-
Austauschstoff für Leder Die Erfindung befaßt sich mit der Aufgabe,
einen besonders für die Herstellung feiner Täschnerwaren geeigneten Austauschstoff
für Leder herzustellen, der mehr als die bisher bekannten Lederaustauschstoffe sich
dadurch wesentlich unterscheidet, daß er nicht bloß genau das Aussehen von Leder
hat, sondern sich auch an seiner Außenfläche genau wie Leder verhält.
-
Überraschenderweise ist die Lösung dieser Aufgabe gelungen, ohne daß
das neue Erzeugnis schwieriger herzustellen ist oder auch nur teurer zu stehen kommt
als selbst diejenigen bisher bekannten Austauschstoffe, bei denen man sich noch
am erfolgreichsten bemüht hat, an der Schauseite das Aussehen und die Eigenschaften
des natürlichen Leders nachzuahmen. Während man bisher den verfügbaren Ersatzstoff
durch Farben- und Lackauftrag an der Außenseite oder durch sonstige besondere Oberflächenbehandlung
dem Leder möglichst anzugleichen suchte, wird er gemäß der Erfindung mit einer papierdünnen
Deckschicht verkleidet aus, einem Stoff, der in großen Mengen zur Verfügung steht,
aber bisher einen so gut wie wertlosen Abfall darstellte. Es ist dies das sogenannte
Schälleder, das abfällt, wenn die Brandsohlen für die Verwendung in Schuhwerk vorbereitet
werden. Die Brandsohlen müssen nämlich so verarbeitet werden, daß ihre Narbenseite
dem Schuhinnern zugekehrt ist. Da aber die Oberfläche der Narbenseite allzu wenig
Luft- und feuchtigkeitsdurchlässig ist, würde beim Tragen des Schuhs an der Fußsohle
ein brennendes Gefühl entstehen, wenn nicht noch eine Sonderbearbeitung der Brandsohlenoberfläche
vorgenommen würde. Diese besteht darin, daß die Lederporen geöffnet werden, indem
die äußerste Oberflächenschicht etwa in Papierdicke abgeschält wird.
-
Der hierbei entstehende Abfall, das Schälleder, war bisher praktisch
wertlos, weil es wie Papier
einriß, wenn man- es etwa nähen oder
sonstwie verarbeiten wollte. Man schaffte es meistens als nutzlös zur Seite. Der
auch schon gemachte Versuch, es nach Zerkleinerung einer Kunstledermasse beizumischen,
lohnte sich kaum gegenüber der zusätzlichen Arbeit und Kosten der Zerkleinerung.
-
Dieser an sich wertlose und keiner weiteren Behandlung mehr unterworfene
Abfall wird gemäß der Erfindung zur Veredlung geringerwertigen Stoffes nutzbar gemacht
und schafft damit Werte, die in' gar keinem Verhältnis stehen zu dem- des Abfallstoffes
allein.
-
Mit diesem Abfallstoff, dem Schälleder, wird die Innenfläche des Grundstoffes,
wie Fließwerkstoff, Kunstleder, Fiber, Preßspan, Pappe u. a. m., verkleidet. Der
widerstandsfähige Grundstoff, der den auftretenden Kräften und Beanspruchungen Widerstand
zu leisten und die Form zu halten hat, erhält hierdurch eine Außenfläche, die nicht
nur natürlichem Leder ähnelt, sondern von wirklichem Leder gebildet ist. Die bisher
störenden Eigenschaften des Schälleders, einzureißen oder ganz zu zerreißen, runzelig
zu werden, keine Form zu halten usw., werden durch die Verbindung mit dem widerstandsfähigen
Grundstoff völlig aufgehoben. Beide Stoffe, Grundstoff und Deckstoff, gewinnen also
bei dieser Vereinigung in hohem Maße an Wert und das alles ohne Verteuerung oder
Erschwerung der Herstellung.
-
Der neue Lederaustauschstoff läßt sich für Waren beliebiger Art, Größe
und Form verwenden. Am geeignetsten ist er für sogenannte Täschnerwaren.
-
Ein Ausführungsbeispiel für diese Art der Verwendungen ist in der
Zeichnung an einer Zigarettentasche veranschaulicht.
-
Fig. i ist eine Draufsicht; Fig. 2 eine Seitenansicht; Fig.3 zeigt
ein Stück Schälleder, wie es normalerweise anfällt; Fig.4 ist ein Querschnitt durch
das fertige Stück in starker Vergrößerung.
-
Die in Fig. i und 2 gezeichnete Zigarettentasche ist durchaus so gearbeitet,
wie es für Leder zweckmäßig und üblich ist. Die einzelnen zugeschnittenen Teile
werden, soweit nötig, an ihren Rändern durch Nähte miteinander verbunden. Hierfür
kann irgendein geeigneter, genügend widerstandsfähiger und fester Grundstoff a verwendet
werden, auf den vor der Verarbeitung Schälleder b aufgeleimt ist, das in Stücken
von der Umrißform einer Brandsohle (Fig. 3) zur Verfügung steht.
-
Bei dem Zusammenleimen der Teile a und b ist darauf zu achten, daß
die ursprüngliche Oberfläche der Narbenseite des für die Brandsohle verwendeten
Leders wieder nach außen zu liegen kommt, damit es die wertvollsten Eigenschaften
des Leders auch der Oberfläche des Lederaustauschstoffes, verleiht. Die Spaltseite
des, Schälleders, die sich besser für die Verleimung eignet, kommt demgemäß nach
innen und gibt eine innigere Verbindung mit dem Grundstoff a, als es bei der Narbenseite
möglich wäre.
-
Durch Auswahl geeigneter Schällederstücke'kann das äußere Aussehen
und die Oberflächeneigenschaft des neuen Austauschstoffes und des fertigen Stückes
in gewünschter Weise beeinflußt werden.
-
Ein wesentliches Merkmal der Erfindung liegt darin, daß für die Außenschicht
nicht etwa Spaltleder benutzt wird, d. h. Leder, das auch für sich allein zu verarbeiten
wäre und an sich einen entsprechenden Wert darstellt, sondern eine in großen Mengen
anfallende, an sich wertlose Außenschicht, die gerade als störend von der Oberseite
der Brandsohlen entfernt werden muß, die aber in der Vereinigung mit einem geeigneten,
genügend widerstandsfähigen Grundstoff eine Stoffkombination ergibt, welche der
Stoffkombination einen Wert verleiht, der weit höher ist als die Summe der Werte,
die den beiden Bestandteilen der Kombination an sich zukommen.
-
Bei dem fertigen neuen Erzeugnis, bei dem das Schälleder mit der unteren
Seite auf die unbearbeitete Seite des ihm als Verstärkung dienenden Unterstoffes
geklebt ist, liegt einerseits die Narbenseite des, Schälleders, andererseits die
in geeigneter Weise zugerichtete Schauseite des Unterstoffes außen, so daß das bisher
übliche Aufkleben eines Futterstoffes oder Futterpapiers entfällt.
-
Als Muster ist ein Stück Schälleder sowie ein Stück des fertigen Austauschstoffes
gemäß der Erfindung beigefügt.