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Erdverlegung von Rohrdrähten Bei der Verlegung elektrischer Leitungen
im Erdboden, sei es für Starkstrom, sei es für Fernmelde- oder ähnliche Zwecke,
bedient man sich seit Jahren mit Erfolg kabelähnlicher Leitungen, die alle das gleiche
Merkmal haben, daß sie als sogenannte Erdbleikabel ausgebildet sind. Sie haben eine
nahtlose Bleihülle, die dem Kabel die erwünschte Elastizität und Biegsamkeit erteilt
und das Eindringen von Feuchtigkeit verhindert.
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Der Aufbau ist in der Regel so, daß die Kupfer- oder Aluminiumleiter
mit verschiedenen Arten von Aderisolation versehen sind, über denen sich ein nahtloser
Bleimäntel befindet. Dieser ist dann noch durch zusätzliche Mittel, wie Eisenbänder,
die mechanische Beschädigungen verhindern, und imprägnierte Jutelagen, die einen
Korrosionsschutz übernehmen sollen, geschützt. Dies ist bei diesen Leitungen der
sogenannte Spatenschutz, also ein Schutz gegen beabsichtigte oder unbeabsichtigte
mechanische Beschädigungen.
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Jahrzehntelang haben sich diese Leitungen im allgemeinen gut bewährt.
Sie sind aber verhältnismäßig teuer und haben vor allem den Nachteil, daß sie zu
ihrer Herstellung-das devisenbelastete Blei erfordern. Auch macht der verhältnismäßig
starke Bleimantel die
Kabel unhandlich, und zwar um so mehr, je
größer der Durchmesser und damit das Gewicht des Kabels wird.
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Zusammengefaßt kann gesagt werden, daß für die Beibehaltung der Bleikabel
der Umstand maßgebend war, daß man nur durch die Verwendung des nahtlosen Bleimantels
den Zutritt von Feuchtigkeit in das Leitungsinnere wirksam verhindern zu können
glaubte.
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Der Nachteil des hohen Gewichtes des Bleimantels hat schon zu dem
Vorschlag geführt, an Stelle der Bleimäntel solche aus anderen Metallen, insbesondere
Aluminium, zu verwenden. Bis zum heutigen Tage ist jedoch über die praktische Ausführung
solcher Erdleitungen nichts bekanntgeworden.
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. Die Erfindung bricht grundsätzlich mit der Anschauung, daß der nahtlose
Mantel aus Blei oder anderem, mehr oder weniger geeigneten Metall für derartige
Leitungen ein unbedingtes Erfordernis sei.
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Seit Jahren haben sich sogenannte umhüllte Rohrdrähte, wie sie für
die Installation in feuchten Räumen, im Freien, überhaupt bei starken atmosphärischen
Einflüssen empfohlen und vom VDE vorgeschrieben und genormt sind (Typenbezeichnung
NRU), bestens bewährt. Es sind Leitungen, wie sie beispielsweise in der Patentschrift
373 111 beschrieben sind, Leitungen, bei denen an Stelle eines Bleimantels ein Mantel
aus Eisenblech, eng anliegend über den für sich und gemeinsam isolierten Leitern
angeordnet, in der bei Rohrdrähten üblichen Art durch Falz geschlossen ist. Über
diesem gefalzten Metallmantel liegt eine vollständig geschlossene Gummihülle, die
wiederum durch darüber befindliche Lagen aus wetterfest imprägnierten Faserstoffen
geschützt ist. Damit diese Rohrdrähte hinsichtlich ihrer Montagefertigkeit, d. h.
mit Bezug auf leichte Beweglichkeit und hinsichtlich ihrer Festigkeit, den armierten
Erdbleikabeln gegenüber nicht nachstehen, führt man den Metallmantel am besten.
besonders stark aus, z. B. 0,3 min, damit er einen ausreichenden Schutz gegen mechanische
Verletzungen bietet. Um dennoch die erforderliche Biegsamkeit der Leitung in bekannter
Weise zu erzielen, wird der Mantel gerillt, und die Rillen werden verhältnismäßig
tief eingedrückt, so daß die Flanken einer jeden Welle stark zueinander geneigt
sind.
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Der Erfinder hat erkannt, daß derartige Rohrdrähte genau so gut wie
kabelähnliche Bleimantelleitungen mit dem vorerwähnten Aufbau für die Erdverlegung
geeignet sind, diesen gegenüber aber mannigfache Vorteile bieten, insbesondere auch
hinsichtlich der Verlegung. Die Erfindung besteht demnach in der Anwendung von umhüllten
Rohrdrähten mit gefalztem und durch seine Füllung vollständig ausgefülltem Blechmantel
auf Erdverlegung elektrischer Leitungen.
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Die Vorteile, die den umhüllten Rohrdrähten mit gerilltem Eisen- oder
Aluminiummantel gegenüber den Bleikabeln zukommen, ergeben sich teilweise schon
aus den vorstehenden Darlegungen: Die Leitungen sind weit billiger als Bleikabel,
aber ebenso biegsam wie diese und gegen mechanische Be-Schädigungen, auch den Angriff
durch Nageziere, reichlich ebensogut geschützt. Den Zutritt von Feuchtigkeit verhindert
der vollständig schlauchartige Gummimantel über dem Metallmantel, den Schutz gegen
alkalische Angriffe und gegen Säuren gewährleistet der darüber befindliche imprägnierte
Faserstoffmantel. Die Rillung bringt eine erhöhte mechanische Widerstandsfähigkeit
des Metallmantels, so daß Mäntel aus Eisenblech oder Aluminium bestens geeignet
sind.
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Auch können die eingangs erwähnten Verbindungs- und Abzweigstellen
in «-eitaus einfacherer Weise hergerichtet «-erden, als es mit Hilfe Bußeiserner
Garnituren möglich ist, die im Innern, wo sich Abzweighülsen und Verbindungsklemmen
befinden, ausgegossen werden, um diese wirksam gegen Feuchtigkeit zu schützen. Denn
man kann auch die Eintrittsstellen der Rohrdrahtleitung in Anschluß- und Verbindungskästen
durch Stopfbuchsen oder ähnliche Vorrichtungen abdichten, was auch für Bleimantelleitungen
vorgeschlagen worden ist. Dabei ist der runde Ouerschnitt des Rohrdrahtes besonders
wichtig, da er einen dichten Abschluß von Stopfbuchsen ermöglicht. im Gegensatz
zu Erdbleikabeln, die wegen des weichen Bleimantels oft stark deformiert von der
Trommel heruntergewickelt werden.
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Die Abdichtung durch Stopfbuchsen statt durch Vergießen ist einfacher
und erleichtert eine nachträgliche Kontrolle der Klemmstellen.
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Bei den umhüllten Rohrdrähten ist auch die Längsdichtigkeit der Leitungen
in hervorragender Weise gesichert, weil als gemeinsamer, die Adern umschließender
Füllstoff bituminöse Masse oder Gummi verwendet wird, die das Innere der Leitung,
also den ganzen Aufbau unter dem _tletallmantel, vollständig ausfüllen, im Gegensatz
zu dem üblichen Aufbau von Erdbleikabeln, die als Ausfüllmasse hygroskopische Stoffe,
wie Jute oder Papier, haben. Bekanntlich wird das vollständige Ausfüllen des Metallmantels
durch eine Gummifüllung in der Weise erzielt, daß die Vulkanisierung erst nach dem
Verschließen des Blechmantels erfolgt. Dabei dehnt sich die Füllung aus und füllt
nicht nur den Blechmantel völlig aus, sondern dringt auch in den Falz ein und dichtet
diesen ab.
Gerade der Umstand, däß die Verwendung umhüllter Rohrdrähte
für Erdverlegung bisher durchaus abgelehnt wurde und die Verlegung dieser Leitungen
lediglich in feuchten Räumen zulässig war, gab dem Erfinder Veranlassung, die Frage
der Möglichkeit der Verlegung im Erdboden, wo mit Angriffen einerseits durch Humussäure
und überhaupt alkalischer oder saurer Art, je nach der Beschaffenheit des Bodens,
andererseits- - mechanischen Beschädigungen zu rechnen ist, sorgfältig zu prüfen.
Es hat sich durch praktische Versuche überraschenderweise erwiesen, daß die umhüllten
Rohrdrähte mit gefalztem und durch seine Füllung vollständig ausgefülltem Blechmantel
nach jahrelanger Verlegung im grundwasserhaltigen Erdboden unveränderte Isolierwerte
zeigten. Dieses Ergebnis ist deshalb überraschend, weil die Vertreter der einschlägigen
Industrie und der sonstigen Fachkreise, also berufene Sachverständige, in den »Richtlinien
für die Verlegung kabelähnlicher Leitungen«, herausgegeben von der Technischen Arbeitsgemeinschaft
der Fachgruppe 8, Drähte und Kabel, zweite Auflage, 1932, von der unmittelbaren
Verlegung von Rohrdrahtleitungen im Erdboden in der bestimmtesten Form abgeraten
haben. Die Erfindung beruht also auf der Erkenntnis, daß der gefürchtete Nachteil
der mangelnden Widerstandsfähigkeit von im Erdboden verlegten Rohrdrähten gegen
Feuchtigkeit tatsächlich nicht besteht.
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Es sei bemerkt, däß eine Leitung mit einem gefalzten Blechmantel für
die Erdverlegung vorgeschlagen worden ist. Der Blechmantel sollte nur durch eine
imprägnierte Umspinnung geschützt werden (vgl. Electrical World 1935, Nummer vom
2o. Juli, Aufsatz von A i m e). Hierbei sollten die Adern jedoch eine Papierisolation
haben, die den Blechmantel nicht vollständig auszufüllen vermag, sondern Lufträume
beläßt. Eine derartige Leitung ist daher nicht feuchtigkeitssicher, zumal eine bloße
imprägnierte Umspinnung keine zuverlässige Schutzhülle darstellt.