DE1022788B - Verfahren zur Herstellung hochmolekularer vernetzter Kunststoffe - Google Patents
Verfahren zur Herstellung hochmolekularer vernetzter KunststoffeInfo
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Description
DEUTSCHES
Die Herstellung von hochmolekularen vernetzten Kunststoffen aus linearen oder vorwiegend linearen hydroxylgruppenhaltigen
Kondensations- oder Polymerisationsprodukten mit einem Molekulargewicht über 1000 und
Diisocyanaten ist bekannt. Es gehört ferner zum Stand der Technik, bei dieser Polyadditionsreaktion Verbindungen
mit mindestens zwei mit Isocyanaten reagierenden Wasserstoffatomen und einem Molekulargewicht
unter 500 mitzuverwenden.
Als Kondensations- und Polymerisationsprodukte mit endständigen Hydroxylgruppen und einem Molekulargewicht
über 1000 kommen dabei im wesentlichen Polyester, Polyäther, wie sie z. B. in den Tetrahydrofuran-
oder Äthylenoxydpolymerisaten vorliegen, Polythioäther oder Gemische derselben in Frage. Als Verbindungen mit
mindestens zwei mit Isocyanaten reagierenden Wasserstoffatomen, die ein Molekulargewicht unterhalb von 500
besitzen, seien Wasser, zwei- oder dreiwertige Alkohole, auch solche mit Urethan- und Estergruppen, sowie niedermolekulare
Tetrahydrofuranpolymerisate genannt. Auch Diamine, wie beispielsweise o-Dichlorbenzidin, sind zur
Umsetzung geeignet. Als Diisocyanate finden im wesentlichen aromatische Diisocyanate, wie z. B. 1,5-Naphthylendiisocyanat,
p-Phenylendiisocyanat, Diphenylmethandiisocyanat,
Verwendung.
Je nach Art und Mengenverhältnis der Ausgangskomponenten sowie je nach Reihenfolge der Umsetzung derselben
erhält man hochmolekulare vernetzte Produkte mit verschiedenartigen Eigenschaften.
Es wurde nun gefunden, daß man zu neuartigen wertvollen vernetzten Kunststoffen gelangt, wenn man bei
der Herstellung von hochmolekularen vernetzten Kunststoffen aus linearen oder vorwiegend linearen hydroxylgruppenhaltigen
Kondensations- und/oder Polymerisationsprodukten mit einem Molekulargewicht über 1000,
Diisocyanaten und gegebenenfalls Verbindungen mit mindestens
zwei mit Isocyanaten reagierenden 'Wasserstoffatomen und einem Molekulargewicht unter 500 aromatische
Diisocyanate verwendet, welche eine Azogruppierung im Molekül enthalten.
Bei den für das Verfahren geeigneten hydroxylgruppenhaltigen Kondensations- oder Polymerisationsprodukten
mit einem Molekulargewicht über 1000 handelt es sich neben Polyesteramiden und Polyacetalen insbesondere
um lineare oder vorwiegend lineare Polyester, wie sie z. B. durch thermische Kondensation aus Äthylenglykol, Diäthylenglykol,
Propylenglykol, 1,3-Butylenglykol, 1,4-Butylenglykol
und Bernsteinsäure, Adipinsäure, Phthalsäure usw. hergestellt werden können. Ferner handelt es
sich um Polyäther, wie sie z. B. in den Äthylenoxyd- oder Tetrahydrofuran-Polymerisaten vorliegen, oder um Polythioäther,
wie sie beispielsweise durch Kondensation von eine beliebige Anzahl von Thioäther-Gruppen enthaltenden
zwei- oder mehrwertigen Alkoholen bzw. Thioalko-Verfahren zur Herstellung
hochmolekularer vernetzter Kunststoffe
hochmolekularer vernetzter Kunststoffe
Anmelder:
Farbenfabriken Bayer Aktiengesellschaft, Leverkusen-Bayerwerk
Dr. Erwin Müller, Dr. Dr. h. c. Dr. E. h. Otto Bayer
und Dr. Siegfried Petersen, Leverkusen,
sind als Erfinder genannt worden
holen, die jedoch mindestens einmal im Molekül eine Hydroxylgruppe in ß- oder y-Stellung zu einem Schwefelatom
aufweisen, mit sich selbst oder anderen zwei- oder mehrwertigen Alkoholen bzw. Thioalkoholen oder Thioätheralkoholen
bzw. Thioätherthioalkoholen erhältlich sind.
Diese Produkte sollen ein mittleres Molekulargewicht von mindestens 1000, vorzugsweise von 1500 bis 2000
aufweisen.
An Verbindungen mit mindestens zwei mit Isocyanaten reagierenden Wasserstoffatomen und einem Molekulargewicht
unter 500 seien neben Wasser und einfachen Glykolen wie Butandiol und Trimethylolpropan auch
Glykole mit Harnstoff-, Urethan-, Carbonamid- und Estergruppen sowie solche mit tertiären Stickstoffatomen
genannt. Auch auf die Möglichkeit der Verwendung von Glykolen mit aromatischen Ringsystemen, beispielsweise
1,5-Naphthalin-ß-dioxäthyläther, sei hingewiesen. Weiterhin
sind auch Diamine wie o-Dichlorbenzidin, 2,5-Dichlorp-phenylendiamin
und S^'-Dichlordiaminodiphenylmethan
geeignet.
Diisocyanate mit einer Azogruppierung im Molekül, die erfindungsgemäß für das vorliegende Verfahren Verwendung
finden können, sind z. B. die nach an sich bekannten Methoden herzustellenden Verbindungen der
folgenden Formeln:
OCN-
OCN-
-N = N —
■N = N
CH,
-NCO
-NCO
709 849/427
\ N = N NCO erfolgt, kann es für viele Zwecke genügen, in einer der
. A \ * Umsetzungsstufen ein Azogruppen enthaltendes Diiso-
cyanat gemäß vorliegender Erfindung zuzusetzen, während
in der anderen Stufe ein gewöhnliches Diisocyanat 5 oder ein solches mit Harnstoff- oder Urethangruppen An-NCO
NCO wendung findet.
Das vorliegende Verfahren der Verwendung von Azo-
/ gruppen enthaltenden Diisocyanaten zur Herstellung kau-
Jn = JN - tschukelastischer Produkte zeigt den für viele Anwen-
ίο dungsgebiete bedeutenden technischen Vorteil, daß Pro-
Diese Azogruppen aufweisenden Diisocyanate können dukte mit einer außerordentlich hohen Strukturfestigkeit
auch in Mischungen mit anderen Diisocyanaten, welche resultieren. Es lassen sich durch geeignete Wahl der Komkeine
Azogruppierung enthalten, verwendet werden. ponenten und Mengenverhältnisse Produkte erhalten, die
Dabei sei insbesondere auf Uretdionringe oder Harnstoff- in ihrem spezifischen Eigenschaftsbild den bisher begruppierungen
enthaltende Diisocyanate hingewiesen. 15 kannten überlegen sind. Bei den bekannten, nach dem
Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens Stand der Technik hergestellten kautschukelastischen
kann im einfachsten Falle so erfolgen, daß man die Kunststoffen, beispielsweise unter Verwendung von
hydroxylgruppenhaltigen Kondensations- oder Poly- Naphthylen-l.S-diisocyanat, kann man die Strukturfestigmerisationsprodukte
mit einem Molekulargewicht über keit durch eine Erhöhung der Diisocyanatmenge steigern.
1000 mit der sich auf die Endgruppen berechnenden 20 Dabei wird aber gleichzeitig auch die Shorehärte wesent-Menge
oder einem Überschuß eines azogruppenhaltigen lieh erhöht, was zu einem harten, für viele Verwendungs-Diisocyanates
bei erhöhter Temperatur umsetzt und die zwecke nicht geeigneten Produkt führt. Ein Material geerhaltene
Reaktionsschmelze in Formen gießt und aus- maß folgendem Beispiel 1 würde bei der dort angegebenen
heizt. In manchen Fällen kann auch ein bröckeliges Härte nach dem Stand der Technik eine Strukturfestigkeit
Material resultieren, welches sich auf einer Walze zu 25 von etwa 40 bis 42 kg/cm besitzen. Materialien gemäß
Fellen verarbeiten und in Formen pressen läßt. folgendem Beispiel 2 würden bei gleichem Härtegrad nur
Es ist oft zweckmäßig, neben dem Kondensations- oder eine Strukturfestigkeit von 10 bis 20 kg/cm und im Fall
Polymerisationsprodukt mit einem Molekulargewicht über der Verwendung von ausschließlich linearen Vernetzungs-1000
eine Verbindung mit mindestens zwei mit Isocyana- mitteln eine Strukturfestigkeit von etwa 40 bis 45 kg/cm
ten reagierenden Wasserstoff atomen und einem Molekular- 3° aufweisen. Umgekehrt würde man, um eine Strukturgewicht
unter 500 mitzuverwenden, d. h. ein Gemisch festigkeit von etwa 60 kg/cm nach den bisher üblichen
dieser beiden Verbindungen mit einer sich auf ihre End- Verfahren zu erzielen, eine Shorehärte von 85 bis 90 in
gruppen berechnenden Menge oder einem Überschuß eines Kauf nehmen müssen. Azogruppen enthaltenden Diisocyanates umzusetzen.
Nach einer anderen Ausführungsform des Verfahrens 35 Beispiel 1 kann das hochmolekulare Kondensations- oder Polymerisationsprodukt
mit einem Überschuß eines Azo- In 1 kg eines bei 130= im Vakuum entwässerten PoIygruppen
enthaltenden Diisocyanates umgesetzt werden, esters aus 1 Mol Adipinsäure und 1,1 Mol Äthylenglykol
wonach anschließend zur Endvernetzung eine der oben- mit einer OH-Zahl von 55 und einer Säurezahl von 1
genannten Verbindungen mit mindestens zwei mit Iso- 40 werden in einem Kneter 250 g 4,4'-Azobenzoldiisocyanat
cyanaten reagierenden Wasserstoffatomen und einem eingerührt. Nach etwa 5 bis 10 Minuten ist bei einer Kon-Molekulargewicht
unter 500 zugesetzt wird. Diese letzte- densationstemperatur von 110 bis 120° eine klare, rotren
werden dabei vorzugsweise in Mengen von 1 bis 10%, gefärbte Schmelze entstanden, in die nach weiteren
bezogen auf eingesetztes Polymerisations- oder Konden- 1° Minuten 10 ecm Wasser eingerührt werden. Sehr bald
sationsprodukt, zugesetzt. Dabei findet über die freien 45 ist neben einer CO3-Entwicklung ein erheblicher Viskosi-NCO-Gruppen
eine weitere Kettenverlängerung und tätsanstieg festzustellen, und nach weiteren 10 bis 15 Migleichzeitig
eine Vernetzung der verlängerten Kette statt. nuten ist ein krümeliges Material entstanden, das sich
Eine Abwandlung dieser Ausführungsform besteht darin, auf der Walze zu einem Fell ausziehen läßt und bei 150
die Komponenten mit einem Molekulargewicht unter 500 bis 160° verpreßt werden kann. Es entsteht ein kautschukin
einem Überschuß über die sich auf die freien NCO- 50 elastisches Material mit folgenden Eigenschaften:
Gruppen berechnende Menge zuzusetzen und den resul- . . 9„ . 2
tierenden Restbetrag an freien reaktionsfähigen Wasser- festigkeit -.84 kg, cm
stoff atomen durch Zugabe einer weiteren Menge eines \λ -v^a ή V,
z-zoi°
Azogruppen enthaltenden Diisocyanates zur Reaktion zu Weihende Dehnung W J0
brinlen « Struktur 56 kg/cm
Dringen. 55 έμ-,,^·-,·+«+ ei ο/
Nach einer dritten Ausführungsform kann man aber JMds>xizrwx 01 /,,
auch so verfahren, daß man zunächst einen Unterschuß ir^rte ""';' · Wn'n'n,' W,
Vn , °re ,
an Azogruppen enthaltenden Diisocyanaten anwendet Belastung bei 300 % Dehnung 60 kg/cm*
und den so erhaltenen isocyanatmodifizierten Kondensations-
oder Polymerisationsprodukten mit freien O H- 60 Beispiel9
Gruppen eine Verbindung mit mindestens zwei mit Iso- "
cyanaten reagierenden Wasserstoffatomen und einem In 200 g des im Beispiel 1 erwähnten Glykol-Adipin-Molekulargewicht
unter 500 in Mengen von vorzugsweise säure-Polyesters werden nach dem Entwässern bei
1 bis 10 %, bezogen auf eingesetztes Polymerisations-oder 130°/12 mm bei der gleichen Temperatur 50 g 4,4'-Azo-Kondensationsprodukt,
zumischt und dann erst eine 65 benzoldiisocyanat eingerührt. Bei etwa 135 bis 140° entweitere,
der vorhandenen O Η-Zahl des Gemisches ent- steht eine klare homogene Schmelze, in die 5 g eines Gesprechende
Menge eines Azogruppen enthaltenden Diiso- misches, bestehend aus 4 g Butandiol-(1,4) und 1 g Tricyanates
hinzufügt. methylolpropan, eingerührt werden. Man gießt nunmehr Bei den Ausführungsformen, bei denen ein zweimaliger die homogene Schmelze in vorgeheizte Formen und heizt
Zusatz eines Azogruppen enthaltenden Diisocyanates 70 noch zur Vervollständigung der Reaktion 24 Stunden bei
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung hochmolekularer ver- isocyanat, in der anderen ein Diisocyanat verwendet
netzter Kunststoffe aus linearen oder vorwiegend line- wird, welches keine Azogruppen enthält.
aren hydroxylgruppenhaltigen Kondensations- und/ 40 6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch ge-
oder Polymerisationsprodukten mit einem Molekular- kennzeichnet, daß man aromatische Diisocyanate mit
gewicht über 1000, organischen Diisocyanaten und einer Azogruppe im Gemisch mit solchen Diisocyana-
gegebenenfalls Verbindungen mit mindestens zwei ten, die keine Azogruppen enthalten, zur Umsetzung
mit Isocyanaten reagierenden Wasserstoffatomen und verwendet.
einem Molekulargewicht unter 500, dadurch gekenn- 45
zeichnet, daß man aromatische Diisocyanate ver- In Betracht gezogene Druckschriften:
wendet, welche eine Azogruppierung im Molekül ent- Deutsche Patentschrift Nr. 943 144;
halten. deutsche Auslegeschrift P 11082 IVb / 39b, bekannt-
2. Ausfülirungsform nach Anspruch 1, dadurch ge- gemacht am 19.
Januar 1956;
kennzeichnet, daß das Kondensations- oder Poly- 50 »Bayer Kunststoffe«, Leverkusen, 1955, S. 93 bis 101.
© 709 849/427 1.58
Priority Applications (2)
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