DE831754C - Verfahren zur Herstellung von antibiotischen Stoffen - Google Patents

Verfahren zur Herstellung von antibiotischen Stoffen

Info

Publication number
DE831754C
DE831754C DER954A DER0000954A DE831754C DE 831754 C DE831754 C DE 831754C DE R954 A DER954 A DE R954A DE R0000954 A DER0000954 A DE R0000954A DE 831754 C DE831754 C DE 831754C
Authority
DE
Germany
Prior art keywords
neomycin
culture
nutrient solution
antibiotic
adsorbent
Prior art date
Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
Expired
Application number
DER954A
Other languages
English (en)
Other versions
DE1608688U (de
Inventor
Hubert Arthur Lechevalier
Selman Abraham Waksman
Current Assignee (The listed assignees may be inaccurate. Google has not performed a legal analysis and makes no representation or warranty as to the accuracy of the list.)
Rutgers Research and Educational Foundation
Original Assignee
Rutgers Research and Educational Foundation
Priority date (The priority date is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the date listed.)
Filing date
Publication date
Application filed by Rutgers Research and Educational Foundation filed Critical Rutgers Research and Educational Foundation
Application granted granted Critical
Publication of DE831754C publication Critical patent/DE831754C/de
Expired legal-status Critical Current

Links

Classifications

    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C12BIOCHEMISTRY; BEER; SPIRITS; WINE; VINEGAR; MICROBIOLOGY; ENZYMOLOGY; MUTATION OR GENETIC ENGINEERING
    • C12PFERMENTATION OR ENZYME-USING PROCESSES TO SYNTHESISE A DESIRED CHEMICAL COMPOUND OR COMPOSITION OR TO SEPARATE OPTICAL ISOMERS FROM A RACEMIC MIXTURE
    • C12P21/00Preparation of peptides or proteins
    • C12P21/02Preparation of peptides or proteins having a known sequence of two or more amino acids, e.g. glutathione
    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C07ORGANIC CHEMISTRY
    • C07HSUGARS; DERIVATIVES THEREOF; NUCLEOSIDES; NUCLEOTIDES; NUCLEIC ACIDS
    • C07H15/00Compounds containing hydrocarbon or substituted hydrocarbon radicals directly attached to hetero atoms of saccharide radicals
    • C07H15/20Carbocyclic rings
    • C07H15/22Cyclohexane rings, substituted by nitrogen atoms
    • C07H15/222Cyclohexane rings substituted by at least two nitrogen atoms
    • C07H15/226Cyclohexane rings substituted by at least two nitrogen atoms with at least two saccharide radicals directly attached to the cyclohexane rings
    • C07H15/234Cyclohexane rings substituted by at least two nitrogen atoms with at least two saccharide radicals directly attached to the cyclohexane rings attached to non-adjacent ring carbon atoms of the cyclohexane rings, e.g. kanamycins, tobramycin, nebramycin, gentamicin A2
    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C12BIOCHEMISTRY; BEER; SPIRITS; WINE; VINEGAR; MICROBIOLOGY; ENZYMOLOGY; MUTATION OR GENETIC ENGINEERING
    • C12NMICROORGANISMS OR ENZYMES; COMPOSITIONS THEREOF; PROPAGATING, PRESERVING, OR MAINTAINING MICROORGANISMS; MUTATION OR GENETIC ENGINEERING; CULTURE MEDIA
    • C12N1/00Microorganisms, e.g. protozoa; Compositions thereof; Processes of propagating, maintaining or preserving microorganisms or compositions thereof; Processes of preparing or isolating a composition containing a microorganism; Culture media therefor
    • C12N1/20Bacteria; Culture media therefor
    • C12N1/205Bacterial isolates

Landscapes

  • Chemical & Material Sciences (AREA)
  • Life Sciences & Earth Sciences (AREA)
  • Organic Chemistry (AREA)
  • Engineering & Computer Science (AREA)
  • Health & Medical Sciences (AREA)
  • Wood Science & Technology (AREA)
  • Biotechnology (AREA)
  • Genetics & Genomics (AREA)
  • Zoology (AREA)
  • General Health & Medical Sciences (AREA)
  • Biochemistry (AREA)
  • Bioinformatics & Cheminformatics (AREA)
  • Molecular Biology (AREA)
  • Microbiology (AREA)
  • General Engineering & Computer Science (AREA)
  • General Chemical & Material Sciences (AREA)
  • Proteomics, Peptides & Aminoacids (AREA)
  • Chemical Kinetics & Catalysis (AREA)
  • Medicinal Chemistry (AREA)
  • Tropical Medicine & Parasitology (AREA)
  • Virology (AREA)
  • Biomedical Technology (AREA)
  • Micro-Organisms Or Cultivation Processes Thereof (AREA)

Description

  • Verfahren zur Herstellung von antibiotischen Stoffen 1>1e vorliegende Erfindung befaßt sich mit antibiotischen Substanzen und Verfahren zu ihrer Herstellung. Insbesondere handelt es sich um ein neues und wirksain-es Antibioticum, das durch künstliche "Züchtung eines unten näher gekennzeichneten :%likroorganismus gewonnen werden kann. Dieser Organismus ist eine Spezies der Gattung Streptom_vces, d.li. er gehört zur Klasse der Actinomyces. 1)er Organismus kann auch als ein Stmptomycesstamin vom Typ des Streptomyces fradiae bezeichnet werden. Dieser wurde 1915 von Waksman (einem der Erfinder) und Curtis aus dem Erdboden isoliert. Er wurde damals .als Actinomyces Fradii bezeichnet, wird jedoch in letzter Zeit im Handbuch von Bergey als Streptomyces Fradiae aufgezählt. Der bei dieser Erfindung benutzte Stamm derartiger Organismen" der zum mindesten dem namentlich genannten Organismus stark ähnelt und der zur Herstellung des neuen Antibioticum, wie unten näher beschrieben, verwendbar ist, ist in der Rutgers. Universität; "Abteilutig . Mi'krobioldgie, Type-Culture-Abteilung, Type-Culture-Sammhzng hinterlegt «-orden. Er wird in der Amerikanischen Type-Culture-Sammlung auch unter der amtlichen Nummer 3535, die der Hinterlegung gegeben %%urde,--genannt. Er kann somit in bequemer und genauer Weise ,31s Streptomvces -7r.3535 zeichnet werden.
  • Unter den jetzt vielseitig verwendeten Antibiotica hat sich Streptomycin als ein besonders erfolgreiches chemotherapeutisches Mittel für die verschiedensten Zwecke erwiesen, und zwar auf Grund seiner Wirksamkeit gegen gram-negative wie auch gram-positive Bakterieg, _einschließlich .\-fycoliakterien. Es fand wirksame Anwendung in der Behandlung und Kontrolle gewisser Formen der menschlichen Tuberkulose. Es gibt jedoch-Stämme einiger Bakterien, die mehr oderweniger widerstandsfähig gegenüber dem Streptomycin sind" wobei insbesondere auffällig ist, daß diese Widerstandsfähigkeit irrgewissen Fällen sich erst bei längerer :Anwendung des Mittels entwickelt. Mit anderen Worten, ein oder mehrere resistente Stämme werden sich in einem solchen Fall in dem infizierten Orgnismus vielleicht entwickeln oder wachsen, was meistens der Fall ist, wenn die anfänglichen Behandlungsreihen nur teilweise Erfolg hatten. Es wird deshalb angenommen; daß ein Atiti@l>iobicum besonders wertvoll sein würde, wenn es die folgenden. wesentlichen Eigenschaften 1>esi@tzt: a) hohe Wirtksamkeit gegenüber gräiiinegativen Bakterien und Mycoba'kterien: b) Wirk--,eit gegenüber streptomycinresistenten Balk-> -anil, terienstämmen, insbesondere gegenüber säurebestän.digen Bakterien und c) geringe Giftwirkung gegenüber dem Tier. -Es wurde nun gefunden, daß der oben gekennzeichnete Organismus (Streptomyces N r. 3535) zur Herstellung eines vollkommen neuen und außerordentlich wertvollen antibakteriellen Stoffes verwendet werden (kann. Es handelt- sich um einen organischen ,Stoff, der sowohl chemisch als auch antibiotisch verschieden ist von äiideren 'Stoffen seiner allgemeinen Klasse, wie z. B. Streptomycin, Streptothricin, Grisein und Actinomycin.
  • Das neue Antibioticum, das Neomycin genannt wurde und der Einfachheit wegen auch in dieser E rfindungsllieschreil>ung so genantvt wird, ist deutlich dadurch gekennzeichnet, daß es in wesentlichem Umfang die oben genannten, wünschenswerten Eigenschaften besitzt, woraus sich sein außerordentlicher Wert ergibt. Seine antibakteriellen Eigenschaften werden unten ausführlicher beschrieben, jedoch soll- bereits hier bemerkt werden, daß dieser Stoff nicht nur Wirksamkeit gegenüber einerAnza'hl von streptomycinresistentenBakterienstämmen (einschließlich Mycobakterien) gezeigt hat, sondern auch die beim Wachstum sich entwickelnde Resistenz unter solchen Bedingungen weniger begünstigt, wo eine solche in Gegemvart eines anderen Antibioticum, wie Streptomycin, erwartet werden konnte. Mit anderen «Torten, bei der Untersuchung einer Zahl von Organ:ismentypen, unter denen sich gegen andere Antibiotica widerstandsfähige Stämme befanden, wurde kein wesentlicher Unterschied in der Empfindlichkeit gegenüber Neomycin bemerkt.
  • Das neue Antibioticum. \eomycin, wird so 'hergestellt, daß der Orgaiiisinus Streptomyces \r.3535 auf einem geeigneten \ älirboden in geeigneter \N'eise unter Luftzufuhr, entweder unbewegt (stationär) oder im Wege des sog. Tiefenwachstums, innerhalb der \ ä lirlösung (in diesem Falle unter Schütteln) kultiviert wird, worauf der Stoff, beispielsweise nach dem unten beschriebenen Verfahren. abgetrennt und gereinigt wird. Zu diesem Verfahren gehören auch verschiedene Verfahrensstufen der Adsorption, Zurückgewinnung durch Herauslösung, Ahscheidung von Verunreinigungen und Fällung. Auf diese `''eise 'hergestellt, erweist sich Neomycin als eine basische Verbindung (d.Ii. sie ist löslich in sauren Lösungen), die bei alkalischer Reaktion äußerst wirksam ist. Mit anderen Worten, die antimikrobische Wirksamkeit des \eomvcin neigt dazu. unter sauren Bedingungen beschränkt zti sein, scheint sich aber bei Annäherung an den \etitralpunkt zu verstärken und wird durch alkalische Reaktion des --\lediuiris deutlich begünstigt, was im Hinblick auf die allgemein alkalische Reaktion des Blutes von Vorteil ist. Der abgetrennte Stoff, (las \eomycin, ist leicht löslich in # Wasser, verdünnten Säurelösungen (z. B. verdünnter Salzsäure). wäßrigem Methanol und schwach sauer gestelltem Alkohol, wie z. B. _@thanol-Salzsätire- oller \letliaiiol-Anieisensäure-Lösungen, wie sie zur lIerauslösung des Streptomvcin aus Adsorptionsinitteln verwendet werden. \eomvcin ist in verschiedenen organischen Lösungsmitteln, wie z. B. Äther. Chloroform und Aceton, verhält iiisniäßig unlößlich.
  • \eomvcin hat sich. insbesondere bei neutraler oder schwach sauer oder alkalischer Reaktion, als wärmebeständig erwiesen und kann mindesten einige Minuten lang auf ioo° C erhitzt werden, _ohne daß seine Wirksamkeit zerstört wird. Auch in Lösung ist es l)emerkensivert beständig, es kann so z. B. einen Monat oder länger aufbewahrt werden. Lösungen von \eomycin wurden mindestens drei Monate lang sowohl hei Raumtemperatur als auch unter Kühlung gehalten, -#x-obei keine Beeinträchtigung seiner Wirksamkeit eintrat. Diese Beständigkeit ist ein deutliches Unterscheidungsmerkrrval gegenüber Stoffen wie Penicillin und Aureomycin, deren Lösungen in nach Tagen `bemessenen Zeiträumen stark abfallen. Bezüglich des _ltireomycin ist `bekannt, daß es sich in wenigen Tagen'ernstlich verschlechtert, selbst im gekühlten Zustand. Trocken, (l. h. im kristallinen oder anderen, fein 'verteilten Zustand. kann \eonivcin für sehr lange Zeiten. d. h. praktisch unbegrenzt. sicher aufbewahrt «-erden. Im Blut oder in Gegenwart von Serum oder anderen organischen Stoffen verliert es nicht seine Wirksamkeit.
  • Obwohl die genaue chemische Struktur des \eomvcin bisher nicht festgestellt wurde, so ergibt sich doch seine neuartige Zusammensetzung aus <ler einzigartigen Reihe von Eigenschaften, z. B. den vorstelietid oder an anderer Stelle dieser Beschreil>ung genannten Eigenschaften, wie auch aus dein antibiotischen Spektrum. Diese Eigenschaften \\erden als gcriiigend eindeutig angesehen, obwohl der Stoff bisher nicht in vollständig reiner Form hergestellt wurde und somit auch nicht einer :\nalvse unterworfen werden konnte. Es scheint jedoch, daß Neomycin nicht wie Streptomycin die \faltolreaktion gibt. Weiterhin gibt es auch nicht die Sakaguchireaktion auf monosubstituierte Guanidine, so claß das so nachgewiesene Fehlen einer (,uaiiidiri-Gruppe ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber verschiedenen Streptomycinformen darstellt.
  • Wie erwähnt wurde, ist das antibiotische Spektrum des Neomycin ein spezifisches und von ihm untrennbares Charakteristikum, d. h. wenn es zur Identifizierung gegenüber anderen an@tibiotischen Stoffen verwendet wird. Tatsächlich ist allgemein anerkannt, daß ein derartiges Spektrum, z. 1i. der bakteriostatischen oder ähnlichen Wirksanikeit oder L;nwitiksam'keit gegenüber einer Zahl verschiedenartiger Organismen, ein besonders wirksames Hilfsmittel ist, Stoffe dieser Art zu charakterisieren und zu identifizieren. Mit anderen \\'orten, jeder antibiotische Stoff zeigt ein klar lwstininiliares und eindeutiges Spektrum, durch welches er sich klar von anderen antibiotischen Stoffen unterscheidet, ohne daß die Notwendigkeit Iresteltt, solche Stoffe bezüglich ihrer absoluten \\'irksanilceit gegenüber einem spezifischen oder einem der vielen anderenOrganismen,gegen welche sie vielleicht verwendet werden, zahlenmäßig zu vergleichen. So besteht das Spektrum eines bestimmten .lntibioticum im wesentlichen aus )'unkten von verhältnismäßig starker oder schwacher Wirksamkeit (oder Unwit#ks-amkeit) jeweils gegenüber verschiedenen spezifischen Organismen. wobei die Witiksamkeit nur in der gegenseitigen Beziehung gemessen ist. Solch ein Spektrum kann graphisch oder tabellenmäßig dargestellt werden, und das Bild oder die Foren dler sich ergebenden Kombination aus Höhen und Tiefen ermöglicht sozusagen die positive Identifizierung des Stoffes Lind die Feststellung seiner chemischen und anti-1riotischen Natur.
  • Fin typisches Neomvcinspektrum im Rahmen der hier durchgeführten Versuche ist unten im einzehnen wiedergegeben. Auf einige Merkmale soll hier schon 'hingewiesen werden. Im allgemeinen und mit 1iezug auf die bisher durchgeführten Be-Stimmungen ist zu sagen, daß hTeomycin ein SIrc@ktrum zeigt. das \\'irksamkeit gegenüber densellKii wichtigen Bakterien (einschließlich Mycohäkterien), auf welche auch Streptomycin einwirkt, und Unwirksamkeit gegeniil)er Fungi, wiederum entsprechend der relativen Unwirksamkeit von Strel>trnrivcin gegenüber solchen Organismen, umfal3t. Infolgedessen unterscheidet sich Neomycin auf (rund seines antibiotischen Spektrums von anderen Stoffen, wie z. B. Streptothricin, Actinomycin, Grisein, Penicillin, Clavacin, durch die meisten der allgemeinenKennzeichen, durch welche sich auch Streptomycin von ihnen unterscheidet. Das Neomycinspektrum enthält auch Wirksamkeitspunkte bezüglich einer Zahl von Organismen, die gegenüber Streptomycin unempfindlich sind. Diese Stellen des Spektrums, welche also die Unterscheidung gegenüber Streptomycin ' ermög= liehen, werden durch streptomycinresistente Stämme von E. Coli und M. Tuberculosis und durch den sog. BodenheimerschenOrganismus dargestellt.
  • Der Organismus, der zur Herstellung von Neornycin verwendet wurde, wurde aus dem Erd-1)oden isoliert. Wie erwähnt, gehört er zu den Actinomyceten, ist zum mindesten nahe verwandt mit Streptomyces fradiae und ist Streptomyces N'r. 3535 genannt worden. Er ergibt eingelblich bis bräunliches Wachstum auf synthetischen und organischen Nährböden,, jedoch kein lösliches Pigment. Er ,gehört demnach zu der nichtchromogenen Gruppe. Er erzeugt leicht, insbesondere auf synt'hetisc'hen Nährböden, ein Luftmycel, das weiß bis rosenrot, seeinuschelrosa oder rosa pigmentiert ist. Die Farbe des Mycels !kann, entsprechend der Ridgwavschen Farbenbezeichnung, offenbar als ein helles Weinbraun bezeichnet werden. Aus Beobachtungen hat sich auch ergeben, daß die Sporenfäden gewöhnlich gerade sind und nur -auf gewissen Nährböden Spiralen bilden.
  • Wie ollen bereits erwähnt, wird der neue ant,ibiotische Stoff durch Kultivierung des genannten Organismus unter künstlichen Bedingungen, erzeugt. z. B. nach Impfung eines geeigneten Nährbodens mit Sporen des Organismus oder mit innerliall) der 'Nährlösung entstandenen Gewächsen. Aus den experimentellen Arbeiten scheint s'ic'h zu ergeben, daß beträchtliche Änderungen in der Zusam:mensetzung der Nährlösung möglich sind, insbesondere solange geeignete organische und anorganische Bestandteile vorhanden sind, die dlas Wachstum des Organismus begünstigen und die Bildung des Antibioticum anregen. Anscheinend werden die besten Ergebnisse erhalten, wenn die Kultur in einer Nährflüss-igkeit erzeugt wird, die eine geeignete Stickstoffquelle, ein Kohlehydrat und organische oder mineralische Stoffe, wie z. B. Natriumchlorid und andere, unten beschriebene Stoffe enthält. Im folgenden werden die Arten von Bestandteilen, die mit Vorteil der Kulturnährlösung hinzugefügt werden können, im einzelnen aufgezählt.
  • I. Ein Pepton oder ein verdautes Protein. Gewöhnliche Peptone oder Proteinabbauprodukte, wie z. B. Kaseinhydrolysate, scheinen zu genügen, jedoch wurden bessere Ergebnisse mit Stoffen wie z. 13. Sojabohnen-Pepton erzielt. Vorteilhaft verwendet man einen derartigen Bestandteil im Verhältnis von beispielsweise 1o bis 20g je Liter der Nährflüssigkeit. Dieser Bestandteil scheint für die Erzeugung des Antibioticum besonders wichtig zu sein.
  • 1I. Fleischextrakt oder ein ähnlicher Stoff, wie z. B. Hefeextrakt, in einer Menge von etwa 3 bis 5 g je Liter. Obgleich angenommen wird, daßdieser Ikstandteil von -verhältnismäßig geringer Bedeutung ist und in einigen Fällen sogar entbehrlich ist, so scheint er doch am gewünschten Ergebnis wesentlich beteiligt zu sein. Dieser Bestandteil kann als Extr@aktnährstoff bezeichnet werden.
  • 111. Kohlenhydrate, vorzugsweise in der Form von Glucose oder einem ähnlichen Zucker, wie z. B. Staltose. Glucose o. dgl. kann z., B. in einer Menge von 5 bis iog je Liter verwendet werden. Sie scheint in erster Linie für ein gutes Wachstum deb Organismus nützlich zu sein, obwohl sie für die Erzeugung von Neomycin im eigentlichen Sinn nicht unbedingt wesentlich erscheint.
  • IV. Bestimmte mineralische Elemente, insbesondere wenn diese sich in dem zur Bereitung des Nährmittels oder der Brühe verwendeten Wasser als fehlend erwiesen haben. Ein anscheinend besonders wichtiges Element ist Zink .in Form eines Zinksalzes,, wie z. B_ Zinksulfat, und zwar in verhältnismäßig geringer Menge, z. B. von ungefähr io je Million. Anscheinend ist auch Natriumchlorid ein äußerst wünschenswerter Bestandteil, und zwar in einer Menge von etwa 5 g je Liter.
  • V. Wasser, üblicherweise in Form gewöhnlichen Leitungswassers. Während zwar destilliertes Wasser, nachdem ihm z. B. ein Zinksalz, wie oben erwähnt, zugefügt wurde, ebenfalls verwendet werden kann, so hat sich doch Leitungswasser, das eine Spur gebundenen Zinks natürlicherweise enthält, als vollkommen geeignet erwiesen, wobei mineralische Zusätze außer Salzen, wie z. B. N atriumchlorid, unnötig sind.
  • Bai Verwendung eines Nährbodens der vorstehend beschriebenen Art, der sämtliche fünf der aufgezählten Bestandteile enthält, ist es zwec'kmäßig,,den PH-Wert mit Na 0Hauf etwa 7 oder 7,2 einzustellen. Olnwohl es auch möglich ist, in einem sauren Medium, z. B. bei einem pH-Wert von 6, zu beginnen, zeigt doch die Erfahrung, daß .sich dann die Bildung des Antibiotioum wesentlich verzögert und daß eine Erhöhung der Azid'ität die Zerstörung des Organismus zur Folge haben kann. Tatsächlich scheint Glucose o. dgl. dazu zu neigen, eine Erhöhung der Azidität und infolgedessen eine Verzögerung der Neomycinbildung zu bewirken oder zu begünstigen. Diese Wirkung der Glucose konnte durch Verwendung von Pepton .in verhältnismäßig großen Mengen, d. h. entsprechend der oberen Grenze des vorstehend angegebenen Mengenbereichs, beseitigt werden. Eine Mil&rung der ungünstigen Wirkungen der Glucose bei der Erzeugung des Antibioticum kann auch, zum mindesten teilweise, dadurch erzielt werden, daß man die Glucosemenge vermindert, vorzugsweise durch Vergrößern der Peptonmenge, wie vorstehend gesagt, oder daß man, ein Neutralisierungsmittel, ,wie z. B. Calziumcarbonat, besonders hinzufügt. Im letzten Fall hat Calziumcarbonat den weiteren Vorteil', daß es selbständig neutralisiert. Obwohl es auch möglich ist, d'aß andere Stoffe, wie z. 1i. Natriumcarlionat, verwendet werden können, so erweist es sich dann doch als erforderlich, diesen Stoff täglich oder anderswie regelmäßig weiter zuzufügen, um die für die Erzeugung des AntibioticumgünstigenBedingungen aufrechtzuerhalten.
  • Bei Verwendung von Nährböden der vorstehend genannten oder einer gleichwertigen Art kann Neomycin in stationären oder bewegten Kulturen erzeugt werden. Im Falle der stationären Kulturen gilt zur Zeit, daß eine befriedigende _lusbeute ,des Antibioticum eine Bebrütung bei Raumtemperatur, z. B. innerhalb 22 bis 28° C, während einer Zeit von 7 bis 12 Tagen erfordert. Bei stationären Kulturen sollte der Nährboden sehr dünnschichtig sein. Selbst in diesem Fall neigen die Sporen des Organismus dazu, abzusinken, d.h. unterzutauchen und somit für die Erzeugung cjes Antibioticum auszufallen. Anscheinend ist dieser Organismus durch eine gewisse Schwere oder ein größeres spezifisches Gewicht gegenüber Organismen, wie Streptomyces griseus, ausgezeichnet, welch letzterer weniger Schwierigkeiten bei der Bebrütung stationärer Kulturen 'bereitet. Bessere Ergebnisse sind erhältlich, wenn man ,den Nährboden etwas dicker macht, z. B. durch Hinzufügen von 1/,1 bis 1/2% Agar, wodurch eine halbfeste oder halbflüssige Beschaffenheit erzielt wird. Bei Verwendung dierart modifizierter Nährböden scheint der Organismus einen geeigneten Halt zu haben, so daß die Kultur an der Oberfläche als Häutchen wächst, wobei sie die für die Ausbildung des antibiotischen Stoffes erforderliche Luftmenge erhält.
  • Eine beträchtlich schnellere Behütung zwecks Erzielung einer befriedigenden ?@Teomycinausbeute kann mit geschüttelten Kulturen erzielt werden, d. h. unter Verwendung von verhältnismäßig tiefschichtigen Nährböden, die in geeigneter Weise zwecks wirksamer Belüftung geschüttelt werden. Beispielsweise erwiesen sich 3 his 5 Tage hei einer Temperatur von etwa 25@ C für eine gute Erzeugung als ausreichend. Der Temperaturbereich wird vorzugsweise zwischen 22 und 28° C gehalten. Es scheint, daß, um beste Ergebnisse zu erzielen, das Ausmaß der Schüttelurig oder genauer der Belüftung ziemlich sorgfältig geregelt werden sollte. Die Erfahrung zeigt, daß das-'heftige Schüttelverfahren, das gewöhnlich zur Herstellung von Streptomycin mittels S.-griseus-Kulturen angewendet wird, hei _@nw-enciung auf Kulturen von Streptomyces N r. 3-335 unter Umständen keine guten Neomycinausbeuten liefert. In solchen Fällen wurde eine Ausbeuteverbesserung, und zwar tatsächlich bis zu einem Optimum, dadurch leicht erzielt, daß die Scliüttelgescliw-in digkeit herabgesetzt oder daß eine geringe 11eiige Agar (etwa 1/, bis i o/0) zur Verminderung der Luftdurchdringung hinzugesetzt wurde. --Mit Agar verdickt man zwar den Nährboden, aber vorzugsweise nicht über einen halbflüssigen Zustand hinaus. 1:s ist natürlich äußerst wichtig, daß man erhebliche Luftmeligen den Nährboden durcli,dringen läßt. z. h. während ctes Schüttetns. Ob-,volil es unmöglich ist, die erforderliche Luftmenge oder Belüftung quantitativ zli bestimmen, so ist doch in der Praxis, evtl. nach einigen einfachen Versuchen. die Durchführung der Belüftung bis zu dem gewünschten Punkt eine sehr einfache :\iigelegetilieit, und zwar im Hinblick auf (lie oben gegel)etie Erläuterung der in Frage kominenden Faktoren. Obwohl die obengenannten Be-I)riitutigszeiten den bei der experimentellen Durchführung der Erfindung gefundenen optimalen. Zeiten entsprechen, so können doch auch andere Zeiten in Einzelfällen verwendet werden oder erforderlich sein. Zum Beispiel hat die Erfahrung in der Technik der Erzeugung von Antibiotica allgemein gezeigt, daß die Bebrütungszeit wesentlich verringert werden kann durch Anwendung von verhältnismäßig viel Impfstoff.
  • Obwohl verschiedene Verfahren zur Abtrennung des antibiotischen Stoffes aus der Kulturbrühe und zur anschließenden Reinigung angewendet werden können, so sollen hier doch gewisse Verfahren, die sich als besonders bequem erwiesen haben, einleitend genannt werden. Allgemein gesehen umfaßt <las Verfahren Adsorptions- und Herauslösungsstufen, einschließlich zusätzlicher Reinigungsverfahren, und kann ;ewiinschtenfalls auch auf die chromatographische Trennung ausgedehnt werd. Man kann so verfahren, daß die Kulturnährflüssigkeit nach der gewiimschten Bebrütungs,zeit filtriert und das Filtrat mit einem geeigneten Adsorptionsmittel, wie z. B. aktivierter Holzkohle oder einer anderen Aktivkohle, die Neomycin adsorbiert, behandelt wird. Nach Abtrennung des Adsorbats, d. h. der Kohle, kann dieses mit Äthanol, welches 2'/o HC1 enthält, oder mit einem anderen, sauer gestellten Alkohol, wie z. B. Meth-anolameisensäure, behandelt werden, um das Antibioticum herauszulösen. In den sich anschließenden Reinigungsverfahren kann die Adsorption und Herauslösung wiederholt werden, worauf das Antibioticum schließlich mit einer organischen Flüssigkeit, wie z. B. Aceton, gefällt, gewaschen und bei geeigneter, mäßiger Temperatur getrocknet wird.
  • Abweichend hiervon kann die erste Adsorption des Neomy@cin auch mit einem adisorbierendenMittel der Zeolitklasse, d. h. einem Kationenaustauscher, bewirkt werden. In einem solchen Fall (wie auch, wenn Kohle zum Adsorbieran des Neomyci.n verwendet wird) kann flach der Filtration eine Vorbehandlurng der Kulturnährflüssigkeit eingeschaltet werden, die darin besteht, daß diese stark angesäuert und mit aktivierter Kohle versetzt wird, um Verunreinigungen zu adsorbieren, wobei zu bedenken ist, daß Neomycin unter stark sauren Bedingungen nicht adsorbiert wird. Vor Anwendiung des Adsorptionsmittels der Zeolitklasse (oder in ähnlicher Weise, wenn ein Kohleadsorptionsmitte.l nach der Vorreinigung verwendet wird) isollite der PH-Wert des Filtrats, das nach der Abtrennung des die Verunreinigungen enthaltenden Adsorptionsmittels vorliegt, zunächst auf einen annähernd neutralen Wert gebracht werden. Das Anti,bioticum wird dann durch Behandlung mit dem genannten Adsorptiornsmittel adsorbiert, das Neomycin enthaltende Adsorbat wird abfiltriert und zur Abtrennung des Antibioticum einer Herauslösungsbehandlung unterworfen. Bei Verwendung eines Adsorptionsmittels derZeolitklasse kann; die Herauslösung mit einer Ammoniumc'hloridlösung durchgeführt werden. Die so gewonnene Flüssigkeit, in der das Antibioticum gelöst ist, kann darauf weiteren, aufeinanderfo'genden Adsorbierungs- und. unterworfen werden. Schließlich folgen geeignete Verfahren zur Fällung, Abtrennung und Trocknung des gewünschten wirksamen Stoffes, nämlich des Neomycin.
  • Es wurde gefunden, daß Neomycin, das z. B. nach diesem Verfahren hergestellt ist, ein bem-prkenswert breites antibiotisches Spektrum besitzt. Es zeigt äußerst wertvolle Wirksamkeit sowohl gegenüber gram-positiven als auch gramnegativen Bakterienwie auch ausgezeichneteWirksam'keit gegen Mycobakterien sowohl des streptomycinempfindlichen als auch dies streptomycinresistenten Typs. Weiterhin wurde in Versuchen mit Arten, die mit Streptomycin entgegengesetzte Ergebnisse zeigten, gefunden, daßsich eine geringere Resistenz gegenüber Neomycin unter den geprüften Organismen entwickelt. Diese Ergebnisse scheinen auf die beschränkte Zahl von Stämmen solcher Organismen hinzuweisen, die gegenüber Neomyciri spezifisch resistent sind, zum Unterschied von Streptomycin.
  • Die folgende Tafel stellt ein antibiotisches Spektrum des Neomycin im Vergleich zu solchen des Streptomycin und Streptothricin dar. Pür Neomycin wurden die Bestimmungen nach dem Agarstreifenverfahren (d. h. einem Agarplattenverdürmungsverfahren) mit dem isolierten antibiotischen Stoff durchgeführt, der nach dem Verfahren des unten ausgeführten, speziellen. Beispiels hergestellt worden war. Die spezifischen Wirksamkeitswerte dieser Tafel sollten natürlich in dem Bewußtsein gelesen werben, daß die Bestimmungen durch weitere Reinigung des Antibioticum verbessert oder in anderer Weise graduell beeinträchtigt werden können, und insbesondere, daB unterschiedliche Stämme der verschiedenartigen Testorganismen einige Unterschiede in der Wirksamkeit zeigen können. Es ist jedoch anzunehmen, daß das Spektrum im ganzen. genommen durch solche Abweichungen nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Wenn es sich albgemein um die Identifizierung des Antibioticum mittels seines Spektrums handelt, darin erscheint es weiterhin verständlich, daß es von uniwesentlicher Bedeutung ist, die absoluten Wirksamkeiten .des Neömycin einerseits und des Streptomycin oder Streptothricin andererseits zu vergleichen, d. h. für einen Miebigen Organismus, dem gegenüber Neomycin und einer oder beide der genannten Antibiotica wesentlich wirksam sind. Die hauptsächliche Bedeutung des Spektrums liegt darin, für jeden Stoff die allgemeine Verwandtschaft der verschiedenen Wirksamkeiten und Unwirksamkeitern aufzuzeigen. Es muß jedoch bemerkt werden, daß Neomycin nach der bisherigen Erfahrung ein hochaktiver und wirksamer Stoff ist. Dies erlaubt seine vollständige Ausnutzbarkeit und erleichtert, falls er zur Behandlung verschiedener Infektionen benutzt werden soll, seine tatsächliche Anwendung.
    Tafel I
    Antibiotisches Spektrum von rohem Neomycin im Vergleich zu solchen von rohem Streptomycin und
    Streptothricin (ausgedrückt in Verdünnungseinheiten je Gramm des rohen Präparates, die erforderlich
    sind, das Wachsen der Testorganismen zu verhindern)
    Neomycin Streptomycin Streptothricin
    Nr. Organismus mal iooo mal iooo mal iooo
    1 Bacillus subtilis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150-750 12J5 125
    2 Bacillus mycoides ..... . ...... . ....... 20-150 20 < 0,8
    3 Bacillus cereus . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..... 20-6o 30 < o' s
    Staphylococcus aureus,................ 100-250 15 50
    5 Sarcina lutea......................... 10 100 3715
    6 Escherichia coli SS .................. 25 25 25
    7 Escherichia coli RS .. ................ 20 0 wirksam
    8 Pseudomonas aeruginosa . . . . . . . . . . . . . . 2,5 1 < o,8
    9 Proteus vulgaris ..................... 25 10 12,5
    io Bodenheimers Organismus ............ 15 o wirksam
    11 Serratia marcescens .................. 20 25 1,2
    12 Mycobacterium tuberculosis
    hominis 607 (SS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80-250 wirksam wirksam
    13 Mycobacter ium tuberculosis
    hominis 6o7 (RS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50- 150 unwirksam wirksam
    14 Mycobacterium avium . . . . . . . . . . . . .... 50-150 wirksam wirksam
    15 Mycobacterium ranae . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 wirksam wirksam
    16 Mycobacterium phlei ................. 30o Zoo 12,5
    17 Trichophyton metagrophytes . . . . . . . . .. < 0,3 < 0,3 wirksam
    18 Cryptococcus albicans ................ < 0,3 < 0,3 wirksam
    i9 Penicillium notatum . . .. . . . . . .. . . . .. . . < 0,3 < 0,3 wirksam
    ,In der@obi.gen Tafel und an anderen Stellen dieser Beschreibung bedeutet das Symbol SS einen streptomvcinempfind'lichen Stamm und RS einen streptomycinresistenten Stamm. Es ist zu beachten, daß die Hinweise auf Verdünnungseinheiten, dargestellt durch die in jedem Fall mit iooo multiplizierten "Zahlen der Tafel, zum Ausdruck bringen, wie oft eine Wirksamkeitseinheit des betreffenden. Antibioticum verdünnt werden kann, ohne daß die Wachstumshinderung bei dem untersuchten Organismus aufhört. Eine Wirksamkeitseinheit i,st jene Stoffmenge, die in einem 1/l000 1 der Nährflüssigkeit (las Wachsen eines ausgewählten Standardorganisinus unter bestimmten Standardbedingungen verhindert. Demnach bedeuten hohe Werte in der Tafel starke Wirksamkeit, während die niedriigstenwerte eine verhäl'tn.isrnäßige Unwirksamkeit bedeuten. Der Bequemlichkeit und Kürze wegen sollen die verschiedenen Organismen durch die Zahlen bezeichnet werden, die ihnen in der ersten Kolonne der Tafel willkürlich ,beigelegt wurden.
  • Es zeigt sich, daß Neomycin voll wirksam ist gegen alle mit den Nummern i bis 16 einschließlich t@ezeiclineten Organismen. Innerhalb dieser Reihe zeigt sich,. d,aß seine Wirksamkeit gegen die Organismen Nr. i bis 6 einschließlich, 8, 9, 11, 12 und i4bis 16 einschließlich der des Streptomycin ähnelt, während Streptothricin eine verhältnismäßig ;geringe oder überhaupt keine Wirksamkeit gegen die Organismen Nr. 2, 3, 8 und 11 zeigt. Andererseits ist Streptothricin gegen verschiedene Fungi, z. B. die Organismen Nr. 17, f8 und i9, wirksam, während Neomycin verhältnismäßig unwirksam ist. Es mag noch bemerkt werden. daß die Zahlemverte der Tafel sich auf Bestiniinttugen gründen, die eine zahlenmüßige Angabe rechtfertigen, daß jedoch einige der \Virksamkeiten, z. B. des Streptomycin und Streptothricin durch andersartige Versuche oder unter sonstigen Bedingungen bestimmt wurden. In den zuletzt geiiaiinteii Fällen wurden die Auswertungen einfach mit den `''orten wirksam oder unwirksam wiedergegeben. Es ist anzunehmen, daß .die so ,niedergegebenen Werte für die Wirksarnkeit und tlnwirksain'keit ihre volle Bedeutung für die Zw-@ecke des Vergleichs und der spektralen Kennzeichnung haben.
  • Ein besonders bedeutungsvolles Kennzeichen des Spektrums des NeOinvcin, durch das es sich von dem Streptomycin unterscheidet, ist seine Wirksamkeit bezüglich der Organismen Nr.7, io und 13, die einer gleichen Wirksamkeit gegenüber vielen anderen Organismen der Tafel entspricht, und im Vergleich dazu die relative Unwirksamkeit des Neomycin gegenüber den Organismen Nr. 17, 18 und i9. Bodenheimers Organismus (Nr. io der Tafel) wurde zuin Auswerten antibiotischer Stoffe verwendet. und zwar insbesondere, um Streptothricin in Gegenwart von Streptomycin zu bestimmen, das gegenüber diesem Organismus verhältnismäßig 'keine Wirksamkeit zeigt. Die Empfindlichkeit der Organismen Nr. 7 und 13 gegenüber Neomycin ist von besonderem Nutzen, d. h. sie bedeutet die Fähigkeit des Neoniycin, diese streptomvcinresistentenBakterienstämme zu 'kontrollieren. Wie ersichtlich ist, gehören die Organismen Nr. 12 und 13 zu jenen, die für die Tuberkulose des lfen;clien \-crantwortlich sind. Somit zeigt sich, daß Neomycin einen Wirksamkeitsbereich z. B. gegen resistente Stämme hat, der dem Streptomycin fehlt.
  • Die Feindschaft des Neomycin gegen Organisireustänime, denen gegenüber Streptomycin unwirksam ist, hat sich auch aus Versuchen erwiesen, die nicht in Tafel 1 wiedergegeben sind. Zum Beispiel wenn Platten, auf denen sich verschiedene Konzentrationen von Neomycin befanden, mit streptomvcinenipfindfichen, streptomycinresistenten und streptomycinabhängigen E:-Coli-Stämmen überstrichen wurden, so wurde gefunden, daß die beiden ersten Neomycin gegenüber gleich empfindlich waren, während die zuletzt genannten Stämme überhaupt kein Wachstum zeigten. Wurde der gleiche Versuch mit Streptomycin durchgeführt, dann zeigte nur der erstgenannte Bakterienstamm Empfindlichkeit gegenüber dem antibiotischen Effekt, der zweite bliel> im wesentlichen unbeeinflußt, und der dritte lieferte ein Gewächs, für welches, wie vorher gefunden wurde, die Anwesenheit von Streptomycin erforderlich ist. Diese Versuche weisen 'klar auf den Unterschied der biologischen und chemischen Natur des Neomycin gegen-Über derjenigen des Streptomycin hin.
  • Wenn Brühe- oder Agarkulturen verschiedener Bakterien mit einem für die Wachstumshinderung genügenden Neomycingehalt für eine verhältnismäßig lange Zeit bebrütet wurden, trat keine weitere Entwicklung der Bakterien ein. Derart wurde weiterhin die Beständigkeit des Antibioticum erwiesen, die im Gegensatz zu anderen Stoffen, wie z. B. Aureomycin, steht.
  • Um weiterhin die Wirkung des Neomycin auf .\fvcobal:terien festzustellen, wurden Bestiminungen filier die r,-'m,pfindlich@keit verschiedener streptomvcinempfindticher und streptomycinresistenter Stämme dieser Bakterien:, und' zwar unter Anwendung turbidimetrischer Verfäh.ren in Dubos-Tween-Nährlösung durchgeführt. Die folgende Tafel stellt die Ergebnisse solcher Versuche mit einer Zahl von Organismen oder Organismenstämmen dieser Art, einschließlich der beim Menschen krankheiterzeugenden Kultur des M. Tuberculosis H 37 Rv, zusammen.
    Tafel 1I
    Wirkung von Neomycin auf .das Wachstum ver-
    schiedener Stämme von M. Tuberculosis in Dubos-
    Nährlösung. Inkubation bei 37° C, 14 Tage lang;
    Wachstums-
    Prüforganismus hinderung
    Einheiten/ccm
    M. avium (SS) ................. 4,0
    M. avium R (RS) . . . . . . . . . . . . . . 4,0
    M. tuberculosis H 37 Rv (SS) .... 0,2
    M. tuberculosis H 37 RvR (RS) .. 0,2
    M. tuberculosis H 37 Rv (SS) .... 0,5- i,o
    M. tuberculosis H 37 RvR (RS) .. 1,0
    M. tuberculosis 607 (SS) . . . . . . . . . 0,i
    M. tuberculosis 607 R (RS) ...... 0,25
    Es wurde gefunden, daß Neomycin gegenüber allen der genannten Organismentypen wirksam war. Wie in der Tafel gezeigt, w aren in jedem Falle die streptomycinresistenten, RS, und streptomycinempfindlichen, SS, Stämme im wesentlichen gleich empfindlich gegenüber Neomycin..
  • Die Tatsache, daß Neomycin die leichte gntwicklung resistenter Kulturen, d. h. Stämme von Orgarismen, die besonders resistent gegenüberNeomycin sind, nicht zu begünstigen scheint, hat sich aus, verläßlichen Versuchen ergeben. In einer solchen Versuchsreihe wurde eine 24 Stunden. alte Agarkultur von E. C o 1 i in Wasser suspendiert und in Nähragar, der verschiedene Mengen Neomycin enthielt, auf Platten gestrichen. Nach 9tägiger Bebrütungszei.t bei 28°' C entwickelte sich aus 22 Milliarden Zellen nur eine Kolonie einer Hefe, aber nicht des Bakteriums4 auf einer Platte, die 25 Einheiteniecm (Wirksamkeitseinheiten. je Kubikzentimeter) Neomycin enthielt, weiterhin entwickelten sich nur zwei Kolonien, ebenfalls nur Hefe- und keine Bakterienkolbnien, auf einer Platte, die 5 Einlieiten/ccm Neomycin enthielt, während auf einer dritten Platte mit roEinheiten/ccm überhaupt keine Kolonien beobachtet wurden. Damit war erwiesen, daß in keinem Falle resistente Kulturen entwickelt waren. Später wurde jedoch gefunden, daß sich einige wenige Kolonien in Gegenwart von zwei bis vier Einheiten Neomycin entwickeln" jedoch vieQ weniger (nämlich 1/1o bis 1/l00) als in Gegenwart ähnlicher Konzentrationen von Streptomycin. Wenn Agarstückchen von diesen Platten genommen und auf sterile Agarplatten geimpft wurden, zeigten nur einige dieser ,Stückchen von der Platte, die 5 Einheiten/ccm Neomycin enthalten hatte, Wachstum. Die Stückchen von den Platten, die to Einheiten/ccm und 25 Einheiten/ccm Neomycin enthalten hatten, zeigten überhaupt kein Wachstum. Aus diesen Versuchen, wie auch aus anderen, ergibt sich, daß Neomycin auf Bakterien sowohl stark zerstörend als auch wachstumshindernd wirkt.
  • Eine andere, außerordentlich wichtige Eigenschaft des Neomycin ist seine relative Ungiftigkeit oder äußerst geringe Giftigkeit. Versuche anTieren und an lebenden Objekten, z. B. am Eiembryo, haben nicht nur die verhältnismäßig starke Wirksamkeit des Neomycin gegen verschiedene Bakterien 'bestätigt, sondern haben auch gezeigt, daß die Giftigkeit des Antibioticum gegenüberTieren, wenn überhaupt vorhanden, sehr schwach ist. Die Wirksamkeit gegen Bakterien in Versuchen am lebenden Objekt wurde bezüglich gram-,positiver als auch gram-negativer Organismen und .gegenüber streptomycinempfindlichen als auch streptoTnnycinresisten-.ten Organismen gezeigt. Als Beispiele werden genannt streptomycinempfm-dl`iche Stämme von Staphylococcus aureus, Klebsiefla pneumoniae und Shigella pullorum wie auch streptomycinresistente Stämme von Salmonella sehottmulleri und Staphylococcus aureus. Die Versuche offenbarten die Fähigkeit des Neomycin, jedes dieser Organismen zu kontrollieren. Bezüglich der Giftigkeit ergaben die Versuche an Tieren, z. B. :.lausen, daß sich kei@:e merklich giftigen oder andere abträgliche Wirkungen einstellen, selbst nachdem die Behandlung auf die 2o- bis ßofache Menge der wirksamen Dosis verstärkt worden war.
  • Aus dem Vorstehenden kann entnommen werden, claß Gier zur Herstellung des Antibioticum verwendete Kulturnährboden erheblich verschieden sein kann, je nach den Bedingungen der zur Verfügung stehenden Nährstoffe u. dgl. Praktische Beispiele sind die beiden folgenden Nährböden, die sich für.dieKultivierung vonStreptomyces Nr.3535 und Herstellung von 1\Teomycin daraus geeignet erwiesen.
    Kulturnährboden (Beispiel i)
    20 g Sojabohnen Pepton
    5 g Fleischextrakt
    5 bis io g Glucose
    5 g Natriumchlorid
    i 1' Leitungswasser (wie oben beschrieben)
    Kulturnährboden (Beispiel 2)
    io g Sojabohnen Pepton
    5 g Fleischextrakt
    io g Glucose
    io g Calciumcarbonat (feines Pulver)
    5 g Natriumchlorid
    i 1 Leitungswasser (wie oben beschrieben)
    Wie oben erläutert,enthält der Nährhoden gemäß Beispiele, der durch einen verhältnismäßig niedrigen Peptongehalt und einen verhältnismäßig hohen Glucosegehalt gekennzeichnet ist, auch eine gewisse Menge Calciumcarbonat, um möglicherweise eintretende unerwünschte Wirkungen vergrößerter Azidität während der Inkubation zu verhindern. Beide der oben beschriebenen Nährböden gewährleisten sehr zufriedenstellende Ergebnisse, z. B. in geschüttelten Kulturen mit geeigneter Belüftungskontrolle, wie diese bereits erläutert wurde. In jedem Falle wird der PH-Wert auf etwa 7 eingestellt, bevor mit Sporen oder innerhalb des Nährbodens gezüchteten Gewächsen des Organismus Nr. 3535 geimpft wird.
  • Um ein weiteres und genaueres Beispiel für die Verfahren der Trennung und teilweisen Reinigung des Neomycin zu geben, wird das folgende Verfahren beschrieben. Nach vorangehender Filtration, um suspendierte, feste Bestandteile zu entfernen, wird die Kulturnährlösung oder Brühe mit konzentrierter Salzsäure angesäuert und ihr PH-Wert auf 2,o bis 2,5 vermindert. Aktive Holzkohle, insbesondere die unter dem Namen Darco G-6o bekannte Sorte, wird in einer Menge von 5 g je Liter hinzugegeben, und die Mischung wird etwa 30 Minuten lang gerührt. Darauf wird eine geeignete Filtrierhilfe, z. B. ein Stoff von der Natur der Diatomeen-Erde, insbesondere eine unter dem Namen Hyflo Super-Cel bekannte Filtrierhilfe in einer Menge von 5 g je Liter in die Mischung hineingerührt, und die Mischung wird dann durch einen Bausch gleichen Materials, z. B. Hyflo Super-Cel, und gleicher Menge filtriert. Da Neomycin bei stark saurer Reaktion nicht adsorbiert wird, so bewirkt diese Behandlung mit Holzkohle und die anschließende Filtration ei»e vorl:itifige Entfernung gewisser Unreinheiten, wolxi natürlich bei eiligen Verfahren diese vorläufige Behandlung in einigen Fällen fortfallen kann.
  • Das Filtrat aus der soeben beschriebenen Behandlung ist somit ein vorläufig gereinigtes Filtrat der Kulturbrühe und enthält das gewünschte Neomyciti. Der PH-Wert dieser Lösung wird darauf finit 4oo/oiger Natronlauge auf 7,1 ± 0,2 eingestellt. Darauf wird ein Adsorptionsmittel, insbesondere ein. solches vom Zeolittyp (Natriumaluminiumsilicat) hinzugegeben. Ein geeigneter Stoff ist das unter dem Namen Decalso bekannte Produkt. Die Menge dieses Adsorptionsmittels kann verschieden sein. Es ist vorteilhaft, (las Mittel in einer Menge von i g für je 7000 Wirksamkeitseinheiten des gelösten Neomycin hinzuzufügen. Die Mischung wird dann etwa 30 Minuten lang gerührt, und das Adsorl>at, d. h. das Neomycin enthaltende Adsorptionsmittel wird abfiltriert, mit Wasser gewaschen und über Nacht an der Luft zum Trocknen gestellt.
  • Das getrocknete Decalso-Adsorbat wird darauf in eine Säule mit einem Innendurchmesser von 3o .mm gebracht, in der sich ein Glaswollebausch befindet. Eine io°/oige wäßrige Ammoniumchloridlösung wird durch das Adsorbat (nämlich das Neomycin enthaltende Zeolitmaterial) hindurch filtriert, wobei aufeinanderfolgende Fraktionen zur :\uswertung entnommen werden. Auf diese Weise wird das Neomycin wirksam aus dem Adsorptionsmittel herausgelöst. Die Auswertung der verschiedenen Fraktionen kann entweder nach der Streifenmethode unter Verwendung von E. C o 1 i durchgeführt werden, oder nach der Agarschalenmethode, wobei man zweckmäßig B. subtilis verwendet. Die Fraktionen mit der stärksten Wirksamkeit werden zu einer einzigen Lösung vereinigt, und der pH-Wert dieser .'Mischung wird auf 7,0 eingestellt. Eine weitere Menge Aktivkohle, z. B. Darco G-6o in einer Menge von io g je ioo ccm, wird 'hinzugegeben, und die Mischung wird 3o Minuten langgerührt. Das Adsorbat, nämlich das Holzkohle enthaltende Neomycin, wird ablfiltriert, mit Wasser gewaschen und mit Luft getrocknet. Das Antibioticum wird aus diesem Adsorbat durch halbstiindigesRühren mit o,o5 n-Salzsäure in 5o"/oigeni .lethanol' herausgelöst, wobei 5 ccm des verdünnten Säurealkohols je Gramm Holzkohle verwendet werden. Die ausgewaschene Holzkohle wird abfiltriert und einer zweiten, gleichartigen Auswaschung unterworfen. Die Auswaschungslösungen werden vereinigt, und der pH-Wert der Mischung wird dann mit Natronlauge auf 6,o bis 7,0 Cingestel'f@t. Diese Lösung, die das Neomycin enthält, wird darauf im Vakuum auf ein Volumen von etwa 3 ccm konzentriert.
  • ,Die verbleibende geringe Flüssigkeitsmenge, die das Antibioticum enthält, wird mit Methanol aufgenommen, und .die entstellende Mischung wird zentrifugiert, um unlösliche Stoffe, nämlich -weitere Verunreinigungen, abzutrennen. Die aus der Zentrifuge erhaltene überstehende Methanollösung wird wiederum im Vakuum auf etwa 3 ccm konzentriert. Dieses zweite Konzentrat wird wieder in einem Zentrifrigenröhrchen finit so viel Methanol gewaschen, daß das Gesamtvolumen der so erhaltenen Lösungen io bis 15 ccm beträgt. Wiederum wurde <lcr unlösliche Bestandteil abzentrifugiert. Die das Neomycin enthaltende Lösung, d. h. die aus der letzten Zentrifugierung erhaltene überstehende Flüssigkeit, wird dann mit der 8- bis iofachen Volummenge Aceton behandelt, um das Neomycin zu fällen. Die so erhaltene Suspension bleibt einige Stunden lang hei 5° C stehen und wird dann wieder zentrifugiert. Der abgetrennte feste Stoff, der das Neomycin darstellt, wird schließlich mit Aceton gewaschen und im Vakuum getrookrnet. Es entsteht so ein trockenes, ziemlich fein verteiltes' Produkt, das den isolierten und abgetrennten, wenn auch noch etwas rohen Grundstoff des neuen Antibioticum Neomvcin darstellt. Wie ollen ausgeführt wurde, können weitere Reinigungsverfahren angeschlossen werden, welche dann zu einem Produkt hohen Reinheitsgrades führen, das der Qualität gewisser anderer im Handel erhältlicher Antibiotica entspricht. Das nach dem hier beschriebenen Verfahren erhaltene Produkt weist die bereits angegebenen neuen und wertvollen Eigenschaften antibiotischer und sonstiger Art auf.
  • Die Untersuchung des so hergestellten neuen Produktes scheint darauf hinzuweisen, daß es tatsächlich ein Komplex aus mehreren nahezu identischen Verbindungen oder Neomycin@formen ist, die sich anscheinend nur sehr unwesentlich voneinander unterscheiden. Es wurden deshalbanalytische Untersuchungen nach jener Methode durchgeführt, in der Stoffgemische auf Grund ihrer besonderen relativen Löslichkeiten in zwei Mitteln, z. B. einem organischen Lösungsmittel und Wasser, getrennt werden. Beispielsweise wurden, wenn .das salzsaure Salz des Produkts (des Neomycinkomplexes) .durch mehrfaches Chertragen von Teilen der Lösungen verteilt wurde (nach dem Verfahren von C r a i g und Mitarbeitern, veröffentlicht in J. Biol. Chem., Bd. 168, S.665, 1947, und teilweise veröffentlicht von C r a i g in J. Biol. Chem., Bd. 155, S. 519, 1944) und mit einem Boratpuffersystem (veröffentlicht von E. A. S w a r t in Journal of the Amer. Chefin. Society August 1949) bei einem PH-Wert von 7,3 gearbeitet wurde, drei Fraktionen (I, II und 11I) erhalten, die in. dem angegebenen Treilnungsverfahren verschiedene Verteilungskoeffizienten aufweisen und, entsprechend den Verteilungs'koeffizienten, 55 %, 2o % und I1 % der acitibiotischen Gesamtwirksamkeit des untersuchten Produktes enthielten.
  • Sämtliche der oben ;genannten Eigenschaften des Gesamtproduktes oder Komplexproduktes sind auch hei den einzelnen Fraktionen vorhanden. Gegenüber einem einzigen, etwas neomycinresistenten, als Mycobacterium 607 (R N) bekannten Bakterienstamm zeigte die Fraktion III größere Wirksamkeit als die beiden anderen. Jedoch ergaben die antibiotischen Spektra aller drei Fraktionen wie auch des Komplexproduktes qualitativ dasselbe Bild, und zwar so weitgehend. daß der Ktmlplex wie auch seine Fraktionen als Formen oder Verkörperungen des Neomycin, d. h. eines neuen Grundstoffes, anzusehen sind. Genau wie Idas Komplexprodukt zeigen die Fraktionen unter verschiedensten Bedingungen und Temperaturen eine außergewöhnliche Beständigkeit. Sie sind von Natur aus basisch, bilden Salze, wie z. B. Hydrochloride und Pikrat°, und sind gegenüber Kationenaustauschern gut adsorptionefähig.
  • Es ist zu bemerken, da.B für die Herstellung von Neonivcin, seine Abtrennung und Reinigung auch andere Verfahren verwendet werden können. Zum Beispiel können die hier beschriebenen Verfahren abgewandelt werden, oder es können andere Verfahren angewendet werden, die auf die Natur ,der Stoffe, ihre Lösliichkeit und Reaktionsfähiglkeit gegenüber den in solchen Verfahren geeigneten Agentien abgestimmt sind. Die vorliegende Erfindung beschränkt sich daher nicht auf die hierin beschriebenen speziellen Verfahrensmaßnahmen und Stoffverbindungen, sondern umfaßt auch andere Verfahren, die sich innerhalb des Erfindungsgedankens bewegen.

Claims (12)

  1. PATENTANSPROCHE: i. Verfahren zur Herstellung von antibiotischen Stoffen, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Kultur eines neomycinerzeugenden Mikroorganismus in einer künstlichen Kulturnährlösung, die für eire solches Wachstum und` die Erzeugung des antibiotischen Stoffes .geeignet ist, züchtet und das so erhaltene NeoTnycin von der Kulturnährlösung abtrennt.
  2. 2. Verfahren nach Arrspruch i, dadurch gekennzeichnet, ,daß man das Neomycin von der Kulturnährlösung durch Behandlung mit einem Adsorptionsmittel abtrennt und das Neomycin aus dem Adsorptionsmittel herauslöst.
  3. 3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der PH-Wert .der Kulturnährlösung auf einen im wesentlichen nicht sauren Wert, z. B. mindestens etwa 7, eingestellt wird, um die Adsorption des Neomycin zu ermÖg-1 ichen.
  4. 4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß ,man die Kulturnährlösung filtriert und das Filtrat mit Aktivkdhle oder einem Kationenaustauscherbehandelt, um das Neomycin zu adsorbieren.
  5. 5. Verfahren nach Anspruch i bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den pH-Wert der Kulturnährlösung auf einen stark sauren Wert, z. B. etwa 2, reduziert, darauf die Nährlösung mit einem Adsorptionsmittel zur Beseitigung der Verunreinigungen behandelt und die so behandelte Nährlösung von dem genannten Adsorptionsmittel trennt, bevor das Neomycin aus der Nährlösung abgeschieden wird..
  6. 6. Verfahren nach Anspruch 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man das Neomycin aus .dem Adsorptionsmittel mittels einer Säure-Afkohol- 'Mischung oder einer anderen wäßrigen Lösung, in der das Neomycin löslich ist, herauslöst.
  7. 7. Verfahren nach Anspruch i bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kulturnährlösung Glucose und einen peptonartigen Stoff in genügender Menge enthält, um die gegebenenfalls durch die Glucose bewirkte Verzögerung der Neomycinerzeugung zu verhindern. B.
  8. Verfahren nach Anspruch i bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kulturnährlösung mehr als 5 g Glucose je Liter und weiterhin Caiciumcarbonat enthält, um die gegebenenfalls durch die Glucose bewirkte Verzögerung der Neomycinerzeugung zu verhindern.
  9. 9. Verfahren nach Anspruch i bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Kulturnährlösung Stoffe aus der Klasse der Peptone, der Glucose, der Nährsboffextrakte und Natriumchlorid enthält. io.
  10. Verfahren nach Anspruch i bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Kulturnährlösung Fleisch- oder Hefeextrakte enthält. ii.
  11. Verfahren nach Anspruch i bis io, dadurch gekennzeichnet, daß die Kulturnährlösung eine kleine Menge gebundenes Zink enthält.
  12. 12. Verfahren nach Anspruch i bis i i, dadurch gekennzeichnet, daß die Kultur innerhalb der Nährlösung unter Belüftung gezüchtet und das Belüftungsmaß entsprechend eineroptimalen Erzeugung eingehalten wird. 13- Verfahren nach Anspruch i bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Kultur des Streptomvces Nr. 3535 züchtet.
DER954A 1949-02-12 1950-02-11 Verfahren zur Herstellung von antibiotischen Stoffen Expired DE831754C (de)

Applications Claiming Priority (1)

Application Number Priority Date Filing Date Title
US831754XA 1949-02-12 1949-02-12

Publications (1)

Publication Number Publication Date
DE831754C true DE831754C (de) 1952-02-18

Family

ID=22176658

Family Applications (1)

Application Number Title Priority Date Filing Date
DER954A Expired DE831754C (de) 1949-02-12 1950-02-11 Verfahren zur Herstellung von antibiotischen Stoffen

Country Status (1)

Country Link
DE (1) DE831754C (de)

Cited By (2)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
DE1034818B (de) * 1955-04-21 1958-07-24 Merck & Co Inc Verfahren zum Isolieren und Reinigen von Novobiocin
DE1089512B (de) * 1958-07-25 1960-09-22 Ciba Geigy Herstellung von Actinomycin Z

Cited By (2)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
DE1034818B (de) * 1955-04-21 1958-07-24 Merck & Co Inc Verfahren zum Isolieren und Reinigen von Novobiocin
DE1089512B (de) * 1958-07-25 1960-09-22 Ciba Geigy Herstellung von Actinomycin Z

Similar Documents

Publication Publication Date Title
DE831754C (de) Verfahren zur Herstellung von antibiotischen Stoffen
DE2164564A1 (de) Neue Antibiotica und Verfahren zu ihrer Herstellung
DE1236727B (de) Verfahren zur Herstellung und Gewinnung des neuen Antibiotikums Kasugamycin
DE3012014C2 (de) Istamycine, Verfahren zu deren Herstellung sowie Verwendung derselben als antibakterielle Mittel
DE2450411C3 (de)
DE862647C (de) Verfahren zur Herstellung eines Antibiotikums
DE869679C (de) Verfahren zur Erzeugung und Gewinnung eines antibiotischen Stoffes
DE2233555C3 (de) Verfahren zur Herstellung von Spectinomycin
AT219198B (de) Verfahren zur Gewinnung von neuen antibiotischen Stoffen
DE933053C (de) Verfahren zur Herstellung des Antibiotikums 106-7
DE1617451C2 (de) Antibiotika-Komplex aus Tenebrimycin I,I&#39;, II, III, IV, V und VI und ein Verfahren zu dessen Herstellung
DE926271C (de) Verfahren zur Gewinnung eines neuen Antibiotikums
DE966635C (de) Herstellung und Gewinnung des Antibiotikums Carbomycin
DE961655C (de) Herstellung eines Antibiotikums
DE943007C (de) Verfahren zur Herstellung und Gewinnung eines Antibiotikums und dessen Salzen
AT312167B (de) Verfahren zur Herstellung neuer Antibiotika
AT224810B (de) Verfahren zur Herstellung eines antimikrobiellen Mittels
DE834582C (de) Verfahren zur Herstellung eines Antibiotikums
DE2326781C3 (de) Antibioticum XK-62-2, dessen Sulfat und Verfahren zur Herstellung desselben
DE941013C (de) Verfahren zur Herstellung von Erythromycin B
DE1026481B (de) Verfahren zur Herstellung von Tetracyclin auf gaertechnischem Wege
DE2342404B2 (de) 3-&lt;5,7-Dimethyl-2-hydroxy-4-oxo-6,8-decadienyl)-glutarimid sowie Verfahren zu dessen Herstellung
CH317698A (de) Verfahren zur Herstellung von Tetracyclin
DE1041213B (de) Verfahren zur Erzeugung von Antibiotika der Desmethyltetracyclinreihe
DE1016711B (de) Verfahren zur Herstellung der Erdalkalisalze des Antibioticums Cycloserin