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Verfahren zur Herstellung von Transparentmustern auf Geweben aus Cellulosefasern
Es ist bekannt, daß man Geweben aus Cellulosefasern ein durchscheinendes Aussehen
verleihen kann, wenn dieselben bei niedrigen Temperaturen der Einwirkung von konzentrierten
Mineralsäuren, wie Schwefelsäure, Phosphorsäure, Salzsäure oder Salpetersäure, oder
von Alkalilaugen oder Zinkchloridlösungen ausgesetzt werden.
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Es ist auch bekannt, Muster auf durchscheinendem Grunde entweder durch
Aufdrucken von konzentrierter Schwefelsäure von 45 bis 55° Be auf Baum-,völlgewebe
oder durch Aufdrucken einer säurebeständigen Reserve und Hindurchführen des Gewebes
durch die Schwefelsäure herzustellen.
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Vertieft werden diese Transparentmuster, beispielsweise bei Baumvolle,
durch das Zusammenwirken von Alkali- und Säurebehandlung, z. B. durch Mercerisierung
der Baumwolle vor oder nach der Säureeinwirkung oder durch mehrmalige abwechselnde
Behandlung mit Mineralsäuren und Alkalilaugen oder durch aufeinanderfolgende Behandlung
mit kalter Natronlauge (unter o°) und Mercerisierlauge (bei gewöhnlicher Temperatur).
Zur Stabilisierung der quellenden Wirkung der konzentrierten Mineralsäuren und zur
Verhinderung des hydrolytischen Abbaues der Cellulose durch die Säure werden den
Säuren-Salze des Pyridins, seiner Homologen und Abkömmlinge zugesetzt.
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Es ist auch bekannt, Muster auf Geweben aus Cellulosefasern dadurch
herzustellen, daß man eine mit Pigmenten, wie Bariumsulfat, Titanweiß oder andere
Metalloxy de, versetzte Lösung eines Celluloseesters, z. B. eine Lösung
von
Acetylcellulose in einem organischen Lösungsmittel, wie Äthylenchlorhydrin, mustergemäß
aufdruckt und das Gewebe nach der Fixierung dieses überzuges der Pergamentierung
unterwirft. In dieser Weise werden z. B. matte Muster auf durchscheinendem Grunde
unter Verwendung von Titanweiß als Pigment erhalten. Die Anwendung stark riechender
und auch gesundheitlich nicht unschädlicher organischer Lösungsmittel bildet einen
ernstlichen Nachteil dieses Verfahrens.
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Es wurde nun gefunden, daß härtbare Aldehydkondensationsverbindungen
von Aminotriazinen, sei es in Form ihrer löslichen Zwischenverbindungen oder auch
in fein verteilter unlöslicher Form, sich zur Herstellung derartiger Muster eignen.
Es seien als brauchbar erwähnt: Die Methylolverbindungen oder andere wasserlösliche
Anfangskondensationsv erbindungen des Melamins mit Formaldehyd, ferner wasserabweisende
Melaminformaldehydharze. An Stelle der fertigen Kondensationsverbindungen können
auch die Ausgangsverbindungen im Gemisch verwendet werden. Die Kondensation wird
dann auf der Faser vollzogen.
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Der Umstand, daß diese Verbindungen und Gemische in wässerigem Mittel
angewendet werden, bedeutet sowohl in wirtschaftlicher als auch gesundheitlicher
Beziehung einen wesentlichen Fortschritt gegenüber den bislierigen Arbeitsweisen,
bei denen organische Lösungsmittel verwendet werden.
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Die Kondensationsverbindungen werden, zweckmäßig zusammen mit geeigneten
Pigmenten, gegebenenfalls unter Zusatz von Verdickungsmitteln, wie Tragant oder
Britischgummi, zu einer Paste angeteigt, die auf den Stoff aufgedruckt wird. In
gewissen Fällen kann es zweckmäßig sein, der Paste Stoffe zuzufügen, welche die
Härtung oder Polymerisation zum Harz bewirken oder beschleunigen.
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Nach erfolgtem Aufdruck wird das Gewebe in üblicher Weise durch ein
Transparentierbad, bestehend aus Mineralsäure, Alkalilauge oder Zinkchloridlösung
von geeigneter Konzentration, gezogen, gewässert und getrocknet. Es zeigt dann die
gewünschten Muster auf durchscheinendem Grunde.
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Als kontrastgebende Stoffe kommen in Betracht: anorganische Pigmente,
wie Titanweiß, Bariumsulfat, Glaspulver, Metallpulver, Wolframate, Chromgelb, Chromgrün,
Ocker, Umbra, Berlinerblau, Ruß, ferner organische unlösliche Farbpigmente der verschiedensten
Farbstoffklassen, u. a. auch solche, die Metalle, wie z. B. Chrom, Kupfer oder Nickel,
in komplexer Form gebunden enthalten, Schwefelfarbstoffe sowie Küpenfarbstoffe.
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Bei der Wahl der Pigmente muß darauf geachtet werden, daß sie gegen
kurze Einwirkung von starken Mineralsäuren oder Alkalilaugen beständig sind.
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Die Pigmente können in grob oder fein verteiltem Zustande oder in
kolloidlöslicher Form verwendet werden, je nachdem ob matte oder nicht matte Mustergebung
durch Aufdruck angestrebt wird.
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Als farbgebende Stoffe kommen außer Piginenten auch lösliche Farbstoffe
in Betracht. beispielsweise auch solche, die durch Affinität zur härtbaren Kondensationsverbindung
befähigt sind, mit dieser auf der Faser fixiert zu werden.
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Gewünschtenfalls können Weichmachungsmittel mitverwendet werden, wie
Olivenöl, Glycerin,Paraffinöl oderquartäreAmmoniumsalze, welche einen aliphatischen
Rest mit mehr als 8 Kohlenstoffatoinen enthalten, z. B. Trimethylammoniumsalze des
Monostearylp-phenylendiamins. Ebenso kann man wasserabstoßende Mittel, wie Paraffin,
Wachs, Harze oder Aluminiumsalze, mitverwenden.
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Außer den genannten Zusätzen können auch noch andere im Zeugdruck
übliche Hilfsmittel initverw endet werden.
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Man kann auch dem Gewebe nach der Transparentierung zwecks Erzielung
besseren Griffes noch gewisse Zusätze, z. B. Weichinacher, in üblicher Weise einverleiben.
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Nach dem vorliegenden Verfahren sollen natürliche und künstliche Cellulosefasern,
z. B. Baumwolle, Ramie, Leinen, Hanf, Sisal, Tute, Kokosfasern oder Kunstseide,
und zwar sowohl gefärbte wie ungefärbte Fasern, mustergemäß veredelt werden. Die
erhaltenen Muster sind wasch- und überfärbeechter als die mit Acetylcellulose als
reservierendem Mittel in bekannter Weise erhaltenen Muster. Beispiel i Eine Methylolverbindung
des Melamins wird wie folgt hergestellt: i Mol Melamin wird mit 3,5 Mol 32raumpro7entigerwässerigerneutraler
Formaldehydlösung auf kochendem Wasserbade erwärmt, bis Lösung ;eintritt, und dann
sofort in Eiswasser abgekühlt. Die Methylolverbindung kristallisiert aus, wodurch
das Ganze erstarrt. Die erhaltene feste Masse wird in Stücke gebrochen, bei .a.00
getrocknet und gepulvert. i Teil dieses Pulvers wird in 2 Teilen Wasser gelöst.
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35o Gewichtsteile dieser Lösung werden mit 35o Gewichtsteilen Tragant
6o : 1000, Zoo Gewichtsteilen Titanwei.ßpulver, 5o Gewichtsteilen Alkohol
und 5o Gewichtsteilen Milchsäureäthyl@est,er zu einer Druckpaste verarbeitet.
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Mit dieser Druckpaste wird gebleichter Baumwollbatist mustergemäß
bedruckt. Nach
erfolgtem Aufdruck wird das Gewebe im Mather-Platt
5 bis 8 Minuten gedämpft und etwa 15 Sekunden bei tunlichst niedriger Temperatur
durch Schwefelsäure von 56° Be hindurchgeführt. Man neutralisiert hierauf mit schwacher
Natronlauge, wäscht und trocknet. Es werden matte Muster auf durchscheinendem Grunde
erhalten.
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Beispiel 2 Eine wasserlösliche Anfangskondensationsv erbindung des
Melamins wird wie folgt hergestellt i Mol Melamin wird .mit 3 MOI 32raumprozentigerneütralerwässerigerFormaldehydlösung
auf dem Wasserbade bei 8o bis 9o° so lange erwärmt, bis eine Probe, mit 5 Raumteilen
Wasser verdünnt, getrübt wird.
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Die Lösung wird auf einem dampfgeheizten Walzentrockner vom Wasser
befreit und der Rückstand gepulvert. i Teil des erhaltenen Pulvers wird in 2 Teilen
Wasser gelöst.
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35o Gewichtsteile dieser Lösung werden mit 35o Gewichtsteilen Britischgummi,
Zoo Gewichtsteilen Bariumsulfat, 5o Gewichtsteilen Alkohol und io Gewichtsteilen
Ammoniumrhodanid zu einer Druckpaste verarbeitet.
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Mit dieser Druckpaste wird mercerisierte Baumwolle bedruckt. Hierauf
wird das Gewebe, ähnlich wie im Beispiel i, gedämpft und durch konzentrierte Schwefelsäure
geführt. Nach Neutralisieren mit verdünnter Lauge und gründlichem Auswaschen wird
noch mit Natronlauge von 6° B8 behandelt, wobei sowohl das Schwefelsäurebad als
auch die Natronlauge kalt angewendet werden. Man erhält ähnliche Muster wie im Beispiel
i. Beispiel 3 Eine in Wasser und Alkohol unbegrenzt lösliche Kondensationsverbindung
wird Wie folgt hergestellt: i Mol Melamin wird mit 6 Mod 32raumprozentigerwäe,s.erigerFormaldehydlösung
auf kochendem Wasserbade erwärmt, bis Lösung eintritt. Die Lösung wird dann in Eiswasser
gekühlt. Die hierbei abgeschiedene Hexamethylolverbindung des Melamins wird abfiltriert
und nach dem Trocknen in der dreifachen Menge Methylalkohol am Rückflußkühler in
Gegenwart von etwa 1/10o Mol Salzsäure oder einer andern starken Säure gelöst. Sobald
Lösung eingetreten ist, wird mit Natronlauge auf Phenolphthaleinrosafärbung eingestellt
und die Lösung zum dicken Sirup, enthaltend etwa 9o % feste Kondensationsverbindung,
eingedampft. Der Sirup ist unbegrenzt mit Wasser und Alkohol verdünnbar.
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15o Gewichtsteile dieses Sirups werden mit t50 Gewichtsteilen des
Farbstoffes, hergestellt durch Kondensation von 2 Mol i-Aminoq.-methoxya,nthrachinon
und i Mol Cyanurchlorid, 65o Gewichtsteilen Tragant 6o : iooo und 5o Gewichtsteilen
Ammoniumrhodanid i : i zu einer Druckpaste verarbeitet.
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Mit dieser Druckpaste wird gebleichter Baumwollbatist bedruckt. Das
bedruckte Gewebe wird wie im Beispiel i behandelt. Es werden orange gefärbte matte
Muster auf durchscheinendem Grunde erhalten.
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Das Gewebe kann nach der Behandlung mit Schwefelsäure und Neutralisierung
mit schwacher Natronlauge gewünschtenfalls noch einer Mercerisierung mit Natronlauge
von 6° Be unterworfen werden.
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Beispiel q.
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In der nach Beispiel 3 hergestellten Druckpaste wird der dort verwendete
Farbstoff ersetzt durch 13o Gewichtsteile Miloriblau (Schultz, Farbstofftabellen,
7. Auflage, Nr. 436), 2o Gewichtsteilen Titanweiß.
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Mit dieser Paste wird gebleichter Baum-%vollbatist bedruckt. Das bedruckte
Gewebe wird gemäß Beispiel i behandelt. Es werden blau gefärbte matte Muster auf
durchscheinendem Grunde erhalten.
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Beispiel 5 i50 Gewichtsteile des nach Beispiel 3 erhaltenen Sirups,
enthaltend etwa 9o °/o feste Hexamethylolverbindung, werden mit 30o Gewichtsteilen
Titanweiß, 35o Gewichtsteilen Tragant 6o : iooo und Zoo Raumteilen Wasser zu einer
Paste vermahlen.
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Mit dieser Druckpaste wird gebleichter Baumwollbatist bedruckt. Eine
Hälfte des bedruckten Gewebes wird wie im Beispiel i im Mather-Platt 5 Minuten gedämpft,
die andere Hälfte bleibt ungedämpft. Die Weiterverarbeitung erfolgt in beiden Fällen
wie im Beispiel i.
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Sowohl das gedämpfte als auch das ungedämpfte Gewebe ist mit waschechten
Transparentdruckmustern ausgerüstet.
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Beispiel 6 15o Gewichtsteile des nach Beispiel 3 erhaltenen Sirups
werden mit 30o Gewichtsteilen Titanweiß, 35o Gewichtsteilen Tragant 60 : 1000, 175
Gewichtsteilen Wasser, 5 GewichtsteilenNatronlauge 2o° Be und 2o Gewichtsteilen
Ammoniumrhodanidlösung 38° B6 verarbeitet. Mit dieser Druckpaste wird gebleichter
Baumwollbatist bedruckt. Nach erfolgtem Aufdruck wird das Gewebe im Mather-Platt
5 Minuten gedämpft, darauf während 45 Sekunden in ein auf minus 2° gekühltes Natronlaugebad
von 30° B8 getaucht, gründlich gespült, mit einer wässerigen Lösung
von-
5 ccen konzentrierter Schwefelsäure je Liter abgesäuert, gewaschen und kochend geseift.
Es wird ein mattes Muster auf durchscheinendem Grunde erhalten.