-
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Fensterglas Zur Verglasung
von Fensteröffnungen verwendet man heute Glasscheiben, die durch Ziehen unmittelbar
aus einem Glasbad hergestellt werden, oder Scheiben, die durch Walzen zwischen zwei
Walzen bzw. zwischen einer Walze und einem Tisch hergestellt werden. Bei der Herstellung
der ersteren Scheiben, die allgemein als Fensterglas bezeichnet werden, besitzt
die Glasoberfläche, da sie während des Überganges vom flüssigen in den festen Zustand
praktisch mit keinem festen Körper in Berührung gekommen ist, eine natürliche Politur,
so daß die Scheibe durchsichtig ist und so, wie sie aus der Herstellung kommt, zum
Verglasen von Fenstern benutzt werden kann. Im zweitgenannten Fall dagegen nimmt
die Glasoberfläche, die bei der Berührung mit den Walzorganen abgeschreckt und dadurch
matt und mehr oder weniger uneben geworden ist, der Scheibe ihre Durchsichtigkeit,
so daß eine mechanische Schleif- und Polierbearbeitung beider Flächen durch geeignete
Abtragsmittel notwendig ist, um das Erzeugnis durchsichtig, d. h. zu Spiegelglas
zu machen, wie es für die Verglasung der Fenster brauchbar ist.
-
Das Ziehverfahren, welches also unmittelbar zu einem durchsichtigen
Erzeugnis führt, ist jedoch in der Durchführung schwierig, weil es ein Glasbad von
sehr gleichmäßiger Temperatur erfordert, was um so schwerer zu verwirklichen ist,
als das Glasband eine große Breite hat und gleichzeitig beim Ziehen genaue
Geschwindigkeitsverhältnisse
eingehalten werden müssen, was häufig nicht geht, ohne die stündliche Leistung,
welche die Anlage erbringen soll, zu beschränken.
-
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist nun ein Verfahren, das es
gestattet, ein Glas zu erhalten, welches ebene und polierte Flächen besitzt und
unmittelbar ohne Nachbearbeitung seiner Oberflächen für die Verglasung von Fenstern
verwendbar ist und dessen Herstellung wenigstens in einem gewissen Maße frei von
den Nachteilen und Beschränkungen ist, welche die jetzigen Verfahren zur Herstellung
von Fensterglas, die Ziehverfahren sind, aufweisen.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren besteht darin, daß die geschmolzene
Glasmasse zwischen zwei Organen, wie z. B. zwei Walzen, zu einem Band ausgewalzt
und vor dem Walzen in ihrer Temperatur so geregelt wird, daß bei Beginn des Walzvorganges
die Temperatur der inneren Schicht niedriger als die beiden Oberflächenschichten
des entstehenden Glasbandes ist.
-
Diese Änderung der Temperaturverteilung kann in der Weise durchgeführt
werden, daß vor Beginn des Walzvorganges die Innenschicht des Glasbandes gekühlt
wird oder seine beiden Oberflächenschichten zusätzlich erhitzt werden oder beide
Maßnahmen vereint zur Anwendung gelangen.
-
Es wurde festgestellt, daß sich unter diesen Verhältnissen am Austritt
der Walzvorrichtung ein ebenes und durchsichtiges Glasband ergibt.
-
Diese Wirkung läßt sich erklären, wenn man das Glasband unmittelbar
nach dem Walzen bei dem bisher üblichen Walzverfahren betrachtet. Wenn das Glasband
mit den Walzen nicht mehr in Berührung ist, sucht sich ein Temperaturausgleich zwischen
seinen verschiedenen Schichten herzustellen. Die innere Schicht kühlt sich ab und
zieht sich zusammen, während die beiden Oberflächenschichten, durch die von der
Innenschicht abgegebenen Kalorien wieder erhitzt, sich auszudehnen suchen. Dadurch
ergibt sich, daß der von den beiden Außenschichten abgegrenzte, eine Art Sack bildende
Raum für seinen Inhalt zu groß geworden ist und daß er sich, um der Zusammenziehung
folgen zu können, verformen muß, wodurch es zu dem als Hämmerung bezeichneten Oberflächenfehler
kommt. Dadurch, daß nach dem erfindungsgemäßen Verfahren die Temperatur des Glases
vor dem Walzen in der Weise geregelt wird, daß die inneren Schichten des Glasbandes
kälter als die beiden äußeren Schichten werden, wird der Unterschied der Zusammenziehung
zwischen der Innenschicht und den Außenschichten vermieden oder wenigstens vermindert.
Das erhaltene Glasband besitzt daher nicht die Oberflächenfehler der Scheiben, die
nach den üblichen Walzverfahren hergestellt sind.
-
In der Zeichnung zeigen die Fig. i und 2 Schnitte durch zwei verschiedene
beispielsweise Ausführungsformen von Vorrichtungen zur Ausübung des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
-
Bei der Ausführung nach Fig. i geht die aus einem Ofen 2 kommende
Glasmasse i durch einen Kanal 3 und gelangt von diesem aus zwischen die Walzzylinder
4, deren Abstand den Formgebungsschlitz bildet und deren Achsen in einer senkrechten
Ebene liegen. In dem Kanal 3 erstreckt sich über die ganze Breite des Walzschlitzes
diesem gegenüber ein Stab 5 aus feuerfestem Material, der eine solche Form hat,
daß er die Glassti öme vom vorderen Teile des Kanals bis zum Walzschlitz leitet.
Dieser Stab ist innen gekühlt, so daß bei Beginn des Walzvorganges die inneren Schichten
des Glasbandes 6 kälter als die äußeren Schichten sind.
-
Der Stab 5 kann durch ein Mittel geeigneter Temperatur gekühlt werden,
das einen in dem Stab vorgesehenen Kanal 7 durchströmt.
-
Der Kanal 3 kann oben durch eine Platte 3° derart abgedeckt sein,
daß die oberen Schichten des Glases in dem Kanal und dementsprechend auch die obere
Oberflächenschicht des entstehenden Glasbandes selbst gegen Abkühlung geschützt
werden. Diese günstige Wirkung kann noch durch Beheizen der Platte 3° unterstützt
werden.
-
Es ist natürlich nicht unbedingt notwendig, eine solche Platte 3°
zu verwenden, die eine vor der Walzzone mit dem Glas in Berührung stehende Wand
bildet, vielmehr kann innerhalb des Rahmens der Erfindung auch ein Kanal verwendet
werden, der, wie bekannt, zwischen dem Ofen und der Walzzone offen ist.
-
Vom Austritt aus dem Walzschlitz geht das Band 6 senkrecht nach oben
in eine geheizte Kammer 8 hinein, in der es zur Vervollkommnung des Poliergrades
der Oberfläche wieder erhitzt wird. Schließlich geht das Glasband durch einen Kühlkanal,
der senkrecht oder waagerecht liegen kann.
-
An der beschriebenen Ausführungsform können verschiedene Änderungen
vorgenommen werden. So kann man, anstatt das Glas mittels eines Stabes 5 zu kühlen,
sich darauf beschränken, die obere Platte 3° und die untere Platte 3b des Kanals
3 zu heizen, um für den Verlauf des Walzvorganges die Temperatur der beiden Oberflächenschichten
des Glasbandes gegenüber der inneren Schicht zu erhöhen. Man kann auch den Stab
für die innere Kühlung mit zwei Heizplatten für den Kanal 3 zusammen anwenden.
-
Ebenso kann die Walzvorrichtung anders als in Fig. i gezeigt ausgeführt
werden. So kann man eine Walzvorrichtung vorsehen, deren Walzen mit ihren Achsen
anstatt in einer senkrechten oder geneigten Ebene in einer waagerechten Ebene liegen.
Eine derartige Anordnung ist durch Fig. 2 veranschaulicht, gemäß welcher das aus
einer Wanne kommende Glas i zu den Walzen 4 gelangt, indem es durch ein feuerfestes
Stück 9 hindurchgeht, welches in das Glasbad eintaucht. Das Stück 9, welches auf
der Decke io des Ofens abgestützt ist, befindet sich in einer solchen Höhenlage,
daß das Glas von selbst das Bestreben hat, über die Lippen der Öffnung ii hinauszusteigen,
die in diesem Stück senkrecht unter dem von den Walzen 4 gebildeten Walzschlitz
vorgesehen ist. Das durch diese Walzvorrichtung erzeugte Glasband wird durch nicht
dargestellte Mittel in einen Kühlkanal gebracht, nachdem es zwecks Wiedererhitzens
seiner Oberflächen durch eine geheizte Kammer hindurchgeführt worden ist.
-
Auch bei dieser Ausführung bewirkt der Kühlstab 5 eine Abkühlung der
inneren Schicht im Vergleich zu den Oberflächenschichten. Was die in das Glasbad
eintauchenden
Teile ga, gb des Stückes 9 anbelangt, können diese gegebenenfalls geheizt werden,
um zu der von dem neuen Verfahren angestrebten Temperaturverteilung beizutragen.
-
Es sei noch erwähnt, daß ein und demselben Ofen mehrere Walzvorrichtungen
nach der Erfindung zugeordnet «-erden können, und zwar Vorrichtungen, deren Walzenachsen
in einer senkrechten oder geneigten Ebene,, oder solche, deren Achsen in einer waagerechten
Ebene liegen, oder auch Walzvorrichtungen sowohl der einen wie der anderen dieser
beiden Arten.