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Verfahren zum Färben und Bedrucken von Textilien Zur Erzielung echter
Färbungen und Drucke bedient man sich entweder des Prinzips der Farbstoffentwicklung
auf der Faser, das darin besteht, Farbstoffpigmente aus löslichen Farbstoffen auf
der Faser zu erzeugen, oder des Pigmentdruckes, mit Hilfe dessen fertige Farbpigmente
durch Bindemittel auf der Faser fixiert werden. Das Pigmentdruckverfahren hat den
Vorteil, daß die Ware nach dem Aufdrucken oder dem Aufklotzen der Pigmente und einem
anschließenden Trockenprozeß ohne weitere Nachbehandlung verkaufsfertig ist, daß
also die bei der Entwicklungsfärbung notwendigen Vorgänge des Dämpfens, Oxydierens
und Spülens fortfallen können. Die Bindemittel bestehen aus Naturharzen, Kunstharzen
oder Elastomeren, in denen die Pigmente ungelöst dispergiert sind. Auf der Faser
werden die Bindemittel durch Erhitzen unlöslich gemacht und haften auf den Geweben
fest, wobei sie die eingehüllten Pigmente fixieren.
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Um die gleiche Farbtiefe zu erzielen, sind größere Mengen Pigment
notwendig als von gelösten Farbstoffen. Dies ist besonders dort nachteilig, wo teurere
organische Pigmente verwendet werden.
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Gegenüber Drücken und Färbungen mit gelösten Farbstoffen zeigen Pigmentdrucke
bzw. Pigmentfärbungen mitunter den Nachteil einer verringerten Reibechtheit. Dieser
Umstand rührt zum Teil daher, daß diejenigen Pigmentteilchen, die aus der Oberfläche
oder aus Bruchstellen des Bindemittelfilms herausragen, durch das Reiben herausgebrochen
werden können, da ihre Verbindung mit dem Bindemittel nicht fest ist.
Schließlich
ist es schwieriger, Klotzfärbungen mit Pigmenten egal zu erhalten als Klotzfärbungen
mit gelösten Farbstoffen.
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Es ist bekannt, wasserlösliche Farbstoffe im Pigmentbindemittel zu
verwenden, und zwar hat man bei Bindemittelemulsionen, insbesondere beim Typ Wasser-in-01-Emulsion,
den Farbgeber in der wäßrigen Phase in Form von wasserlöslichen Farbstoffen untergebracht
(Amerikanische Patentschriften 2 323 871, 2 288 992). Wasserlösliche Farbstoffe
haben aber den Nachteil, aus den Geweben beim Waschen leicht auszubluten.
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l?s wurde nun gefunden, daß man diese Nachteile vermeiden und ebenso
echte Drucke wie mit Pigmenten, aber mit deutlich überlegener Reibechtheit und von
verbesserter Egalität erhalten kann, wenn man solche Farbstoffe verwendet, die in
Wasser unlöslich, aber in dem verwendeten Bindemittel löslich sind.
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Solche Farbstoffe finden sich unter den Acetatseiden-, Sprit-, Lack-,
Fett- oder Kautschukfarben. Ihre Auswahl richtet sich nach der chemischen Natur
des jeweils zur Anwendung gelangenden Bindemittels, z. B. sind für estergruppenhaltige
Bindemittel besondere Acetatseiden- und spritlösliche Farbstoffe, für kohlenwasserstoffartige
Bindemittel eher Farbstoffe mit längeren Kohlenwasserstoffresten geeignet, ohne
daß damit eine scharfe Abgrenzung gegeben sein soll. Zweckmäßig wird man sich bei
der Auswahl von einer praktischen Vorprüfung leiten lassen, die darin besteht, daß
man eine Löslichkeitsbestimmung für den in Aussicht genommenen Farbstoff bei gegebenem
Bindemittel ausführt. Anderseits kann man auch so vorgehen, <iaß man das Bindemittel
ohne Farbstoff aufdruckt und den Druck in die Lösungen oder Dispersionen verschiedener,
in Frage kommender Farbstoffe einlegt und das verschiedene Aufziehvermögen beobachtet.
Es darf dabei der Stoff nicht angefärbt werden und die bedruckten Stellen, die den
Farbstoff aufnehmen, müssen reibecht, waschecht und egal sein. Man kann dieses nachträgliche
Aufziehen von Farbstoffen auf Bindemittel ohne Farbgeber auch technisch zur Erzeugung
besonderer färberischer Effekte auf Geweben ausnutzen.
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Im allgemeinen aber wird man den Farbstoff im Bindemittel vor der
Herstellung der Druck- oder Färbepräparationen auflösen.
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Man kann die in Frage kommenden Farbstoffe aber auch in die fertigen
Druck- oder Färbepräparationen eintragen. Dabei ist es zweckmäßig, sie vorher zu
emulgieren oder in einem organischen Lösungsmittel aufzulösen, damit sie von dem
Bindemittel in der Druckpaste besser aufgenommen werden können und damit keine ungelösten
Teile übrig bleiben, die zu Reibunechtheiten Anlaß geben können.
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Als Bindemittel können im Sinn der vorliegenden Erfindung diejenigen
Naturharze, Kunstharze oder Elastomere Verwendung finden, die zum Binden von Pigmenten
geeignet sind und den Färbungen oder Drucken gutes Haftvermögen auf Geweben, weichen
Griff, gute Waschechtheit, gute Lichtechtheit und gute Reibechtheit verleihen. Als
Bindemittel seien genannt: Eialbumin, Leim, Gelatine, Leinöl, Nitrocellulose, Chlorkautschuk,
Celluloseäther u. dgl., ferner die synthetischen Polymerisationsharze, Polyvinylharze,
wie Polyvinylacetat, Polystyrol, Polyacrylester, oder Kondensationsharze, wie Phenolformaldehydharze,
Harnstofformaldehydharze, Melaminformaldehydharze, und Polykondensationsprodukte,
wie Polyamide, I'olyurethane, Polyester u. dgl. Sind die Filmbildner wasserunlöslich,
so können sie entweder in wäßriger Dispersion oder nach vorheriger Auflösung in
organischem Lösungsmittel in wäßriger Emulsion vom Typ Wasser in 0I oder öl in Wasser
verwendet werden. Sind die Produkte wasserlöslich, z. B. in Form ihrer Salze, so
müssen sie auf der Faser in den unlöslichen Zustand übergeführt werden, z. B. mit
Hilfe von Vernetzern. Beispielsweise kann man, wie schon früher vorgeschlagen wurde,
basische Gruppen in die obengenannten höhermolekularen Bindemittel einführen, so
daß sie in Form ihrer Salze löslich werden, und auf der Faser kann man sie dann
mit polyfunktionellere Verbindungen, die Gruppen tragen, welche mit Aminogruppen
reagieren, vernetzen.
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Man kann aber die höhermolekularen Filmbildner auch auf der Faser
selbst aus ihren Komponenten erzeugen, z. B. durch Polykondensation oder durch Polymerisation.
In diesem Falle wird man die wasserunlöslichen, im Sinne der Erfindung geeigneten
Farbstoffe in den Komponenten oder den monomeren Ausgangsmaterialien vorher lösen.
Beispiel i Ein aus Polyacrylsäurel>uty#lester und N-Methylpropylendiamin erhältliches
basisches Umsetzungsprodukt mit etwa i,6o/o basischem Stickstoff wird auf folgende
Weise angefärbt: Nach dem Abdestillieren des nicht umgesetzten Amins aus der Reaktionslösung
werden ioo g des zäh viskosen Rückstandes mit der gleichen Gewichtsmenge Butanol
verdünnt. In diese Lösung rührt man ioGewichtsteile eines Farbstoffes ein, den man
durch Umsetzung des Tetrasulfochlorids des Cu-Phthalocyanins mit Dibutylamin oder
Dihexylamin erhält. Nachdem die Lösung homogen tiefblau angefärbt ist, destilliert
man den Butylalkohol im Vakuum ab und wäscht den Rückstand mit heißem Wasser, um
Reste von unverbrauchtem Amin zu entfernen, dann versetzt man mit etwa io ccm Eisessig
und füllt mit Wasser auf 250 g auf. -Man erhält eine homogene viskose tiefblaue
Lösung, die mit Wasser klar verdünnbar ist.
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Zur Herstellung von Drucken mit dieser Lösung verfährt man etwa folgendermaßen:
In 35o Gewichtsteilen Traganthverdickung 65 : iooo werden Zoo Gewichtsteile der
oben beschriebenen 4oo/oigeii blau gefärbten Bindemittellösung eingerührt. Dann
werden 15 Gewichtsteile des aus Formaldehyd und Acrylnitril (Chem. Ber.8i, 527 [19481)
erhältlichen Umsetzungsproduktes (Triacrylformal) zusammen mit 435 Gewichtsteilen
Wasser eingerührt= iooo Gewichtsteile.
1)icse Druckpaste, die 8o
Gewichtsteile Bindemittel und 8 Gewichtsteile Farbstoff enthält, wird in üblicher
Weise vermittels eines Rouleaus auf ein Gewebe aufgedruckt. Man erhält einen klaren,
absolut reibechten, sehr licht- und waschechten Druck. Beispiele I?ine Druckpaste,
bestehend aus 35o Gewichtsteilen Traganthverdickung 65: 1000, Zoo Gewichtsteilen
einer wie im Beispiel i hergestellten, aber ungefärbten 4o%igen wäßrigen Lösung
des Acetats eines basischen Polyacrylsäurebutylesters, 15 Ge-@wichtsteilen Triacrylformal,
435 Gewichtsteilen Wasser, wird auf ein Baumwollgewebe in üblicher Weise aufgedruckt,
15 Minuten bei 12o° getrocknet und anschließend in einem Bad, das 2 % einer Mischung
aus 4o Teilen i-Amino-4-cyclahexylaminoanthrachinon-2-carlionsäureamidund 6oTeilen
eines Dispergiermittels und 3 % Marseiller Seife enthält, i Stunde bei 70° behandelt.
Die bedruckten Stellen nehmen dabei eine tiefblaue Färbung an, die sehr reibecht,
licht- und gut waschecht ist. Die spurenweise Anfärbung der unbedruckten Stellen
kann durch eine leichte Handwäsche entfernt werden.
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Während hei einem Druck mit einem Pigmentfarbstoff, z. B. Kupferphthalocyanin,
unter dem Mikroskop die einzelnen Pigmentteilchen im Bindemittel zu erkennen sind,
bietet der nach Beispiel 2 erhaltene blaue Druck unter dem Mikroskop eine vollständig
homogene Anfärbung des Bindemittels. Beispiel 3 In 5o Gewichtsteilen Traganthverdickung65
: 1000 werden 7o Gewichtsteile der gemäß Beispiel i hergestellten 400/öigen, blau
gefärbten Bindemittellösung und 5 Gewichtsteile Triacrylformal eingerührt und mit
875 Gewichtsteilen Wasser auf iooo Gewichtsteile aufgefüllt.
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Mit dieser Lösung wird ein beliebiges Gewebe auf einem Foulard geklotzt
und anschließend bei 120' getrocknet. Auf diese Weise erhält man Färbungen von hervorragender
Egalität, sehr guter Reib-, Licht- und Waschechtheit. Beispiel 4 In eine Lösung
von io Gewichtsteilen Harnstoffformaldehydharz 5o%ig in Butanol, 15 Gewichtsteilen
leinölmodifiziertem Alkydharz, io Gewichtsteilen Benzin und 7 Gewichtsteilen Butanol
werden 2 Gewichtsteile i, 4-Diaminoanthrachinon, dispergiert in 48 Gewichtsteilen
5%iger Seifenlösung, unter Zusatz von 2 Gewichtsteilen eines Dispergiermittels hineinemulgiert.
Die erhaltene viskose Paste wird in üblicher Weise auf ein Baumwollgewebe aufgedruckt
und 15 Minuten auf 15o° erhitzt. Man erhält einen sehr reibechten und lichtechten
Druck, dessen Reibechtheit gegenüber einem in gleicher Weise unter Verwendung eines
rotvioletten Pigments hergestellten Druckes deutlich überlegen ist. Beispiel s In35Gewichtsteilen
Traganthverdickung65 : iooo werden 5 Gewichtsteile Polyäthylenimin und 6 Gewichtsteile
Eisessig sowie 26 Gewichtsteile Wasser eingerührt, in dem 6 Gewichtsteile des Addukts
von Kaliumbisulfit an Hexandiisocyanat gelöst sind. Dann werden 2 Gewichtsteile
des Kondensationsproduktes aus N, N-a-Chloräthylbutyl-p-aminobenzaldehyd und Cyanessigsäureäthylester,
gelöst in 2o Gewichtsteilen Formamid, langsam eingerührt.
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Man druckt wie üblich auf ein Baumwollgewebe und erhält einen grünstichiggelben
Druck von guten Allgemeinechtheiten, insbesondere von einer vorzüglichen Reibechtheit.