DE102015117484B3

DE102015117484B3 - Rollator

Info

Publication number: DE102015117484B3
Application number: DE102015117484.7A
Authority: DE
Inventors: Patentinhaber gleich
Original assignee: Individual
Current assignee: Individual
Priority date: 2015-10-14
Filing date: 2015-10-14
Publication date: 2017-01-19
Anticipated expiration: 2035-10-15
Also published as: WO2017063638A1

Abstract

Die vorliegende Erfindung betrifft einen Rollator (1), umfassend einen Rahmen (10) mit zwei Seitenteilen (10a, 10b), wobei die vorderen und hinteren Bereiche des Rahmens (10) durch jeweils mindestens ein Rad (11) gelagert werden und jedes Seitenteil (10a, 10b) mit einem Schiebegriff (12) versehen ist. Der erfindungsgemäße Rollator ist dadurch gekennzeichnet, dass die Schiebegriffe (12) zur Erzielung einer alternierenden Armbewegung und rotatorischen Mitbewegung des Oberkörpers gegen eine einen Widerstand aufbringende Einrichtung (13) an den Seitenteilen (10a, 10b) beweglich angeordnet sind.

Description

Technisches Gebiet
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Rollator nach dem Obersatz des Anspruchs 1, der sowohl in der alltäglichen Nutzung durch Senioren, in der medizinischen Rehabilitation als auch im Fitnessbereich Anwendung findet.
Stand der Technik
Aus dem Stand der Technik sind Rollatoren bereits hinlänglich bekannt. Diese umfassen in der Regel einen Rahmen mit zwei Seitenteilen, wobei die vorderen und hinteren Bereiche des Rahmens durch jeweils mindestens ein Rad gelagert werden und jedes Seitenteil mit einem Schiebegriff versehen ist. Derartige Rollatoren gehören als Gehhilfe zum Alltagsbild unserer Gesellschaft. Wir finden sie in vielfältiger Ausführung und mit unterschiedlichen Ausstattungsmerkmalen. Sämtlichen aus dem Stand der Technik bekannten Rollatoren ist gemein, dass sie ihre Entwicklung auf die Sicherheit und den zusätzlichen Komfort für den Nutzer richten und nicht auf eine Verbesserung oder zumindest einem Erhalt der Bewegungsqualität.
Um dem Anspruch eines ganzkörperlichen Gangmusters gerecht zu werden, findet sich in der Offenlegungsschrift DE 10 2007 015 106 A1 ein Gehwagen, der den natürlichen menschlichen Kreuzgang dadurch versucht zu trainieren, dass er durch zwei bis zu den Füßen reichende Armhebel Bewegungsabläufe ähnlich denen des Nordic Walking oder eines Crosstrainers ermöglicht. Aber auch hier kommt es nicht zu einer freien, natürlichen Gehbewegung, da mit diesem Gerät die Arme über einen Hebelmechanismus das seitengleiche Bein zurückhalten. Ein solcher Gehwagen ist für Menschen als Gehhilfe im Alltag gänzlich ungeeignet.
Die meisten Nutzer von Rollatoren benutzen diesen ohne fachmännische Einstellung des Gerätes bzw. ohne richtige Einführung, wie sie mit dem Rollator gehen müssen. Es zeigt sich ein Erscheinungsbild von Menschen, die sich mit nach vornübergebeugter Haltung auf dem Rollator abstützen, dadurch den Oberkörper fixieren und den komplexen Bewegungsablauf des Gehens auf den Unterkörper beschränken. Der Rollator vermittelt älteren Menschen ein Gefühl von subjektiver Sicherheit beim Gehen, bewirkt jedoch häufig eine Verschlechterung des Bewegungsablaufes. Ist der Rollator häufig nur als temporäre Gehhilfe angedacht, bleibt er häufig als Dauerlösung im Einsatz.
Aber auch bei korrekter Einstellung des Rollators und der richtigen Haltung am Gerät ist ein natürliches Gehen nicht möglich. Der Bewegungsablauf des Gehens zeichnet sich durch folgende Kriterien aus: Beim Losgehen gerät der menschliche Körper Schritt für Schritt unweigerlich in einen Zustand, den Fachleute als „Ein-Bein-Stützphase“ bezeichnen; und diese ist absolut instabil. Beim Ausschreiten schwingt nämlich das nach vorne bewegte Bein am Standbein vorbei, so dass der gesamte Körper um seine Längsachse rotiert. Bewegt sich das rechte Bein voran, gerät der Körper in eine Drehung nach links, beim linken Bein in eine nach rechts. Diese Rotation gleicht der Körper aus, indem der Arm auf der dem Schwungbein gegenüberliegenden Körperseite ebenfalls nach vorne gebracht wird.
Darstellung der Erfindung
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, einen Rollator zu schaffen, welcher die vorgenannten Nachteile ausräumt und der geeignet ist, der komplexen Bewegung des Körpers beim Gehen auch mit einem Rollator gerecht zu werden, indem Oberkörper- und Armbewegung wieder ermöglicht werden.
Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 in Verbindung mit den kennzeichnenden Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Rollator sind in den abhängigen Unteransprüchen angegeben.
Erfindungsgemäß ist ein Rollator der eingangs genannten Art dadurch gekennzeichnet, dass die Schiebegriffe zur Erzielung einer alternierenden Armbewegung und rotatorischen Mitbewegung des Oberkörpers gegen eine einen Widerstand aufbringende Einrichtung an den Seitenteilen beweglich angeordnet sind. Das erfindungsgemäße Widerstands- bzw. Dämpfungssystem erlaubt somit eine alternierende Armbewegung und leichte Oberkörperrotation und dadurch dem Nutzer einen natürlichen, ganzkörperlichen Gang.
Ohne Dämpfung der Schiebegriffe würde der Nutzer bei einer beweglichen Griffeinheit automatisch gegen den Rollator laufen, ohne ihn nach vorne zu bewegen. Ist die Dämpfung der Schiebegriffe zu stark, würde das bewirken, dass der Nutzer den Rollator zwar nach vorne, aber auch in einer Slalombewegung von rechts nach links bewegen würde. Die Schiebegriffe sind deshalb vorzugsweise derart in das Widerstands- bzw. Dämpfungssystem integriert, dass es dem Nutzer einen exakt dem Gewicht des Rollators entsprechenden Widerstand entgegensetzt. Auf diese Art kann der Rollator mit einer natürlichen Gehbewegung linear nach vorne geschoben werden. Das Prinzip „so wenig Unterstützung wie möglich und soviel wie nötig“ findet hier Anwendung und dient der Sturzprophylaxe bei älteren Menschen.
Der Vorteil des erfindungsgemäßen Rollators besteht darin, dass das Gehen als koordinativer, komplexer Bewegungsablauf auch mit dem Rollator weitestgehend erhalten bleibt und so die kognitiv-nervalen Reize gesetzt werden können. Die Fähigkeit, das Gleichgewicht im dynamischen Akt des Gehens zu finden, bleibt ebenfalls teilweise erhalten und kann am Rollator trainiert werden. Dies stellt einen wichtigen Aspekt bei der Sturzprophylaxe dar. Gleichzeitig beinhaltet das Trainieren des kompletten Bewegungsablaufs die Möglichkeit, sich im Einzelfall zukünftig auch ohne Rollator wieder fortbewegen zu können. Die Vorzüge gängiger Rollatoren wie bspw. das Sitzen auf dem Rollator und das Zuladen von Einkäufen bleiben erhalten.
Kurzbeschreibung der Zeichnungen
Weitere Ziele, Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten des erfindungsgemäßen Rollators ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnung. Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der Erfindung, unabhängig von der Zusammenfassung in einzelnen Ansprüchen oder deren Rückbeziehung.
In den Zeichnungen zeigen
1 den erfindungsgemäßen Rollator in einer bevorzugten Ausführungsform;
2 den Rollator in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform.
Ausführung der Erfindung
Wie aus 1 ersichtlich, umfasst der Rollator 1 einen Rahmen 10 mit zwei Seitenteilen 10a, 10b. Die vorderen und hinteren Bereiche des Rahmens 10 werden in dieser Ausführung durch ein vorderes Rad 11a und zwei hintere Räder 11b gelagert. Zudem ist jedes Seitenteil 10a, 10b mit einem Schiebegriff 12 versehen.
Die exakte Dämpfung soll vorzugsweise pneumatisch oder hydraulisch umgesetzt werden. Die Schiebegriffe 12 sind hierzu in den in 1 und 2 dargestellten Ausführungen zur Erzielung einer alternierenden Armbewegung und rotatorischen Mitbewegung des Oberkörpers gegen eine einen Widerstand aufbringende Einrichtung 13 mit einem pneumatischen oder hydraulisch beaufschlagten Dämpfungsmittel 130 an den Seitenteilen 10a, 10b beweglich angeordnet.
Die beiden Dämpfungsmittel 130 sind dabei über eine das Fluid oder Gas führende Leitung 131 vorzugsweise derart miteinander verbunden sind, dass eine zwangsweise, alternierende Bewegung der Schiebegriffe 12 erreicht wird. An der Leitung 131 ist vorzugsweise ein Einstellorgan 21 vorgesehen zwischengeschaltet, mittels dem der Grad der Dämpfung verändert werden kann.
Wie aus 1 ersichtlich, sind die Schiebegriffe 12 vorteilhafterweise an einer Führungsschiene 14 in Gehrichtung verschieblich gelagert. Die Führungsschiene 14 ist vorzugsweise ergonomisch gekrümmt und der natürlichen Armbewegung folgend, leicht nach innen gerichtet und weist auf seiner im Wesentlichen gesamten Länge ein Profil auf, welches einen Schlitten 18 mit Lagergehäuse aufnimmt.
Wie in 1 dargestellt, ist an den Seitenteilen 10a, 10b vorzugsweise jeweils ein teleskopierbares Verbindungsmittel 15 vorgesehen, das die Längenveränderung während des Verlaufs auf der Führungsschiene 14 kompensiert und an dem eine gelenkartige Aufnahme 19 zur Anordnung der Einrichtung 13 vorgesehen ist.
Ganz besonders bevorzugt sind die Führungsschienen 14 höhenverstellbar an den Seitenteilen 10a, 10b angeordnet. Hierzu sind die Führungsschienen 14 vorzugsweise an einem in eine an den Seitenteilen 10a, 10b vorgesehene Aufnahme 140 einschiebbaren Gestänge 20 angeordnet.
In der in 2 dargestellten Ausführungsform der Erfindung sind an den Seitenteilen 10a, 10b hebelartige und über die Einrichtung 13 dämpfungsbelastete Schiebegriffstangen 16 gelenkig angeordnet, über die der Rollator 1 gesteuert wird.
Die Schiebegriffstangen 16 sind über ein Kugelgelenk 160 mit dem Rollator 1 verbunden und können vorzugsweise teleskopartig auf die korrekte Höhe für den jeweiligen Nutzer eingestellt werden. An ihrem oberen Ende finden sich die Schiebegriffe mit integrierter Drehbremse 161.
Ganz besonders bevorzugt ist der Rollator 1 zusammenklappbar ausgestaltet. Hierzu sind die beiden Seitenteile 10a, 10b vorzugsweise mittels eines klappbaren Verbindungsgestänges 17 zusammenklappbar miteinander verbunden. Hierzu kann es vorteilhaft sein, eine ca. in der Mitte zwei sich ca. in der Mitte kreuzende und gelenkartig verbundene Diagonalstreben 171 zur Verbindung der beiden Seitenteile 10a, 10b vorzusehen.
In weiteren Ausführungsformen der Einrichtung 13 kann diese auch federbelastet sein, aus künstlichen Muskeln bestehen, mit Hilfe von Piezomotoren oder einem rotatorisch arbeitenden Getriebe, einer Wirbelstrombremse oder anderen Dauermagnetbremsen betrieben werden.
Der erfindungsgemäße Rollator 1 beschränkt sich in seiner Ausführung nicht auf die vorstehend angegebenen bevorzugten Ausführungsformen. Vielmehr sind eine Vielzahl von Ausgestaltungsvariationen denkbar, welche von der dargestellten Lösung auch bei grundsätzlich anders gearteter Ausführung Gebrauch machen.
Bezugszeichenliste

1: Rollator
10: Rahmen
10a, 10b: Seitenteile
11a: Vorderrad/-räder
11b: Hinterräder
12: Schiebegriff
13: Einrichtung
14: Führungsschiene
15: teleskopierbares Verbindungsmittel
16: Schiebegriffstangen
17: Verbindungsgestänge
18: Schlitten
19: Aufnahme zur Anordnung der Einrichtung
20: Gestänge der Führungsschienen
130: Dämpfungsmittel
131: Fluid oder Gas führende Leitung
140: Aufnahme für Gestänge der Führungsschienen
171: Diagonalstreben

Claims

Rollator (1), umfassend einen Rahmen (10) mit zwei Seitenteilen (10a, 10b), wobei die vorderen und hinteren Bereiche des Rahmens (10) durch jeweils mindestens ein Rad (11) gelagert werden und jedes Seitenteil (10a, 10b) mit einem Schiebegriff (12) versehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Schiebegriffe (12) zur Erzielung einer alternierenden Armbewegung und rotatorischen Mitbewegung des Oberkörpers gegen eine einen Widerstand aufbringende Einrichtung (13) an den Seitenteilen (10a, 10b) beweglich angeordnet sind.
Rollator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtungen (13) ein pneumatisches oder hydraulisch beaufschlagtes Dämpfungsmittel (130) umfassen.
Rollator nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Dämpfungsmittel (130) über eine das Fluid oder Gas führende Leitung (131) derart miteinander verbunden sind, dass eine zwangsweise, alternierende Bewegung der Schiebegriffe (12) erreicht wird.
Rollator nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schiebegriffe (12) an einer Führungsschiene (14) in Gehrichtung verschieblich gelagert sind.
Rollator nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass an den Seitenteilen (10a, 10b) jeweils ein teleskopierbares Verbindungsmittel (15) vorgesehen ist, das die Längenveränderung während des Verlaufs auf der Führungsschiene (14) kompensiert und an dem eine gelenkartige Aufnahme (19) zur Anordnung der Einrichtung (13) vorgesehen ist.
Rollator nach den Ansprüchen 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, dass dass die Führungsschienen (14) höhenverstellbar an den Seitenteilen (10a, 10b) angeordnet sind.
Rollator nach einem der vorangegangenen Ansprüche 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, dass an den Seitenteilen (10a, 10b) hebelartige und über die Einrichtung dämpfungsbelastete Schiebegriffstangen (16) gelenkig angeordnet sind, über die der Rollator (1) gesteuert wird.
Rollator nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Schiebegriffstangen (16) in ihrer Höhe teleskopartig einstellbar sind.
Rollator nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Seitenteile (10a, 10b) mittels eines klappbaren Verbindungsgestänges (17) zusammenklappbar miteinander verbunden sind.
Rollator nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtungen (13) a) federbelastet sind oder b) aus künstlichen Muskeln bestehen oder c) mit Hilfe von Piezomotoren oder d) einem rotatorisch arbeitenden Getriebe oder e) einer Wirbelstrombremse oder f) anderen Dauermagnetbremsen betrieben werden.