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Verfahren zur Erzeugung von weißen oder bunten Reserven auf der pflanzlichen
Faser. Die bisher bekannten Reservierungsverfahren beruhen auf mechanischen oder
chemischen Vorgängen. Zu den ersten gehört das Unterbinden und überdecken der vegetabilischen
Fasern (Garne und Gewebe) mittels Wasserunlöslicher Produkte in der Weise, daß die
angewandten Farbstoffe nur von den nicht geschnürten oder von den nicht überdeckten
Teilen des Gewebes aufgesogen und fixiert werden können. Zu den zweiten gehört das
Auftragen gewisser Stoffe, vorzugsweise von Salzen, die ihre Wirkung in chemischer
Richtung während des Färbens oder während der Farbentwicklung ausüben. Alle diese
Verfahren sind aber von bestimmten Bedingungen abhängig. Wenn die angewandten reservierenden
Mittel während des Färbevorganges oder während der Farbentwicklung entfernt werden,
wenn sie diesen Vorgängen nicht bis zum Ende des Färbens standhalten, so tritt die
gewünschte reservierende Wirkung nicht ein, und die Faser färbt sich ganz gleichmäßig,
als ob die reservierenden Mittel überhaupt nicht angewandt worden wären.
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Es ist nach den Patentschriften 346 883 und 396 926 bekannt,
daß man pflanzliche Fasern (Garne, loses Material, Gewebe) vollständig gegen substantive
Farbstoffe dadurch reservieren kann, daß man sie nach erfolgter Alkalinisierung
mit Lösungen aromatischer Säurechloride bzw. aromatischer Sulfosäurechloride behandelt.
Sowohl die Alkalinisierung wie auch die Einwirkung der aromatischen Säure- bzw.
Sulfosäurechloride werden in der Weise vorgenommen, daß die Gesamtheit der pflanzlichen
Fasern in die Lösungen der betreffenden Agenzien gebracht wird.
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Es hat sich nun überraschenderweise gezeigt, daß man diese Esterifizierung
auch zur topischen Veränderung der pflanzlichen Faser, zur Erzeugung von. Reserven,
beispielsweise in einem geeigneten Druckverfahren, verwenden kann. Es war gegenüber
der viel gründlicheren Behandlung in Lösung gar nicht vorauszusehen, daß die kurze
oberflächliche und auch sparsame Behandlung, wie sie im Druckverfahren z. B. erfolgt,
ausreichen würde, um die gewünschte Esterifizierung zu erreichen. Dieses Verfahren
führt zu dauernd reservierenden Gebilden mit unerwarteten färberischen Eigenschaften,
die sie auch nach heißen Waschoperationen, nach heißen neutralen, sauren oder alkalischen
Färbebädern beibehalten. ' Das Verfahren zur Erzeugung dieser Reserven besteht darin,
daß man vegetabilische Fasern durch topische Behandlung mit geeigneten Alkalinisierüngsmitteln,
wie z. B. konzentrierte Alkalilauge, mit oder ohne Verdickungsmittel, mit oder ohne
Zusatz von Alkohol oder mit einer alkoholischen Lösung eines Alkalialkoholates alkalinisiert
und sie dann in getrocknetem oder feuchtem Zustand geeigneten esterifizierenden
Agenzien, wie
z. B. Carbonsäurechloriden, Sulfosäurechloriden, bzw.
den Anhydriden der entsprechenden Säuren in reinem oder gelöstem Zustande aussetzt
und nach erfolgter- Reaktion gründlich auswäscht. Die so topisch veränderten pflanzlichen
Fasern (loses Material, Garne oder Gewebe) lassen sich, wie üblich, mit substantiven
Farbstoffen färben, ohne daß die topisch veränderten, esterifizierten Stellen Farbe
aufnehmen, so daß sie dann weiß auf gefärbtem Grunde erscheinen.
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Es wurde weiterhin gefunden, daß man durch Zugabe von geeigneten Farbstoffen
zur _ Alkalinisierungsflüssigkeit und Nachbehandlung mit esterifizierenden Agenzien
zu bunten Reserven gelangt, die in keiner Weise durch die nachfolgenden Färbeoperationen
beeinflußt werden.
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Es hat sich weiter gezeigt, daß sich die nach dem oben beschriebenen
Verfahren durch örtliche Veresterung der pflanzlichen Faser erzeugten Reserven mit
basischen Farbstoffen, mit Gallocyaninderivaten und mit geeigneten sauren Farbstoffen
färben lassen, so daß sie dann gefärbt auf weißem Grunde erscheinen. Die so vorgefärbten
Fasern lassen sich nachträglich noch mit Substantiven Farbstoffen anfärben, oder
man kann auch unter Berücksichtigung der gegenseitigen Fällungsmöglichkeiten umgekehrt
vorgehen.
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Es wurde auch gefunden, daß die nach dem obengenannten Verfahren topisch
veränderte pflanzliche Faser (loses Material, Garne und Gewebe) sich in einem gleichen
neutralen Bade gleichzeitig mit substantiven und geeigneten sauren Farbstoffen färben
läßt, wobei die topisch veränderten Stellen den sauren, die übrige unveränderte
.Faser den substantiven Farbstoff fixiert.
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Topisch esterifizierte pflanzliche Fasern (loses Material und Garne)
können auch zu Mischgeweben mit Wollfasern verarbeitet werden. Färbt man diese Mischgewebe
zuerst mit basischen, dann nachträglich in einem Bade mit Substantiven und geeigneten
sauren Farbstoffen, so kann man zu eigenartigen Bunteffekten gelangen. Der zuerst
angewandte basische Farbstoff wird von den esterifizierten Stellen der vegetabilischen
Faser fixiert, der substantive von der nicht veränderten vegetabilischen Faser,
während das Wollmaterial den sauren Farbstoff aufnimmt.
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Weiterhin wurde die Beobachtung gemacht, daß Salze diazotierbarer
Basen durch die esterifizierten Stellen der topisch veränderten pflanzlichen Faser
fixiert werden und sich nachher entwickeln lassen.
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Durch nachträgliches Überdecken der esterifizierten Faser und Färben
mit basischen Farbstoffen kann man zu eigenartigen Batikresultaten gelangen, besonders
wenn man nachträglich die normale unveränderte Faser oder das Gewebe mit Substantiven
Farbstoffen färbt.
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Beispiel i.
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Die Herstellung der Druckpaste geschieht nach folgender Vorschrift:
. 30g Kartoffelstärke, io g British Gum, 25 g Glycerin, io g Solapolseife,
15 g Alkohol, 125 g Wasser werden gemischt und langsam, aber unter stetem Umrühren
mit 785 g iXatronlauge 30° Be angeteigt. Die mit dieser Paste bedruckte Faser wird
2 bis 4 Minuten liegengelassen und in trockenem oder feuchtem Zustande während einer
geeigneten Zeitdauer in eine 2oprozentige Lösung von p-Toluolsulfochlorid in Töluol
eingelegt. Hierauf wird die Faser mit Benzol gewaschen, geschleudert, geseift, abermals
gewaschen und bei einer 8o bis 9o° nicht übersteigenden Temperatur getrocknet. Die
Fasern enthalten die gegen substantive Farbstoffe indifferenten Teile als ganz schwach
gelblich gefärbte Stellen.
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Die so vorbereitete und gut genetzte Faser wird hierauf in ein. Färbebad
von folgender Zusammensetzung gebracht: io Prozent Glaubersalz brist., 0,5 Prozent
Seife, o,25 Prozent Soda, i Prozent Direktfarbstoff. Länge der Flotte: 1 :3o in
bezug auf das Gewicht des Materials.
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Das Färbebad wird auf 7o° erwärmt, und die Fasern: *erden- bei dieser
Temperatur 15 bis 2o Minuten gefärbt, Alsdann werden noch weitere so Txpzent Glaubersalz
brist. hinzugefügt ünd -während 15 bis 2o- Minuten im abkühlenden Bade meiterge#ärbt.
DieWare wird dann'- gespült, -gut -gewaschen und getrochnet; sie enthält
die bedruckten Stellen als weiße Reserven, -wä13rrenddem -- die nicht esterifizierten-Stellen
gefärbt wurden.
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- Beispfel_2.-Zur Erzeugung. -YÖt-gefärbten Reserven wird die Druckpaste
-wie fol,-t hergestellt: 15 g eines geeigneten Farbstoffes, io g British Gum,
30 g Kartoffelstärke, _25 g Glycerin, io g Solapolseife, io g Pyridin, 15
g Alkohol, i2o g Wasser werden gemischt und langsam und. unter stetem Umrühren mit
765 g Natronlauge 30° Be angeteigt. (Der Farbstoff wird in der angegebenen,
Menge Pyridin gelöst und hierauf den übrigen Teilen der Mischung zugesetzt.) Die
Arbeitsweise ist die gleiche, wie im Beispiel i angegeben wurde; die örtlich veränderten
Stellen erscheinen gefärbt auf weißem Grunde. Beispiel 3.
Die nach der Vorschrift
des Beispiels 2 erhaltenen Fasern mit gefärbten Reserven werden in einem Bade, das
einen Direktfarbstoff
enthält, nach der im Beispiel i enthaltenen
Flottenzusammensetzung und Färbevorschrift gefärbt. Die nicht esterifizierten Stellen
werden dann durch den Direktfarbstoff angefärbt; die gefärbten Reserven behalten
ihren Farbton unverändert. Beispielq.. Die nach der Vorschrift des Beispiels i erhaltene
örtlich esterifizierte, ungefärbte Faser wird in einem Bade, das einen geeigneten
Säurefarbstoff und einen Direktfarbstoff enthält, nach folgender Vorschrift gefärbt:
0,3 Prozent Säurefarbstoff, i Prozent Direktfarbstoff werden in Wasser gelöst und
dem Färbebad zugesetzt. Flottenlänge 1 : 30, Eingangstemperatur 70°; hierauf wird
zum Kochen erwärmt und 2o bis 30 Minuten kochend gefärbt. Alsdann wird in
dem bis auf 7o bis 8o° abkühlenden Bade 'weitergefärbt und eine neue Zugabe von
o,5 Prozent Direktfarbstoff und 1,5 Prozent Glaubersalz krist. gemacht. Man färbt
bei dieser Temperatur noch weitere 2o bis 30 Minuten, wäscht und trocknet.
Der Direktfarbstoff wird von den unveränderten, der Säurefarbstoff von den esterifizierten
Stellen aufgenommen. Beispiel s. Die nach- Beispiel i erhaltene örtlich esterifizierte
und ungefärbte Faser wird nach folgender Vorschrift mit einem basischen Farbstoff
gefärbt: Das Färbebad wird mit o,i Prozent eines basischen Farbstoffes und 2 Prozent
Essigsäure beschickt, zum Kochen erwärmt und während 2o Minuten kochend erhalten.
Alsdann wird die Faser mit warmem Wasser gespült, leicht geseift (5 g Seife pro
1 1 Wasser) und lauwarm nachgespült. Die so gefärbte Faser wird nach der Vorschrift,
die im Beispiel 1 enthalten ist, mit einem Direktfarbstoff überfärbt. Die esterifizierten
Stellen werden von dem basischen, die unveränderten vom Direktfarbstoff angefärbt.
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Beispiel6. Die nach Beispiel i erhaltene örtlich esterifizierte, ungefärbte
Faser wird mit einer 3 prozentigen Lösung eines Salzes einer diazotierbaren aromatischen
Base behandelt, hierauf diazotiert und in bekannter Weise mit einer Kupplungskomponente
entwickelt. Dabei werden nur die esterifizierten Stellen der Faser angefärbt.