DE814296C - Verfahren zur Trennung und Gewinnung der optischen Antipoden von racemischen Aminosaeuren - Google Patents
Verfahren zur Trennung und Gewinnung der optischen Antipoden von racemischen AminosaeurenInfo
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Description
(WiGBl. S. 175)
AUSGEGEBEN AM 20. SEPTEMBER 1951
J 287 IV c112 q
Es ist bekannt, daß sich Hippursäure (Benzoylaminoessigsäure) durch das Enzym Hippuricase in
Benzoesäure und Aminoessigsäure spalten läßt. Nach einer Veröffentlichung von C. N e u b e r g und
K. Linhardt (Biochemische Zeitschrift 1924;
147, 372—76) ist es bekannt, daß Benzoylaminopropionsäure,
die der Hippursäure ähnlich ist, sich durch das Enzym Hippuricase vorwiegend asymmetrisch spalten läßt. Die Spaltungswirkung
des Enzyms setzte hierbei nach kurzer Zeit aus. Das Verfahren konnte infolgedessen für eine Trennung
der beiden Isomeren unter Gewinnung des D-Isomeren und des L-Isomeren nicht in Betracht
kommen.
Gegenstand vorliegender Erfindung ist ein allgemein anwendbares Verfahren, das eine vollkommene
Trennung der Isomeren racemischer Aminosäuren unter Gewinnung des reinen D-Isomeren
und des reinen L-Isomeren gestattet. Die Erfindung beruht im wesentlichen darauf, daß eine
acylierte Aminosäure der Einwirkung einer Amidase bei einem für den Vorgang geeigneten ph-Wert
bei geeigneter Temperatur unterworfen und das Verfahren unter praktischer Konstanthaltung
des pH-Werts so lange fortgeführt wird, bis das optische Drehvermögen der Lösung konstant geworden
ist. Unter diesen Bedingungen bleibt die Spaltungstätigkeit der Amidase erhalten, bis das
gesamte acylierte L-Isomer der Aminosäure in die Acylverbindung und die freie L-Aminosäure
hydrolysiert ist. Der nicht hydrolysierte Teil der Acylaminosäure und der Teil der Aminosäure, von
der die Acylverbindung abgespalten wurde, können alsdann z. B. auf Grund ihrer verschiedenen Löslichkeit
getrennt werden. In Ausübung der Erfindung kann man z. B. wie
folgt verfahren: Zunächst wird die zu behandelnde racemische Aminosäure z. B. durch Einwirkung
eines Anhydrids oder Säurechlorids einer einbasischen . Carbonsäure acyliert. Hierbei werden vorteilhaft
niedrige Fettsäuren, wie z. B., Ameisensäure oder Essigsäure verwendet, da sich die Formyl-
und Acetylverbindungen der meisten Aminosäuren leicht durch einfaches Erhitzen der Aminosäure,
z. B. mit Essigsäureanhydrid, wasserfreier ίο Ameisensäure oder einem Gemisch beider herstellen
lassen. Die mit niedrigen Fettsäuren hergestellten Acylaminosäureverbindungen besitzen den
Vorzug, daß sie im allgemeinen in Wasser leicht löslich sind, wodurch die Herstellung von für die
Spaltung mittels Enzymen geeigneten Lösungen erleichtert wird. Ein weiterer "Vorteil der Anwendung
niedriger Fettsäuren liegt in ihrer Flüchtigkeit, weiche eine leichte Entfernung der Fettsäuren
nach erfolgter Enzymspaltung gestattet. In Fällen, ao in denen einbasische Carbonsäuren angewendet
werden, die sich nicht durch einfaches Erhitzen in Reaktion mit der Aminosäure bringen lassen, kann
man sich anderer bekannter Methoden bedienen, wie solche in den Ausführungsbeispielen enthalten
»5 sind.
Zwecks Durchführung des Spaltungsvorgangs wird die acylierte Aminosäure in eine vorzugsweise
verdünnte, z. B. i- bis 2%ige Lösung übergeführt. Als Lösungsmittel wird vorzugsweise
Wasser verwendet. Andere geeignete Lösungsmittel sind z. B. verdünnter Methyl- oder Äthylalkohol.
Als Spaltungsmittel werden Enzyme aus der Gruppe der Amidasen verwendet, die tierischer
oder pflanzlicher Herkunft sein können. Amidase ist z. B. in Pankreatin und in. Enzympräparaten
aus Pflanzen, z. B. Aspergillus Oryzae, enthalten. Zweckmäßig werden handelsübliche amidasehaltige
Enzympräparate verwendet.
Es empfiehlt sich, der Lösung der acylierten Aminosäure eine größere Menge an Enzym zuzusetzen,
als für die Spaltung notwendig" ist. Im allgemeinen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, auf
ιoo Teile der acylierten Aminosäure mindestens etwa 25 Teile, z. B. 25 bis 100 Teile des Amidasepräparats
anzuwenden. Zwecks Vorbereitung der Lösung wird diese auf eine Temperatur gebracht,
bei der das anzuwendende Enzym am aktivsten ist. Die Temperaturen, auf welche die verschiedenen
Amidasepräparate erhitzt werden sollen, sind bekannt; sie liegen zumeist bei etwa 370. Der pH-Wert
wird ebenfalls auf den Wert eingestellt, bei dem das Enzym optimale Wirksamkeit zeigt. Die
für die einzelnen Enzympräparate bestgeeigneten pirWerte sind bekannt; sie liegen im allgemeinen
bei 7.
Es empfiehlt sich, den Vorgang unter Vermeidung von Infektionen durchzuführen. Infektionsschutz
kann z. B. in einfachster Weise dadurch gesichert werden, daß die Lösung mit einer mit ihr
nicht mischbaren aseptischen Flüssigkeit von niedrigerem spezifischem Gewicht, wie z. B. Toluol,
überschichtet wird.
Infolge der Spaltungstätigkeit des Enzyms wird Säure in Freiheit gesetzt, was eine Abnahme des
pH-Werts der Lösung zur Folge hat. Wie bereits erwähnt, ist es für die erfolgreiche Durchführung
des Verfahrens wichtig, den pH-Wert konstant
oder annähernd konstant zu halten. Dies kann z. B. derart geschehen, daß der mit Hilfe von löslichem
Alkali auf den gewünschten pH-Wert eingestellten Ausgangslösung im Verlaufe des Vorgangs
von Zeit zu Zeit Proben entnommen und auf Grund des pH-Werts der Proben der Lösung so
viel Alkali zugefügt wird, daß der pH-Wert immer wieder auf den Ursprungswert gebracht wird. '
Vorteilhafter wird derart verfahren, daß der Lösung vor oder bei Zusatz des Enzyms ein alkalischer
Puffer in geeignetem Überschuß zugesetzt wird, der mit der gebildeten Säure unter Aufrechterhaltung
des Anfangs-pH-Werts reagiert. In Fällen, in denen der pH-Wert = 7 ist, kann z. B.
Calciumcarbonat im Überschuß als Puffer zugefügt werden; ein Teil dieser Verbindung reagiert
mit den Säuren unter Bildung von löslichen Calciumsalzen, die einen pH-Wert von 7 haben,
während der Rest der Verbindung ungelöst bleibt und zur Bindung der durch Enzymwirkung freigesetzten
Säure zur Verfügung steht.
Wie bereits erwähnt, wird der Vorgang unter Aufrechterhaltung des geeigneten pH-Werts und
der geeigneten Temperatur so lange fortgeführt, bis der optische Drehungswinkel der Lösung sich
nicht mehr ändert. Der Zeitpunkt des Abbruchs kann durch Entnahme von Proben und Bestimmung
des Drehungswinkels derselben ermittelt werden. Nachdem das Drehungsvermögen der
Lösung konstant geworden ist, wird der Teil der Aminosäure, der in aCylierter Form vorhanden ist,
von dem in freier Form vorliegenden Teil, z. B. 1Oo
auf Grund ihrer verschiedenen Löslichkeit, getrennt. Dies kann in einfachster Weise durch
Extraktion mittels einer Flüssigkeit erfolgen, in der die acylierte Aminosäure löslich und die freie
Aminosäure unlöslich ist oder umgekehrt. Vor oder nach der Trennung kann gewünschtenfalls
eine Reinigung stattfinden. Die Reinigung der Aminosäure von den verwendeten Reagenzien
kann z. B. wie folgt stattfinden:
Der Teil der angewendeten Monocarbonsäure, der während der Enzymeinwirkung abgespalten
wurde, wird durch Eindampfen entfernt, wenn die Säure flüchtig ist. Nichtflüchtige Säuren können
durch Extraktion entfernt werden. Das Enzym wird durch Kochen der Lösung niedergeschlagen
und kann alsdann durch Abfiltrieren beseitigt werden. In Fällen, bei welchen ein Teil der Aminosäure
im Verlauf des Vorgangs ausgefallen ist, wird der gesamte Niederschlag abfiltriert, worauf
die Aminosäure von den anderen festen Bestand- "0 teilen durch Extraktion mit Hilfe von Lösungsmitteln
getrennt wird.
i. Die racemische Aminosäure D, L-Tryptophan »as
wird in bekannter Weise durch Acetylieren in
D, L-Acetyltryptophan übergeführt. 5 g dieser
Verbindung werden in 300 ecm Wasser gelöst und der erwärmten Lösung 2,5 g Calciumcarbonat zugefügt.
Ein Teil des Calciumcarbonats geht unter Bildung des Calciumsalzes des D, L-Acetyltryptophans
in Lösung, die einen pH-Wert von 7 annimmt. Der ungelöste Teil des Calciumcarbonats
dient bei der nachfolgenden Enzymspaltung als Puffer. Das Volumen der Lösung wird auf 400
ecm gebracht, die Temperatur auf etwa 400 eingestellt und 3 g eines Amidasepräparats, das aus
Bakterienkulturen gewonnen ist, zugefügt. Die Lösung wird alsdann mit Toluol überschichtet und
hierauf in einen auf 370 gehaltenen Brutschrank gebracht. Infolge des vorhandenen, als Puffer wirkenden
Calciumcarbonats wird der pH-Wert während der Gesamtdauer der Enzymwirkung auf 7
gehalten. Von Zeit zu Zeit werden Proben entnommen, filtriert, mit Aktivkohle geklärt und im
Polarimeter geprüft. Durch Zusatz von einigen Tropfen Aceton kann Adsorption der Aminosäure
durch die Aktivkohle verhindert werden. Nachdem das Drehvermögen der Lösung konstant geworden
ist, wird der Vorgang unterbrochen. Die Zersetzungszeit betrug bei diesem Präparat ungefähr
10 Tage. Nachdem die für die Spaltung benötigte Zeit ermittelt worden ist, können weitere
entsprechende Ansätze gleich lange behandelt werden, ohne den Fortgang des Spaltungsvorgangs
durch Entnahme von Proben zu verfolgen.
Nach Abbrechen des Spaltungsverfahrens wird die Lösung von Enzym und Calciumcarbonat befreit.
Die Beseitigung des Enzyms kann dadurch erfolgen, daß es durch Kochen der Lösung koaguliert
wird und das Koagulat zusammen mit dem ungelösten Calciumcarbonat durch Filtrieren entfernt
wird. Das gelöste Calciumcarbonat kann durch Fällung mit Oxalsäure und Abfiltrieren des
ausgefallenen Calciumoxalats beseitigt- werden. Die durch die Enzymwirkung in Freiheit gesetzte
Essigsäure kann durch Verflüchtigen entfernt werden, z. B. derart, daß die Lösung vorteilhaft bei
etwa 400 im Vakuum zur Trockene eingedampft wird.
Der Trockenrückstand wird mit einem Lösungsmittel für Acetyltryptophan behandelt, das freies
Tryptophan nicht löst. Dies kann z. B. derart geschehen, daß der Rückstand dreimal mit kochendem
Aceton oder Äthylacetat am Rückflußkühler extrahiert wird und das Lösungsmittel zwecks
Gewinnung des Acetyltryptophans verdampft wird. Durch Umkristallisieren aus dem verdünnten
Lösungsmittel erhält man reines weißes Acetyltryptophan mit einem spezifischen Drehungsvermögen
von (α)π = —26° (in Methanol), das ausschließlich
aus dem D-Antipoden besteht. Die Ausbeute beträgt mehr als 90% der Theorie.
Der bei der Extraktion verbleibende unlösliche
Rückstand besteht aus freiem Tryptophan, das nach an sich bekannter Reinigung ein optisches
Drehvermögen von (a)ü — —32° (in Wasser) besitzt
und völlig aus dem L-Antipoden besteht. Die Ausbeute beträgt 85 % der Theorie.
2. D, L-Methionin wird in bekannter Weise
benzoyliert. 5 g des gebildeten D, L-Benzoylmethionine werden in 300 ecm Wasser gelöst, die
Lösung erwärmt, 2,5 g Calciumcarbonat zugefügt und die Lösung auf 400 ecm aufgefüllt. Nunmehr
werden bei 400 4 g Takadiastase zugefügt, die Lösung mit Toluol überschichtet, in einen auf 370
gehaltenen Brutschrank gebracht und dort belassen, bis ihr Drehvermögen konstant geworden
ist. Dies dauert je nach der Wirksamkeit des angewendeten Enzympräparats 7 bis 10 Tage. Die
anschließenden Maßnahmen mit Bezug auf die Entfernung des Enzyms und des Calciums und die
Verdampfung der Flüssigkeit zur Trockene erfolgen im Sinne des Beispiels 1. Der verbleibende
Rückstand wird mit Petroläther unter Rückfluß gekocht, um die durch das Enzym frei gewordene
Benzoesäure zu entfernen. Der nach der Petrolätherextraktion verbleibende Rückstand wird dreimal
mit je 150 ecm Aceton oder Äthylacetat unter Rückfluß ausgekocht. Durch Abdampfen des
Lösungsmittels und Umkristallisieren aus verdünntem Äthylalkohol erhält man reines Benzoylmethionin.
Das Drehvermögen von (o)d = +19°
zeigt, daß es zur Gänze aus der D-Form besteht. Der in Aceton oder Äthylacetat unlösliche Rückstand
besteht aus freiem Methionin, das nach üblicher Reinigung ein Drehungsvermögen von
(a)D = —6° hat, also ganz aus der L-Form besteht.
Die Ausbeute an beiden optischen Antipoden beträgt etwa 80% der Theorie. Beim Arbeiten
in größerem Maßstab sind höhere Ausbeuten zu erzielen.
3. 5 g D, L-Formylphenylalanin, das nach der Methode
von V i g η a u d und Mayer (Jour. Biol.
Chem. 48, 302, 1932) hergestellt werden kann, werden gemäß Beispiel 1 für die Enzymreaktion
vorbereitet. Es gelangte ein anderes Enzympräparat zur Verwendung. Das optische Drehvermögen
der Lösung ist zunächst —0,6°, am 2., 3. -und 4. Tag —2°, —2,5° und —3° und bleibt dann
konstant bei —3°. Die aus dem Brutschrank genommene Lösung wird gemäß Beispiel 1 von
Enzym und Calcium befreit. Die durch das Enzym abgespaltene Ameisensäure wird durch
Eindampfen zur Trockene, vorzugsweise im -Vakuum bei 400, entfernt. Der Rückstand wird
mit Äthylalkohol extrahiert. Der Extrakt hinterläßt bei Verdampfung einen Rückstand, der ohne
weitere Reinigung ein optisches Drehvermögen von (α)ο = —76° (in Alkohol) zeigt; er besteht
also zur Gänze aus D-Formylphenylalanin. Die
Ausbeute ist praktisch quantitativ. Der in Äthylalkohol unlösliche Anteil besteht aus freiem
Phenylalanin, das nach Reinigung ein Drehvermögen von (a)D= —34° zeigt, entsprechend dem
Drehvermögen von reinem L-Phenylalanin. Die iao
Ausbeute übersteigt 80% der Theorie.
4. Das Formylderivat des D, L-Tryptophans wird nach dem in Beispiel 3 angewendeten Verfahren
hergestellt mit der Maßgabe, daß es aus der Lösung durch Abdampfen und Trocknen im "5
Vakuum gewonnen wird, da es nicht direkt
kristallisiert. 5 g D, L-Formyltryptophan werden gemäß Beispiel 2 für die Enzymbehandlung vorbereitet.
Als Enzym wird Takadiastase in einer Menge von ig gegenüber 4 g bei Beispiel 2 verwendet.
Nachdem das optische Drehvermögen konstant geworden ist, wird die Lösung von Enzym und Calcium gemäß Beispiel 1 befreit. Die
vorhandene Ameisensäure wird durch Verdampfen zur Trockene entfernt. Der Rückstand wird mit
Aceton behandelt, um die freie Tryptophanfr?.ktion von nicht hydrolysiertem Formyltryptophan
zu trennen. Aus der Acetonfraktion erhält man reines D-Formyltryptophan in theoretischer Ausbeute.
Der Rückstand wird mit Wasser aufge-
»5 nommen,* wobei etwas Tryptophan auskristallisiert. Der Rest wird in bekannter Weise als
Kupfersalz gewonnen. Die Gesamtausbeute beträgt 90% der Theorie. Das Drehvermögen ist
(<*)d = —320 entsprechend dem Drehvermögen
*o von reinem L-Tryptophan.
5.4 g D, L-Phenylacethylphenylalanin, das
durch Acylieren von D, L-Phenylalanin mit Phenylacetylch-lorid
erhältlich ist, werden in heißem Wasser gelöst, 2,5 g Calciumcarbonat zugefügt,
a5 das Volumen auf 400 ecm gebracht und auf 370
abgekühlt. Nach Zugabe von 2 g des Amidasepräparats von Beispiel 1 und von etwas Toluol
wird die Lösung bei 370 im Brutschrank gehalten, bis die optische Drehung konstant geworden ist.
Alsdann wird die Entfernung der frei gewordenen Phenylessigsäure und die Trennung des Phenylacetylphenylalanins
von freiem Phenylalanin gemäß Beispiel 3 vorgenommen. Die reinen optischen Isomeren werden in Ausbeuten von über 80 %
erhalten.
6. HgD, L-Formylisoleucin, das nach F i scher
und W a r b u r g (Ber. 38, 3997, 1905) gewonnen werden kann, werden in 1000 ecm heißen
Wassers gelöst, 9 g Calciumcarbonat zugegeben und
auf 370 abgekühlt. Durch die Ausscheidung eines Teils des wenig löslichen Calciumsalzes des D, L-Formylisoleucins
beim .Abkühlen wird die Spaltung durch das Encym nicht beeinträchtigt. Nach
Zufügen von 3 g Takadiastase wird die Lösung 5 Tage bei 370 im Brutschrank gehalten. Alsdann
werden weitere 0,5 g des Enzympräparats zugefügt und die Lösung im Brutschrank belassen, bis
der optische Drehwinkel konstant geworden ist. Nach Entfernung des Enzyms, des überschüssigen
Calciums und der Calciumionen und nach Eindampfung zur Trockene gemäß Beispiel 1 wird der
Rückstand dreimal mit 300 ecm Aceton am Rückflußkühler ausgekocht, wobei Formylisoleucin sowie
etwas freies Isoleucin in Lösung gehen. Um eine völlige Trennung der beiden Verbindungen zu
erzielen, wird dem Acetonextrakt ungefähr 10 % Petroläther zugefügt, bezogen auf das Volumen an
Aceton. Der Extrakt wird mehrere Stunden in der Kälte stehengelassen. Das hierbei ausfallende freie
Isoleucin wird abgetrennt und mit der Hauptmenge, d. h. der in Aceton unlöslichen Fraktion
vereinigt. Das Isoleucin wird in heißem Wasser gelöst und die Lösung durch Kochen eingeengt.
Ein Teil des Isoleucine kristallisiert dabei in solcher Reinheit aus, daß eine Entfärbung unnötig
ist. Der noch in der Mutterlauge gelöste Teil wird abgeschieden und auf bekannte Weise gereinigt.
Die Gesamtausbeute beträgt 82 % der Theorie. Das spezifische Drehungsvermögen ist (o)d = +37,5°
(in 20% HCl) entsprechend dem Drehungsvermögen von reinem L-Isoleucin.
7. D, L-Methionin wird nach KoIb und Toenn
i s (Jour. Biol. Chem. 144, 199, 1942) acetyliert.
5 g des Produkts werden gemäß Beispiel 1 behandelt. Der nach Verdampfung im Vakuum
verbleibende Rückstand wird mit Aceton extrahiert, um die Acetylmethioninfraktion, die aus der
Acetonlösung in bekannter Weise als reines D-Acetylmethionin gewonnen werden kann, zu entfernen.
Die in Aceton unlösliche Fraktion wird mit Wasser extrahiert und der Extrakt teilweise
verdampft. Das wenig lösliche, aus der wäßrigen Lösung direkt auskristallisierende Methionin besteht
zur Gänze aus L-Methionin.
8. D, L-Asparaginsäure wird nach Michael
und Wing (Ber. 17, 2984, 1884) benzoyliert. 5g
des Produkts werden mit Takadiastase gemäß Beispiel 2 digeriert. Nach etwa ntägigem Verweilen
im Brutschrank ist das optische Drehvermögen konstant. Die Lösung wird gemäß Beispiel
2 weiterbehandelt. Der erhaltene Acetonextrakt bzw. Äthylacetatextrakt wird zur Trockene verdampft und liefert fast genau die
Hälfte der ursprünglichen Menge von Benzoylasparaginsäure. Nach zweimaligem Umkristallisieren
aus heißem Wasser zeigt das Produkt ein spezifisches Drehvermögen von (a)o = —370 (in
n-KOH) und einen Schmelzpunkt von i8o°,
woraus sich ergibt, daß es zur Gänze aus D-Benzoylasparaginsäure besteht. Die in Aceton oder
Äthylacetat unlösliche Fraktion besteht aus einer äquivalenten Menge an freier Asparaginsäure; sie
zeigt nach Reinigung ein spezifisches Drehvermögen von (o)d = —2° (in n-Na O H), wodurch
sie als reine L-Asparaginsäure identifiziert ist.
9. Freies D, L-Lysin wird aus salzsaurem D, L-Lysin in bekannter Weise gewonnen und nach
Fischer und Weigert (Ber. 35, 3772, 1902)
in D, L-Dibenzoyllysin übergeführt, das zwecks Überführung in N-Monobenzoyllysin mit Salzsäure
behandelt wird. 5 g D, L-Monobenzoyllysin werden, wie in Beispiel 2 angegeben, digeriert.
Der nach Extraktion der frei gewordenen Benzoesäure erhaltene Rückstand besteht aus N-Monobenzoyllysin
und freiem Lysin. Er wird wiederholt mit Äthylalkohol ausgekocht, wobei das N-Monobenzoyllysin in Lösung geht und das freie
Lysin ungelöst bleiht. Das letztere wird nach bekannten Verfahren in salzsaures Lysin übergeführt,
das ein optisches Drehvermögen (a)ü = — 2o,2° (in n-H Cl) zeigt, woraus sich ergibt,
daß es aus dem reinen L-Isomeren besteht. Die Äthanolextrakte werden vereinigt und eingedampft,
wobei D-Monobenzoyllysin in praktisch 5o°/oiger Ausbeute erhalten wird. Durch Hydrolysieren mit
Salzsäure erhält man reines, salzsaures D-Lysin.
ίο. 5 g β» L-Laurylalanin, das nach Bondi ]
(Biochem. Z., 17, 543) aus Laurylchlorid und D, j L-Alanin erhalten wird, werden in einer eben ausreichenden
Menge Methanol gelöst. Das Volumen der Lösung wird mit Wasser auf 400 ecm gebracht,
worauf 3 g Calciumcarbonat, 3 g Takadiastase und etwas Toluol zugefügt werden und
die Lösung bei 370 unter zeitweiligem Um- : schütteln im Brutschrank gehalten wird, bis das
optische Drehvermögen konstant geworden ist. Hierauf wird die Lösung gekocht und filtriert, um
überschüssiges Calciumcarbonat, das Enzym und einen während des Aufenthalts im Brutschrank gebildeten
Niederschlag zu entfernen. Das abgetrennte Material wird teilweise getrocknet, mit
verdünnter Salzsäure gegen Kongorot angesäuert und durch Schütteln mit acetonhaltigem Äther
ausgezogen. Nach Verdampfung des Extrakts bleibt ein öl zurück, das nach Stehen in der Kälte
ao halbfest wird. Durch Umkristallisieren aus heißem
Benzol und Petroläther erhält man reines D-Laurylalanin, das einen Schmelzpunkt von 102 bis
1030 und ein spezifisches Drehvermögen von (o)d
= + 40 (in Äthylalkohol) hat. Die Ausbeute be-
»5 trägt 85% der Theorie. Das Filtrat wird mit Oxalsäure
behandelt, um die Calciumionen zu entfernen. Hierauf wird zweimal mit Äther extrahiert, umkleine
Mengen von D-Laurylalanin zu entfernen, worauf zur Trockene verdampft wird. Der Rückstand
zeigt ein optisches Drehvermögen von (o)d =
— 14,2° (in HCl), woraus sich ergibt, daß es zur Gänze aus L-Alanin besteht. Die Ausbeute beträgt
90% der Theorie.
11. 5 g D, L-Palmitylalanin, das aus Palmitylchlorid
und D, L-Alanin nach Bondi und F r a η k 1 (Bioch. Z. 17, 553) erhältlich ist, werden
gemäß Beispiel 10 mit der Maßgabe behandelt, daß der durch Kochen und Filtrieren erhaltene Niederschlag
durch Ausschütteln mit Chloroform extrahiert wird. Nach Verdampfen des Chloroformextrakts
erhält man D-Palmitylalanin in einer Ausbeute,
die 90% der Theorie übersteigt. Das optische Drehungsvermögen des nicht weiter gereinigten
Produkts beträgt (a)n = +6° (in Äthylalkohol).
Das L-Alanin, das aus dem Filtrat gemäß Beispiel 10 gewonnen wird, hat ein optisches Drehvermögen
von (a)r> = +14,2° (in HCl). Die Ausbeute
beträgt 90% der Theorie.
12. 5 g des in Beispiel 1 verwendeten D, L-Acetyltryptophans
werden in 400 ecm Wasser gelöst und die saure Lösung mit Ammoniak auf pH = 6
eingestellt. 3 g eines Enzympräparats werden der Lösung zugefügt und die mit Toluol überschichtete
Lösung bei 500 im Brutschrank gehalten. Alle 12 Stunden wird eine Probe genommen. Sobald
eine Probe zeigt, daß der pn-Wert auf 5 oder nahezu auf 5 gefallen ist, wird die Lösung mit Ammoniak
auf den ursprünglichen pH-Wert = 6 eingestellt.
Sobald der Drehwinkel der Lösung konstant geworden ist, wird das Enzym durch Erhitzen der
Lösung koaguliert und abfiltriert. Das Filtrat wird vorteilhaft im Vakuum zur Trockene eingedampft
und der Rückstand mit Aceton oder Äther, wie in Beispiel 1 beschrieben, extrahiert, um das D-Isomer
in Form der Acetylverbindung von freiem L-Tryptophan zu trennen. Die Ausbeuten entsprechen
den Ausbeuten nach Beispiel 1.
J3- 5 g D' L-Chloracetyltyrosin, das durch Behandlung
von D, L-Tyrosin mit Chloressigsäurechlorid nach der Vorschrift von Fischer (Ber.
37, 2494, 1904) erhältlich ist, werden in 300 ecm Wasser gelöst und der Lösung 2,5 g Calciumcarbonat,
3 g eines Enzympräparats und etwas Toluol zugefügt. Das Volumen wird auf 400 ecm ergänzt
und die Lösung bei 370 im Brutschrank gehalten. Nach kurzer Zeit wird außer dem überschüssigen
Calciumcarbonat ein kristalliner Niederschlag sichtbar. Nach 6 Tagen ist der optische Drehwinkel
konstant geworden. Alsdann wird der Niederschlag von der Lösung getrennt und mit verdünnter
Essigsäure behandelt, um das Calciumcarbonat zu lösen. Der Rückstand wird abgetrennt
und gewaschen; er besteht aus L-Tyrosin mit einem spezifischen Drehvermögen von (<x)d = —io°
(in η = H Cl). Das Filtrat wird gekocht, um das Enzym durch Koagulierung zu entfernen und durch
Zusatz der genau berechneten Menge Oxalsäure von Calciumionen befreit. Das Filtrat wird im
Vakuum eingedampft, wobei weitere kleine Mengen von L-Tyrosin auskristallisieren, die entfernt und
der Hauptmenge zugefügt werden. Die Eindampfung wird bis zur Trockene fortgeführt und
der Rückstand mit heißem Aceton extrahiert. Das aus dem Acetonextrakt erhaltene Produkt zeigt
nach Umkristallisieren aus heißem Wasser ein optisches Drehvermögen von (<z)d = —250 (in H2 O),
woraus sich ergibt, daß es zur Gänze aus D-Chloracetyltyrosin besteht. Die Ausbeute beträgt 85%
der Theorie.
Claims (9)
1. Verfahren zur Trennung und Gewinnung
der optischen Antipoden von racemischen Aminosäuren, dadurch gekennzeichnet, daß die
acylierte Aminosäure in verdünnter Lösung der Einwirkung von Amidase bei einem für die
Wirkung der Amidase günstigen pH-Wert unterworfen und die Behandlung bei einer für
die Wirkung der Amidase günstigen Temperatur unter Konstanthaltung des pH-Werts, z. B.
durch Neutralisation der durch die Wirkung der Amidase frei werdenden Säure so lange
fortgeführt wird, bis das optische Drehvermögen der Lösung konstant geworden ist und
alsdann die freie, das L-Isomere darstellende Aminosäure von der das D-Isomere darstellenden
Acylaminosäure getrennt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die zu spaltende racemische Aminosäure zunächst mit Hilfe des Radikals einer einbasischen Carbonsäure, z. B. durch
Einwirkung des Anhydrids oder Säurechlorids der Carbonsäure acyliert wird, die acylierte
Aminosäure in eine verdünnte Lösung, z. B.
eine ι- bis 2"Zeige Lösung in-Wasser oder verdünntem
Methyl- oder Äthylalkohol übergeführt wird, diese der Einwirkung von Amidase bei geeigneter Temperatur, z. R etwa 370, und
geeignetem pH-Wert, der z. B. zwischen 7 und 5 liegen kann, unter Konstanthaltung des pH-Werts
unterworfen wird, bis das optische Drehvermögen der Lösung konstant geworden ist
und alsdann die Trennung in die beiden optischen Antipoden durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Acylierung der
racemischen Aminosäure eine niedrige Fettsäure, wie z. B. Ameisensäure und Essigsäure,
verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Lösung mittels Ammoniak
auf den für die Wirkung der Amidase günstigsten pH-Wert eingestellt und die während
der Einwirkungsdauer der Amidase frei werdende Säure mittels Ammoniak neutralisiert
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Konstanthaltung des
pH-Werts durch Pufferung mittels einer alkaiischen
Verbindung, z. B. von Calciumcarbonat, erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis S, dadurch
gekennzeichnet, daß der Spaltungsvorgang unter aseptischen Bedingungen durchgeführt
wird, z. B. derart, daß die Lösung mit einer spezifisch leichteren Schutzflüssigkeit, wie z. B.
Toluol, überschichtet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis S, dadurch gekennzeichnet, daß die Lösung nach Vollendung
des Spaltungsvorgangs der Kochung unterworfen und das hierbei koagulierte Enzym gegebenenfalls zusammen mit ungelösten
Stoffen, wie z. B. Calciumcarbonat, durch Maßnahmen wie Filtration beseitigt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die racemische Aminosäure mit Acetylchlorid, Phenylacetylchlorid oder
Benzoylchlorid acyliert wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß als zu spaltende Aminosäuren D, L-Tryptophan, D, L-Phenylalanin
oder D, L-Lysin verwendet werden.
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