DE71408C - Verfahren zur Gewinnung von Ammoniak aus organischen Stickstoffverbindungen - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von Ammoniak aus organischen StickstoffverbindungenInfo
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Classifications
-
- C—CHEMISTRY; METALLURGY
- C01—INORGANIC CHEMISTRY
- C01C—AMMONIA; CYANOGEN; COMPOUNDS THEREOF
- C01C1/00—Ammonia; Compounds thereof
- C01C1/02—Preparation, purification or separation of ammonia
- C01C1/08—Preparation of ammonia from nitrogenous organic substances
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.vg
Es ist eine bekannte Thatsache, dafs der Stickstoff, der in stickstoffhaltigen organischen
Stoffen enthalten ist, mehr oder weniger vollständig in Ammoniak übergeführt wird, wenn
solche Substanzen in einer Retorte oder einem ähnlichen Apparate in einer Atmosphäre von
überhitztem Wasserdampf calcinirt werden. Die Menge Dampf, welche die statthabenden
chemischen Reactionen theoretisch verlangen, ist nicht grofs, obgleich natürlich verschieden
bei verschiedenen Materialien; aber bei allen Verfahren, die auf diese Thatsache gegründet
sind, ist die Menge Dampf, die praktisch erforderlich ist, um eine genügende Ausbeute an
Ammoniak aus einer gegebenen Menge eines stickstoffhaltigen organischen Stoffes zu erhalten,
sehr beträchtlich und beträgt zuweilen das 20- bis 30'fache der Menge der zu behandelnden
Substanz. Ein so grofser Ueberschufs von Dampf mufste angewendet werden, das Ammoniak zu verdünnen, sobald es gebildet
ist, und dasselbe so schnell wie möglich aus der Retorte zu entfernen und der Wirkung der
Hitze in derselben zu entziehen, um es vor Zersetzung zu schützen. Die Notwendigkeit
einer solchen Verdünnung und schnellen Entfernung des Ammoniaks ist begründet in der
geringen Differenz zwischen der Temperatur, bei welcher sich das Ammoniak bildet und der
Temperatur, bei der es wieder zerfällt, und in der ferneren Thatsache, dafs eine solche Zersetzung
des Ammoniaks leichter und bei niedrigerer Temperatur stattfindet, wenn sich das Ammoniak
in concentrirterem Zustande befindet, als wenn es stark verdünnt ist.
Es hat sich herausgestellt, dafs die Dampfmenge beträchtlich verringert und eine grofse
Ersparnifs erzielt werden kann, wenn der Dampf vor seiner Einführung in die Retorte mit
einem nicht oxydirenden Gase oder Gasgemisch, wie Wasserstoff, Stickstoff, Kohlenoxyd, Kohlensäure,
Leuchtgas, Wassergas'u. s.w. gemischt wird, indem diese Gase die Rolle des Dampfüberschusses
übernehmen, das Ammoniak nach seiner Bildung vor Wiederzersetzung zu schützen.
Die Menge der Gase, welche sich beim Glühen der organischen Stoffe allein bildet, ist
nicht grofs genug — auch wenn der Gehalt an Kohlenstoff ein sehr grofser ist—, um den zweckmäfsigsten
Verdünnungsgrad zu erreichen.
Vorzugsweise werden die Gase benutzt, welche bei dem Processe selbst entstehen und
ihrer Zusammensetzung nach dem unter dem Namen Wassergas bekannten Gasgemisch ähnlich
sind, indem diese Gase immer von neuem wieder in die Retorte eingeführt werden, nachdem
sie vorher von ihrem Ammoniakgehalt durch Schwefelsäure befreit worden sind. Wird
dafür gesorgt, dafs der Dampfüberschufs in den Gasen aus der Retorte vor Condensation genügend
geschützt ist, so braucht nur wenig mehr an frischem Dampf von aufsen zugeführt zu werden,
als bei der Bildung des Ammoniaks und der anderen Gase thatsächlich verbraucht wurde.
Vorliegendes Verfahren kann angewendet werden bei allen Substanzen, die stickstoffhaltige
organische Verbindungen enthalten, z. B. bei thierischen Rückständen, wie Haaren,
Wolle, Knochen, Haut, Blut, Horn u. s. w., bei mineralischen Stoffen, wie Torf, Moor,
Claims (1)
- bituminösen Schiefern u. s. w., bei Rückständen aus Fabrikatiorisprocessen, wie z. B. bei Abfalllauge, die bei der Gewinnung von Zucker oder Erzeugung von Alkohol aus Melasse erhalten wird u. s: f.Zur Ausführung dieses Verfahrens kann man Retorten von jeder passenden Form und Oefen jeder bekannten Construction benutzen. Es ist vorzuziehen, den Procefs continuirlich zu führen. Der Dampf und die nicht oxydirenden Gase treten in diesem Falle an dem am weitesten von der Feuerung entfernten Ende der Retorte ein und werden in gleicher Richtung wie die stickstoffhaltige organische Substanz über die heifseste Stelle in der Retorte hinausgeführt. Hierdurch werden die flüchtigen Stickstoff basen, die in den kälteren Theilen der Retorte stagniren oder condensirt sind, noch in Ammoniak übergeführt, wenn sie in Form sehr verdünnter Dämpfe durch die glühende, poröse, fast erschöpfte Masse in den heifseren Theilen der Retorte hinstreichen.Die Gase und Dämpfe, welche aus der Retorte entweichen, werden in gewöhnlicher Weise durch Behandlung mit Schwefelsäure von Ammoniak befreit und sofort wieder in die Retorte zurückgeführt. Beim Durchstreichen der Absorptionsflüssigkeit nehmen die heifsen Gase so viel Dampf durch Verdampfung aus der Lösung auf, dais die so gewonnene Menge in der Regel zur Fortsetzung des Processes genügend ist. Doch ist es selbstverständlich, dafs sowohl zu Anfang des Betriebes, als auch später zu jeder Zeit, wenn nöthig, Dampf aus irgend einer anderen Quelle benutzt wird. Der Ueberschufs an Gas, der in der Retorte erzeugt wird, kann zur Heizung der Retorte oder zu jedem anderen Zwecke benutzt werden und wird zu diesem Ende in einen Gasometer geleitet, der gleichzeitig als Regulator zur Äufrechterhaltung eines constanten Druckes in der Retorte dient. ;Patenτ-ANspruch:Zwecks Dampfersparnifs bei dem Verfahren der Ammoniakgewinnung aus organischen Stickstoffverbindungen die Neuerung, dafs gleichzeitig mit Wasserdampf überschüssige Mengen nichtoxydirender Gase in die Retorte eingeführt werden, sei es, dafs diese Gase anderen Processen entnommen, oder sei es, dafs solche in der Retorte selbst gebildete Gase in diese wieder zurückgeführt werden, nachdem sie in bekannter Weise von Ammoniak befreit worden sind.
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