-
Verfahren zum Zuführen von farbabstoßendem Mittel zum Formzylinder
in Flachdruckmaschinen Bekanntlich muß beim Drucken mit Flachdruckmaschinen, wie
lithographischen Druckmaschinen, ein farbabstoßendes Mittel angewendet werden, dessen
Aufgabe es ist, die Flächen des Formzylinders, die keine Druckfarbe empfangen sollen,
gegen diese unempfänglich zu machen. Hierfür wird meistens Wasser oder eine andere
Feuc,htungsflüssigkeit angewendet, die dein Formzylinder auf verschiedene Weise
zugeführt wird, z. B. durch ein sogenanntes Feuchtwerk, d. h. einen Satz Walzen,
dtire,welche die Feuchtigkeitszufuhr reguliert werden kann. Die Anwendung einer
Flüssigkeit als farbabstoßendes Mittel ist jedoch mit einer Reihe Nac,ht@eile behaftet,
da es in der Regel iii"ht verhindert werden kann, daß ein Teil der Flüssigkeit über
die Walzen hinaus in die Maschine herunterfließt.
-
Man hat daher seit langem sich bestrebt, flüssige farbabstoßende Mittel
zu vermeiden und versucht, den sogenannten lithographischen Trockenoffset zu erzielen.
Es sind viele Versuche zur Herstellung vor. Spezialdruckfarben gemacht worden, in
welchen der gewöhnlichen Druckfarbe ein farbabstoßender Stoff beigemischt ist, der
bewirken sollte, daß die Farbe sich während des Einfärbens nur auf dem atr Formzylinder
sich befindender. Druckbild absetzt. Als farbabstoßendes Mittel wurden verschiedene
Chemikalien, z. B. Calciumchlorid, angewendet. Diese Spezialfarbmischungen entsprachen
jedoch nicht den Erwartungen. Dies hat mehrere Gründe.
Es ist z.
B. notwendig; daß das farbabstoßende Mittel in einer solchen Zusammensetzung hergestellt
und so vollständig in der Farbe emulgiert wird, daß kein Ausscheiden, selbst bei
längerer Lagerung geschehen kann. Es ist jedoch sehr schwierig, diese Bedingung
zu erfüllen, wenn gleichzeitig darauf Rücksicht genommen werden soll, daß der prozentuale
Gehalt des farbabstoßenden Mittels auch von dem Charakter des Druckbildes abhängig
ist. Falls z. B. ein Druckbild große, ungefärbte Flächen enthält, z. B. einen sehr
kleinen Text auf einem großen Bogen Papier, ist viel farbabstoßendes Mittel und
nur sehr wenig Druckfarbe erforderlich, während umgekehrt ein Druckbild mit vielem
und dichtem Satz oder großen schwarzen Flächen viel Druckfarbe und nur wenig farbabstoßendes
Mittel fordert. Es hat sich demzufolge als sehr schwierig erwiesen, die fertiggemischten
Spezialdruckfarben anzuwenden, da es, wie es aus dem erwähnten Beispiel hervorgeht,
nicht möglich ist, eine bestimmte Farbenzusammensetzung für die verschiedenen Arbeiten,
die normal in der Flachdruckmaschine vorkommen, anzuwenden.
-
Der Zweck der vorliegenden Erfindung ist, diese Schwierigkeiten zu
vermeiden, und eine Möglichkeit für die jeweils notwendige Zufuhr von farbabstoßendem
Mittel zu erreichen, ohne Risiko dafür, daß dieses Mittel in die Maschine dringt
und Störungen schafft.
-
Bei dem Verfahren nach der Erfindung wird dies hauptsächlich dadurch
erreicht, da.ß das farbabstoßende Mittel getrennt in Pastenform zugeführt wird.
-
Unter Pastenform wird hier verstanden, daß das farbabstoßende Mittel
durch. Mischen mit geeigneten Trägerstoffen, z. B. Glycerin, und gegebenenfalls
Gelatinierungsstoffen, wie Tragant, in dickflüssiger bis zu starrer Form variieren
kann.
-
Die Zusammensetzung der Mischung kann weitgehend variiert werden;
beispielsweise wurde folgende Mischung als für den in Betracht kommenden Zweck geeignet
gefunden: 5o Gewichtsteile Glycerin, 8 Gewichtsteile Calciumchlorid, 5 Gewichtsteile
Kaliumphosphat, z Gewichtsteile Karbolsäure, 5 Gewichtsbeile Tragant.
-
Eine andere zur Ausführung des Verfahrens nach der Erfindung geeignete
Mischung ist: 5o Gewichtsteile Glycerin, 6 Gewichtsteile Kaliumphosphat, 6 Gewichtsteile
Calciumsilicat, 8 Gewichtsteile Tragant oder andere Gelsubstanz, i3o Gewichtsteile
Wasser.
-
Dadurch, daß die farbabstoßende .Paste dem Formzylinder für sich zugeführt
wird, was auf verschiedene Weise, z. B. durch ein besonderes Pastenwerk oder durch
das Farbwerk der Maschine geschehen kann, wird erreicht, daß die farbabstoßende
Paste in der jeweils erforderlichen Menge zugeführt werden kann, und es zeigt sich,
daß die: Paste durch diese Zufuhr imstande ist, eine ganz; dünne Schutzschicht zwischen
den nicht farbaufnehmenden Teilen der Oberfläche des Formzylinders und der Farbe
zu bilden. Diese Schicht ist so dünn, daß man kein Absetzen auf dem in der Maschine
angewendeten Druckpapier wahrnehmen 'kann, aber nichtsdestow,eriiger hat es sich
gezeigt, daß die Schicht imstande ist, einen wirksamen Schutz zu geben, und es hat
sich gezeigt, daß die Schicht nicht einmal durch Betriebspausen von langer Dauer
unbrauchbar wird.
-
Nach der Erfindung kann die Zufuhr von farbabstoßender Paste in Abhängigkeit
vom Charakter des Druckbildes geregelt werden, so daß man auf dieselbe Weise, wie
man bekanntlich die Farbzufuhr nach dem Charakter des Druckbildes regelt, erreichen
kann, daß die zugeführte Pastenmenge gerade genügt, die erforderliche Schutzschicht
auf den nicht farbaufnehmenden Teilen des Formzylinders in dem bestimmten Druckbild,
mit dem die Maschine arbeitet, zu bilden.
-
Nach der Erfindung ist es ferner möglich, die für die verschiedenen
Teile der Oberfläche des Druckzylinders in seiner Achsenrichtung notwendige Pastenmenge
zu bemessen. Dies ist von wesentlicher Bedeutung, da es oft vorkommt, daß das Druckbild,
z. B. an den Seiten, weiße Felder hat, und außerdem können auch an Stellen innerhalb
des eigentlichen Druckbildes verhältnismäßig große unbedruckte Areale sein, die
eine verhältnismäßig große Pastenzufuhr fordern, während der Rest des Druckbildes
weniger fordert. Nach der Erfindung 'wird daher die Zufuhr von Paste in der Achsenrichtung
des Formzylinders in Abhängigkeit von dem Charakter des Druckbildes variiert.
-
Eine Druckmaschine zur Ausführung des Verfahrens kann nach der Erfindung
so eingerichtet sein, daß das Farbwerk der Maschine außer der normalen Farbzufuhrvorrichtung
eine besondere Vorrichtung zur Zufuhr der farbabstoßenden Paste hat.
-
Diese besondere Zufuhrvorrichtung kann auf ganz dieselbe Weise wie
die Farbzufuhrvorrichtung eingerichtet sein, kann jedoch auch andere Formen annehmen,
da die Pastenzufuhr an verschiedenen Stellen im Farbwerk stattfinden kann. Bei einer
besonderen Ausführungsforen einer Druckmaschine nach der Erfindung kann die Pastenzufuhrvorrichtung
aus einer Anzahl nebeneinander in der Achsenrichtung der Maschine angebrachter Walzenpaare,
zwischen welchen Walzen die Paste zugeführt wird, sowie einer Transportwalze, die
die Paste von der einen Walze der Walzenpaare auf eine Walze im Farbwerk überführt,
bestehen. Die Walzen jedes Walzenpaares können nach der Erfindung zweckmäßig in
einem Rahmen gelagert sein, der Stellschrauben hat, mittels deren die Walzen mehr
oder weniger dicht gegeneinander eingestellt werden können, so daß man dadurch die
Pastenmenge regeln kann, die auf die Oberfläche der Walzen abgesetzt wird und von
da auf das Farbwerk übergeführt wird. Die getrennten, Walzenpaare erlauben somit
eine individuelle Einstellung der Pastenzufuhr in einer Anzahl Punkten längs des
Druckzylinders.
-
Da die Teile eines Druckbildes, die viel Farbe fordern, nur wenig
farbabstoßende Paste fordern und umgekehrt, besteht also Abhängigkeit zwischen
der
jeweils zu jeder Stelle des Formzylinders notwendigen Zufuhr von Druckfarbe und
farbabstoßender Paste, und nach der Erfindung können daher die Regulierungsmittel
der Farbzufuhr und der Pastenzufuhr so zusammengekuppelt sein, daß eine Verminderung
der einen eine Vermehrung der anderen und umgekehrt mitführt.
-
Zur näheren Erklärung der Erfindung ist in der Zeichnung schematisch
eine Druckmaschine nach der Erfindung dargestellt, indem Fig. i einen rein schematischen
Querschnitt des Farbwerks mit dazugehörenden Zufuhrvorrichtungen, und Fig.2 eine
Ausführungsform einer Zufuhrvorrichtung in Draufsicht zeigt.
-
Der eigentliche Formzylinder, der an seiner Oberfläche das Druckbild
trägt, ist mit i bezeichnet. Er wird mit Farbe durch das Farbwerk versehen, welches
aus einem Satz Walzen besteht, die zur Aufgabe haben, die Druckfarbe aus dem Farbenvorrat
zum Formzylinder in so gleichmäßig verteilter Form wie möglich zu überführen. In
der dargestellten Ausführungsform enthält das Farbwerk vier Walzen 2, die gegen
den Formzylinder i anliegen, und die vorzugsweise aus Kautschuk bestehen oder mit
Kautschuk überzogen sind. Diese Walzen empfangen Farbe von zwei Verteilerwalzen
3, d. h. Metallwalzen, die außer der drehenden Bewegung auch eine axiale hin und
her gehende Bewegung haben. Mittels der beiden Walzen 4 wird die Farbe auf die Walzen
3 von einer Farbwalze 5 übergeführt, der wiederum die Farbe durch eine Farbzuführvorrichtung
zugeführt wird, welche aus einer Walze 6, die mit der Walze 5 in Berührung ist,
und einer Transportwalze 7 besteht, die sich von einer Lage, wo sie mit der Walze
6 in Berührung ist, in eine Lage, wo sie mit einer Walze 8 in Berührung ist, die
direkt die Farbe von einem Farbenvorrat i i empfängt, bewegen kann. Dieser Vorrat
ist von einer Schiene 9 abgesperrt, die mittels einer Reihe Stellschrauben io in
variierendem Abstand von dem Umfang der Walze 8 eingestellt werden kann. Bei passender
Einstellung der Stellschrauben i o, die auf die erwähnte Schiene g wirken, kann
der Abstand so eingestellt werden, daß die jeweilig längs der Achsenrichtung der
Walze 8 erforderliche Farbmenge an der Oberfläche der Walze abgesetzt und von der
Transportwalze 7 auf die Walze 8 übergeführt wird.
-
Dies ist die normale Ausformung eines Farbwerks mit Farbzufuhrvorrichtung.
Nach der Erfindung ist eine besondere Zufuhrvorrichtung gleicher Art zur Zufuhr
der farbabstoßenden Paste hinzugefügt. Diese Zufuhrvorrichtung besteht aus einer
Walze 12, die gegen die Walze 5 anliegt, und einer Transportwalze 13, welche sich
zwischen Berührung mit der Walze 12 und Berührung mit der Walze 14 bewegen kann,
welch letztere Walze die Paste aus einem Pastenvorrat 17 empfängt, der von einer
Schiene 15 abgesperrt ist. Die Einstellung der Pastenzufuhr geschieht durch eine
Reihe Stellschrauben 16, die die Schiene 15 beeinflussen und dadurch diese in größeren
oder -kleineren Abstand von der Oberfläche der Walze 1 ¢ stellen.
-
Durch diese Konstruktion wird die Paste der Farbwalze 5 gleichzeitig
mit der Farbe zugeführt, und es zeigt sich, daß die Paste, wenn sie eine geeignete
Konsistenz hat, eine dünne Schicht an der Oberfläche der Farbwalzen bildet, und
sich automatisch auf die nicht farbtragenden Teile der Oberfläche des Formzylinders
legen wird. Die Konsistenz der Paste kann vorzugsweise ungefähr wie die Konsistenz
der Druckfarbe gewählt werden.
-
Eine andere Ausführungsform einer Pastenzufuhrvorrichtung ist rechts
in Fig. i und in Fig. 2 gezeigt. In dieser Ausführungsform besteht die Zufuhrvorrichtung
aus einer Reihe von Walzenpaaren, die aus Walzen 18 und i9 bestehen, zwischen welchen
die Paste aus einem Pastenvorrat 23 zugeführt wird. Die Walzenpaare sind je für
sich in einem Rahmen 20 gelagert, und mittels Stellschrauben 21 in dem Rahmen können
die Walzen mehr oder weniger dicht gegeneinander eingestellt werden, so daß die
Pastenmenge, die sich an der Oberfläche.der Walzen 18 und i 9 absetzt, dadurch geregelt
werden kann. Die Rahmen um die Walzenpaare sind in einer Reihe nebeneinander in
der, Achsenrichtung der Farbwalzen der Maschine angebracht, und mittels einer Transportwalze
22, die sich zwischen den Walzen 18 und der Walze 3 bewegt, wird die Paste von den
Walzen 18 auf die Walze 3 übergeführt. Durch geeignete Einstellung der Stellschrauben
21 kann die von den einzelnen Walzenpaaren abgegebene Pastenmenge nach der an der
betreffenden Stelle der Verteilerwalze 3 er. forderlichen Pastenmenge eingestellt
werden, so daß hierdurch eine Regelung der Pastenzufuhr nach dem Charakter des Druckbildes
erreicht werden kann.
-
Anstatt die Paste wie hier beschrieben auf die Verteilerwalze 3 oder
eine andere der Walzen des Farbwerks zu überführen, kann man es auch so einrichten,
daß die Paste direkt auf den Formzylinder i übergeführt wird. Zur Anwendung bei
einer solchen direkten Überführung kann das Pastenwerk auf dieselbe Weise wie ein
Farbwerk-geformt sein.
-
Die gezeigte und beschriebene K)nstruktion ist nur als ein Beispiel
zu betrachten und kann auf viele Weise geändert werden, ohne daß der Rahmen der
Erfindung überschritten wird. Beispielsweise kann zwischen den Einstellmitteln der
Schienen g und 15 eine Zwangsverbindung vorgesehen sein, die bewirkt, daß eine vermehrte
Farbzufuhr eine verminderte Pastenzufuhr und umgekehrt an derselben Stelle der Walzen
bewirkt.