-
Verfahren zur Herstellung von Bodenverbesserungs- oder Düngemitteln
Für die Intensivierung der Landwirtschaft ist es notwendig, daß man dem Boden nicht
allein die bekannten Pflanzennährstoffe zuführt, sondern auch seinen Gehalt an Humusstoffen
auf der erforderlichen Höhe hält. Hierfür reicht der in der Landwirtschaft anfallende
Stallmist bzw. Gründünger wegen der gesteigerten Bodenausnutzung im allgemeinen
nicht .aus, so daß man gezwungen ist, andere humusbildende Stoffe für die Humuserneuerung
heranzuziehen.
-
Einen Vorrat an solchen humusbildenden Stoffen stellen die oberen,
wenig zersetzten Weiß- und Moostorfschichten der Torfmoore dar, die gleichzeitig
die für die Bodenverbesserung sehr erwünschten Eigenschaften haben, Wasser im Boden
zu halten, das Erdreich zu lockern urad den Bodenbakterien günstige Lebensbedingungen
zu schaffen. Aus diesem .Grunde hat sich eine Industrie entwickelt, die diese oberste
Schicht an der Luft trocknet, in geeigneter Weise weiterverarbeitet, zu Ballen preßt
und in dieser Form absetzt. Man hat diesen Weg über die Lufttrocknung gewählt, weil
der in der Natur vorkommende Rohtorf auf r Teil Trockensubstanz etwa ro bis ta Teile
Wasser enthält und wegen dieses großen Wassergehaltes gar keine Frachtbelastung
verträgt. In seiner Naturform läßt sich der Weiß- und Moostorf nur in der unmittelbaren
Nachbarschaft der Torfmoore zur Bodenverbesserung verwenden.
-
Das heutige Verfahren der Herstellung des luftgetrockneten Torfmulls
hat aber den Nachteil, daß dieser wegen seiner Gestehungskosten für den allgemeinen
Humusbedarf in der Landwirtschaft zu teuer ist. Er wird daher in der Hauptsache
für landwirtschaftliche Sondergebiete, wie Gärtnereien, Weinberge usw., die einen
höheren Preis vertragen können, verwendet.
-
Da der Weiß- oder Moostorf sich ohne besondere Vorbehandlung durch
Pressen entwässern läßt, ist wiederholt versucht worden, diesen Vorgang genauer
zu prüfen. Die in
der Literatur bekanntgewordenen Versuche |
hatten aber so ungünstige Ergebnisse, |
daß sie nicht zu einer Übertragung in den |
praktischen Betrieb ermutigt haben. Es ze |
sich beispielsweise, -daß aus jungem Moos |
bei einem konstanten Druck von 2o Atmz |
kg Moostorf in einer gesamten Preßzeit vcüi |
.I0 Minuten insgesamt 675 ccm Wasser ausgepreßt wurden. Bei einem weiteren Versuch
mußten sogar 5o Minuten Preßzeit bei einem Druck von ioo Atm. aufgewendet werden,
um aus i kg Moostorf 725 ccm Wasser zum Abfluß zu .bringen. Die zur Erreichung eines
solchen Wasserablaufes notwendigen Preßzeiten sind im Verhältnis zur Torfmenge,
die zur V erpressung gelangte, so groß, daß sie nicht geeignet waren, zu einer betriebsmäßigen
Auswertung des Preßvdrganges anzuregen. Man kommt bei den rechnerischen Überlegungen
zu Pressentypen von gigantischen Ausmaßen, wenn man eine einigermaßen wirtschaftlich
große Durchsatzleistung an. Rohtorf zugrunde legt.
-
Hier schafft nun die vorliegende Erfindung neue und günstigere Verhältnisse.
Die Erfindung besteht darin, daß man den Weiß-oder Moostorf in dünnen Schichten
einem langsam von o bis 20 oder 3o Atm. ansteigenden Druck während einer Preßzeit
von 2 bis 3 Minuten unterwirft. Unter diesen Preßbedingungen gibt der Rohtorf das
Wasser so ergiebig ab, daß im :erzielten Preßgut auf i Teil Trockensubstanz nur
noch etwa 2Teile Wasser verbleiben. Der Entwässerungseffekt ist demnach ähnlich
denjenigen, wie man sie bei den oben angeführten Versuchen erreicht hat. Angesichts
der wesentlichen Abkürzung der Preßzeit von .Io bis 5o Minuten auf 2 bis 3 Minuten
springt der Vorteil des Verfahrens der Erfindung gegenüber den bisherigen Arbeitsweisen
eindeutig ins Auge.
-
Die Erklärung für diese große Steigerung der Entwässerungswirkung
ist zunächst darin zu suchen, daß sich bei dünnen Schichten der auf den Moostorf
ausgeübte Druck ohne Verminderung desselben auch in die mittlere Zone des Preßgutes
schnell fortpflanzt. Bei größeren Schichtdicken wird die Druckübertragung in die
Mitte des Preßgutes wegen des großen Fasergehaltes des Moostorfes stark abgebremst.
Ferner wird bei Einhaltung eines langsamen Druckanstieges verhindert, daß sich die
im Preßut vorhandenen Kapillaren entsprechend' langsam verengen, so daß der Wassertransport
durch diese Kapillaren viel lebhafter vonstatten geht als bei Kapillaren, die von
Beginn der Pressung an durch starken Druck zusammengepreßt werden.
-
Für den erfindungsgemäßen Preßvorgang sind Bandpressen, welche aus
zwei keilförmig
gegeneinanderlaufenden Preßbahnen bestehen. |
besonders geeignet, da sie wegen des konti- |
nuierlichen Arbeitsvorganges eine bedeutende |
ei stung haben. Wegen dieser hohen Leistung |
Bandpressen sind die Herstellungskosten |
mit ihnen erzeugten, noch feuchten Preß- |
eütes sehr niedrig. |
Der nach vorliegendem Verfahren. gewonnene feuchte Moostorf, dessen Wassergehalt
gegenüber dem ursprünglichen Moostorf verhältnismäßig gering ist, wird als Humusquelle
für die allgemeine Landwirtschaft verwendet. Die Herstellungskosten für diesen ausgepreßten
Torf sind wegen des rein maschinellen Betriebes und der Unabhängigkeit von der Witterung
gering und betragen nur einen Bruchteil der Erzeugungskosten voll luftgetrocknetem
Torfmull, bezogen auf die gleiche Menge Trockensubstanz.
-
Weiterhin ist der maschinell entwässerte, noch feuchte Moostorf vorzüglich
dazu geeignet, durch Zugabe von Stoffen, die den Gärprozeß einleiten und begünstigen,
wie Kalkstickstoff und Bakterienkulturen, zu sogenanntein milden Humus abgebaut
zu werden. Es handelt sich hierbei um die Umwandlung der im Weißtorf enthaltenen
cellulose- und zuckerartigen Stoffe in Humus durch Kompostierung.
-
Sowohl der nicht kompostierte als auch der kompostierte, maschinell
entwässerte Weißtorf sind ferner vorzügliche Träger für die sonstigen Pflanzennährstoffe,
wie Kalkstickstoff, Kalimagnesia, Thomasmehl o. dgl. Diese Stoffe gibt man auch
dem luftgetrockneten Torfmull am Herstellungsort in den erforderlichen Mengen zu
und bringt das Gemisch in Ballenform zum Versand. Hierbei ist es aber unvermeidlich,
daß sich die feinkörnigen Salze beim Transport und beim Umladen von dem trockenen
Torfmull absondern, zumal diejenigen Mengen,, die sich in der Nähe der Ballenoberfläche
befinden. Bei dein nach dem Verfahren der Erfindung hergestellten feuchten Preßtorf
ist eine derartige Loslösung der Düngesalze und ein damit verbundener Verlust nicht
zu befürchten, da die im gepreßten Torf verbliebene Feuchtigkeit diesem ein gutes
Haftvermögen für feinkörnige Stoffe gibt.
-
Ausführungsbeispiel In einer Bandpresse mit keilförmig gegeneinander
zulaufenden Preßbahnen, bei der die Preßfläche 6 qm beträgt, können während einer,
Preßzeit von 3 Minuten 300 kg Moostorf ausgepreßt werden. In einer Stunde
lassen sich demnach 20 X 300 = 6oookg Rohtorf durch Druck entwässern. Hierbei muß
ein langsam ansteigender Druck von o bis
etwa 3o Atm. eingehalten
werden. Unter diesen Betriebsumständen verläuft der Entwässerungsvorgang nach folgendem
Rechnungssatz, wobei die Abkürzungen WG. Wassergehalt, T.S. Trockensubstanz und
W. Wasser bedeuten:
Die Bandpresse mit 6 qm Preßfläche liefert also in i Stunde i,8 t halbfeuchtes Preßgut
und in 2¢ Stunden ¢3,2 t. Diese tägliche Leistung kann das ganze Jahr über beibehalten
werden, da die Fabrikation unabhängig von der Witterung ist. Danach vermag eine
Bandpresse im Jahr 300 X 32,2 = 12 970 t entwässerten Rohtorf herzustellen.
Das entspricht rd. 120 ooo Ballen.