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Zimmerfahrstuhl mit Handantrieb für Körperbehinderte
Die Erfindung
bezieht sich auf einen Zimmerfahrstuhl mit Handantrieb für Körperbehinderte.
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Zweck vorliegender Erfindung ist es, Körperbehinderten, insbesondere
Gelähmten und Beinamputierten, die einen erheblichen Teil der Tageszeit in einem
Zimmerfahrstuhl sitzend zubringen müssen, durch entsprechende Ausgestaltung des
Stuhls in möglichst unbehinderter \N'eise die 1 ortbewegungsmöglicllkeit eines gesunden
Alenschen weitestgehend wiederzugeben und dabei die \ oraussetzungen zugleich dafür
zu schaffen, daß der Zimmerfahrstuhl eine bequeme Anpassungsfähigkeit an die körperlichen
Abmessungen und jeweiligen Behinderungen zuläßt, um Ermüdungserscheinungen, denen
der Körperbehinderte infolge der Beeinträchtigung seiner Bewegungsfähigkeit ausgesetzt
ist, möglichst gering zu halten.
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Die Erreichung des erfindungsgemäßen Zieles setzt einen durch Handantriel)
fahrbaren Zimmerfahrstuhl voraus. Die bekannten Zimmerfahrstühle, üblicherweise
als Krankenstühle bezeichnet, werden dem Zweck vorliegender Erfindung nicht gerecht,
da sie einerseits den körperlichen Verhältnissen des Benutzers nur wenig anpaßbar
sind, was vor allem darauf zurückzuführen ist, daß derartige Stühle fast ausschließlich
zu nur vorübergehendem Gebrauch gebaut wurden, während bei diesen Stühlen andererseits
auf die Erelung einer geringen Ermüdung des Benutzenden wenig Wert gelegt wurde.
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Der erfindungsgemäße Zimmerfahrstuhl ist demgegenüber gekennzeichnet
durch eine verstellbare Anordnung der mit den Körperteilen des Behinderten in bestimmungsgemäße
Berührung kommenden Stuhlteile, wie insbesondere der Rückenlehne, der Kopf-, Arm-
und Fußstützen, sowie durch eine Antriebs- und Lenkvorrichtung, deren Abstand vom
Stuhlsitz ebenfalls einstellbar ist. Zweckmäßig ist die Antriebs- und Lenkvorrichtung
in eine auf den Vorderrädern abgestützte Lenksäule eingebaut, deren Abstand vo:n
Stuhlsitz durch ein Paar übereinander angeordneter Verschieberohre veränderlich
einstellbar ist. In weiterer Ausgestaltung der Erfindung dient die Lenksäule auße
1 zur Aufnahme des Handgriffs für die Betätigung der Radbremse, in ihrem Innern
jedoch zur Hindurchführung des Kettenantriebs sowie der Lenkgestänge.
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Wenn es auch in anderem Zusammenhang bekannt ist, Einzelheiten eines
Stuhles, wie beispielsweise die Rückenlehne, schräg neigbar anzuordnen, so läßt
sich der erfindungsgemäße Zweck doch erst durch die gleichzeitige verstellbare Anordnung
der einzelnen Teile des Stuhles erreichen, wobei vor allem die waagerechte Verstellbarkeit
der Lenksäule dem Stuhlsitz gegenüber unumgänglich notwendig ist, weil es nur so
möglich ist, die Kraftanstrengung beim Vorwärtsbewegen des Stuhls auf das geringste
Maß herabzusetzen und somit unnötige Ermüdungserscheinungen zu vermeiden.
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Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten derselben werden an Hand
der Zeichnung beispielsweise näher erläutert. Es stellt dar Abb. 1 eine Gesamtdarstellung
des Zimmerfahrstuhls gemäß der Erfindung mit der Deutlichkeit wegen fortgelassener
Bremsvorrichtung, Abb. 2 eine Teilansicht gemäß Abb. I mit Bremsvorrichtung, Abb.
3 einen lösbaren Lenkgriff, Abb. 4 den oberen Teil der Lenksäule in vergrößertem
Maßstab und Abb. 5 eine Abdeckkappe des Lenksäulenoberteils.
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Der Rahmen des Zimmerfahrstuhls besteht aus Stahlrohren, die Sitzfläche
und die Rückenlehne aus Holz oder einem anderen geeigneten Werkstoff. Der obere
Teil I der Rückenlehne, welcher gegebenenfalls als Kopfstütze dienen kann, ist mit
Hilfe der in Bohrungen od. dgl. geführten Bolzen 3 und der Flügelmutter 4 in der
Höhe verstellbar. Durch den Handgriff 2 kann der Stuhl von hinten geschoben werden.
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Mittels der Haltestange j für die Rückenlehne, welche in Kulissen
6 gleiten kann, läßt sich durch Lösen und Wiederanziehen von Flügelmuttern die Rückenlehne
nach hinten in eine geneigte Lage zurückschwenken.
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Die beiden Armlehnen bzw. Armstützen 7, zweckmäßig aus Stahlrohr bestehend,
sind in den Brücken 8 maximal bis zu den Anschlägen 9 höhenverstellbar und in der
gewünschten Höhenstellung wiederum durch Flügelmuttern festzuhalten. Mittels der
seitlich angebrachten Handgriffe IO kann der auf der Sitzplatte ii Sitzende vom
Stuhl heruntergehoben und transportiert werden, ohne die Sitzplatte zu verlassen.
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Die Fußstützen I2, welche am unteren Ende der nach abwärts gerichteten
Streben I2' angebracht sind, können mit Hilfe der zwischengefügten Kugellager 12"
um die Strebenachse 12' geschwenkt werden, so daß die Winkelstellung der Füße verändert
und damit einer Ermüdung der Iiüße vorgebeugt werden kann.
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Mit I3 ist ein oberes und mit 14 ein unteres Verschieberohr bezeichnet.
Jedes Verschieberohr besteht aus zwei Teilen, die ineinandergesteckt sind und somit
eine Längsverschiebung gegeneinander zulassen. Je ein Teil der Verschieberohre ist
fest mit der Lenksäule 34 verbunden, während der andere Teil der Verschieberohre
unterhalb des Stuhlsitzes am Rahmen des Stuhls, vorzugsweise durch Schweißen, befestigt
ist. Die beiden Teile der zusammengesetzten Rohre I3, I4 lassen sich nach Lösen
entsprechender Flügelschrauben mehr oder weniger auseinanderziehen. Es ist so möglich,
die Lenksäule 34 und alle mit ihr verbundenen Teile des Antriebs, der Lenkung und
der Vorderräder einschließlich ihrer Bremsvorrichtung in veränderlichen Abstand
vom Stuhlsitz II zu bringen.
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Vorzugsweise erhält das obere Ausziehrohr I3 größeren Durchmesser
gegenüber dem unteren Ausziehrohr 14.
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Dem Antrieb dient beispielsweise ein im Lenkbügel I7 gelagertes Antriebsrad
I8, das je nach der Ausführung des umlaufenden Transmissionsgliedes, im vorliegenden
Fall eines Kettentriebes 23, also als Kettenrad, ausgebildet ist. Als Lagerung des
Kettenrades I8 dient eine Achse I9, die ihrerseits im Lenkbügel I7 gelagert und
mittels der an kleinen Schwungrädern befestigten Handgriffe 20 zwecks Fortbewegung
des Zimmerfahrstuhls in Umdrehung versetzt werden kann. Mit 22 sind Kugellager bezeichnet,
die eine Innenlagerung des Lenkbügels I7 sowie des an ihm sich anschließenden Lenkgestänges
27 in der durch die Teile I3, 14 gegen Drehung gesicherten Lenksäule 34 bilden.
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Während die Hinterräder 32 mittels der Kugellager 15 als einfache
Schwenkräder ausgebildet sind, sitzen die starren, d. h. nicht einzeln lenkbaren
Vorderräder 29, welche zweckmäßig aus Leichtmetall mit Vollgummibereifung bestehen,
ebenso wie das untere Kettenrad 33 auf der Innenachse 25, die von Außenachsen 24
umgeben ist. Die Relativdrehung zwischen Innenachse und Außenachsen vermitteln Kugellager
26, 28. Das untere Ende des Lenkgestänges 27 stützt sich auf der Außenachse 24 ab
und ist mit ihr beispielsweise durch vier Schrauben fest verbunden.
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Die Kette 23 vermittelt die Übertragung der Antriebsbewegung vom oberen
Kettenrad I8 zum unteren Kettenrad 33.
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Mit 2I ist ein an der Lenksäule angebrachter Zigarrenhalter bezeichnet.
Die Stahlbandschelle I6 ermöglicht eine räumliche Lagefixierung für kraftlos gelähmte
Beine. Wenn der Stuhl für Hüft- oder Knieversteifte Verwendung finden soll, erhält
der Stuhlsitz II eine, gegebenenfalls auch zwei entsprechende Aussparungen 30, um
ein besseres Geradesitzen zu ermöglichen, und es ist an der vorderen Stuhlveri strebung
eine ovale, z. B. im Querschnitt halbkreisförmige Schale 3I gelenkig angebracht,
um dem steifen Bein eine Führung zu geben.
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Abb. 2 zeigt im wesentlichen die Bremsvorrichtung bei einer Ausführungsform,
bei der die Räder 60 des Zimmerfahrstuhls. samt ihrer Achse 6I mittels der Backenbremse
45 feststellbar sind.
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Die bremse ist vorn an der Lenksäule 34 anmontiert; der von Hand
zu betätigende Bremsbügel 37 befindet sich in Höhe des Stuhlsitzes an leicht zugänglicher
Stelle. Mit 38 sind Gelenke, mit 39 Winkelstreben, mit 40 ist ein Gelenk, mit 41
das verlängerte Bremsgestänge, mit 42 ein weiteres Gelenk, mit 43 ein Halte- bzw.
Fiihrungsring für das Bremsgestänge und mit 44 eine als Stoßdämpfer wirkende Feder
mit 2 bis 4 kg Spannkraft bezeichnet. Die eigentliche Bremse 4 besteht aus einem
Metallrahmen mit einer Holzeinlage, außerdem können die wirksamen Flächen mit Kork,
Filz oder einem ähnlichen Belag versehen sein.
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Bei hochgehobenem Bremsbügel 37 ist die Bremse 45 freigegeben, bei
heruntergedrücktem Bremsbügel 37 ist die Bremse wirksam.
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Abb. 3 zeigt einen besonderen Lenkgriff in schematischer Darstellung.
Normalerweise erfolgen Antrieb und Lenkung des Stuhles gleichzeitig und gemeinsam
mit Hilfe des Kurbelhandgriffs 20 gemäß Abb. I. Das ist aber nachteilig, wenn der
Stuhl von einem anderen mit Hilfe des Handgriffs 2 geschoben wird, weil dann der
auf dem Stuhl Sitzende an sich zwar nur zu lenken braucht, notwendigerweise aber
die Rotationsbewegungen der Kurbelgriffe 20 mit ausführen muß. Um diese Armbewegung
zu vermeiden, kann auf den Lenkbügel I7 ein lediglich zum Lenken dienender Lenkgriff
35 mit seinem Handgriff 35' und seinen gabelförmigen Aufsteckteilen 35"leicht lösbar
aufgesteckt und durch Verschraubung rasch angebracht werden.
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Auf diese Weise wird das Mitbewegen der Hand mit den Kurbelhandgriffen
20 vermieden, die einseitig oder auch beiderseitig leicht abnehmbar gestaltet werden
können.
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Um ein Spannen der Kette 23 zu ermöglichen, ist gemäß Abb. 4 die
als Doppelwelle Ig ausgebildete Antriebswelle durch Langlöcher 46 des Lenkbügels
I7 hindurchgeführt und in ihrer Spannlage sowie in ihrer axialen Lage durch Kontermuttern
49 fixierbar. Löst man die Kontermuttern auf beiden Seiten, dann rutscht die Achse
19 nach unten, die Kette wird locker, und man kann die Kette bequem abnehmen, indem
man das Schloß aus der Kette zieht.
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Abb. 5 zeigt eine auf das obere Ende der Lenksäule aufsetzbare Schutzkappe
47.
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Mit dem neuen Krankenstuhl kann sich jeder Gehverhinderte im Zimmer,
im Garten od. dgl. vollkommen leicht und bequem fortbewegen, ohne mit dem ganzen
Körpergewicht durch Hand und Herschleudern des Oberkörpers den Stuhl erst in Bewegung
bringen zu müssen. Dadurch, daß alle Teile des Zimmerfahrstuhls den körperlichen
Verhältnissen des Behinderten bestens angepaßt werden können, wird auch bei vielfachem
Hand und Herfahren eine Vermeidung von Ermüdungserscheinungen erzielt, da jeder
Teil des Stuhles, vor allem auch die Lenksäule 34, mit der Antriebs-, Lenk- und
Bremsvorrichtung in bequemste Lage für den auf dem Stuhl Sitzenden einstellbar sind.
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PATENTANSPROCHE: I. Zimmerfahrstuhl mit Handantrieb für Körperbehinderte,
gekennzeichnet durch eine verstellbare Anordnung der mit den Körperteilen des Behinderten
in bestimmungsgemäße Berührung kommenden Stuhlteile (Rückenlehne, Kopf-, Arm- und
Fußstütze) und eine Antriebs- und Lenkvorrichtung zur Fortbewegung des Stuhles,
deren Abstand vom Stuhlsitz ebenfalls veränderlich einstellbar ist.