DE831604C - Verfahren zur Herstellung von Kunststoffen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von KunststoffenInfo
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Description
Bekanntlich können Polyharnstoffe nach verschiedenen
Verfahren hergestellt werden. So führt z. K. die Verkochung von Dicarboiisäureaziden sowie
Diisocyanaten mit Wasser zu Polyharnstoffen. Das gebräuchlichste Verfahren besteht in der Umsetzung
von Diisocyanaten mit Diaminen, wobei die Polyharnstoffbildung ohne Abspaltung eines Gases
erfolgt. Derartigen Produkten kommt jedoch wegen ihrer geringen mechanischen Werte und
ίο ihrer schlechten Verarbeitbarkeit nur untergeordnetes
Interesse zu.
Während in den vorstehend beschriebenen Fällen die HaniiStoffgruppe das alleinige Bindeglied der
einzelnen -Moleküle darstellt, kann die lineare PoIvesterkette
auch mittels Harnstoffgruppen verknüpft werden. Die Einführung der Harnstoffgruppen erfolgt
in diesem Fall über die Umsetzung der Polyester mit Diisocyauaten. Durch Anwendung eines
geringen Überschusses über die auf die Hvdroxvlendgruppen des Polyesters berechnete Diisocyanatmenge
entstehen unter teihveiser Kettenverlängerung Moleküle mit Isocyanatendgruppen. Bei der
Einwirkung von iDiaminen oder auch Wasser tritt dann zwischen zwei Isocyanatgruppen Harnstoffbildung
ein unter weiterer Kettenverknüpfung, wo- bei dann diese Harnstoffgruppen mit überschüssigem
(Ester)-Diisocyanat zu \^ernetzungen führen
und kautschukelastische Produkte liefern.
Vorliegende Erfindung betrifft eine Modinkation der oben beschriebenen Arbeitsweise, bei der die
Harnstoffbildung durch Einwirkung von Diaminen erfolgt. Der wesentliche Unterschied des neuen
Verfahrens gegenüber dem obigen Verfahren besteht darin, daß zunächst die Polyisocyanate in
einem Überschuß von mehr als 100% über die auf die Hydroxylgruppen des Polyesters berechnete
Menge angewandt werden, und daß anschließend auch die Diamine in entsprechend hohen Dosierun-
gen eingesetzt werden, welche jedoch höchstens der auf die freien Isocyanatgruppen errechneten Menge
entsprechen sollen. Um den Unterschied zwischen vorliegendem Verfahren und der älteren Arbeitsweise
verständlich zu machen, wird auf folgendes verwiesen: Wenn hydroxylgruppenhaltige Polyester
mit polyfunktionellen Isocyanaten umgesetzt werden, so nimmt mit steigender Menge an Polyisocyanat
die Möglichkeit zur Kettenverlängerung ab,
ίο während die Zahl der nicht umgesetzten Isocyanatgruppen
ansteigt. Bei dem obenerwähnten Verfahren wird nur ein geringer Überschuß an PoIyisocyanat
angerwandt, so daß unter der Kettenverlängerung 'Moleküle mit Isocyanatendgruppen entstehen.
Bei dem Verfahren gemäß vorliegender Erfindung werden dagegen die Polyisocyanate in
einem Überschuß von mindestens 100% eingesetzt. Hierbei tritt überhaupt keine Kettenverknüpfung
ein. Benutzt man einen Überschuß von genau 100%, so ist die Wirkung lediglich die, daß die
Hydroxylpolyester in Isocyanatpolyester überführt werden. Eine weitere Steigerung der Polyisocyanatmengen
hat jedoch zur Folge, daß außerdem freies Polyisocyanat in der Mischung verbleibt. Die
.35 nachfolgende Behandlung mit Diaminen bewirkt
dann eine Verknüpfung der Isocyanatpolyester über Harnstoffbrücken. Freie Polyisocyanate
- reagieren nebenher mit Diaminen zu Polyharnstoffen. Da die Diaminmenge so bemessen sein
soll, daß sie höchstens der auf die freie Isocyanatgruppe berechneten Menge entspricht, können
hierbei immer noch freie Isocyanatgruppen übrigbleiben, welche dann mit den Harnstoffgruppen
unter weiterer Verknüpfung (Vernetzung) reagieren können. Das fertige Umsetzungsprodukt kann
somit als ein Polyharnstoff aufgefaßt werden, in welchem Polyester eingebaut sind, welche als
Weichmacher wirken. Es entstehen hierbei Produkte von außerordentlich guten mechanischen
Werten, welche sich zudem durch eine hohe Säüre- und Alkalibeständigkeit auszeichnen.
Ein weiterer Unterschied des neuen Verfahrens gegenüber dem obenerwähnten Verfahren besteht
darin, daß hier nicht unbedingt nur bifunktionelle Ausgangsmaterialien benutzt werden müssen. Dies
gilt sowohl für die PdIyisocyanate als auch für die
für den Aufbau der Polyester benutzten Säuren und Alkohole. Das Verfahren gemäß vorliegender
Erfindung ist vielmehr auch auf solche Fälle anwendbar, bei denen neben einer überwiegenden
Zahl an bifunktionellen Komponenten auch geringe Mengen an höherfunktionellen Komponenten angewandt
werden. Beispielsweise, kann man mit Polyestern arbeiten, für deren Aufbau auf etwa
27 Moleküle eines bifunktionellen Alkohols ein Molekül eines trifunktionellen Alkohols eingesetzt
wurde. iFerner kann man auch bis zu einem gewissen Grade höherfunktionelle Isocyanate einsetzen.
Der Charakter der nach dem Verfahren erhältlichen Materialien wird im wesentlichen durch die
Größe des Polyisocyanatüberschusses und der sich daraus ergebenden Diaminmenge bestimmt. Bei
Verwendung eines 150- bis 2oo%igen Polyisocyanatüberschusses ist schon ein erheblicher Rückgang
der Elastizität gegenüber den Produkten gemäß dem obenerwähnten Verfahren festzustellen.
Bei weiterer Steigerung der Polyisocyanat- bzw. Diaminmenge auf 300 bis 400% nehmen die Elastizität
und die Dehnung ab, während die Härte ansteigt unter Beibehaltung sehr guter Festigkeiten
und Strukturen. Derartige Materialien sind trotz ihrer Härte nicht spröde im Gegensatz zu Phenolformaldehyd-
oder Harnstofformaldehydkondensationsprodukten. Erst bei Anwendung von einem Polyisocyanatüberschruß über 500% wird die Elastizität
der Produkte geringer.
Außer den Mengenverhältnissen spielen natürlich auch die zur Umsetzung verwendeten Polyisocyanate
und Diamine eine entscheidende Rolle. An Polyisocyanaten haben sich besonders Toluylendiisocyanat,
1,5-Naphthylendiisocyanat, Nitrobenzidindiisocyanat,
Triphenylmethantriisocyanat und andere bewährt. An Diaminen wurden Toluylendiamin,
o-Dichlorbenzidin, Nitrobenzidin und Diphenylin eingesetzt. Die Verarbeitung kann sich
sowohl in flüssiger als auch in fester Phase vollziehen. Für die Verarbeitung in flüssiger Phase ist
die Kombination Diisocyanatdiamin sehr wesentlich, da nur Polyisocyanate und Diamine verwendet
werden können, die in halbmolarer Lösung in Methylenchlorid bei 400 erst nach frühestens 25 bis
30 Sekunden unter Ausscheidung von Polyharnstoff reagieren, d. h. es kommt nur die Kombination
zwischen reaktionsfähigen Diisocyanaten und reaktionsträgen Diaminen in Frage und umgekehrt.
Die Verarbeitung in flüssiger Phase ermöglicht das Ausgießen von Formkörpern sowie das Gießen von
Folien, die lederartigen Charakter besitzen. Wegen der hohen Dielektrizitätskonstante der Materialien
ist das Gießverfahren auch für die Elektroindustrie zum Auskleiden von Kondensatoren, Umgießen von
Kabelanschlüssen usw. von besonderem Interesse. Will man die Verarbeitung in fester Phase vornehmen,
so wird im Kneter kondensiert, wobei man ein Material erhält, das selbst nach 4 Wochen
Lagerzeit ohne weitere Walzarbeit unter Druck einwa'ndfrei verformt werden kann. Nach beiden
Verfahren lassen sich Füllstoffe in erheblicher Menge einarbeiten, ohne daß hierbei die mechanisehen
Werte der Produkte erheblich beeinflußt werden. Insbesondere haben sich Talkum, Titandioxyd,
Asbest sowie Gemische aus Asbest und Eisenpulver u. a. bewährt. Derartige Materialien
eignen sich besonders als Dichtungsmassen.
Die zur Umsetzung herangezogenen Polyester sind im wesentlichen aus aliphatischen Dicarbonsäuren
und mehrwertigen Alkoholen, wie Äthylenglykol, Glycerin usw., aufgebaut, können aber auch
aromatische Bausteine enthalten. Bei der Kondeiisation
der Polyester wurden die Mengenverhältnisse so gewählt, daß im wesentlichen Hydroxylgruppen
entstehen, da Carboxylgruppen infolge von CO2-Abspaltung bei der Reaktion mit Isocyanaten
die Verarbeitung in flüssiger Phase stören würden. Auch Mischester, die aus mehr als zwei bis
drei Komponenten aufgebaut sind, sowie gemischte lister, sind der Reaktion ohne weiteres zugänglich.
Beispiel ι
2 kg eines Glykoladipinsäureesters von der OH-ZaIi
1 53 werden in einem Vakuumkneter bei 1300 12 mm 2 Stunden entwässert. Sodann werden
760 g Toluylendiisocyanat einlaufen gelassen und nach einer Reaktionszeit von etwa 20 Minuten
790 g o-Dichlorbenzidin eingetragen. Nach kurzer Zeit nimmt die Viskosität der zunächst dünnflüssigen
Schmelze zu, und nach etwa weiteren 15 Minuten ist ein bröckliges, lagerfähiges Material entstanden,
das bei 150 bis 1700 unter Druck ver-
»5 formt werden kann. Die mechanischen Werte der
erhaltenen Kunststoffplatten sind folgende:
Festigkeit 266,4 kg/cm2.
Dehnung 121 %,
bleibende Dehnung 14,6%,
Struktur 263 kg/cm2.
Härte 99.
Mit dem Material wurden Rahmen von Autolenkrädern umpreßt. An Stelle von Glykoladipinsäureester
kann auch Propylenglykol-i, 2-adipinsäureester
oder Mischungen von beiden verwandt werden.
Wird unter den oben angegebenen Reaktionsbedingungen und Mengenverhältnissen das Dichlor-
benzidin durch 386 g Toluylendiamin ersetzt, so wird ein .Material mit folgenden Eigenschaften erhalten
:
Festigkeit 156 kg/cm2,
Dehnung 117%,
bleibende Dehnung 15,7%.
Struktur 124 kg/cm2.
Härte 95.
Beim Ersatz des Toluylendiamins mit 580 g Diphenylin entsteht ein etwas weiches Material
mit folgenden Werten:
Festigkeit 194 kg/cm2,
Dehnung 282%,
bleibende Dehnung 70%,
Struktur 15,3 kg/cm2.
Härte 88.
Beispiel 2
In 2 kg eines Glykoladipinsäureesters, OH-Zahl 53. Säurezahl 1, wurden 2 kg Talkum eingerührt und die Mischung 2 Stunden lang im Kneter bei 1300 entwässert. Nach Zusatz von 760 g Toluylendiisocyanat wurden nach einer Reaktionsdauer von etwa 30 Minuten 580 g Diphenylin zu- gesetzt. Xach kurzer Zeit wird die noch flüssige Masse bröcklig und kann dann verpreßt werden. Aus dem Material wurden Dichtungen hergestellt, die folgende mechanische Werte besitzen:
In 2 kg eines Glykoladipinsäureesters, OH-Zahl 53. Säurezahl 1, wurden 2 kg Talkum eingerührt und die Mischung 2 Stunden lang im Kneter bei 1300 entwässert. Nach Zusatz von 760 g Toluylendiisocyanat wurden nach einer Reaktionsdauer von etwa 30 Minuten 580 g Diphenylin zu- gesetzt. Xach kurzer Zeit wird die noch flüssige Masse bröcklig und kann dann verpreßt werden. Aus dem Material wurden Dichtungen hergestellt, die folgende mechanische Werte besitzen:
Festigkeit 178 kg/cm2.
Dehnung 164%,
bleibende Dehnung 70%.
Härte
Bei spiel 3
500 g Glykoladipinsäureester wurden in einem mit Rührer versehenen Kessel bei 1300 1 Stunde
lang entwässert. Nach Zugabe von 140 g Toluylendiisocyanat wurde nach etwa 20 Minuten eine
Lösung von 125 g Dichlorbenzidin in 200 ecm Chlorbenzol hinzugegeben und der Gefäßinhalt
nach gutem Umrühren zu einer Folie ausgegossen. Nach kurzer Zeit läßt sich die Folie von. der auf
80 bis ioo° geheizten Unterlage entfernen. Sie wird noch 10 Stunden im Trockenschrank bei ioo°
nachgeheizt und besitzt folgende Werte:
Festigkeit 348 kg/cm2,
Dehnung 476%,
Härte 95°/°·
Nach dem gleichen Verfahren wurden auch Massivkörper, Platten u. a. gegossen.
2 kg eines Propylenglykol-i,2-adipinsäureesters werden in der oben beschriebenen Weise entwässert
und mit 760 g Toluylendiisocyanat umgesetzt. Nach einer Reaktionsdauer von 15 Minuten werden 790 g
o-Dichlorbenzidin hinzugefügt und das erhaltene bröcklige Kondensationsprodukt zu Platten verpreßt.
Die Materialwerte sind folgende:
Festigkeit 106 kg/cm2,
Dehnung 921Vo,
bleibende Dehnung 46%,
Struktur 24,5 kg/cm2.
Härte 95.
2 kg eines in oben beschriebener Weise entwässerten Glykoladipinsäureesters werden bei 1300
mit 600 g 1,5-Naphthylendiisocyanat umgesetzt. Hierbei tritt eine Temperaturerhöhung ,von etwa
10 bis 12° ein. Nach Zugabe von 432 g o-Dichlorl>enzidin
wird die zunächst noch zähflüssige Masse sehr bald fest. Beim Verpressen des Materials entstehen
sehr harte Platten, die trotzdem noch biegsam sind.
Festigkeit 253 kg/cm2.
Dehnung 284%,
bleibende Dehnung 13,8%,
Härte 96.
Ersetzt man unter den obenerwähnten Bedingungen das l, 5-Naphthylendiisocyanat durch 1044g
Triphenylmethantriisocyanat, so wird .ein sehr hartes Material mit folgenden Werten erhalten:
Festigkeit 122 kg/cm2,
Härte 360,
Dehnung i9°/o.
200 g eines aus 146 g Adipinsäure, 70 g Äthylenglykol
und 5 g Trimethylolpropan hergestellten hydroxylgruppenhaltigen Polyesters werden in üblicher
Weise entwässert, mit 76 g Toluylendiisocyanat bei 1300 umgesetzt und anschließend mit
g Dichlorbenzidin behandelt. Das bröcklige Material wird zu Platten verpreßt, die folgende
Werte besitzen: ■:■ ■■-■"·■
Festigkeit ............ 212 kg/cm2,
Härte . . . 749,
Dehnung /,'.". 1(76%.
Claims (1)
- Patentanspruch.Verfahren zur Herstellung von Kunststoffen, dadurch gekennzeichnet, daß man hydroxylgruppenhaltige Polyester mit mindestens 100% Überschuß an Polyisocyanaten über die auf die Hydroxylgruppen berechnete Menge behandelt und anschließend Diamine in einer den freien Isocyanatgruppen höchstens äquivalenten Menge zur Einwirkung bringt, wobei sowohl die Polyisocyanate als auch die für den Aufbau der Polyester dienenden Säuren und Alkohole in der Regel bifunktionell sein sollen, und höherfunktionelle Komponenten, wenn überhaupt, nur in untergeordneten Mengen zugegen sein sollen.O 3204 2. 52
Priority Applications (2)
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DEP34916A DE831604C (de) | 1949-02-24 | 1949-02-24 | Verfahren zur Herstellung von Kunststoffen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE831604C true DE831604C (de) | 1952-02-14 |
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Family Applications (1)
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- 1949-02-24 DE DEP34916A patent/DE831604C/de not_active Expired
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