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Verfahren zur Herstellung von gallehaltigen Lecithincholesterinpräparaten
Die gute Eignung des Eigelbs für die verschiedensten kosmetischen Zwecke ist bekannt.
In erster Linie ist diese Wirkung dem hohen Gehalt des Dotters an Lipoiden, insbesondere
an Lecithin und Cholesterin, zu verdanken, der nur noch vom Gehirn in dieser Höhe
übertroffen wird. Die Lecithine wirken hauterweichend; die Cholesterine erhöhen
die Emulgierbarkeit der Fette mit Wasser (siehe diesbezüglich C. M o n c o r p s
, Untersuchung über die Pharmakologie und Pharmakodvnarnik von Salben und salbeninkorporierten
Medikamenten, Archiv f. exp. Pathologie und Pharmakologie, 4d. 141, 1929,
S. 45, Abs. 2). Ein weiterer Vorzug des Eigelbs ist durch seinen hohen Gehalt an
Wuchsstoffen gegeben, der in solchem Reichtum von keinem anderen Ausgangsprodukt
übertroffen wird. Als Nachteil des Dotters ist demgegenüber seine leichte Zersetzlichkeit
-zu erwähnen, ferner sein hoher Eiweiß- und Fettgehalt, die für kosmetische Zwecke
meistens unerwünscht sind. Aus diesem Grunde wurde auf die Verwendung des Lecithins
und Cholesterins zurückgegriffen, wie sie im Handel zu finden sind. Ihre Benutzung
zur Herstellung von Salben und Kremen ist ebenfalls bekannt.
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Die Schwer- bzw. Unlöslichkeit beider Lipoide in Wasser und wäßrig-alkoholischen
Lösungen beschränkte notwendigerweise ihr Anwendungsgebiet auf die Salbentechnik;
für Zwecke der Haut- und insbesondere der Kopfhautpflege in Form geeigneter Lösungen
kam bislang eine gemeinsame Verwendung beider Lipoide nicht in Betracht, und einzeln,
in substantiver Form, hat sich lediglich das Cholesterin in Lösung als Haarwasser
ein größeres Anwendungsgebiet gesichert, allerdings nur unter Zuhilfenahme von chlorierten
Kohlenwasserstoffen als Lösungsvermittler.
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Die kombinierte Verwendung beider Stoffe zur Ausnutzung ihrer sich
@ergänzenden Eigenschaften auch für andere Zwecke der Kosmetik ist indessen ein
dringendes Erfordernis. Winter (Handbuch der gesamten Parfümerie und Kosmetik, Verlag
J. Springer, 1932,
S. 549) ist sogar geneigt, die kombinierte kosmetische
Wirkung der beiden Lipoide mit derjenigen der Hormone zu vergleichen und möchte
Mischungen von Lecithin und Cholesterin als eine Art künstlicher Hormone betrachtet
wissen.
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Erfindungsgemäß erfolgt die Überführung derartiger lecithin- und cholesterinhaltiger
Lipoidgemenge, gegebenenfalls unter Erhaltung der mit ihnen vergesellschaftetenWuchsstoffe,
in eine trockene wasserlösliche Form durch Kupplung derselben an alkoholgereinigte,
von Eiweiß, Schleim und Ballaststoffen befreite Galle in konzentriert alkoholischer
Lösung, wie sich dies aus den nachfolgenden Beispielen ergibt. Beim Abdunsten des
Alkohols unter stark vermindertem Druck verbleiben die Präparate in trockener, schaumiger,
leicht pulverisierbarer Form.
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Die 'Gewinnung der lipoidhaltigen Ausgangsstoffe und der gereinigten
Galle erfolgt in nachstehender Weise.
:450 1 im Vakuum aus 4.8 Hühnereiern hei |
niedriger Temperatur aus--etrockneter Dotter |
werden fein gehackt, mit der fünffachen |
Menge acetonfreiem Methylalkohol auf de7. |
Schüttelmaschine bei gewöhnlicher Tempe- |
ratur ausgezogen. Die hierauf kolierte U- |
sung wird zur Klärung über Nacht sich sclbst |
überlassen, nochmals filtriert und nunmehr |
bei etwa. 5o' Badtemperatur im Vakimin ab- |
gedunstet; notfalls kann die Prozedur mit |
kleineren Mengen Methy-lalkoliol wiederholt |
«-erden. Der orangerote Rückstand wird bei |
gewöhnlicher Temperatur im Hochvakntini |
restlos von Lösungsmittelresten befreit und |
stellt in dieser Form eine sclimie,gsanie. |
v-eiche bis -,vachsarti,g-, ;an.-enehm lcu--lienartig |
riechende Masse dar, die 8o bis 85"o Leci- |
thin und 7 bis 9()#'o Cholesterin enthält. |
Der Gehalt ail Wuchsstoffen, im Tierver- |
such ermittelt, wurde zu Soo Shermannein- |
heiten für 1 g, d.li. eine Shermanneinheit für |
1,25 mg des_1_ipoidgemenges, ermittelt. Unter |
einer Shermanneinheit ist diejenige Menge |
an Wuchsstoffen zu verstehen, die hei vita- |
min A-frei ernährten Ratten, täglich verab- |
reicht, im LaufeOvon 35 Tagen eine Gewichts- |
zunahme von 1 5 g bei 6on"n der Versuchstiere |
herbeiführt. |
Im Valz-u:tim getroclcirete Schweine-alle wircl |
in der fünffachen Menge Alkohol von c)6 Vo- |
lumprozent warm @-elöst, i Stunde im Dampf- |
bade eri@-ärmt, vor. den abgeschiedenen |
Ballaststoffen auf der Hutsche liltrlert, die |
klare Lösung über Nacht stehengel.assen, von |
einem etwai-en Bodensatz nochmals getrennt |
und im Vakuum das Lösungsmittel restlos |
abgedampft. Es hinterbleibt" eine trockene, |
spröde, leicht pulverisierbare gelbliche Masse. |
Sofern die Färbung stören sollte, bleibt es |
unbenommen, während der Vorbehandlun g zur |
Entfärbung Aktivkohle im Verhältnis von |
etwa i : i zu verwenden. |
Das so gewonnene Eilipoid und die so vorgereinigte Galle wurden nach den folgenden
Beispielen auf die neuen Präparate vera rlieitet.
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Beispiel i r 5 g Galle «-erden in 4.o ccm absolutem Alkohol warm gelöst,
hierauf g des oben beschriebenen Eilipoids hine'agerührt, das Ganze unter Rühren
kurze Zeit bei mäßiger Wärine bis zur Lösung. verarbeitet und unmittelbar hierauf
die Lösung im Vakuum ausgetrocknet. Die Ausbeute ist quantitativ. Das erhaltene
schatnni- lockere Produkt zeigt tief--elbe Farbe, ist in Wasser beispielsweise im@VUrhältnis
1 :25 leicht und klar löslich. Für die Haut- und Kopfbehandlung wird das Präparat
zweckmäßig in Konzentrationen bis zti 0,75# in verdünntem Spiritus oder Mischalkohol
verwendet. Bei dieser Konzentration sind die Lösungen auch bei 3tägiger Kä ltel)eha
ndlung von o beständig und trüben nicht nach. Erfahrungsgemäß genügt diese Konzentration,
da bei einem Verhältnis von Galle zu Lipoid wie i : i in ioo ccm der fertigen Liisung
rund 28o Sliermanneinheiten enthalten sind. Beispiel 2 Vorstehend wurde das Verhältnis
von Galle zu Lipoid wie 5 : i gewählt. Für ein Verhältnis 5 : 2 werden 15 g Galle
und 6 g Lipoid im übrigen wie vor verarbeitet. Ganz ähnlich wird bei einem Verhältnis
von 5 : 3 bzw. 5 : 5 vorgegangen, notfalls unter entsprechender Erhöhung der zur
Lösung benötigten :11knholmenge. Bei letzterem Verhältnis erhält maii Produkte.
die bei gleichen phvsikalisclieii und chemischen Eigenschaften rund 5o(!n des Lipoids
in Wasser- oder spirituslöslicher Forni enthalten.
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Die Zusammensetzung wurde bei den Präparaten im Verhältnis 5:3 bzw.
5:5 wie folgt ermittelt:
5:3 5:5 |
n |
L eclthln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
37,5 47,5011 |
l holeste11n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,5
3,375 |
G@lltrl?ie@t ütltelle .. . .. . . . .. .. . ho,@i -h@,I?j |
Analytisch worden in den Präparaten ermittelt:
Stielistofi ..................... 2,3B 2,=i |
Asche ........................ 8,60 e,>? |
lsesa:ntphnsphr,rsäitre (I'@(@:) .... ',38 .1,z7 |
J |
cllwef@ 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
0,.117 o,iC)_l |
chni@lzpunl@t .......... ..... @-_iTitert n 7j-; vü11ig ge-
sintert gegen 6i;-; viAlig ge- |
schmolzen L'ef@C11 ()j - schmnl`lt'71 `t'r;C'71 75 |
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Aus dieser Tabelle ergibt sich, daß eine Bindung der Komponenten
vorliegt, was auch ferner durch die Tatsache erhärtet wird, daß das verwendete Eilipoid
eine plastische, rotgelbe, wasserunlösliche Masse ist, während die daraus hergestellten
Präparate ein trokkenes, gelbes, wasserlösliches Pulver darstellen.
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Ganz ähnlich wie beim Eidotter lassen sich zweckentsprechende Lipoidgemenge
aus Trokk enhirn durch kalte Methylalkoholextnaktion herstellen. Zu diesem Zweck
werden roo.g trockenes Schweinehirn in der vorbeschriebenenWeise mit kaltem Methylalkohol
auf der Schüttelmaschine ausgezogen. Nach Abdunsten des Lösungsmittels hinterbleibt
ein Lipoidgemenge mit rund 52,7% Lecithin und 7,20,'o Cholesterin.
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Die weitere Aufarbeitung dieses Lipoidkbmplexes auf die entsprechenden.
Präparate mit gereinigter Galle erfolgt sinngemäß, wie beim Eidotterlipoid beschrieben.
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Unbenommen bleibt es selbstverständlich, alle anderen im Wege des
Extraktionsverfahrens auf kaltem oder warmem Wege aus tierischen oder pflanzlichen
Ausgangsmaterialien gewonnenen Lecithin-cholesteilngemenge, wie beispielsweiseausSojabohnen,
Getreidekeimlingen usw., in der vorbeschriebenen Weise mit Galle zu kombinieren
und die so erhaltenen Präparate für kosmetische Zwecke nutzbar zu machen. Beispiel
3 Das, wie oben angeführt, durch kalte Methylextraktion aus trockenem Schweinehirn
gewonnene Lipoid, das neben Lecithin und Cholesterin auch Cerebroside enthält, wird
folgendermaßen aufbereitet: 115 g alkoholgereinigte Galle werden in 4o ccm absolutem
Alkohol warm gelöst und in die Lösung 9 g Gehirnlipoid eingerührt. Es findet keine
völlige Lösung statt. Man läßt den sandigen Rückstand absitzen, dekantiert die alkoholische
Lösung und dampft diese im Vakuum restlos ab. Es hinterbleiben etwa 17,7 g Trockenprodukt
mit folgender Zusammensetzung Lecithin ........... z6,540,'0, Cholesterin . . .
. . . . . 3, 19 %, Gallebestandteile .... 71,270,'o. .Das Produkt ist in
Wasser urid Alkohol schwach opalisierend löslich, in Chloroform schwer löslich.
Zur Überführung des Mittels in eine für die Haut- und Kopfhautbehandlung geeignete
Lösung wird wie im Beispiel r angegeben verfahren, notfalls werden die Lösungen
nach dreitägiger Kältebehandlung filtriert und auf Flaschen -gezogen. Für manche
Zwecke empfiehlt es sich auch, das aus methylalkoholischer "Lösung gewonnene Lipoid
nachträglich mit Äthylalkohol am Rückfluß auszukochen, die Lösung über Nacht zwecks
Abscheidung von Cerebrosiden stehenzulassen, das äthylalkoholische Filtrat abzudampfen
und den Rückstand mit Galle in der vorbeschrie-benen Weise umzusetzen. Man erhält
alsdann bei annähernd gleichem Lecithingehalt cholesterinreichere Produkte, die
in verdünntem Äthylalkohol besonders leicht löslich sind. Beispiel Pflanzliche Lipoide,
insbesondere die in großem Ausmaße verwendeten Sojaphosphatide, kommen sowohl in
alkohollöslicher als auch in alkoholunlöslicher Form vor (es wird diesbezüglich
auf die Patentschrift 408 901,
Spalte r, Zeile 5 ff., verwiesen). Es wurden
beide Sorten auf ihre Eignung für die beanspruchten Zwecke geprüft.
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a) Das verwendete alkoholunlösliche Lipoid enthält 60 ,220,'o
Lecithin und 0,4120j10 Phytosterin. Zur Gewinnung des Umsetzungsproduktes mit Galle
wurden 115 g alkoholgereinigte Galle in 40 ccm absolutem Alkohol wie vor warm gelöst,
in die Lösung 9 g Qbigen Sojaphosphatids eingetragen und die Mischung nach völliger
Lösung im Vakuum zur Trockne gebracht.
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b) Ein pflanzliches alkohollösliches Lipoid enthält 79,34°11o Lecithin
und o,6970/0 Phytosterin. Zur Gewinnung des Umsetzungsproduktes mit Galle wurden
1
5 g alkoholgereinigte Galle wie vor in 40 ccm absolutem Alkohol warm gelöst,
in die Lösung 9 g alkohollösliches Lipoid eingetragen und nach erfolgter Lösung
diese im Vakuum zur Trockne gebracht. In den so gewonnenen Produkten wurden .ermittelt:
a) b) |
Lecithin ...........3o,66°'0 37.001,ü |
Phytosterin . . . . . . . . o,65o;o o,7 60.o |
Galleb.estandteile .... 68,691,ü 62,24o0 |
Zur Überführung der Mittel in eine für die Haut- und Kopfhautbehandlung geeignete
Lösung wird wie oben verfahren, und die Lösungen werden zweckmäßig nach mehrtägiger
Kältebehandlung nochmals filtriert und a.@bgefüllt.
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Die gewonnenen Präparate sind unbegrenzt haltbar, löslich in Wasser,
verdünntem Spiritus oder Mischalkohol, -,vie er auch sonst fürkosmetische Zwecke
Verwendung findet, und auch in wäßriger Lösung von hervorragender Resorbierbarkeit.
Sie eignen sich in dieser Form in vorzüglicher Weise zur Regeneration der Haut und
zur Haarpflege, da auf diesem Wege erstmalig die zur Ernährung der Haarpapillen
geeigneten
Nähr- und Wuchsstoffe einschließlich des"-Cholesterins auch perkutan an der entsprechenden
Stelle und in wasserlöslicher For-i'ri' arigewändf werden können.
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Es ist bereits bekannt, Methylalkohol zur Herstellung von reinem Lecithin
zu verwenden. Die Absicht geht hier aber offensichtlich nicht auf die Gewinnung
des gesamten Lipoidkomplexes hinaus, sondern nur auf die Gewinnung eines möglichst
reinen und hochprozentigen Lecithins, und zwar unter Ausschluß des Cholesterins.
Bei dem bekannten Produkt handelt es sich allenfalls um die Gewinnung eines reinen
Lecithins, aber nicht um die Gewinnung eines mit Galle kombinierten Lipoidkomplexes
besonderer Art.
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Es ist ferner bekannt, daß Cholate Lecithin oder Cholesterin in Lösung
überführen können. Es war aber nicht bekannt, daß man auf dem vorbeschriebenen Wege
in der Lage ist, beliebige Mengen bis zu 500'o und mehr eines hormonartig wirkenden
Lipoids mit Galle zu trocknen, unbegrenzt haltbare Präparate unter Erhaltung ihrer
wachstumsfördernden Wirkung zu vereinigen und auf diese Weise neue Produkte herzustellen,
welche für die praktischen Zwecke der Therapie und Kosinetik von großer Bedeutung
sind.