Die Erfindung betrifft einen antibiotischen Tenebrlmycin-Komplex
aus Tenebrimycin I, Γ, II, III, IV, V und VI mit der in Anspruch 1 angegebenen Kennzeichnung und
ein Verfahren zu dessen Herstellung (Anspruch 2).
Der neuartige antibiotische Komplex umfaßt sieben einzelne Faktoren, von denen jeder antibiotische Aktivität
aufweist. Der Komplex ist als freie Base in Wasser und in Dimethylsulfoxid löslich, langsam löslich in
Methanol und unlöslich in Aceton, höheren Alkoholen, Dioxan, Äthylacetat, Diäthyläther, Acetonitril, Methyl-Isobutylketon
und Kohlenwasserstoff-Lösungsmitteln. Der freie Basen-Komplex ist stabil bei Gefriertemperaturen,
bei Zimmertemperatur und bei 37° C für die Dauer von wenigstens 8 Wochen Innerhalb eines pH-Bereiches
von 1 bis 11.
Das Infrarotabsorptionsspektrum für den antibiotischen Komplex, das von einem Mineral-Mull desselben
erhalten wird, geht aus Fl g. 1 hervor. Die unterscheidbaren Banden im Infrarotabsorptionsspektrum über einen
Bereich von 2 bis 15 μίτι sind folgende: 3,02 (breit), 3,15,
5,82, 6,26, 7,43, 8,8 (breit) und 9,7 (sehr breit) μΐη.
In einer Reihe von chemischen Versuchen, die mit dem Komplex ausgeführt wurden, wurden positive Reaktionen
bei den Ninhydrin-, Anthron- und Elson-Morgan-Tests erhalten. Der Lowry-Protein-Test ergab nur eine
geringe positive Reaktion. Die Biuret- und Sakaguchl-Tests waren negativ.
Bei der hier angewandten Nomenklatur wird der Ausdruck Tenebrimycin verwendet, um den antibiotischen
Komplex zu bezeichnen, während die verschiedenen Faktoren, die den Komplex bilden, als Tenebrimycin I,
Tenebrimycin Γ, Tenebrimycin II, Tenebrimycin III,
ίο Tenebrimycin IV, Tenebrimycin V und Tenebrimycin VI
bezeichnet werden. Bei dem Komplex, den man gewöhnlich erhält, kommt Tenebrimycin I, Tenebrimycin Γ und
Tenebrimycin III in kleinen Mengen vor. Von den übrigen Tenebrimyclnen scheint das Tenebrimycin II weit zu
überwiegen, das etwa 40 bis 50% des Komplexes, sowie Tenebrimycin V, das etwa 30% des Komplexes ausmacht.
Tenebrimycin IV liegt zu etwa 15 bis 20% vor, Tenebrimycin VI macht nur etwa 10% des Komplexes aus.
Die häufigeren Tenebrimycine wurden getrennt und bestimmt; In den folgenden Abschnitten werden ihre
Eigenschaften beschrieben.
Tenebrimycin II ist eine weiße feste Substanz. Elektrometrische
Titration in Wasser läßt titrierbare Gruppen mit pK'a-Werten von etwa 5,7, 6,7, 7,7 und 8,7 erkennen.
Das Infrarot-Absorptionsspektrum von Tenebrimycin II als ein Mineralöl-Mull wird In Fig. 2 gezeigt. Die
unterscheidbaren Banden im infraroten Absorptionsspektrum über den Bereich von 2 bis 15 um sind folgende:
3,02, 3,14, 6,05, 6,23, 7,4, 8,5, 8,75, 9,17, 9,65, 10,11, 11,15, 11,7 und 12,6 um.
Tenebrimycin II bildet eine Acetyl-Derivat, das eine spezifische Drehung [a] 2 D S von etwa +130° aufweist,
wenn die Konzentration der Verbindung 1 Gew.-% auf das Öl, bezogen in wäßriger Lösung, beträgt. Das Derivat
hat keine restlichen titrierbaren Gruppen. Die Elementar-Zusammensetzung
zeigt, wie durch Mikroanalyse festgestellt wurde, daß 4 Acetylgruppen zur Struktur von
Tenebrimycin II hinzugekommen sind.
Tenebrimycin IV ist eine basische Substanz mit titrierbaren Gruppen mit pK'a-Werten von etwa 5,3, 6,8, 7,8
und 9,0, wie die elektrometrische Titration in Wasser ergab. Die spezifische Drehung von Tenebrimycin IV,
bestimmt für eine l%ige wäßrige Lösung bei 25° C, ist +114°.
Das Infrarot-Absorptionsspektrum von Tenebrimycin IV als Mineralöl-Mull wird in Fig. 3 gezeigt.
Die unterscheidbaren Banden im Infrarotabsorptionsspektrum über den Bereich von 2 bis 15 um sind folgende:
3,05, 3,17, 5,85, 6,27, 7,46, 8,75, 9,7, 10,5, 11,1 und 12,85 um.
Das Tetraacetyl-Derivat von Tenebrimycin IV Ist ein
kristalliner Festkörper mit einem Schmelzpunkt von 265 bis 2670C. Die spezifische Drehung [α] 1J ist +109°,
wenn die Konzentration des Derivates 1% in wäßriger Lösung beträgt.
Die elektrometrische Titration von Tenebrimycin V zeigt titrierbare Gruppen mit pK'a-Werten von etwa 5,5,
7,0, 8,0 und 9,1. Die spezifische Drehung von Natrium D-Llcht durch eine l%lge wäßrige Lösung von dem Faktor,
bei einer Temperatur von 25° C bestimmt, beträgt +118°.
Fig. 4 zeigt das Infrarot-Absorptionsspektrum von Tenebrimycin V als Mineralöl-Mull mit unterscheidbaren
Banden über den Bereich von 2 bis 15 um bei: 3,05,
3,19, 6,32, 7,45, 8,75, 9,7, 11,15 und 12,25 um.
Wie Tenebrimycin IV bildet Tenebrimycin V ein kristallines Tetraacetyl-Derivat. Das Derivat schmilzt unter
Stoffzerfall bei etwa 260° C und gibt eine spezifische Drehung [a] 2o von ungefähr + 109°, wenn die Konzentration
der Verbindung 0,4296 Im Wasser beträgt.
Tenebrimycin VI weist titrierbare Gruppen mit pK'a-Werten von etwa 5,6, 7,2, 8,2 und 9,'3 auf, wie durch
elektrometrische Titration in Wasser festgestellt wurde.
Das Infrarot-Absorptionsspektrum von Tenebrimycin VI wird in Fig. 5 gezeigt. Die unterscheidbaren Banden
über einen Bereich von 2 bis 15 μίτι sind folgende: 3,05,
3,19, 6,35, 7,47, 8,75, 9,8, 12,3 und 12,95 μπι.
Eine l%ige wäßrige Lösung des Tetraacetyl-Derivats von Tenebrimycin VI hat eine spezifische Drehung von
etwa +95°, wenn sie bei 25° C in einer l%igen wäßrigen
Lösung bestimmt wird. Säure-Additionssalze des Tenebrimycln-Komplexes oder der einzelnen antibiotischen
Komponenten können durch herkömmliche Verfahren zubereitet werden. Es können entweder organische oder
anorganische Säuren zur Salzbildung verwendet werden. Ein bequemes Verfahren zur Herstellung solcher Salze
besteht in der Hinzufügung einer Lösung der salzbildenden Säure zu einer wäßrigen Lösung des Antibiotikums.
Im Falle von unlöslichen Säure-Additionssalzen scheidet sich das Salz aus der Lösung ab und läßt sich leicht trennen
mittels der herkömmlichen Arbeitsweisen, wie Filtration oder Zentrifugieren.
Sollte es vorkommen, daß das erwünschte Additionssalz nicht ohne weiteres ausfällt, kann man die Ausfäl
lung fördern, indem man entweder die Lösung auf kleineres Volumen konzentriert oder ein mit Wasser mischbares
Lösungsmittel zugibt, wie Aceton oder dergleichen. Das Säure-Addltionssalz kann bequem wieder zur freien
Basenform des Antibiotikums umgewandelt werden, indem man eine wäßrige Lösung des Salzes über ein
anionisches Austauscherharz im Hydroxylkreislauf führt.
Die verschiedenen Faktoren, die den Tenebrimycin-
Komplex bilden, können untereinander und von anderen
Antibiotika mit ähnlichen Eigenschaften durch papierchromatographische Verfahren unterschieden werden,
wie z. B. durch das folgende: Die Chromatographie wurde in der herkömmlichen absteigenden Weise durchgeführt
bei 23° C ± Γ auf Whatman Nr. 1 Papier vom Format 190 χ 464 mm.
Die Ergebnisse werden in Tabelle I gezeigt. Die Wanderungskonstante
für jedes der angeführten Antibiotika drückt man besser mit einer ^-Konstante aus, als durch
den herkömmlichen A7-Wert. Der Λ,,-Wert drückt das
Verhältnis der Entfernung, die vom Antibiotikum durchmessen wurde, in bezug auf das Blattende und nicht auf
die Lösungsmittelfront aus.
Dies Verfahren, die Konstante auszudrücken, wurde gewählt Im Hinblick auf die Tatsache, daß die Lösungsmittelfront
über das Blattende hinaus, während des Zeitraumes, der für die meisten Lösungsmittelsysteme
angewandt wurde, vorgedrungen war.
Tabelle I
Papier-Chromatographie der Tenebrimycine und bekannter Antibiotika mit ähnlichen
Eigenschaften
|
Lösungsmittel-System 1 |
B |
C |
und R(i |
-Werte |
F |
G |
|
A |
— |
— |
D |
E |
0 |
0 |
Tenebrimycin-Komplex |
— |
- |
- |
0,65 |
0,32 |
— |
— |
Tenebrimycin I |
0,20 |
- |
- |
— |
— |
— |
— |
Tenebrimycin Γ |
0,27 |
0,17 |
0,32 |
— |
— |
— |
— |
Tenebrimycin II |
0,40 |
0,34 |
0,41 |
— |
- |
— |
— |
Tenebrimycin III |
0,40 |
0,20 |
0,32 |
- |
- |
— |
- |
Tenebrimycin IV |
0,49 |
0,22 |
0,35 |
- |
— |
— |
— |
Tenebrimycin V |
0,55 |
0,31 |
0,38 |
— |
— |
— |
— |
Tenebrimycin VI |
0,71 |
0,35 |
0,41 |
— |
— |
0 |
0 |
Kanamycin |
0,35 |
0,26
0,51 |
0,32
0,39 |
0,65 |
0,42 |
0 |
0,05 |
Kanamycin B |
0,57 |
0,75
0,95 |
0,62 |
0,70 |
0,29 |
0 |
0,1 |
Centamycin |
0,83 |
0,25 |
0,34 |
— |
0,51 |
0 |
0 |
Catenulin |
0,44 |
0,12 |
0,19 |
0,65 |
0,35 |
0 |
0,05 |
Neomycin |
0,60 |
— |
— |
|
|
Die angewandten Lösungsmittelsysteme und die Dauer der Chromatographie sind unten angegeben.
A = n-Butanol mit Wasser gesättigt, plus 2% p-Toluol-
sulfonsäure, für 40 Stunden
B = 80% wäßriges Äthanol, plus 1,596 Natriumchlorid, für 40 Stunden, auf Papier gepuffert, mit 0,95 m
Sulfatbisulfat
C = Propanol, Pyridln, Essigsäure und Wasser (15: 10:3: 12) für 40 Stunden
D = Wasser mit Methylisobutylketon gesättigt, plus 196 p-Toluolsulfonsäure für 6 Stunden
E = Propanol und Wasser (1 : 1) für 24 Stunden auf Papier gepuffert mit 0,75 m Phosphat, pH 4,0
F = Butanol mit Wasser gesättigt, für 18 Stunden
G = n-Butanol mit Wasser gesättigt, plus 296 p-Toluolsulfonsäure
und 2% Piperidin, für 18 Stunden.
Diese chromatographischen Daten zeigen folgendes: Während bei jedem einzelnen Lösungsmittelsystem
■ einige der Faktoren, die den Tenebrimycln-Komplex ausmachen,
als untereinander identisch oder Identisch mit anderen bekannten Antibiotika erscheinen, beweist die
Chromatographie mit einer Vielzahl von Lösungsmittelsystemen deutlich ihre Nicht-Identität.
Der Tenebrimycin-Komplex und die einzelnen Faktoren dieses Komplexes besitzen eine hemmende Wirkung
auf das Wachstum von Mikroorganismen, die tierischem oder pflanzlichem Leben gegenüber pathogen sind. Die
Hemm-Konzentrationen des Komplexes und der einzelnen Tenebrimycine gegen eine Anzahl von Organismen
werden in der folgenden Tabelle gezeigt. Die Minimal-Hemm-Konzentrationen
wurden durch das Agar-Ver-
Tabelle II
10 dünnungsverfahren bestimmt.
Der erfindungsgemäße Tenebrimycln-Komplex ist ein wirksames Breitspektrum-Antlblotikum und zeigt eine
ausgezeichnete Aktivität gegen gram-negative Bakterien und Staphylococcen. Die akute und subakute Toxizität
bei Ratten und Mäusen bei subkutaner, intraperltonealer und intravenöser Gabe ist geringer als die des Kanamycins
und bedeutend geringer als die des Gentamycins und Neomycins.
Gegen zahlreiche Bakterien ist der Tenebrimycin-Komplex der Erfindung wirksamer als Kanamycin, was
in günstigeren ED50-Werten zum Ausdruck kommt.
Test-Organismus
minimale Hemmkonzentration (/ig/ml.)
Tenebrimycin- Tenebrimycin II Komplexa)
Tenebrimycin IV Tenebrimycin V Tenebrimycin VI
Staphylococcus aureus 3055 6,25
Bacillus subtilis < 1,56
Mycobacterium avium < 1,56
Streptococcus faecalis 6,25
Lactobacillus casei 25
Leuconostoc citrovorum 25
Escherichia coli No. 1 25
Escherichia coli No. 2 25
Proteus sp. No. 1 50
Proteus sp. No. 2 25
Pseudomonas sp. No. 2 25
Pseudomonas sp. No. 5 6,25
Klebsiella-Aerobacter No. 14 6,25
Klebsiella-Aerobacter No. 15 12,5
Salmonella sp. No. 1 25
Vibrio metschnikovii 12,5
Agrobacterium tumefaciens 50
Erwinia amylovora < 1,56
Pseudomonas solanacearum 25
Xanthomonas phaseoli 12,5
6,25 |
6,25 |
< 1,56 |
< 1,56 |
< 1,56 . |
< 1,56 |
3,12 |
< 1,56 |
50 |
25 |
50 |
25 |
25 |
12,5 |
50 |
12,5 |
100 |
50 |
25 |
12,5 |
25 |
100 |
12,5 |
6,25 |
12,5 |
3,12 |
12,5 |
6,25 |
25 |
25 |
12,5 |
12,5 |
25 |
25 |
< 1,56 |
< 1,56 |
25 |
12,5 |
12,5 |
12,5 |
6,25
< 1,56
6,25
3,12
25
25
12,5
25
50
25
100
3,12
12,5
12,5
25
6,25
50
< 1,56
12,5
6,25
3,12
< 1,56
< 1,56
3,12 12,5 12,5 12,5 12,5 25 12,5
6,25
< 1,56 6,25 6,25
12,5 6,25 50
< 1,56 12,5
3,12
a) Die minimale Hemmkonzentration für die einzelnen Tenebrimycine wurde bestimmt mit den freien Basen. Der
Tenebrimycin-Komplex wurde als freies Sulfatsalz angewendet.
Die akute Toxizität des Tenebrimycln-Komplexes und der verhältnismäßig häufigeren Einzelbestandteile desselben
wurde an Mäusen bestimmt.
Die LD50-Werte für Tenebrlmyclnsulfat betragen ungefährt
300 mg/kg, wenn das Antibiotikum intravenös injlziert
wird, und etwa 350 mg/kg, wenn die Droge intraperitonal verabreicht wird. Bei subkutanen Dosen von
750 mg/kg oder oralen Dosen von 5000 mg/kg überlebten alle Mäuse. Keine bemerkbare Reizung konnte
beobachtet werden, wenn je das eine Auge von vier Kaninchen mit einem Tropfen einer 50%lgen wäßrigen
Lösung von Tenebrimycinsulfat 3mal täglich 5 Tage lang behandelt wurde. Die LZ)50-Werte, ausgedrückt In mg/kg
der freien Base, für die einzelnen Tenebrimycine, die
Mäusen Intravenös verabreicht wurden, sind folgende: Tenebrimycin II etwa 385, Tenebrimycin IV etwa 220,
Tenebrimycin V etwa. 140 und Tenebrimycin VI etwa 120.
Der neuartige antibiotlsche Komplex der Erfindung wird hergestellt durch Züchtung von Streptomyces
tenebrarlus ATCC 17 920 unter aeroben Bedingungen in einem geeigneten Züchtungsmedium, so lange bis dieses
Medium wesentliche antlblotische Aktivität enthält. Das Tenebrimycin kann gewonnen werden durch Anwendung
verschiedener Isollerungs- und Reinigungsmaßnahmen, die an sich aus dem Stand der Technik bekannt
sind.
Der antlblotische Komplex kann als solcher angewandt, oder weiteren Reinigungsprozessen unterworfen
werden, um seine verschiedenen Komponenten in höherem Reinheitsgrad zu Isolieren.
Der Organismus, der den antibiotlschen Komplex erzeugt, 1st ein spiralförmiger, hitzeertragender, aerober
bis mikroaerophiler Streptomyces mit länglichen glattwandlgen
Sporen. Er 1st Insofern einmalig, als er durch verhältnismäßig niedrige Intensitäten künstlichen Lichts
gehemmt wird. Wegen dieser seiner Eigenschaft wurde der neue Gattungsname Streptomyces tenebrarius sp. n.
für diesen Organismus gewählt.
Der Organismus wurde aus einer Bodenprobe isoliert, indem Teile der Bodenprobe in sterilem destilliertem
Wasser suspendiert und die Suspensionen auf Nähr-Agar ausgestrichen wurden. Die Einsaat-Nähr-Agarplatten
wurden bei 25 bis 35° inkubiert, bis Wachstum sichergestellt war. Am Ende der Inkubationszelt wurden Kolonien
der Antlbiotlkum-produzierenden Organismen mit einer sterilen Impföse aus Platin auf Schrägagar übertragen.
Der Schrägagar wurde dann inkubiert, um geeignete Impfmengen für die Herstellung des Antibiotikums zu
erhalten. Der Stamm des Organismus, der für die Herstellung des antibiotischen Komplexes verwendet wurde,
ist für bei der American Type Culture Collection in Washington, D.C. hinterlegt worden unter der Kultur-Nummer:
ATCC 17920.
Die bei den taxonomischen Versuchen über S. tenebrarius ATCC 17 920 angewandten Verfahren sind die gleichen,
wie sie gewöhnlich bei der Taxonomie von Actinomyceten gehandhabt werden. Züchtungsmerkmale
wurden nach 14tägiger Inkubation beobachtet. Die Morphologie wurde bestimmt auf Czapek's-Peptonager und
Bennett's-Agar während einer 2- bis 7tägigen Inkubation. Wirkung auf Milch und die Reduzierung von Nitrat
wurde nach 7 und 14 Tagen beobachtet, Schwefelwasserstoffproduktion nach 24 bis 28 Stunden und Kohlenstoff-Verwertung
nach 10 Tagen. Wenn nicht anders angegeben, wurden die Züchtungen bei 37° C inkubiert. Kohlenstoff-Verwertungsuntersuchungen
wurden durchgeführt gemäß dem Verfahren, das von Pridham und Gottlieb, J. Bact., 56, 107 (1948) beschrieben wurde.
Die Ergebnisse der taxonomischen Versuche sind in den folgenden Abschnitten zusammengefaßt. Die Zahlen
in Klammern beziehen sich auf die Farbblocks nach Maerz und Paul, »Dictionary of Color«, McGraw Book
Company, (1950). Die Farben, welche durch die Farbblocks versinnbildlicht werden, sind in die ISCC-NBS
Farbnamen übertragen worden, wie sie im »Circular 553«, U.S. Department of Commerce, National Bureau of
Standards, 1955, enthalten sind.
Mikroskopische Morphologie, Züchtungscharakteristika und Physiologie von S. tenebrarius ATCC 17 920
Morphologie:
Auf Czapek's Peptonagar bilden sich verzweigte Sporenformen in unregelmäßigen Klümpchen auf dem
Luftmycel. Isolierte Sporen sind selten. Das intakte Luftmycel kann leicht vom Substrat gelöst werden. Reife
Sporenketten bilden gewöhnlich 5 bis 6 offene Spiralen. Die Sporen sind länglich bis cylindrisch. Unter dem
Elektronenmikroskop betrachtet erscheinen die Sporen glatt und messen 0,7 bis 1,3 zu 2,0 bis 2,1 Mikron. ScIerotlen
wurden auf Bennett's-Medium beobachtet.
Kolonie-Merkmale auf:
Czapek's-Agar: Wachstumsmenge gering, Luftmycel dürftig; blaß orange-gelb (11-A2) Sporulatlon gut; Rückseite
blaß orange-gelb (11-A2); Lösbares Pigment leicht rosa (1-Bl)
Czapek's Pepton: Wachstum reichlich; Luftmycel reichlich; hellgelbllchbraun mit weißen Stellen (11-A4);
Sporulation reichlich; Rückseite hell-graurot (4-Hl); Lösbares
Pigment graurosa (4-Bl)
Calciummalat-Agar: Wachstum mäßig, Luftmycel
mäßig, blaß orangegelb (11-A2). Sporulatlon mäßig; Rückseite grau-rosa (4-Dl); lösliches Pigment grau-rosa (4-Bl).
Tyrosin-Agar: Wachstum spärlich, Luftmycel spärlich; blaß orange-gelb (9-B2); Rückseite blaß rotgelb (10-B3);
spärliche Sporulation. Kein lösliches Pigment.
Anorganische Salze-Stärke-Agar: Wachstum mäßig, Luftmycel mäßig bräunlich-rosa mit weißen Stellen (11-A4).
Sporulation reichlich; Rückseite blaß gelb (11-B2); lösliches Pigment blaß gelb (11-B2).
Glucose-Asparagin-Agar: Wachstum mäßig, Luftmycel mäßig, blaß gelb (9-D2) mit weißen Stellen (10-Al),
mäßige Sporulation; Rückseite blaß gelb (11-B2) kein lösliches
Pigment.
Tomantenmark-Hafermehl: Wachstum reichlich, Luftmycel reichlich, hell-gelblichbraun (12-B5); reichliche
Sporulatlon; Rückseite dunkel grau-rötlichbraun (48-J2); lösliches Pigment dunkel-purpurrot (47-H1).
Hefeextrakt: Reichliches Wachstum, reichliches Luftmycel, blaß orange-gelb (11-A2) mit weißen Stellen;
reichliche Sporulation; Rückseite mäßig gelb (11-J6); kein lösliches Pigment.
Nähragar: Wachstum dürftig, dürftiges weißes (10-Al) Luftmycel; dürftige Sporulation; Rückseite grau-grünlich-gelb
(12-12); kein lösliches Pigment.
Bennett's Agar: Wachstum mäßig; mäßig weißes ..(10-Al bis 10-Bl) Luftmycel; mäßige Sporulatlon; Rückseite
blaß gelb (11-C2); kein lösliches Pigment.
Wirkung auf Milch: dunkel-gelber Wachstumsring an der Oberfläche; Koagulierung und Peptonisation beobachtet.
Nitratreduktion: Positiv.
H2-Produktion: Negativ.
Nährgelatine - völlige Verflüssigung nach 14 Tagen.
Temperatur-Erfordernisse für Czapek's Peptonagar:
20° C Kein Wachstum
26° C gutes Wachstum, kein Luftmycel
30° C Wachstum und Luftmycel mäßig, aber keine
Sporulation
37° C Wachstum, Luftmycel und Sporulation sehr reichlich
43° C Wachstum, Luftmycel und Sporulation sehr
reichlich
50° C Wachstum, Luftmycel und Sporulation sehr
reichlich
55° C Spärliches Wachstum
60° C Kein Wachstum
Thermaler Totpunkt: Sporen von einer Sporen-Suspension auf 75° C erhitzt bleiben 15 Min. lang lebensfähig.
Wurde die Sporen-Suspension auf 100° C 15 Min. lang erhitzt, waren keine Sporen mehr lebensfähig.
Sauerstoff-Spannung: Wachstum entweder aeroblsch oder mikroaerophll In Stickkulturen.
Elsenionen-Effekt: Ein rotes lösliches Pigment wird nur bei Vorhandensein von Elsen(III)ionen produziert
und die Intensität der Pigmentation ist proportional zur
Konzentration der Eisen(III)lonen in einem gegebenen Bereich.
Effekt der Wasserstpff-Ionenkonzentratlon auf Czapek's
Peptonagar: Kein Wachstum unter pH 5,0; von pH
5,0 bis 6,0 Wachstum und Luftmycel gut; Wachstum und Sporulation sind bei pH 7,0 reichlich; von ph 8,0 bis
8,6 sind Wachstum und Luftmycel gut. Das lösliche Pigment ist am Intensivsten bei pH 5,0 bis 6,0 und ist gering
bis nicht vorhanden von pH 6,5 bis 8,6.
Lichtreaktion, beobachtet auf Czapek's-Agar: Wachstum und Sporulatlon sind Im Dunkel reichlich. Wenn
Platten-Züchtungen 38 cm entfernt von einer 15-Watt-Standard-Fluorescenz-Kaltlichtquelle
inkubiert werden,
Ist das Wachstum spärlich und kein Luftmycel vorhanden.
Wachstum und Luftmycel sind mäßig, wenn die Züchtungen 38 cm von einer gekühlten mattierten 60-Watt-Wolfram-Glühlampe
inkubiert werden.
In der Tabelle, welche die Ergebnisse der Kohlenstoff-Verwertungs-Versuche
zusammenfaßt, die mit S. tenebrarius ATCC 17 920 durchgeführt wurden, haben die verwendeten Zeichen folgende Bedeutung:
10
15
20
25
30
35
S. tenebrarius ATCC 17 920 erzeugt zusätzlich zu Tenebrimycin das bekannte antifungale Antibiotikum
Caerulomycin, das auch erzeugt wird von Streptomyces caeruleus [Cand. J. Microbiol. 5, 317 (1959)]. Untersuchung
einer Züchtung des letztgenannten Organismus ergab, daß er keine Tenebrimycin erzeugt unter den
Bedingungen, die für seine Züchtung beschrieben wurden; auch unter veränderten Bedingungen kann er nicht
dazu Induziert werden.
Zur Herstellung von Tenebrimycin dienen zweckmäßigerweise Züchtungsmedien, die relativ einfache Nährquellen
enthalten. Zum Beispiel enthalten Medien, die für die Produktion von Tenebrimycin brauchbar sind,
eine assimilierbare Quelle von Kohlenstoff, wie Glucose, Fructose, Mannose, Maltose, Stärke und dergleichen.
Eine besonders bevorzugte Kohlenstoffquelle ist Glucose. Außerdem enthalten die verwendbaren Medien eine assimilierbare
Stickstoffquelle, wie Peptone, hydrolysiertes Casein, Hefe, Aminosäuren und dergleichen. Im vorliegenden
Falle werden als Stickstoff quellen bevorzugt: Pepton, hydrolysiertes Casein und Glutamin.
Mineralsalze, z. B. diejenigen, welche Calcium-, Magnesium-, Natrium-, Kalium-, Chlorid-, Sulfat-, Phosphat-
und Carbonat-Ionen liefern, können mit gutem Erfolg den Medien einverleibt werden, wenngleich ein
Überschuß an Phosphat vermieden werden sollte, da er die Ausbeute an Antibiotikum herabzusetzen scheint.
Eine Quelle von Wachstumsfaktoren, wie Hefe oder Hefeextrakt, kann ebenfalls mit guter Wirkung dem
Medium zugefügt werden.
Wie es für das Wachstum und die Entwicklung anderer Mikroorganismen nötig Ist, sollten auch wichtige Spu
+ = positiv
(+) = wahrscheinlich
(-) = fraglich
- = keine (nichts) |
S. tenebrarius Stamm |
Tabelle III |
Kohlenstoff- An
quelle sprechen |
Kohlenstoffverwertung von
ATCC 17920 |
DH Trehalose + |
Kohlenstoff- An
quelle sprechen |
L(+) Raffinose - |
L(+) Arabinose — |
Cellulose - |
L(H-) Rhamnose - |
Inulin (—) |
DH Ribose + |
i-Inosit + |
D(+) Xylose - |
Mannit — |
D(-) Fructose + |
d-Sorbit (-) |
D(+) Mannose + |
Salicin (+) |
D(+) Glucose + |
Kontrolle (—)
(kein
Kohlenstoff) |
Lactose (—) |
|
Maltose + |
Saccharose (+) |
|
|
renelemente dem Züchtungsmedium zugesetzt werden zur Förderung des Wachstums des erfindungsgemäß
angewendeten Organismus. Solche Spurenelemente sind meistens als Verunreinigungen vorhanden, als zufällige
Begleitstoffe beim Zusatz der anderen Bestandteile des Mediums.
Submerse aerobe Züchtungsbedingungen sind für die Produktion von Tenebrimycin speziell bevorzugt. Für die
Herstellung relativ kleiner Mengen können Schüttelkolben und Oberflächenkulturen verwendet werden. Für die
Herstellung großer Mengen jedoch ist die submerse aerobe Züchtung In sterilen Behältern vorzuziehen. Das
Medium im sterilen Behälter kann mit einer sporulierten Suspension beimpft werden, aber wegen der Wachstumsverzögerung, die man bei Verwendung einer sporulierten
Suspension als Inoculum festgestellt hat, wird die vegetative Form der Kultur bevorzugt. So vermeidet man die
Wachstumsverzögerung und erreicht eine wirkungsvolle Ausnutzung der Fermentationsvorrichtungen. Dementsprechend
ist es ratsam, zuerst ein vegetatives Inoculum des Organismus durch Beimpfung einer verhältnismäßig
geringen Menge des Züchtungsmediums mit der Sporenform des Organismus herzustellen, und dann, wenn ein
junges aktives Vegetativ-lnoculum erhalten wurde, dieses vegetative Inoculum steril in den großen Behälter zu
überführen. Zweckmäßig wird ein Bruchteil des vegetativen Inoculums, etwa 4% der Masse des Mediums, in das
es eingeführt wird, verwendet. Das Fermentationsmedium, in dem das vegetative Inoculum hergestellt wird,
kann entweder gleich oder verschieden von dem Medium sein, welches für die großtechnische Produktion von
Tenebrimycin verwendet wurde.
Der Organismus wächst innerhalb eines relativ weiten Temperaturbereichs. Dennoch scheinen die Organismen
am besten bei Temperaturen zwischen 30 und 50° C zu wachsen. Eine optimale Produktion von Tenebrimycin
erfolgt bei Temperaturen zwischen 37 und 43° C. Der Organismus, der Tenebrimycin erzeugt, Ist lichtempfindlich
und wächst bei dessen Vorhandensein nur schlecht.
Somit sind Fermentationen, bei welchen dieser Organismus
verwendet wird, möglichst ohne sichtbares Licht auszuführen.
Übereinstimmend mit der bei submersen Züchtungsvorgängen gebräuchlichen Praxis wird sterile Luft durch
das Züchtungsmedium geleitet. Zu einem wirkungsvollen Wachstum der Organismen und Tenebrimyclnherstellung
beträgt das Luftvolumen bei der Tank-Produktion von Tenebrimycin über 0,1 Volumen Luft pro
Minute pro Volumen des Züchtungsmediums, liegt aber vorzugsweise wesentlich höher. Wirkungsvolles Wachstum
der Organismen und optimale Ausbeuten an Tenebrimycin erhält man, wenn die verwendete Luftmenge
wenigstens ein Volumen Luft pro Minute pro Volumen Züchtungsmedium beträgt.
Die Konzentration von Tenebrimycln-Aktivltät im Fermentationsmedium kann bequem verfolgt werden
während des Ablaufs der Fermentation, indem man Proben des Züchtungsmediums auf Ihre hemmende Aktivität
gegenüber dem Wachstum von Organismen hin prüft, die dafür bekannt sind, daß sie In Gegenwart von Tenebrimycin
gehemmt werden. Zwei der Organismen, die so bei der Verfolgung der Produktion von Tenebrimycin
angewandt wurden, sind Klebslella pneumoniae und
Mycobacterium butyricum.
Der erstere Organismus wird hauptsächlich bei der wohlbekannten Trübungsmessung verwandt, während
der letztere beim Schalen-Platten-Verfahren verwertet wird.
Im allgemeinen tritt Maximalproduktion des Antibiotikums innerhalb von 4 bis 7 Tagen nach der Beimpfung
des Züchtungsmediums ein, wenn submerse aerobe Züchtung oder Schüttelkolben-Züchtung angewandt
wird, und nach einer etwas längeren Zelt, wenn wie selbstverständlich auch möglich, Oberflächenkulturen
benutzt wurden.
Das Mycel und unaufgelöste Rückstände werden von der Fermentationsflüssigkeit durch herkömmliche Mittel,
wie Filtration oder Zentrifugierung entfernt. Die antiblotlsche
Aktivität ist in der gefilterten Flüssigkeit enthalten und kann daraus gewonnen werden durch Anwendung
von Adsorptionsverfahren. Die Adsorptionsmittel sind die Kationen-Austauscherharze vom Typ IRC-50
(schwach saures Polymethacrylat-carbonsäure-Harz).
Im allgemeinen 1st das Verfahren zur Gewinnung des Tenebrimycins aus der Fermentationsflüssigkeit folgendes:
Die gesamte Flüssigkeit wird filtriert mit einem Filterhilfsmittel, nachdem der pH-Wert der Mischung auf
etwa pH 2 gesenkt wurde durch Zusatz einer Säure, wie Schwefelsäure, Phosphorsäure, Chlorwasserstoff und dergleichen.
Der pH-Wert des Filtrats wird auf einen Wert von etwa 5,5 eingestellt durch Zusatz einer konzentrierten
Base, und dann wird die Mischung noch einmal filtriert. Das Filtrat wird durch eine Ionenaustauschersäule
geführt, die mit IRC-50 im Ammonium-Kreislauf gepackt ist. Die Säule wird dann mit destilliertem Wasser
gewaschen und die antibiotische Aktivität mit verdünnter Säure eluiert. Die Fraktionen, welche die antibiotische
Aktivität enthalten, werden vereinigt und auf ungefähr Y2O des ursprünglichen Volumens konzentriert. Der pH-Wert
des Konzentrats wird erhöht auf etwa 11 durch Zusatz von konzentrierter Base, und das basische Konzentrat
wird dann in etwa 6 Volumen Aceton gegossen, gut gemischt und gekühlt. Der mikrobiologisch Inaktive
Niederschlag, der sich abtrennt, wird durch Filtration entfernt. Der pH-Wert des Filtrats wird auf etwa 3,5
gesenkt durch Zusatz von 20%iger Schwefelsäure unter gründlichem Mischen. Der Tenebrimycin-Komplex fällt
aus in Form des Sulfatsalzes, während das Caerulomycin als Nebenprodukt der Fermentation in der überstehenden
Schicht zurückbleibt, die verworfen wird. Das Tenebrimycinsulfat wird in einer möglichst kleinen Wassermenge
aufgelöst und die wäßrige Lösung durch eine Dowex 1 χ 1 Säule geschickt (Dowex 1 χ 1 ist ein Styrol-Divinylbenzol
[1%]-Polymeres mit quaternären Ammoniumgruppen). Der wäßrigen Lösung von Tenebrimyclnsulfat
auf der Säule folgt destilliertes Wasser, und der Abfluß aus der Säule wird in Fraktionen aufgefangen.
Die aktiven Fraktionen werden zusammengegeben, zu einem schweren Syrup konzentriert und schließlich
getrocknet, wobei sich die freie Basenform des Tenebrimycins ergibt.
Beispiel
a) Herstellung des Tenebrimycin-Komplexes
■ durch Fermentation von S. tenebrarlus ATCC 17 920
Eine sporullerte Kultur von S. tenebrarius ATCC 17 920 wird erzeugt, indem man den Organismus auf
einem modifizierten Bennett's-Schräg-Agar-Medium wachsen läßt, das die folgende Zusammensetzung hat:
Dextrin 10
Hefe-Extrakt 1
hydrolisiertes Casein 2
Fleischextrakt 1
CoCl2 · 6H2O 0,01 g
g
g
g
g
ausgewaschener Agar 20 g
deionisiertes Wasser, auf 1000 ml
Der pH-Wert des Mediums wird vor dem Autoklavieren auf pH 7 eingestellt. Der Schrägagar wird beimpft mit
Sporen von S. tenebrarius ATCC 17 920 und fünf Tage lang bei 37° C und ohne sichtbares Licht inkubiert. Das
Wachstum auf dem Schrägagar wird mit Wasser bedeckt und vorsichtig abgeschabt, um die Sporen zu entfernen
to und eine wäßrige Sporensuspension zu erhalten.
Die so erzielte Sporensuspension wird zur Beimpfung von 800 ml eines Mediums verwendet, das folgende
Zusammensetzung hat:
Dextrose 0,05 %
is Nährmehl
(enthält 35-45 %
dirspergierbares Protein) 1,5 % Dextrin 700
(Kartoffeldextrin mit
niedrigem Chlorgehalt) 1 % Kaliumchlorid 0,1 %
hydrolysiertes Casein 0,3 % KH2PO4 0,05 %
MgSO4 · 7H2O 0,5 %
CaCl2 - 2H2O 0,025 %
deionisiertes Wasser
Das beimpfte vegetative Medium wird bei 37° C 16 Stunden lang auf einer rotierenden Schüttelvorrichtung
inkubiert, die mit 250 U.p.M. arbeitet und einen Hub von 63,5 mm hat.
Ein 50 ml-Anteil der vegetativen Züchtung wird verwendet,
um einen 44 1 Einsaatbehälter zu beimpfen, der ein wäßriges Medium der folgenden Zusammensetzung
enthält:
Dextrose 1 %
Sojabohnenkömer 1,5 %
KH2PO4 0,05 %
MgSO4 0,5 %
KCl 0,1 %
CaCl2 · 2H2O 0,025 %
Antischaummittel 0,025 %
Das Medium des Einsaatbehälters wird bei 120° C etwa 30 Minuten lang sterilisiert. Das Rühren mit einer
Geschwindigkeit von 370 U.p.M. beginnt man unmittelbar nach der Beimpfung, und eine Belüftung mit einem
Durchsatz von 0,0226 m3 pro Minute wird während der ganzen Inkubationszelt aufrechterhalten. Nach Beendlgung
der Inkubationsperlode wird der Inhalt des Einsaatbehälters
dazu verwendet, einen 1130-Llter-Fermenter zu
beimpfen, der ein Medium folgender Zusammensetzung enthält:
Dextrose 4,0 %
raffiniertes Sojabohnenöl 3,0 %
Sojamehl 3,0 %
NH4Cl 0,5 %
CaCI2 0,3%
MgSO4 0,2 %
NH4NO3 0,1 %
hydrolysiertes Casein 0,5 % Antischaummittel 0,2 %
deionisiertes Wasser
Vor der Beimpfung wird das Fermentationsmedium 30 Minuten lang bei 12O0C sterilisiert. Die Fermentation
wird durchgeführt bei 37° C unter Belüftung mit einem Durchsatz von 0,48 m3 pro Minute während der gesam-
ten Zeit von der Beimpfung an bis zur Ernte. Das Rühren
wird mit 125 U.p.M. begonnen und bis zu 180 U.p.M. nach 12 Stunden gesteigert. Die Fermentation wird 5
Tage lang fortgesetzt. Die fermentierte Züchtungsflüssigkeit wird abfiltriert, um das Mycel und andere unaufgelöste
Feststoffe zu entfernen. Die filtrierte Flüssigkeit enthält Tenebrimycin in einer Konzentration von 680 Einheiten
pro ml.
b) Isolierung des Tenebrlmycln-Komplexes
10
Der pH-Wert von 880 Litern antibiotischer Fermentationsflüssigkeit,
wie vorstehend beschrieben gewonnen, wird auf etwa pH 2 gesenkt durch Zusatz von ungefähr
10 bis 20 Litern 2O96Iger wäßriger Schwefelsäure.
Nachdem 45 kg eines handelsüblichen Filtrierhilfsmittels
der angesäuerten Flüssigkeit zugesetzt wurden, wird gründlich durchgemischt und filtriert. Der Filterkuchen
wird mit Wasser gewaschen und die Waschlösung dem Filtrat zugesetzt.
Der pH-Wert des Filtrats wird auf pH 5,5 eingestellt durch Zusatz von 50%igem wäßrigen Natriumhydroxid.
Etwa 4 kg eines handelsüblichen Filtrierhilfsmittels wird zugesetzt und die Mischung gründlich gerührt und filtriert.
Das Filtrat wird durch eine IRC-50-Säule mit den Abmessungen von 10,2 cm zu 1,83 m geschickt. Die
Säule wird mit dem Harz im Ammonium-Kreislauf bis zu einer Betthöhe von 112 bis 114 mm gepackt. Nachdem
das gesamte Filtrat die Säule durchlaufen hat, wird diese mit etwa 200 Litern destillierten Wassers gewaschen.
Die antibiotische Aktivität wird dann während eines Zeitraums von 12 bis 15 Stunden mit etwa 150 bis
175 Litern 0,1 η Schwefelsäure eluiert und das Eluat in 10-Liter-Fraktionen abgenommen. Antibiotische Aktivität
ist im Eluat erkennbar, wenn dessen pH-Wert auf etwa pH 4 oder wenig darunter absinkt.
Während die Elution fortschreitet, fällt der pH-Wert des Eluats weiter, bis er einen Wert von etwa pH 1,5
erreicht. Die Fraktionen, welche antibiotische Aktivität enthalten, werden vereinigt und unter vermindertem
Druck auf etwa '/20 des Originalvolumens konzentriert.
Der pH-Wert des konzentrierten Eluats wird auf pH 11
eingestellt durch Zusatz von 50%igem wäßrigen Natriumhydroxid, und das basische Konzentrat wird dann zu
6 Volumeneinheiten Aceton hinzugefügt. Die Mischung wird gekühlt und abgestellt, damit sich der Niederschlag
ohne antibiotische Aktivität abtrennt. Die Mischung wird filtriert und der Filterkuchen, der inaktiven Niederschlag
enthält, wird mit Wasser gewaschen und verworfen.
Der pH-Wert des Filtrats wird auf pH 3,5 unter gründlicher Vermischung des Zusatzes von 20%iger wäßriger
Schwefelsäure eingestellt. Der Tenebrimycin-Komplex scheidet sich als Sulfat während der Behandlung aus und
wird praktisch völlig abgeschieden, wenn der pH-Wert der Lösungen 4 oder einen geringfügig darunger liegenden
Wert erreicht. Die Mischung wird filtriert und das Filtrat, das Caerulomycin als Nebenprodukt der Fermentation
enthält, wird verworfen. Der Filterkuchen, der das Tenebrimycinsulfat enthält, wird in einer möglichst
geringen Menge Wasser gelöst und gekühlt. Alle Festbestandteile, die sich nicht leicht auflösen, werden verworfen,
wie z. B. sämtliche Feststoffe, die während des Abkühlens ausfallen oder auskristallisieren. Die klare
Lösung des Tenebrimycinsulfats wird über ein Dowex 1 χ 1-Harz-Bett von 10,2 cm zu 2,13 m im basischen
Kreislauf geführt. Die antibiotische Lösung wird auf die Säule gegeben und nachfolgend 40 bis 50 Liter destillierten
Wassers. Der Abfluß wird in 10-Liter-Fraktionen abgenommen, die aktiven Fraktionen werden zusammengegeben
und unter Vakuum zu einem dicken Syrup konzentriert, der getrocknet wird und das trockene
Tenebrimycin, d. h. den erfindungsgemäßen Tenebrimycin-Komplex ergibt.
Hierzu 5 Blatt Zeichnungen