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Verfahren zur Herstellung von Cyclopentan durch katalytische Hydrierung
von Cyclopentadien Die Erfindung bezieht sich auf die Herstellung von Cyclopentan
aus Cyclopentadien, insbesondere aus dem Cyclopentadien, das in den sogenannten
Benzolvorläufen der Steinkohlenteerdestillate vorliegt.
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Bei der Behandlung der Benzolvorläufe zum Zweck der Entfernung von
Schwefelkohlenstoff wird das Cyclopentadien zu Dicyclopentadien polymerisiert. Dieses
wird dann depolymerisiert und ergibt wieder Cyclopentadien, welches zu Cyclopentan
hydriert wird, einer Verbindung mit der Oktanzahl 84, die sich als Flugzeug- oder
sonstiger :Motortreibstoff oder als dessen Bestandteil eignet.
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Die Erfindung hat unter anderem die Herstellung von Cyclopentan durch
Hydrierung von Cyclopentadien zum Gegenstand, und zwar unter praktisch bequem durchführbaren
und wirksamen Bedingungen. Sie vermeidet die bisherigen Nachteile dieser Reaktion,
die 1
besonders der dabei entwickelten, beträchtlich hohen Temperatur zuzuschreiben
sind.
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Gemäß der Erfindung wird Cyclopentadien in Gegenwart einer solchen
-Menge eines Verdünnungsmittels hydriert, daß diese Nachteile vermieden werden.
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So kann gemäß der Erfindung eine hohe Konzentration an Wasserstoff
als ein stabilisierendes oder die Temperatur herabsetzendes Verdünnungsmittel in
beträchtlichem Überschuß gegenüber der kleinen Menge, die bei der Reaktion verbraucht
wird, verwendet werden; oder man kann als Verdünnungsmittel Benzol verwenden oder
auch das in den leichten Endfraktionen der Benzolvorläufe enthaltene Benzol. Dieses
wird an Stelle der oder zusätzlich zu den hohen Wasserstoffkonzentrationen eingesetzt.
Oder es kann Cyclopentan aus dem Vorgang selbst entweder an Stelle von Benzol oder
dieses ergänzend verwendet
werden. Die Verwendung von Benzolvorläufen
als Verdünnungsmittel hat überdies den weiteren Vorteil, daß gegebenenfalls darin
vorhandenes Benzol während des Verfahrens selbst gereinigt und dabei von Schwefel
befreit wird.
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Das unter den beschriebenen Voraussetzungen hergestellte Cyclopentan
ist besonders rein und eignet sich ausgezeichnet als Treibstoff. Nachstehend sind
die physikalischen Eigenschaften einer Cyclopentanprobe, die nach dem neuen Verfahren
hergestellt wurde, angegeben.
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Siedepunkt bei 76o mm . . . . . . . . . . . 49,4° Cottrell-Ausdehnung
. . . . . . . . . . . . . . . keine nö...............................1,4o63 d20
............................... o,7456 Schwefelgehalt ..... 0,0004 Gewichtsprozent
Oktanzahl ........................ 84 Aus dem rohen Konzentrat, das man durch
Polymerisation der Benzolvorläufe erhält und das einen ungefähren Siedebereich zwischen
75 und 175° besitzt, wird am besten zunächst der Schwefelkohlenstoff entfernt. Daraufhin
fraktioniert man dieses Konzentrat, um die leichten Endfraktionen abzutrennen, die
im ungefähren Siedebereich zwischen 78 und 8o- liegen. Diese bestehen hauptsächlich
aus Benzol, einigen ungesättigten Kohlenwasserstoffen und Schwefelverbindungen,
z. B. Thiophen. Nachdem man sie beseitigt hat, besteht der Rest größtenteils aus
Dicyclopentadien. Man kann auch das Cyclopentadien der Benzolvorläufe durch Behandlung
mit verdünnter Säure zu Dicyclopentadien polymerisieren.
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Das in der einen oder anderen Weise erhaltene Dicyclopentadien kann
in einer wirksamen Kolonne im Vakuum fraktioniert und dadurch verbessert und gereinigt
werden. Es ist bei gewöhnlicher Temperatur fest und siedet unter 5o mm Druck bei
88,7°.
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Das Dicyclopentadien wird in einer mit Eisenspänen oder mit ähnlichem
Eisen- oder Stahlmaterial beschickten Kolonne depolymerisiert. Der Oberlauf wird
langsam bei einer oberen Kolonnentemperatur von 4o bis 42° abgetrennt. Dieser Oberlauf
der Destillation und Depolymerisation ist nahezu schwefelfreies Cyclopentadien.
Bei geeigneter Kontrolle der Destillation kann das anfallende Cyclopentadien im
Verhältnis zu der in der Hydrierung befindlichen Menge eingestellt werden, wobei,
während das Cyclopentadien zur Hydrierung fließt, zwischenzeitliche Stauung und
Repolymerisation zum Dimeren vermieden wird.
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Das Verfahren wird in der Weise durchgeführt, daß man das Cyclopentadien
vorteilhaft in der Dampfphase über einem Hydrierungs-Dehydrierungskatalysator des
Molybdänoxyd-Aluminiumoxyd-Typs unter folgenden Bedingungen hydriert Temperatur
.................... 400° Druck ......................... 14,o6 kg/cm° Olzuflußmenge
................. 1,o Volumteil je Stunde Menge des Wasserstoffes im Kreislauf .
. . . . . . . . . . . . . . . . 892-1o71 1113 je m3 n ÖIZUfluß. Das zufließende
01 wird am besten mit einem indifferenten Stoff in solcher Menge verdünnt,
daß eine Mäßigung der Reaktion oder Stabilisierung eintritt. Die Anwesenheit von
Schwefel wirkt an sich nicht schädigend auf den Molybdänoxvd-Aluminiumoxyd-Hydrierungskatalysator
und deshalb läßt sich das vorher aus den leichten Endfraktionen entfernte Benzol
gut als ein mäßigendes oder stabilisierendes Verdünnungsmittel verwenden. Dabei
ergibt sich als weiterer Vorteil, daß das Benzol im selben Arbeitsgang gereinigt
wird. Es ist dabei überflüssig, den Schwefelkohlenstoff vorher vollständig zu entfernen.
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Es kann auch das entweder im beschriebenen Verfahren hergestellte
oder aus anderer Quelle stammende Cyclopentan als mäßigendes oder stabilisierendes
Verdünnungsmittel eingesetzt werden.
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Das Verfahren kann in flüssiger Phase mit einem Nickelkatalysator
bei einer Temperatur zwischen 5o bis ioo° durchgeführt werden. Verwendet man Raneynickel
oder einen anderen Katalysator, der durch Schwefel vergiftet wird, so ist es, um
eine Vergiftung des Katalysators zu vermeiden, notwendig, zunächst den Schwefel
zu entfernen. In diesem Fall erweist sich Cyclopentan selbst als ein besonders gut
mäßigendes oder stabilisierendes Verdünnungsmittel. Somit kann man, falls reines
Cvclopentan erhalten werden soll, dieses selbst vorteilhaft als Verdünnungsmittel
anwenden. Es ist dann dem Benzol vorzuziehen, wobei die Notwendigkeit einer nachfolgenden
Destillation, um das verdünnende Benzol abzutrennen, entfällt.
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Die Verwendung von Benzol als Verdünnungsmittel weist jedoch erhebliche
Vorteile auf, insofern, als es bei seiner Abscheidung aus dem Prozeß im wesentlichen
sowohl von Schwefel als auch von Olefinen befreit ist, obwohl es einen geringen
Prozentsatz (annähernd 5 °/o) eines hochsiedenden Restes enthält, der wahrscheinlich
Dicyclopentadien darstellt. Auf diese Weise wird in einem Arbeitsgang das Cyclopentadien
hydriert und das Benzol gereinigt. Besteht der Zweck des Verfahrens darin, einen
Treibstoffzusatz für Flugzwecke herzustellen, so kann das Gemisch aus Benzol und
Cyclopentan zusammen ohne weitere Vorbehandlung als solcher Zusatz dienen, wenn
man den obenerwähnten hochsiedenden Rest entfernt, wobei der Benzolgehalt auf den
vorgeschriebenen Anteil beschränkt wird. Die Hydrierung muß dann so geleitet werden,
daß das Benzol nicht selbst hydriert wird.
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Es wurde festgestellt, daß sich während der Depolymerisation eine
erhebliche Menge des Dicyclopentadiens noch weiter zu polymerisieren scheint, was
sich als nennenswerter Rückstand in der Destillierkolonne bemerkbar macht. Dieser
feste Rest kann sogar bis zur vierfachen Menge jenes Rückstandes anwachsen, der
nach Vakuumdestillation des rohen Dicyclopentadiens zurückbleibt. Es wurde nun gefunden,
daß die Entstehung dieser höheren Polymeren erheblich vermindert wird, wenn man
das Dicyclopentadien der Depolymerisationsvorrichtung ungefähr in dem von der Depolymerisation
geforderten Masse zuführt, wobei diese Apparatur nicht größer sein sollte, als es
für diesen Zweck unbedingt notwendig ist. Dadurch läßt sich übermäßig langes Erhitzen
in der Destillierkolonne vermeiden.
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Es ist außerdem bekannt, daß die Polymerisation des Dicyclopentadiens
unterbunden wird, wenn man
die Kolonne finit Stahlspänen oder Stahlwolle
beschickt, wodurch man eine große Eisenoberfläche erhält, die als Depolymerisationskatalysator
wirkt.
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Unter den angegebenen Bedingungen kann das durch Polymerisation der
Benzolvorläufe erhaltene rohe Konzentrat im Dampfzustand der Depolymerisationsvorrichtung
zugeführt werden, die aus einem Gefäß besteht, das mit Eisen- oder Stahlwolle oder
einer anderen geeigneten Füllung, die eine große Oberfläche gewährleistet, beschickt
wird. Das Konzentrat wird bei einer Temperatur von beispielsweise Zoo bis 300° und
unter mäßigem Druck gehalten. Der aus dem Depolymerisator abziehende Dampf wird
kondensiert und der Hydrierung als Flüssigkeit zugeleitet, oder der Dampf kann,
mit Wasserstoff gemischt, in der Dampfphase direkt in ein Gefäß übergeführt werden,
das einen Hydrierungskatalysator enthält. Diese Arbeitsweise hat den Vorteil, daß
das verdünnende Benzol bereits im Dampf vorhanden ist und eine weitere Verdünnung
sich erübrigt.
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Die nachfolgenden Beispiele erläutern das Verfahren. Beispiel 1 Benzol
wurde aus 3881 des rohen Konzentrates abdestilliert. Der größere Teil ging bei Atmosphärendruck
über, jedoch wurden die letzten Anteile im Vakuum destilliert, um Überhitzung in
der Kolonne zu vermeiden. Der Schwefelgehalt der bis 12o° übergehenden leichten
Endfraktionen (2o8 1) betrug 0,102 Gewichtsprozent.
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Der Rückstand wurde dann auf 16o bis 18o° erhitzt. Cyclopentadien
destillierte mit einer Stundengeschwindigkeit von 2,3 1 über.
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Es hatte folgende physikalische Eigenschaften: Siedepunkt bei 76o
mm . . . . . . . . . 4o,3° nö ............................ 1,4450 d4 . . . .
o,8044 Das Cyclopentadien wurde mit dem vierfachen Volumen der leichten Endfraktionen
verdünnt und über einen 50/10 %lolybdänoxyd auf Aluminiumoxyd enthaltenden Katalysator
bei einer Temperatur von 400° und einem `'Wasserstoffdruck von 14,o6 kg/
cmz geleitet. Die stündliche Ölzufuhr je Volumteil Katalysator betrug 1,o Volumteil.
Sobald sich eine ausreichende Menge Hydrierungsprodukt angesammelt hatte, wurde
es als Verdünnungsmittel für die folgenden Hydrierungen verwendet. Den Cyclopentadiengehalt
des der Hydrierung zugeführten Öls hielt man stets auf 2o Volumprozent. Bei ständigem
Kreislauf der Produkte betrug der Cyclopentangehalt des Endproduktes annähernd 6o
Volumprozent.
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Erhalten Cyclopentadien ................. 99 1 Hydrierungsprodukte
. . . . . . . . . . . . 157 1 Cyclopentan ................... 941 Reinbenzol . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Das Benzol wurde während des Arbeitsganges
entschwefelt (Schwefelgehalt
0,0007 Gewichtsprozent) und enthielt etwa 5
°/° hochsiedende Bestandteile. Beispiel 2 Das Rohprodukt wurde in ein Gefäß eingetropft,
das in einem Ölbad auf 24o bis 25o° gehalten wurde. Dabei verflüchtigten sich die
leichten Endfraktionen und das Dicyclopentadien und hinterließen eine kleine Menge
eines gummiartigen Rückstandes. Die Dämpfe wurden aus dem Reaktionsgefäß durch ein
elektrisch beheiztes eisernes Rohr von 142,2 cm Länge und einem inneren Durchmesser
von 3,8 cm, das mit Stahlwolle beschickt war, durch einen wassergekühlten Kondensator
in ein Gefäß geleitet, das mit einem festen Kohlensäureabsorbens versehen war. Das
Material wurde bei zwei verschiedenen Temperaturen und in gestaffelten Mengen durch
das Rohr geleitet. Nachfolgende Tabelle zeigt die Eigenschaften des ursprünglichen
Materials und der verschiedenen Endprodukte.
Ausgangs- I. Lauf 2. Lauf 3. Lauf 4. Lauf |
produkt |
Versuchsbedingungen |
Rohrtemperatur ........................ - 21o° - 290-300° - |
Durchlaufmengen des Konzentrats ....... - 93 ccm/ 74
ccm/ 141 CCMl 233 ccml |
Stunde Stunde Stunde Stunde |
Volumteil Konzentrat,'Rohr-Volum;Stunde - o,186 o,148
0,282 0,466 |
Eigenschaften |
Spez. Gewicht bei 15° . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
0,9150 o,8845 o,8400 o,8400 0,838o |
Anfangs-Siedepunkt = C ................. 75,5 56 46 47 47 |
20/, ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. .... 79,1) 64 53 52,5 52,5 |
50/0 ab .............. . ........... 81,0 66,5 54,5
54 54 |
1o °/° ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . 84,0 68,5 55,5 55 55 |
2o0/, ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . 88,o 72 57,5 57 56,5 |
300/0 ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . 92,5 76,5 59,5 59 58,5 |
4o0/0 ab ............................... 98,o 8r,5 62,5 62
61 |
50°,.'o ab ................. . ............. 1o9,3 87
66 65,5 64,5 |
6o0;0 ab ............................... 153,0 94,5 70 70 69 |
7o0;0 ab ............................... 166,5 120 |
75 75 74.5 |
8o0,.'0 ab ............................... 167,5 167 8o
80,5 80 |
go°;'° ab ............................... 170,0 17o 9i
90,5 88,5 |
End-Siedepunkt ` C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. 174,5 176 173,5 175 1755 |
Bromzahl .............................. 212 221 252 249 26O |
726 g des aus Lauf 4 erhaltenen Produktes wurden destilliert. Die
Ausbeute an Dicyclopentadien betrug
271 g = 38 Gewichtsprozent. Dies beweist,
daß nahezu vollständige Depolymerisierung stattfand, da der Cyclopentadiengehalt
des ursprünglichen Materials 39 Gewichtsprozent betrug. Das erhaltene Gemisch wurde
wie vorher hydriert und Cyclopentan und Beinbenzol erhalten.
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Aus der Tabelle läßt sich ersehen, daß eine Ten_-peratur von 2Z4°
nicht genügt, um vollständige Depolymerisation unter den angegebenen Versuchsbedingungen
zu erzielen. Jedoch verlief die Reaktion vollständig bei allen gestaffelten Durchläufen,
bei denen eine Temperatur von 29o bis 3oo° angewandt wurde.