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Betrieb von fraktionierend wirkenden Destillier- und Rektifizierkolonnen
Beim Betrieb von fraktionierend wirkenden Destillier- oder Rektifizierkolonnen hat
bei einer gegebenen Kolonnenanlage die Größe der Durchsatzleistung einen erheblichen
Einfluß auf die Güte und Wirtschaftlichkeit der Fraktionierwirkung, und zwar deswegen,
weil die innerhalb der Kolonne zwischen den Dämpfen und den Flüssigkeiten sich abspielenden
Stoff- und Wärmeaustauschvorgänge von der Strömungsgeschwindigkeit, insbesondere
der Dämpfe, die volumenmäßig den weit überwiegenden Anteil ausmachen, abhängig sind.
Bekanntlich besteht für den Betrieb einer Kolonne eine obere praktische Grenze -für
die Durchströmungsgeschwindigkeit der Dämpfe, die sogenannte Mitreißgrenze, bei
deren Überschreitung Beeinträchtigungen und Störungen des Betriebes durch zu starkes
Überreißen von Flüssigkeitsanteilen durch die aufsteigenden Dämpfe in höher gelegene
Partien der Kolonne hinein stattfinden. Solange nun die Durchsatzleistung bzw. Dämpfegeschwindigkeit
in geringem Abstand unterhalb dieser Mitreißgrenze bleibt, wird die stärkstmögliche
Austauschwirkung zwischen den Dämpfen und Flüssigkeiten und damit für eine gegebene
Kolonne die höchstmögliche Fraktionierwirkung erzielt. Wenn man nun aber von ,diesem
Bestzustand auf die Durchsatzleistung und damit die Strömungsgeschwindigkeiten innerhalb
der Kolonne wesentlich herabmindert, so tritt ein verhältnismäßig starkes Herabmindern
der Fraktionierwirkung ein, was sich in einer verringerten Güte und Fraktionierschärfe
des als Erzeugnis anfallenden Destillats bemerkbar macht. Diese Folgen von wesentlich
verringerter Dämpfegeschwindigkeit sind leicht erklärlich, wenn man berücksichtigt,
daß die Austauschwirkungen vornehmlich auf gegenseitigen Durchwirbelungen der Dämpfe
und Flüssigkeiten beruhen und daß derartige Wirbeiwirkungen nach bekannten Gesetzen
der Mechan.ik wesentlich proportional dem Quadrat der Strömungsgeschwindigkeit sind.
Dazu kommt, daß zu kleine Strömungsgeschwindigkeiten leicht ein ungleichförmiges
Verteilen der Dämpfe und Flussigkeiten innerhalb der Kolonneneinbautgr4 (Glocken,
Siebböden, Füllwerk) und dadurch
ebenfalls Minderungen der Austauschwirkungen
zur Folge haben. Alle solche Fälle des Nachlassens der Fraktionierwirkung machen
zu deren Ausgleich verstärkte Aufwendungen, sei es im Betrieb, sei es schon bei
der Anlage, notwendig, führen also mindestens zu fühlbaren wirtschaftlichen Nachteilen.
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Nach dem Verfahren der Erfindung wird der geschilderte, bei Verringerung
der Durchsatzleistung auftretende Nachteil der geminderten Fraktionierwirkung dadurch
beseitigt, daß von den durch die Kolonne hin durch ziehenden Destillierdämpfen eine
Teilmenge, deren Größe mit fortschreitender Verringerung der Durchsatzleistung steigt,
aus dem oberen Teil, äußerstenfalls aus dem zum obersten Boden der Kolonne gehörigen
Dämpferaum, entnommen und durch eine geeignete Dämpfefördervorrichtung, etwa ein
rotierendes Gebläse, in einen tiefer liegenden Teil der Kolonne wiedereingeführt
wird.
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Diese zusätzlich durch das Gebläse umgewälzte Dämpfe menge summiert
sich zu der betriebsmäßig durch die Kolonne hindurchziehenden, aus ihrer Durchsatzleistung
sich ergebenden Dämpfemenge und schafft dadurch eine Vergrößerung der Durchströmgeschwindigkeit
innerhalb der Kolonne bis auf jeweils das Maß, das zur Erzielung einer befriedigenden
Fraktionierwirkung notwendig ist. Die Wiedereinführung der Dämpfe kann in verschiedenen
Höhenlagen der Kolonne erfolgen, sei es völlig nur in einer höheren oder tieferen
Höhenlage nach Belieben, sei es in mehreren dieser Höhenlagen mit verschiedenen
Teilmengen der wiedereinzuführendlen Dämpfe.
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Da bekanntlich die Böden der oberen Kolonaenpartien vorzugsweise an
der Vollendung der gewünschten Feinfraktionierung beteiligt sind und den Böden der
tieferen Partien sozusagen nur die gröbere Vorarbeit hierfür zufällt, so hat die
Verstärkung der Fraktionierwirkung durch Vergrößerung der Dämpfeströmungsgeschwindigkeit
gerade für die oberen Partien die nachhaltigste Bedeutung, und deshalb ist es nicht
unbedingt erforderlich, die Wiedereinführung der umzuwälzenden Dämpfe, gegebenenfalls
nur eines Teiles derselben, in den tiefsten Partien der Kolonne vorzunehmen.
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Vorteilhaft werden die umzuwälzenden Dämpfe zwischen der Entnahme-
und Wiedereinführungsstelle, und zwar am zweckmäßig sten zwischen der Entnahmestelle
und der Dämpfefördervorrichtung einer mäßigen mittelbaren Erwärmung, z. B. in einem
Röhrenwärmeaustauscher mittels Heizzlampfes, unter worfen. Diese Erwärmung der Dämpfe
hat zunächst den Zweck, etwaige aus der Kolonne mitgerissene oder durch nachträgliche
Kondensation entstandene Flüssigkeitsanteile zu verdampfen und durch den erzeugten
mäßigen Uberhitzungszustand weitere Kondensationen auf dem Wege bis zu ihrer Wiedereinführung
in die Kolonne hintanzuhalten; außerdem aber wird mit ihr vor allem erreicht, daß
die bei jeder Kolonne im oberen Kolonnenteil immer etwas niedrigere Temperatur der
Dämpfe auf die im tieferen Kolonnenteil, wo die Wiedereinführung stattfindet, herrschende
höhere Temperatur gebracht wird und hiermit nachteilige Einflüsse auf den Betrieb
der Kolonne in dieser tieferen Partie vermieden bleiben.
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Bei der Durchführung des Verfahrens wird, wenn in den die Kolonne
oben verlassenden Dämpfestrom ein Dephlegmator oder Kühler zur Erzeugung eines in
die Kolonne zurückzuführenden Rücklaufs angewendet wird, im allgemeinen das sogenannte
Rücklaufverhältnis, d. h. das Mengenverhältnis des in die Kolonne zurückgeführten
Rücklaufs, bezogen auf das aus ihr bzw. aus dem Dephlegmator nach außen als Enderzeugnis
abgehende Dämpfedestillat, auch bei Verringerung der Durchsatzleistung wesentlich
unverändert beibehalten, d. h. es verringert sich in diesem Fall die Rückliaufmenge
im gleichen Verhältnis wie die erzeugte Destillatmenge. Es kann jedoch in gewissen
Fällen, besonders bei einer knapp bemessenen Kolonnenhöhe, Vorteile bieten, wenn
nach einem weiteren Merkmal der Erfindung dieses Rücklaufverhältnis steigend vergrößert
wird, je mehr die Größe der umgewälzten Dämpfemenge steigt. Hierfür kommen jedoch
immer nur sehr mäßige Vergrößerungen des Rücklaufverhältnisses in Betracht, die
jedenfalls zahlenmäßig erheblich unter dem Verhältnis bleiben, in welchem die Dämpfemenge
und ihre Strömungsgeschwindigkeit in der Kolonne durch die Hinzunahme einerUmwälzdämpfemenge
vergrößert werden.
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Der Grund für diesen Schritt liegt im folgenden: Da die aus dem oberen
Teil oder Kolonne entnommenen Dämpfe reicher an leichtest siedenden Bestandteilen
als die durch die unteren Partien der Kolonne strömenden Dämpfe sind, was ja gerade
das gewollte Ergebnis der Kolonnenfraktionierung ist, so wird durch die Zumischung
der oben entnommenen und weiter unten wiedereingeführten Umwälzdämpfe zu den hier
schon vorhandenen Dämpfen auch die Zusammensetzung der letzteren an nach dem Gehalt
leichter und schwerer siedenden Bestandteilen hin verschoben. Als Folge muß sich
dann aber auch wegen der in jedem Kolonnenboden herrschenden Tendenz zur Erreichung
des physikalischen Gleichgewichts zwischen der Dämpfe-und Flüssigkeitsphase die
Zusammensetzung der Flüssigkeit etwas nach der Seite der leichter siedenden Anteile
hin verschieben, oder mit anderen Worten: unter sonst gleichen Verhältnissen
führt,
die abwärts in den untersten, beheizten Teil der Kolonne oder gegebenenfalls in
die unter ihr befindliche Blase abgehende Rücklaufflüssigkeit zufolge der erfindungsgemäßen
Umwälzung von Dämpfen verhältnismäßig mehr leichtsiedende und verhältnismäßig weniger
schwersiedende Anteile aus dem oberen Fraktionierteil der Kolonne hinweg nach unten.
Da nun aber die Hauptaufgabe des abwärts gehenden Rücklaufs die ist, die schwerstsiedenden
Anteile vollständig von oben nach unten wegzubringen, so wird durch die geschilderte
Vermehrung des Rücklaufverhältnisses ein Ausgleich für den bei der Erfindung etwas
schwächeren Gehalt des Rücklaufs an schwersiedenden Anteilen geschaffen. Diese Maßnahme
ist jedoch nur zusätzlich und auch nur dann bzw. insoweit anzuwenden, als nicht
schon die durch die Dämpfeutnwälzung erzeugte Verbesserung der Fraktionierwirkung
für sich allein im Endergebnis ausreicht.
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Das Verfahren der Erfindung wird nachstehend an Hand der Zeichnungen
erläutert, von denen die Abb. I und 2 je eine Destillieranlage mit einer Kolonne
allein für kontinuierlichen Betrieb und die Abb. 3 eine Anlage mit einer Bl.ase
und aufgesetzten Kolonne für diskontinuierlichen Betrieb in schematischer Weise
darstellen.
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In Abb. I bedeutet I tdie Kolonne, in deren untersten Teil durch
die Rohrleitung 2 das Destilliergut kontinuierlich aus einem Röhrenerhitzerofen
3. zugeführt wird, der durch die Druckpumpe 4 aus Ider Zufuhrleitung 5 beschickt
wird. Durch das am Kolonneneintritt in die Rohrleitung 2 eingefügte Entspannungsventil
6 wird im Röhrenerhitzer 3 ein gewisser erhöhter Druck gehalten, während in der
Kolonne I selbst für vorliegendes Beispiel im wesentlichen Atmosphärendruck anzunehmen
ist. Als Destilliergut wird ein aus der Kohlehydrierung hervorgegangenes Hydrieröl
vorausgesetzt, das im wesentlichen aus Benzin als leichtest siedender Fraktion und
aus Gasöl als schwerer siedendem Bestandteil zusammengesetzt ist. Das durch 2 eingeführte
Ausgangsöl wird in den darunterliegenden tiefsten Kolonnenböden unter Mitwirkung
einer Dampfbrause 7 von seinen verdampfbaren Anteilen, soweit dieselben nicht schon
bei der Entspannung in 6 frei geworden und in den oberen Kolonnenteil abgeströmt
sind, befreit, und das Rückstandsöl wird aus dem tiefsten Teil der Kolonne teils
durch den Ablaß 8 und die Pumpe 9 unter Einschaltung eines Höhenstandsreglers 10
nach außen weggeschafft, teils durch die Rohrleitung II und die Pumpe 12 im Kreislauf
in den Röhrenerhitzer 3 zurückgeführt. Da die in der Zeiteinheit durch die Zufuhrleitung
5 zutretende Menge des Destillierguts die Durchsatz leistung der ganzen Anlage bestimmt
und da bei verringerter Durchsatzleistung die Durchströmgeschwindigkeit in dem Röhrenerhitzer
3 nur in einem beschränkten Maße verkleinert werden darf, wenn man nicht ungünstige,
z. B. laminare Strömungsverhältnisse und entsprechend schlechte, mit Verkokungsansätzen
einhergehende Wärmeübertragung in Kauf nehmen will, so wird der durch die Pumpe
I2 erzeugte Kreislauf immer auf dasjenige Größenmaß gebracht, das die geeignetste
Strömungsgeschwindigkeit in dem Röhrenerhitzer 3 verbürgt. Die durch die Kolonne
1 hochsteigenden Destillierdämpfe werden in ihr derart fraktioniert, daß aus der
Spitze der Kolonne durch die Dämpferohrleitung 13 als Dampfdestillat Benzindämpfe
austreten, die in dem liegenden Röhrenkühler I4 durch Kühlwasser vollständig zu
Flüssigkeit verdichtet und gekühlt werden, die ihrerseits in einen Scheidebehälter
16 abfließt. Hier findet die Scheidung nach dem spezifischen Gewicht in das aus
der Diampfbrauue 7 herrührende Wasser, das durch den Auslaß 15 abläuft, und in Benzin
statt, das durch den zweiten, etwas höher liegenden Auslaß I7 in den Ausgleichsbehälter
I9 übertritt und aus ihm bei I8 wegfließt. Aus dem Behälter 19 wird über die Leitung
20 eine Teilmenge durch die Pumpe 2I, deren Gang die Größe dieser Teilmenge in Abhängigkeit
von der Dämpfetemperatur am Kopf der Kolonne regelt, über die Steigleitung 22 auf
die Spitze der Kolonne I als Rücklauf aufgegeben.
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Gemäß der Erfindung wird aus der Dämpfeabgangsleitung I3 der Kolonne
I durch die Abzweigleitung 23, den anschließenden, mit Heizdampf gespeisten Röhrenerhitzer
24 und die Anschlußleitung 25 mit Hilfe des rotierenden Gebläses 26 ein Teil der
durch die Kolonne I gezogenen Dämpfe entnommen und über die Steigleitung 27 mit
den Abzweigen 28, 29, 30 in tiefer liegende Teile der Kolonne wiedereingeführt.
Von den dafür bestimmten Abzweigleitungen28, 29, 30 mündet die unterste Leitung
30 in den direkt über dem Destillierguteintritt 6 liegenden Boden der Kolonne ein,
während die oberste Abzweigleitung 28 ungefähr in mittlerer Höhe zwischen diesem
tiefsten und dem obersten Teil der Kolonne I angeordnet ist. Die Wiedereinführung
der durch das Gebläse 26 geförderten Dämpfemenge kann nach Belieben durch eine der
besagten Abzweigleitungen 28, 29, 30 in voller Menge oder über mehrere oder alle
derselben in verschiedenen Teilmengen erfolgen. Durch diese Anordnung wird erreicht,
daß innerhalb der Kolonne I die Menge der ursprünglich vorhandenen Destillierdämpfe,
die sich aus dem bei 6 frisch zutretenden
Destilliergut entwickeln,
um die mittels des Gebläses 26 geförderte, lediglich im Kreislauf durch die Kolonne
umgewälzte Dämpfemenge vermehrt wird. Man arbeitet zweckmäßig so, daß die dadurch
erhaltene Gesamtmenge der durch die Kolonne I aufwärts ziehenden Dämpfe bei wechselnder
Durchsatzleistung in jedem Fall etwa der für eine gute Fraktionierwirkung als normal
anzusehenden Dämpfemenge entspricht. Man muß also in etwa dem Maße, wie sich die
durch die Zufuhr an frischem Destilliergut bestimmte Durchsatzleistung mehr und
mehr verringert, die durch das Gebläse 26 zurückgeführte Dämpfeteilmenge mehr und
mehr steigern. Die Heizwirkung des Röhrenerhitzers 24 wird so eingestellt, daß die
damit erzielte Temperaturerhöhung der Dämpfe eine annähernde Übereinstimmung ihrer
Temperatur an der Stelle ihres Wiedereintritts in die Kolonne I mit der an derselben
Stelle in der Kolonne herrschenden Dämpfetemperatur ergibt.
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Die Abb. 2 betrifft eine Destillieranlage von wesentlich gleicher
Art wie die beschriebene nach Abb. 1, jedoch mit dem Unterschied, daß aus dem Ausgangsgut
mittels der Kolonne nicht nur wie bei Abb. I ein dampfförmiges Spitzendestillat
und ein flüssiger Rückstand, sondern außerdem zwei flüssige Mittelfraktionen durch
Seitenauslässe in mittleren Höhenzonen der Kolonne gewonnen und durch Nebenkolonnen
in üblicher Weise verfeinert werden. Demgemäß besitzt hier,die Kolonne I zu dem
genannten Zweck zwei Seitenauslässe 3I, die in die Nebenkolonnen 33 und 34 oben
einmünden. Diese Nebenkolonnen besitzen am unteren Ende die Flüssigkeitsauslässe
35 und 36 für die zu gewinnenden Mittelfraktionen und an der Spitze die Dämpferückführungsleitungen
32. In diesen Nebenkolonnen 33, 34 findet in üblicher Weise durch Einwirkung von
direkt eingeführtem Brausedampf oder indirekter Beheizung oder durch beide Maßnahmen
zugleich die Abtreibung der unerwünschten flüchtigsten Anteile aus den in sie eingeführten
Mittelfraktionen statt. Die Abführung der dampfförmigen Spitzendestillatfraktion
aus dem obersten Teil der Kolonne I ,durch die Dämpfeleitung 13 und die Weiterbehandlung
derselben durch Verdichtung und Kühlung sowie die Rückleitung eines Teils derselben
als Rücklauf auf die Spitze der Kolonne I finden in gleicher Weise wie bei der Abb.
I statt; auch die Einrichtungen 3 usw. für die Beheizung des untersten Teils der
Kolonne unter Zufuhr von Brausedampf und für die Abführung des Rückstandes daraus
sind die gleichen. Wenn man beispielsweise annimmt, daß für die Ausführungsform
der Abb. 2 das Destilliergut Roherdöl ist, so würde man als Spitzenfraktion Benzin,
als die beiden Seitenfraktionen Leuchtöl und Gasöl und als Rückstand den alle höher
siedenden Anteile umfassenden Rest erhalten.
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Gemäß der Erfindung wird nach Abb. 2 wiederum eine Entnahme von Dämpfen
aus oberen Teilen und ihre Wiedereinführung in tiefer liegende Teile der Kolonne
1 durchgeführt, hier jedoch gesondert für mehrere übereinanderliegende Abschnitte
der Kolonne, also mehrmals nebeneinander. Nach der Ausführungsform der Abb. 2 wird
demgemäß aus dem Dämpfeabgangsrohr 13 der Kolonne durch die Abzweigleitung 37 mittels
des rotierenden Gebläses 38 eine Teilmenge der Kolonnendämpfe entnommen und über
die Anschlußleitung 39 in einen tiefer, ungefähr in mittlerer Höhe der Kolonne liegenden
Teil derselben wiedereingeführt. Der Wirkungsbereich dieser zusätzlich durch die
Kolonne 1 umgewälzten Dämpfe entspricht etwa dem die Nebenkolonne 33 versorgenden
Abschnitt der Kolonne I. In gleicher Weise wird für einen zweiten tiefer liegenden
Kolonnenabschnitt, der mit seinem Wirkungsbereich etwa die Nebenkolonne 34 zu versorgen
hat, eine Entnahme und Wiedereinführung von Destillierdämpfen durch die Entnahmeleitung40,
das rotierende Gebläse 41 und die Anschlußleitung 42 durchgeführt. Die zusätzliche
Erwärmung der Umwälzdämpfe entsprechend der Einfügung des Röhrenerhitzers 24 in
Abb. I kann selbstverständlich auch bei Abb. 2 erfolgen. Die beschriebene Unterteilung
der Kolonne in mehrere Abschnitte mit gesonderten Kreisläufen von umzuwälzenden
Destillierdämpfen gemäß Abb. 2 ist besonders geeignet für Fälle, wie sie hier vorausgesetzt
sind, bei denen also aus verschiedenen Kolonnenabschnitten verschiedene Seitenfraktionen
gesondert gewonnen und nach außen abgezogen werden.
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Bei der Abb. 3 ist eine Destillieranlage für diskontinuierlichen
Betrieb aus einer Blase 44 mit Dampfheizschlangen 56 und Dampfbrause 57 und aus
einer Aufsatzkolonne 45 vorausgesetzt, bei der die aus der Spitze der Kolonne durch
die Dämpfeleitung46 abziehen den Destillierdämpfe zunächst durch einen üblichen
Röhrendephlegmator 47 mit Kühlwasserzufuhr 48 eingeleitet und hierin nur teilweise
zu Flüssigkeit verdichtet werden, die dann durch die Leitung 49 als Rücklauf auf
den obersten Teil der Kolonne 45 zurückgebot. Die bei der Dephlegmation übrigbleibenden
Dämpfe werden als das Fertigerzeugnis durch die Leitung 50 in den Schlußkühler 51
mit Kühlwasserzufuhr 52 überführt und hierin vollständig zu Destillatflüssigkeit
verdichtet und gekühlt. Diese Flüssigkeit wird
in dem unterhalb
des Kühlers 51 angeordneten Scheidebehälter 53 in Wasser, das bei 54, und in öliges
Destillat, das bei 55 abfließt, geschieden. Aus der Dämpfeabgangsleitung 46 wird,
in ganz gleicher Anordnung wie nach Abb. I, durch die Abzweigleitung 23 und den
anschließenden, mit Heizdampf gespeisten Röhrenerhitzer 24 mittels des rotierenden
Ge-Gebläses 26 ein Teil der durch die Kolonne I geströmten Dämpfe entnommen und
über die Druckleitung 27 mit den Abzweigen 28, 29, 30 in gleicher Weise wie nach
Abb. I in tiefer liegende Teile der Kolonne wiedereingeführt.
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Es sei z. B. angenommen, daß als Destilliergut eine durch Rektifikation
von Benzol-Leichtöl erhaltene und weiter durch chemische Wäsche mittels Schwefelsäure
und Natronlauge vorgereinigte Tolfiuolfraktion mit den Siedegrenzen von etwa 100
bis I20° C verarbeitet wird, aus der Reintoluol in möglichst hoher Ausbeute erzeugt
werden soll. Dieses Ausgangsgut enthält neben dem zu gewinnenden toluol (C7H8),
dessen Siedepunkt 1100 C ist, als tiefer siedenden Bestandteil noch ansehnliche
Mengen von Benzol (C8 115) mit dem Siedepunkt 8IO C und schließlich noch einige
höher als Toluol siedende Anteile. Bei der Verarbeitung eines derartigen Gutes hat
es sich als vorteilhaft gezeigt, daß die der Toiuolfraktion vorangehende Benzolfraktion
verhältnismäßig sehr langsam, jedenfalls viel langsamer als die eigentliche Wertfraktion,
das Toluol, überdestilliert wird, damit die Ausbeute an Toluol nicht geschmälert
wird, insbesondere auch damit die unvermeidliche Zwischenfraktion Benzol-Toluol
möglichst klein ausfällt. Dieses langsame Uberdestillieren der vorangehenden Benzolfraktion
beeinträchtigt nach dem eingangs Gesagten die Fraktionierwirkung, und deshalb ist
es in diesem Beispiel vorteilhaft, für diese Fraktion die Maßnahme der Erfindung
anzuwenden, d.h. während des Überdestillierens der Benzolfraktion eine Umwälzung
von Destillierdämpfen mittels des Gebläses 26 aus dem oberen in einen tiefer liegenden
Teil der Kolonne durchzuführen. Sobald als diese Benzolfraktion erschöpft ist und
die Toluolfraktion einsetzt, wird von dem weiteren IJmwälzen von Dämpfen durch die
Kolonne Abstand genommen und der gewöhnliche Betrieb derselben durchgeführt.
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Es können in der Praxis noch andere ähnliche Fälle auftreten, bei
denen die dem diskontinuierlichen Destillierbetrieb eigentümliche zeitliche Aufeinanderfolge
der verschiedenen Fraktionen eine stark geminderte Destilliergeschwindigkeit einzelner
Fraktionen erheischt; für diese letzteren Einzelfraktionen ist die Anwendung der
erfindungsgemäßen MaBnahmen von Vorteil.
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Der Betrieb der Kolonnen mit Anwendung der Erfindung kann ebenso
bei Atmosphärendruck wie auch bei beliebig starkem Unterdruck oder Überdruck stattfinden.
Das Arbeiten bei Überdruck kommt z. B. in erster Linie für sogenannte Stabilisierkolonnen
zur Benzin- und Gasölgewinnung in Betracht.
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PATENTANSPRCHE: 1. Verfahren zum Betrieb von fraktionierend wirkenden
Destillier- oder Rektffl zierkolonnen bei wechselnden Durchsatzleistungen, dadurch
gekennzeichnet, daß eine mit Verringerung der Durchsatzleistung steigende Teilmenge
der hindurchziehenden Destillierdämpfe aus dem oberen Teil der Kolonne, äußerstens
aus dem zum obersten Boden gehörigen Dämpferaum, entnommen und in einen tiefer liegenden
Teil der Kolonne wiedereingeführt wird.