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Aufschluß von Flußspat mit Schwefelsäure unter Gewinnung eines als
Polier- und Putzmittel geeigneten Rückstandes Bei oder Herstellung von Flußsäure
bzw. Kieselflußsäure aus Flußspat .und Schwefelsäure wird nach bekannten Verfahren
als Abfall ein hauptsächlich aus Calciumsulfat bestehender Rückstand erhalten. Dieser
fällt uneinheitlich an, auch wenn die in den bekannten Verfahren vorgeschriebenen
Bedingungen eingehalten werden, und zwar werden einmal klebrige, schmierige Massen
in kleineren und größeren Brocken und Knollen, ein andermal ein feuchtes und nach
kurzer Zeit zusammenbackendes Pulver von dunkelgrauer Farbe erhalten.
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Eine Verwertung (dieser Rückstände scheitert an ihren ungünstigen
Eigenschaften. An der Luft verwandeln sie sich nach kurzer Zeit in eine harte Masse,
die noch erhebliche Mengen freier Säure enthält. Man .hat bereits vorgeschlagen,
Schwefelsäure auf Flußspat oder Flußspat-Kieselsäure-Mischung unter Erwärmen und
Bewegen allmählich in dem Maße einwirken zu lassen, daß die Reaktionsmasse bis zum
Sc.hluß möglichst trocken und pulvrig bzw. feinkörnig bleibt. Aber abgesehen von
.dem Nachteil dieses Verfahrens, ;daß ein vorheriges .Mahlen des Flußspates und
eine mehrstündige Bewegung der Reaktionsmasse erforderlich ist, backt auch ein so
gewonnenes Produkt nach kurzer Zeit zusammen.
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Es wurde gefunden, .daß ein fast weißer und trockener Rückstand in
pulvriger Form erhalten wird, wenn man die Umsetzung unter folgenden Bedingungen
vor sich gehen läßt: Der gemahlene Flußspat, vorzugsweise solcher 'von 8o bis 85'/0
CaF2,
wind mit etwas weniger als der äquivalenten Menge Schwefelsäure anfangs bei Temperaturen
von ioo bis i8oa und nach 3 Stunden bei allmählichem Steigen auf höchstens 3boO°'
erhitzt Nach 7 bis g Stunden sind bis zu 95 % umgesetzt. Der so erhaltene Rückstand
ist fast weiß sowie trocken und pulvrig, an der Luft .beständig und backt nicht
zusammen. Wenden die beschriebenen Bedingungen einge'ha'lten, so fällt der Rückstand
.immer einheitlich an, was wohl daran liegt, .daß ein geringer Teil des Flußspates
unversetzt bleibt.
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Dieser hauptsächlich Calciumsulfat in einer beständigen Form enthaltende
Rückstand hat ein lockeres Gefüge, geringe Härte,, ist fast weiß und infolge seines
geringen Gehaltes an unversetztem Rohstoff ein gutes Polier- und Putzmittel mit
immer gleichbleibenden Eigenschaften.
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Die festen Putz- und Poliermittel enthalten als Träger ihrer Wirkung
hauptsächlich Stoffe, die infolge ihres Gefüges eine Säuberung mechanischer Art
bewirken. Verschiedene Arten von Kreide, Kieselgur, Bimsstein, Seesand und andere
ähnliche Stoffe entfernen, wenn sie auf der Oberfläche der zu reinigenden Stoffe
verrieben werden, die oberflächigen Verunreinigungen durch -ihre schabende und schmirgelnde
Wirkung und verleihen dadurch den Gegenständen wieder ein gefälliges Aussehen. Um
diese Wirkung zu erhöhen, werden den genannten Stoffen kleine Mengen an Substanzen
zugesetzt, die chemisch willcsam sind und lösend oder lockernd auf die Verunreinigungen
wirken.
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Der nach dem erfind'ungsgemüßen Verfahren gewonnene Rückstand ist
an sich infolge seiner physikalischen Eigenschaften und seines geringen Gehaltes
an unversetztem Flußspat und Säure ohne andere Beimengungen al's Polier- und Putzmittel
von immer gleicher Wirksamkeit für Gegenstände aus Metallen (außer Leichtmetallen),
Steinzeug, Fliesen, Porzellan, Emaille usw. geeignet, da zur mechanischen Wirkung
auch die chemische hinzukommt. Es ist wohl bekannt, Gips als Bindemittel zur Herstellung
eines Putz- und Poliermittels aus aufbereitetem Glasschlamm zu verwenden, doch spielt
in diesem Falle :der Gips nur die Rolle eines Festigungsmittels des breiigen Glasschlammes.
Außerdem ist der dazu verwendete Gips in seiner Beschaffenheit und Zusammensetzung
völlig verschieden von .dem bei der Fluß@säureerzeugung gewonnenen, Calciumsulfat
enthaltenden Rückstand. Überdies wind eine bessere Wirkung mit dem erfindungsgemäß
hergestellten Mittel erreicht, ohne daß es notwendig wird, vorher zeitraubende und
kostspielige Vorbehandlungen durchzuführen, -wie Mischen .des Glasschlammes mit
Gips und nachheriges Gießen in Formen, die erst abbinden müssen. Das bekannte Gips-Glasschlamm-Gemenge
verbietet sich zum Reinigen undPolieren von Gegenständen mit 'hochempfindlicher
Oberfläche, z. B. Edelmetallen, Emaillen, Glaswaren, Polituren usw., weil der Glasschlamm
immer scharfkantige Teilchen .. nthält, die auf der Obcrfläche solcher Gegenstände
Schädigungen hervorrufen. Bei Anwendung des verfa'lirensgemäßen Mittels treten .diese
Nachteile nicht auf. Ferner ist es -bekannt, zum Reinigen von Eiern ein Pulver -aus
etwa gleichen Teilen gebranntem Gips und gebrannten Muschelschalen zu verwenden.
Diesem ,bekannten Gemisch ist das Produkt :des vorliegenden Verfahrens dadurch überlegen,
daß eine gründliche Reinigung 'der Eier in kürzester Zeit erfolgt und es außerdem
allgemein anwendbar ist.
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Man hat ferner vorgeschlagen, ein Schleif- und Poliermittel aus entwässertem
Gips von gleichmäßiger Korngröße herzustellen, der mit Phosphorsäure und einem A'Ika'liphosphat
bei höheren Temperaturen zur Reaktion gebracht ist. Der hierfür nötige erhebliche
Wärmeaufwand und Einsatz teurer Ausgangsstoffe wird erfindungsgemäß vermieden. Zum
Polieren von Metallen, Glas und Emaille ist auch ein Mittel aus Gips, Ammoniaklösung
und einer aoo/oigen Lösung von Kleesalz empfohlen worden. In Beschaffenheit und
Zusammensetzung unterscheidet es sich von dem erfindungsgemäß erhaltenen Rückstand
ebenfalls. Es stellt eine Suspension fester Teilchen in einem Lösungsmittelgemisch
dar. Sein Versand und das Aufbewahren sind deJhalb iziemlich umständlich und erfordern
Behälter aus Glas oder anderem festen Material. Infolge seines Wassergehaltes ist
es bei höheren Temperaturen nicht anwendbar. Demgegenüber ist das erfindungsgemäße
Mittel nicht nur in seiner Wirkung mindestens gleichwertig, sondern auch durch die
bequemere Handhabung vorteilhafter, praktischer und billiger. Es kann in Säcken
aus Papier, Jute u. ähnl. in Holzbehältern usw. oder lose aufbewahrt und versandt
werden, und .seine Anwendung ist auch beißhöheren Temperaturen möglich.
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Es ist auch bekannt, eine Mischung aus spanischem Weiß, fein verteiltem
Ton, Petroleum und gegebenenfalls Gips als Reinigungsmittel und Poliermittel zu
verwenden. Um ein solches Mittel zu erzeugen, müssen die Bestandteile, darunter
auch das lästig zu han'dhaibende Petroleum, in geeigneten Vorrichtungen innig vermengt
werden. Die Aufbewahrung muß in fest verschlossenen Behältern erfolgen, damit einerseits
die zwar geringe, aber dennoch stattfindende und die Wirkung beeinträchtigende Verdunstung
von Petroleum und damit verbundene Verluste vermieden werden, und andererseits,
um die Feuergefährlichkeit zu vermindern. Abgesehen von der viel billigeren Herstellung
und einfacheren. Handhabung des erfindungsgemäßen Mittels ist dessen Wirkung auch
besser.
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Es ist ferner bekannt, carbonatfreie Gesteine zu reinigen mittels
Fluorwasserstoffsäure enthaltender Pasten, die "aus einer anorganischen Säure, z.
B. verdünnter Schwefelsäure, und einem pulverförmigen Fluorid, z. B. Calciumfluorid,
bestehen, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung am Verbrauchsorte hergestellt,
aufgetragen und zu gegebener Zeit durch Behandlung mittels Stahldrahtbürsten und
Wasser wieder entfernt wird. Demgegenüber ist das Polier- und Putzmittel gemäß der
vorliegenden Erfindung immer gebrauchsfertig,
es brauchen keine
Mischungen am Verbrauchsorte gemacht zu werden, und die Verwendung sowie der Transport
von anorganischen Säuren sind nicht nötig. Auch die Belästigung durch gesundheitsschädfiche
Flußsäuredämpfe und das nachherige Entfernen mit Drahtbürsten und Wasser entfallen.
Gegenüber den aufgezählten Mitteln ist das nach dem vorliegenden Verfahren gewonnene
Produkt in seiner Zusammensetzung insofern einheitlich, als es bei Einhaltung der
eingangs genannten Bedingungen zu seiner Herstellung immer in gleichmäßiger, d.
h. lockerer und pulverförmiger Form anfällt und in dieser Form unmittelbar Anwendung
finden kann.
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Es ist außerdem gefunden worden, daß man das Anwendungsgebiet für
die nach der vorliegenden Erfindung .gewonnenen Rückstände noch dadurch ausdehnen
kann und eine weitere erheblich bessere Wirkung erreicht, wenn man to bis r5 % Soda
zusetzt. Hierdurch wird die in den Rückständen enthaltene Säure neutralisiert und
das Mittel zum Putzen und Polieren aller gebräuchlichen Metalle sowie für säureempfindliche
Oberflächen, z. B. von Steinzeug, Kacheln, Porzellan, Fliesen, Emaille, Glas usw.,
besonders geeignet. Der technische Fortschritt dieses sodahaltigen Mittels ist darin
zu sehen, daß gegenüber anderen bekannten Mitteln, die meist nur für besondere Zwecke
verwendbar sind, eine allgemeine Anwendung möglich wird und außerdem hochempfindliche
Oberflächen wie solche polierter Edelmetalle, dünner Emaille, glänzender und spiegelnder
Gebrauchsmetalle usw. ohne Schaden geputzt und poliert werden können, wobei die
Wirkung eine viel bessere und schnellere ist, was auf das besondere Gefüge der in
dem Mittel enthaltenen Stoffe zurückzuführen ist. Überdies bedürfen die bekannten
Mittel umständlicher und zeitraubender Verfahren zu ihrer Herstellung, wie Emulgieren,
mehrfaches Mischen, Füllen in Formen, Abbindenlassen usw. In vielen Fällen sind
sie flüssig, breiig oder salben- und pastenförmig. Dadurch wird ihre Aufbewahrung
und ihr Versand nicht so einfach wie beim erfindungsgemäßen Mittel, das lediglich
feste Bestandteile enthält. Seine Herstellung erfolgt in einfachster Weise. Ein
weiterer wesentlicher Vorteil ist auch darin zu sehen, daß in ihm keine feuergefährlichen
und auch keine gesundheitsschädlichen und giftigen, ätzenden, koi'ridierenden oder
übelriechenden Bestandteile enthalten sind. Auch mit. anderen, bei Putz- und Poliermitteln
üblichen Zusätzen kann das erfindungsgemäße Mittel versetzt werden.