder auf ähnliche Weise hergestellten stereoskopischen
Teilbildvorlagen dargestellt, die auf dem Bildträger, z. B: dem Film f; als entsprechende
stereoskopische Teilbilder 1 und y erscheinen sollen, wobei eine zweiäugige
Stereokamera benutzt wird, die in den Zeichnungen durch ihre beiden Objektive oL
und oR angedeutet ist.
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Zur Lösung der Aufgabe, die beiden stereoskopischen Teilstrahlengänge
von den Kameraobjektiven zu den aufzunehmenden Teilbildern L und R so zu führen,
daß jedes Kameraobjektiv nur das jeweils zu ihm gehörige Teilbild aufnimmt, sind
gemäß Abb. i zwei Grüppen von Spiegeln vorgesehen, und zwar die Spiegel sLl und
sL2 für das linke Bild, die Spiegel sRl und sR2 für das rechte Bild. Die aufzunehmenden
stereoskopischen Teilbilder L und R liegen nebeneinander in einer senkrecht zur
Aufnahmerichtung der Stereokamera angeordneten Ebene, und die Spiegelgruppen vor
den beiden Objektiven oL und oR sind so angeordnet, daß ein zweimaliges rechtwinkliges
oder angenähert rechtwinkliges Knicken jedes Teilstrahlenganges symmetrisch zur
Mittellinie der Aufnahmerichtung erfolgt.
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Gemäß Abb. 2 werden die stereoskopischen Teilbilder L und R nicht
in einer Ebene senkrecht zur optischen Kameraachse angeordnet, sondern in zwei Ebenen,
die symmetrisch und parallel zu dieser optischen Achse verlaufen. Als strahlenablenkende
Mittel zwischen den beiden Objektiven oL und oR sind in diesem Falle zwei Spiegel,
und zwar sL für das linke Teilbild und sR für das rechte Teilbild, vorgesehen. Es
erfolgt hier also eine einmalige, vorzugsweise rechtwinklige Knickung jedes der
beiden Teilstrahlengänge senkrecht von der Aufnahmerichtung der Kamera weg.
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Gemäß Abb.3 sind die beiden Stereoteilbilder L und R in zwei wieder
symmetrisch zur Aufnahmerichtung liegenden, gegeneinander geneigten Ebenen angeordnet,
und es ist in jedem der beiden Teilstrahlengänge ein Ablenkprisma PL bzw. PR vorgesehen.
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Die in Abb. z bis 3 beschriebenen Anordnungen können entweder in Verbindung
mit einer üblichen, d. h. zweiäugigen Stereokamera oder auch in Verbindung mit einer
Kamera mit Stereobasisvorsatz verwendet werden. Damit sind solche Vorsätze gemeint,
die entweder nur eine Basiserweiterung oder außerdem noch eine Bilddrehung vornehmen,
wie auch solche, die außer der Basisvergrößerung noch die Strahlenteilung selbst,
in Verbindung mit gewöhnlichen, einäugigen Kameras, bewirken.
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Eine entsprechende Kombination eines solchen i Basisvorsatzes, z.
B.. mit einer Spiegelanordnung nach Abb. i, geht aus Abb. q. hervor, in der vL und
vR die beiden Teile eines Stereovorsatzprismas und sLi, sL2 sowie sRl, sR2 die in
jeden Teilstrahlengang weiterhin eingeschalteten Spiegel bezeichnen, deren Aufgabe
i dann darin besteht, die beiden Teilstrahlengänge noch weiter auseinander zu führen.
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Die Anordnungen nach den Abb. i und q. haben noch den besonderen Vorteil,
daß sie, sofern in jedem Teilstrahlengang die Verbindungslinien zwischen der i Teilbildmitte
und der Objektivmitte bzw. ihre Fortsetzung nach erfolgter Spiegelung genau senkrecht
zur Teilbildvorlage verläuft, auf sehr einfache Weise ein Ändern des Bildformates
während der z. B. kinematographischen Aufnahme durch die Stereokamera ohne Auswandern
des Bildes gestatten. Man kann
hierbei mit der Kamera und den vor
ihr bcfindlichen strahlenablenkenden Mitteln während der Aufnahme auf die entsprechenden
Teilbilder L und R zu und von diesen weg fahren und erzielt dadurch eine Bildvergrößerung
oder -verkleinerung, ohne daß die Bilder selbst aus dem Bereich der Objektive herauswandern
bzw. die Teilbilder auf der photographischen Schicht ihren Abstand ändern. Auch
bei den Anordnungen nach Abb. 2 und 3 lassen sich derartige Bildvergrößerungen bzw.-verkleinerungen
durchführen, nur mit dem Unterschied, daß hierbei die Teilbildvorlagen L und R gleichmäßig
auf die unbewegliche Kamera und die Spiegel zu bzw. von ihnen weg bewegt werden
müssen.
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In den Fällen, in denen die aufzunehmenden Teilbildvorlagen L und
R verhältnismäßig nahe beieinander liegen, kann es sich empfehlen, zwischen ihnen
eine in der optischen Achse der Kamera liegende Abschirmung in Form einer Blende
b (vgl. Abb. i) anzuordnen. Man kann im Bedarfsfalle diese Blende so weit nach der
Kamera zu reichen lassen, daß sie auch noch die beiden Spiegelgruppen gegeneinander
abschirmt.
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An Stelle der in den Abbildungen dargestellten Spiegel zur Ablenkung
der beiden Teilstrahlengänge lassen sich in an sich bekannter Weise auch andere
strahlenablenkende Mittel verwenden, wie z. B. Prismen oder auch Glasstäbe mit entsprechend
geneigten Ein- und Austrittsflächen.
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Bei den zur Zeit üblichen kinematographischen Stereofilmen liegen
bekanntlich die jeweils zusammengehörigen, Querformat besitzenden beiden Teilbilder
auf dem Film derart nebeneinander, daß ihre Längskanten in der Längsrichtung des
Films verlaufen, wie es in Abb. 5 dargestellt ist. Man erreicht diese Anordnung
bei der Aufnahme natürlicher Objekte dadurch, daß in den Strahlengang vor den Kameraobjektiven
um 9o° bilddrehende Mittel, z. B. Umkehrprismen mit drei spiegelnden Flächen oder
Dove-Prismen, eingefügt werden. Man kann diese bilddrehenden Mittel auch im Zusammenhang
mit der Erfindung anordnen; in diesem Fall werden die beiden aufzunehmenden Stereoteilbilder
L und R derart nebeneinanderliegend angeordnet, daß sie, wie es aus Abb.6 hervorgeht,
mit ihren kurzen Kanten aneinandergrenzen. Arbeitet man dagegen ohne bilddrehende
Mittel, so ist es erforderlich, die beiden aufzunehmenden Teilbilder L und R mit
ihren Längskanten aneinandergrenzend so anzuordnen, wie es aus Abb. 5 hervorgeht.
In der gleichen Anordnung erscheinen sie dann auf dem Film.
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Die Erfindung ist auch dann anwendbar, wenn die beiden Teilbildvorlagen
nicht parallaktisch verschiedene, sondern völlig identische ebene Bilder sind, z.
B. für den Fall, daß durch einen Stereofilm zu Vergleichszwecken nacheinander stereoskopische
und nichtstereoskopische Bildeindrücke hervorgerufen werden sollen.