DE73094C - Feststellbare, combinirte, chirurgische Sperr- und Greifzange - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

KLASSE 30: Gesundheitspflege.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 14. August 1892 ab.

In ärztlichen Kreisen hat sich schon lange das Bedürfnifs fühlbar gemacht nach einem Werkzeug, welches bei den sogenannten blutigen Operationen sowohl als Sperrzange, um Wundränder aus einander zu halten, als auch als Greifzange, um z. B. eine Geschwulst hervorzuziehen, gleich gut zu verwenden und-leicht aus dem einen in das andere zu verwandeln ist. Ein solches Werkzeug, das diesen Bedürfnissen entspricht, ist in dem meinigen nun endlich gefunden und damit zugleich für den Arzt die Möglichkeit geboten, blutige Operationen jederzeit mit Leichtigkeit ohne Hinzuziehung eines ersten oder Hauptgehülfen vorzunehmen, da die Haupthülfeleistung des letzteren, die sonst hauptsächlich im Auseinanderhalten der Wundrä'nder vermittelst zweier Haken bestand, nunmehr bequem von meiner Sperrzange durch den thätigen Arzt selbst zu erzielen ist; hierbei hat der Arzt noch gegenüber der Mitarbeit eines Gehülfen den Vortheil, dafs ihm nicht mehr durch dessen Hände und durch die aufrecht gehaltenen beiden Haken das Gesichtsfeld verdunkelt und das Arbeitsfeld eingeschränkt wird, da meine Zange sich flach auf den Körper des zu Operirenden auflegt, dem thätigen Arzt also allen Raum über der Wunde für seine Hände frei läfst.

Die Zange besteht hauptsächlich aus zwei an einer Stelle mit einander drehbar verbundenen Armen oder Schenkeln (Branchen) A A, welche infolge entsprechend gekrümmter Form der Schenkel nach Belieben die Greifzange oder die Sperrzange bilden, je nachdem sie zu einander so gelegt werden, dafs die an ihrer Spitze befindlichen, seitlich gerichteten Zähne \ \ einander zu- oder von einander abgekehrt sind.

In Fig. ι stellen die vollen Linien die Sperrzange, die punktirten die Greifzange dar. Die zugehörige Kopfansicht der Zähne zeigt, dafs diese sowohl gekrümmt, als auch geknickt sein können. In Fig. 2 sind die beiden Schenkel der Zange getrennt gezeichnet, links der weibliche mit dem Einschnitt E, rechts der männliche mit der Schraube oder dem sogenannten Nagel N, welche Theile das Ineinandersetzen und Auseinandernehmen der Zange und die scheerenartige Bewegung beider Schenkel gestatten. Fig. 3, 4 und 5 stellen verschiedene Ausführungsarten der Schenkelspitzen mit den davon ausgehenden Zähnen dar, besonders mit Rücksicht auf das Uebereinandergleiten der Spitzen beider Schenkel bei der Umwandlung aus Sperr- in Greifzange, und umgekehrt. Bei der Ausführung Fig. 3 mufs die eine Zangenhälfte um die volle Zahnhöhe, über der anderen herbewegt werden, bei der Ausführung Fig. 4 nur um einen Theil der Zahnhöhe, da, den nach unten vortretenden Zähnen entsprechend, Vertiefungen im Rücken der Schenkelspitze angeordnet sind, welche einen Durchgang der Zahnspitzen des einen Schenkels durch die Achse des anderen gestatten. Bei der dritten Ausführung nach Fig. 5 dagegen bewegt sich der eine Arm unmittelbar über dem anderen her, was dadurch erzielt ist, dafs die Schenkel an den Enden so gekröpft sind, dafs der so von dem einen gebildete Doppelwinkel in den des anderen Armes hineinpafst; hierbei gehen dann

die Zähne unmittelbar seitlich von der durch Kröpfung vertieft liegenden Schenkelspitze aus, indem sie entweder, wie in Fig. 5, einzeln angesetzt oder, wie in Fig. 6 gezeichnet, aus dem schaufeiförmig flach geschärften Schenkelende herausgearbeitet sind. Eine am Ende des einen Schenkels drehbar befestigte, durch Feder F stets möglichst in einen spitzen Winkel zu diesem Schenkel gebrachte Zahnstange Z dient, wenn das Werkzeug als Sperrzange gebraucht wird, durch Einstemmen der Endspitze des zweiten Schenkels in die Zahnlücken zum Auseinandersperren des Zangenmaules.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Feststellbare, kombinirte, chirurgische Sperr- und Greifzange, gekennzeichnet durch zwei Schenkel A A, welche, an einem Ende mit Zähnen \ \ versehen, deren Spitzen, von oben gesehen, unterhalb der Schenkel AA liegend, seitlich gerichtet sind, bei paralleler Lage zu einander eine mit nach aufsen stehenden Zähnen versehene Sperrzange (Fig. 1, ausgezogene Linien), nach Lockerung des Verschlusses über einander gekreuzt, eine mit einander zugekehrten Zähnen versehene Greifzange (Fig. 1, punktirte Linien) bilden.

   Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.