-
Verfahren zum Herstellen von Hartplatten aus vegetabilischer . Fasermasse,
insbesondere Holzfasermasse Die aus Pappen hergestellten Kunstleder haben den Nachteil,
daß sie, um allen Anforderungen an ein marktgängiges Erzeugnis zu entsprechen, zur
Aussteifung auf Sperrholz oder einen anderen stabilen Träger aufgeleimt werden müssen.
Abgesehen von der Umständlichkeit des Herstellungsvorganges hat das Aufleimen der
Kunstlederpappen auf Sperrholz insbesondere noch den weiteren Nachteil, daß das
Fertigprodukt nicht aus einer einheitlichen Schicht, sondern aus mehreren Schichten
verschiedener Grundeigenschaften besteht und dadurch insbesondere auch der Gefahr
einer raschen Zerstörung stark ausgesetzt ist.
-
Es ist bekannt, Hartplatten aus vegetabilischer Fasermasse, insbesondere
Holzfasermasse, mit regelmäßigen oder unregelmäßigen profilbildenden Einprägungen
zu versehen. Derartige mit Einprägungen ausgestattete Platten haben also beispielsweise
den Vorteil, daß sie als fertiges selbständiges Gebildehoher Festigkeit unmittelbar
verwendet werden können. Sie brauchen daher auch nicht z. B. noch mit besonderen
aussteifenden Unterlagen, Trägern od. dgl. wie die obenerwähnten
Kunstlederpappen
versehen werden, wenn ihnen gemäß der Erfindung der das Aussehen von gepreßtem oder
geprägtem Leder verleihende oberflächliche Charakter von Kunstleder gegeben wird.
-
Die nach dem Verfahren gemäß der Erfindung hergestellten Platten vereinigen
in sich insbesondere einerseits die Vorzüge hoher Festigkeit und Widerstandsfähigkeit
von Sperrholz od. dgl. und andererseits die Vorteile eines eigentümlichen und wirkungsvollen
Aussehens z. B. von gepreßtem Leder.
-
Das Verfahren gemäß der Erfindung und die bei seiner Anwendung herstellbaren
Produkte sind von den bekannten Verfahren zur Prägung und zum Ziehen von Pappen
sowie zur Herstellung von Faserpreßplatten mit regelmäßigen oder unregelmäßigen
Einprägungen einerseits und von den hiernach hergestellten Produkten andererseits
grundsätzlich unterschieden.
-
Was zunächst die nach den bekannten Verfahren hergestellten Pappen
betrifft, so können diese erfahrungsgemäß nur aus hochwertigem Material erzeugt
werden, da nur hochwertige Pappen mit besten Fasereinlagen, wie z. B. Textilfasern,
gezogen werden können. Diese Pappen haben aber nicht den Charakter sog. Hartplatten
entsprechend den Platten vorliegender Erfindung.
-
Die bekannten Faserpreßplatten unterscheiden sich ferner entweder
im Herstellungsverfahren dadurch, daß bei diesen gemahlenes Fasermaterial verwendet
wird oder in der Art der Oberflächenprofilierung, die bei diesen durch Ausschneiden,
Ausmeißeln, Bohren, Sägen u. dgl. vorgenommen wird. Demgegenüber handelt es sich
bei der Erfindung um ein Verfahren zur Herstellung von Hartplatten aus vegetabilischer
Fasermasse, insbesondere Holzfasermasse, derart, daß die Fasern völlig erhalten
bleiben, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, Formkörper auch ohne Bindemittel,
lediglich durch Vorpressung und Nachpressung mit Profilierung herzustellen. Diese
Art der Profilierung hat gegenüb.-r der oh°nerwähnten, die das Plattengefüge verletzt,
den Vorteil, daß die einzelnen Fasern im Gefügeverband der Platte in voller Länge
und unzerstört erhalten bleiben. Platten mit besonders hoher Festigkeit, z. B. Bruchfestigkeit,
werden insbesondere dann erhalten, wenn dafür gesorgt wird, daß die Einprägungen
gewissermaßen durchgeprägt werden, vorzugsweise derart, daß sich die Prägung nicht
nur auf der Oberfläche der Platte, sondern auch mindestens in der sich anschließenden
Zone des Ouerschnitts vorfindet. Durch diese Art der Prägung oder Pressung werden
nämlich die Fasern an den profilierten Preßstellen näher zueinand°r gebracht als
an den nicht profilierten. Außerdem werden sie durch die profilierte Prägung, vorzugsweise
in der Art genarbten Leders, an einigen Stellen 'gebogen, wodurch die Festigkeit
des Gesamtverbandes ebenfalls erhöht wird. Platten der eben beschriebenen Ausbildung
können daher in ihren Eigenschaften etwa profilierten Blechen, wie Wellhlechen oder
ähnlichen, verglichen werden.
-
Vielfach-- Anwendungsmöglichkeiten für die nach dem `'erfahren gemäß
der Erfindung hergestellten Platten ergehen sich, wenn bei der Herstellung darauf
geachtet wird, daß die Einprägungen und OberflächenmusterUngCn mehr oder weniger
ausgesprochen den Charakter von gepreßtem oder geprägtem Leder aufweisen und zugleich
für Durchprägung im zuvor beschriebenen Sinn gesorgt wird.
-
Zur Iherstellung der Faserplatten nach der Erfindung kann man beispielsweise
so vorgehen, daß eine unprofilierte, z. B. flach vorgepreßte Platte aus verdichteter
Fasermasse mit einem Feuchtigkeitsgehalt von mindestens 511/o, vorzugsweise unter
Erwärmung, in profilierten lIatrizen unter einem Druck von mindestens r0 kg/cm2
fertiggepreßt und hierbei gleichzeitig die Oberfläche der Hartplatte profiliert
wird.
-
Zweckmäßig ist hierbei als nicht profilierte vorgepreßte Platte eine
solche mit etwa 2 bis 200`o Bindemitteln, wie Tungöl, Kasein, Phenoplast od. dgl.,
zu verwenden. Platten mit Bindemittel sind insbesondere dort vorteilhaft, wo verhältnismäßig
große mechanische Beanspruchungen auf die Platte zu erwarten sind. Beispielsweise
eignen sich mit Bindemitteln gemäß der Erfindung hergestellte Platten vorzüglich
für Wandbekleidungen, die Stößen od. dgl. ausgesetzt sind.
-
Der genannte Bindemittelzusatz von etwa 2 bis 20010 ist völlig ausreichend,
um die erstrebten, besonders guten mechanischen Eigenschaften des Endproduktes zu
erhalten, darüber hinaus bewirkt er, wie noch festgestellt wurde, daß das Verfahrensprodukt
feuchtigkeitsabweisend ist.
-
Bei Anwendung von Bindemitteln wird zweckmäßigerweise unter Beachtung
der dem jeweils verwendeten Bindemittel zukommenden Eigenschaften beispielsweise
folgendermaßen vorgegangen: Wird für die Platten z. B. als Bindemittel ein Phenol-Kresol-Formaldehvd-Kondensationsprodukt
oder ein ähnliches Kunstharz verwendet, so werden die Platten zweckmäßigerweise
einer Trocknung bei einer solchen Temperatur unterworfen, daß eine Fertigkondensation
des Bindemittels nicht erfolgt. Hierdurch wird z. B. erreicht, daß das Kondensationsprodukt,
wenn die Pressung und Trocknung bei nur
etwa 8o° erfolgt, eine gewisse
Plastizität behält, die späterhin zuläßt oder begünstigt, daß die dergestalt vorbehandelten
Platten einer erneuten Pressung und Formung zwecks Erzeugung von erfindungsgemäß
angestrebten Profilierungen bei solchen Temperaturen unterworfen werden können,
daß das einverleibte Bindemittel, beispielsweise ein Kunstharz, Fertigkondensation
erfährt. Die hierfür zweckmäßigen Temperaturen betragen etwa i.Io°, wenn als Bindemittel
ein Phenol-Kresol - Formaldehyd - Kondensationsprodukt verwendet wird.
-
Diese Verfahrensweise kann sinngmäß auch bei Anwendung anderer Bindemittel
durchgeführt werden, wenn den Eigenschaften der verwendeten Bindemittel, z. B. anderer
Kunstharze oder trocknender Öle oder ähnlicher Stoffe, die dazu beitragen, der Platte
die endgültige Härte zu geben, Rechnung getragen wird, beispielsweise durch entsprechende
Bemessung der bei der Vor- und Nachpressung angewandten Drucke und gegebenenfalls
angewandter Erwärmungen, Um auch ohne besondere Bindemittel Platten ausreichender
Festigkeit zu erhalten, die z. B. für stärkeren Beanspruchungen nicht ausgesetzte
Deckenverkleidungen zu Dekorationszwecken od. . dgl. verwendet werden können, kann
man im wesentlichen so verfahren, wie es oben bei Herstellung der Platten mit Bindemitteln
beschrieben wird. Zum Beispiel wird eine unprofilierte vorgepreßte Platte zweckmäßigerweise
unter Erwärmung und bei einem Feuchtigkeitsgehalt von mindestens 5'10 in Matrizen
und unter Drucken von mehr als io kg/cm2 geprägt.
-
Die Anwendung einer Erwärmung bei Durchführung des Prägepreßvorganges
geschieht vorzugsweise dann, wenn insbesondere unter Schonung und Belassung der
Fasern im Fasergefüge Platten sehr hoher Festigkeit und glatter Oberfläche erzeugt
werden sollen. Die Höhe der anzuwendenden Temperaturen bei der Erwärmung wird zweckmäßigerweise
entsprechend den Eigenschaften der verwendeten Binde- oder Härtungsmittel gewählt.
-
Es empfiehlt sich, bei Herstellung der Platten auf Erzielung einer
gewissen Plastizität des Fasergebildes zu achten, bzw. die vorhandene Plastizität
zu verbessern. Zu diesem Zweck wird darauf gehalten, daß die Platte bei der Pressung
zwecks Profilierung einen Feuchtigkeitsgehalt von mindestens 5 % aufweist. Es wurde
festgestellt, daß die angegebenen Feuchtigkeitsmengen genügen, um das Fasergefüge
dicht zusammenzuhalten und eine ausgezeichnete, fehlerfreie Profilierung zu erzeugen.
-
Gegebenenfalls, etwa zur Erzielung besonderer Oberflächeneffekte,
wird die Faserplatte, z. B. eine Holzfaserhartplatte, vor oder nach der Prägung
bzw. Pressung in an sich bekannter Weise gegebenenfalls mehrfarbig eingefärbt, z.
B. derart, daß die Vertiefungen bei der fertigen Platte dunkler erscheinen als die
vorspringenden Teile der Oberfläche.
-
Insbesondere für Platten, die verhältnismäßig heftigen Beanspruchungen
ausgesetzt werden sollen, empfiehlt es sich, die fertige Platte noch mit Lacküberzügen,
Gummierungen od. dgl. zu versehen, die befähigt sind, die Oberfläche der Platte
gegen Verletzungen durch Stoß oder Kratzen oder auch gegen unerwünschte Entflammbarkeit
od. dgl. mehr zu schützen.