DE3731267A1 - Verfahren zur herstellung eines bodenhilfsstoffes - Google Patents
Verfahren zur herstellung eines bodenhilfsstoffesInfo
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Description
Bodenhilfsstoffe sind Stoffe, die den Boden physi
kalisch, chemisch oder biotisch beeinflussen sol
len. Sein Zustand soll ganz allgemein verbessert
werden und insbesondere so, daß die Wirksamkeit von
Düngemitteln erhöht wird. Ein Bodenhilfsstoff soll
das Bodenleben aktivieren. Er selbst enthält wenige
Nährstoffe.
Typische Bodenhilfsstoffe sind beispielsweise Torf,
Komposte aller Art, Rindenhumus, Bodenverbesserer
aus Braunkohle usw., deren gemeinsamer Nenner der
relativ hohe Gehalt an organischer Substanz ist.
Hierzu gehört auch die aus der Müllaufbereitung
gewonnene organische Substanz.
Die organische Faser, deren äußere Form einem Flachs
span gleicht, wird nach bekannten Verfahren aus Müll,
insbesondere Hausmüll gewonnen. Hierbei wird der
Müll zerkleinert, gesiebt und nachfolgend getrocknet.
Die Restfeuchte im zerkleinerten Material liegt
zwischen 4-15%. Die getrockneten Teilchen werden
anschließend in verschiedene Korngrößen durch Sie
bung und Sichtung aufgeteilt. Während des Verfah
rensablaufes werden an geeigneten Stellen Glas,
Sand, Steine, Buntmetalle, Eisen, Textilien, Kunst
stoffe, Plastik, Leder, Holz und dergleichen abge
trennt, so daß nur die organischen Bestandteile zu
rückbleiben.
Die organischen Bestandteile sind faser- und flachs
spanähnlich und werden gemeinsam mit Ton und Nähr
humus für die Herstellung des erfindungsgemäßen
Bodenverbesserers verwendet.
Eine besondere Verfahrenstechnik zur Herstellung
der organischen Faser ist als ORFA-Verfahrenstech
nologie bekannt geworden.
Selbstverständlich können auch andere organische
Fasern der Abfallwirtschaft verwendet werden, wie
z.B. zerkleinertes Altpapier, zerrissene Textilien
usw. Die Körnung der organischen Faser liegt unter
10 mm, vorzugsweise zwischen 1-5 mm.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstel
lung eines Bodenhilfsstoffes, der im wesentlichen
aus einer durch eine Müllaufbereitung gewonnenen
organischen Faser und Ton und anderen Zusätzen be
steht, wobei die Mischung aus den genannten Kompo
nenten verpresst wird.
Das Verpressen solcher Mischungen, auch Agglomera
tion genannt, ist bekannt. Man benutzt hierfür Kol
lerpressen mit Ring- oder Flachmatrizen, also Ma
schinen, die nach dem Extruderprinzip arbeiten.
Hierbei werden die zu verpressenden Stoffe durch ei
ne zylindrische Bohrung, z.B. 4 oder 8 mm oder auch
jeder andere Durchmesser, mit zumeist hohem Druck
gedrückt.
Die Herstellung eines nur auf der Basis von organi
schen Fasern, die aus der Müllaufbereitung gewonnen
wurden, beruhenden Produktes und seine Verwendung
als Bodenhilfsstoff führte nicht zu einem, das Wachs
tum der Pflanzen fördernden Verfahren.
Es wurde nun gefunden, daß erst eine Mischung aus
organischer Faser und tonigen Bestandteilen und
Nährhumus-Zusätzen zu einem wirkungsvollen Boden
hilfsstoff führte.
Tonige Bestandteile oder Ton allgemein werden im
Rahmen dieser Erfindung so definiert, daß es sich
um Verwitterungsprodukte von Gesteinen handelt,
deren Korngrößen unter 2 µm liegen.
Chemisch gesehen handelt es sich um OH-haltige
Silikate.
Vom Standpunkt des Mineralogen gesehen enthalten
Tone typische Tonminerale, d.h. blättchenförmige
Kristalle. Man nennt sie auch Schichtminerale.
Aufgrund ihres schichtgitterartigen Aufbaus bewir
ken sie in tonreichen Böden eine hohe Plastizität;
außerdem besitzen sie eine Wasserspeicherkapazität
und schließlich haben sie die Fähigkeit zum Ionen
austausch.
Bekanntlich sind die Tonminerale im Boden negativ
geladen. Diese negative Ladung wird durch eine An
lagerung von Kationen an die Oberfläche der Teil
chen ausgeglichen. Die angelagerten Kationen kön
nen gegen andere ausgetauscht werden. Dadurch werden
für die Pflanze wichtige Kationen festgehalten und
vor der Auswaschung geschützt, bleiben somit also
pflanzenverfügbar.
Die erfindungsgemäß verwendete organische Substanz
wird durch Trocknung, Zerkleinerung, Siebung und
Sichtung aus Haus- und in besonderen Fällen auch
Gewerbemüll gewonnen. Diese Substanz besteht aus
noch nicht umgewandelten organischen Stoffen wie
Papier, Zellulose, Textilien, organischen Küchen
abfällen usw. Wie tot liegen sie im Boden und neh
men am aktiven Bodenleben nicht teil. Sie müssen
humifiziert und mineralisiert werden. Den Abbau zu
Humusstoffen nennt man Humifizierung, den vollstän
digen mikrobiellen Abbau zu anorganischen Stoffen
wie Kohlendioxid und Wasser Mineralisierung.
Hier werden auch wichtige Mineralstoffe freigesetzt.
Die Abbaugeschwindigkeit dieser organischen Müll
rückstände geht sehr langsam vor sich, weil sie zu
viel Zellulose enthalten. Außerdem hängt die Abbau
geschwindigkeit entscheidend von den Lebensbedin
gungen der Bodenorganismen ab.
Da der erfindungsgemäße Bodenhilfsstoff zwar nicht
ausschließlich, aber doch bevorzugt den Böden zu
geführt wird, deren Bodenleben aktiviert werden soll
und die an einem Mangel an organischer Substanz lei
den, muß man der organischen Substanz solche Stoffe
zusetzen, die den Ablauf der Humifizierung und Mine
ralisierung sofort in Gang setzen.
Bei einem Nährstoffmangel kann die Abbaugeschwindig
keit entscheidend gehemmt werden.
Deshalb besteht das Verfahren zur Herstellung des
erfindungsgemäßen Bodenhilfsstoffes in der Zusammen
führung von drei Stoffen:
Organische Substanz,
Ton als Ionenaustauscher und
Nährstoffen.
Organische Substanz,
Ton als Ionenaustauscher und
Nährstoffen.
Mit anderen Worten: man muß den Boden aktivieren,
in dem man der Mischung des Bodenhilfsstoffes Sub
stanzen zufügt, die man unter der Bezeichnung Nähr
humus zusammenfaßt.
Darunter versteht man organische Substanzen, die im
Boden rasch abgebaut werden. Solche Stoffe sind bei
spielsweise Klärschlämme, landwirtschaftliche orga
nische Dünger, sogenannte Wirtschaftsdünger, Faul
schlämme und organische Rückstände aus verschiedenen
Nahrungs-Industrien.
Dieser Nährhumus dient den Bodenorganismen als Nah
rungsquelle. Durch den durch die Bodenorganismen be
werkstelligten Zellabbau werden aus der organischen
Substanz Nährstoffe frei, die für die Pflanzen ver
fügbar sein müssen.
Ein verbesserungsbedürftiger Boden enthält keine oder
nur einen geringen Anteil an organischer Substanz und
keinen sogenannten Dauerhumus.
Der Dauerhumus der aus Humusstoffen besteht, bil
det gemeinsam mit dem Ton die Kolloidsubstanz des
Bodens. Ein ausreichend hoher Anteil an Kolloid
substanz ist aber notwendig, um die für die Pflan
zen erforderlichen Nährstoffe zu binden, die dann
ausgewaschen würden, wenn die Kolloidsubstanz fehlt.
Für den Aufbau von Dauerhumus liefert der Nährhumus
die Bausteine zur Bildung von Huminstoffen, die wie
derum den Dauerhumus darstellen.
Da die organische Faser den Hauptbestandteil des er
findungsgemäßen Bodenhilfsstoffes darstellt und sie
keine Kolloidsubstanz enthält, muß sich solche erst
daraus bilden.
Um diese Bildung zustande zu bringen, wurde nun ge
funden, daß Nährhumus zugesetzt werden muß.
Da außerdem wegen des anfänglichen Fehlens von Kollo
idsubstanzen die durch die Tätigkeit der Bodenorga
nismen aus der organischen Substanz freigelegten Nähr
stoffe ausgewaschen und nicht an eine Kolloidsubstanz
gebunden werden können, muß eine solche in Form von
Ton oder tonartigen Bestandteilen in das System erfin
dungsgemäß eingeführt werden.
Die Erfindung besteht also im wesentlichen darin,
herausgefunden zu haben, daß die organische Faser,
hergestellt aus Müll, insbesondere aus Hausmüll, nur
dann als Bodenhilfsstoff wirksam ist, wenn ihr gleich
zeitig vor ihrem Einsatz in den Boden Nährhumus und
Ton, bzw. tonartige Bestandteile, zugemischt werden.
Dadurch wird eine zeitliche Kompensation erreicht,
die wie folgt zu beschreiben ist:
Der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendete
Nährhumus dient den Mikroorganismen als Nahrung. Da
bei werden die in dieser organischen Substanz enthal
tenen Pflanzennährstoffe freigesetzt.
Um nicht ausgewaschen zu werden und dann den Pflan
zen nicht mehr verfügbar zu sein, ist der Ton in das
Verfahren eingeführt worden, der aufgrund seiner Kol
loidstruktur die Pflanzennährstoffe bindet und sie
für die Pflanzen verfügbar hält. Der Ton soll eine
Kornverteilung unter 2 µm haben, denn nur dann be
sitzt er auch kolloidales Verhalten. Nach dem Abbau
des Nährhumus und z.T. auch zeitlich parallel werden
die organischen Fasern bakteriell aufgearbeitet. Über
einen längeren Zeitraum gesehen wird aus dieser orga
nischen Substanz dann auch ein kolloidal wirkender
Stoff gebildet, wobei gleichzeitig Nährstoffe freige
setzt werden.
So ist letztlich nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
der Boden mit pflanzenverfügbaren Nährstoffen und kol
loidaler Substanz angereichert.
Es hat sich gezeigt, daß bis zu 5% Ton genügen, um
den Aufgaben dieses Verfahrens gerecht zu werden.
Höhere Zusätze sind möglich, aber steigern die Wir
kung nicht. Bei einem zu hohen Anteil kann die Was
serdurchlässigkeit des Bodens negativ beeinflußt wer
den.
Der Zusatz an Nährhumus sollte nicht mehr als 45%
der Gesamtmischung betragen, damit sich aus dem ver
bleibenden Anteil an organischer Faser genügend kol
loidale Substanz, die für die Bodenentwicklung und
Bodenfruchtbarkeit von entscheidender Bedeutung ist,
bildet.
Verfahrenstechnisch werden die organische Substanz
mit dem Ton und dem Nährhumus in einem Intensivmi
scher unter Zugabe von Wasser und/oder einem bekann
ten flüssigen Bindemittel und/oder Gleitmittel ge
mischt.
Die Feuchtigkeit der Mischung muß so eingestellt
werden, daß beim nachfolgenden Verpressen der Mi
schung der Reibungswiderstand beim Durchdrücken
durch die Bohrungen der Matrize der Agglomerations
maschine weder zu niedrig noch zu hoch ist.
Bei einem zu niedrigen Reibungswiderstand erhält man
Pellets (Agglomerate), die eine zu geringe Festig
keit aufweisen; bei einem zu hohen Reibungswider
stand wird das Verpressen der Mischung schwierig
und schließlich verstopfen die Bohrungen und Matri
zen. Die hergestellten Pellets werden anschließend
gekühlt und sind dann versandfertig.
Die folgenden Beispiele
erläutern die Erfindung.
60% organische Faser werden mit 35% zerkleiner
tem, getrockneten Rinderdung und 5% feinteiligen,
Ton gemischt. Anschließend werden 14% Wasser zu
gesetzt und nochmals nachgemischt.
Die Mischung wurde in einer Ringmatrizenpresse zu
Pellets mit einem Durchmesser von 7 mm und einer
Länge von 14 mm verpresst.
70% organische Faser mit 5% Feuchtigkeit werden
mit 25% Klärschlamm vermischt, der 30% Trocken
substanz und 70% Flüssigkeit enthält. Schließlich
werden der Mischung noch 5% Naturbentonit zugesetzt.
Nach einem intensiven Vermischen wird die Mischung
zu zylindrischen Pellets verpresst.
Nach dem Pressen haben die Pellets einen Feuchtig
keitsgehalt von rd. 20%. In einem Bandtrockner wer
den die Pellets auf einen Feuchtigkeitsgehalt von
14% heruntergetrocknet.
Claims (8)
1. Verfahren zur Herstellung eines Bodenhilfs
stoffes aus organischen Stoffen und Zusätzen,
dadurch gekennzeichnet, daß als organische
Stoffe solche aus der Müllaufbereitung und
als Zusätze Tone und Nährhumus eingesetzt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß der organische Stoff durch
Zerkleinern, Trocknen, Sieben, Ozonisieren
und Sichten aus Haus- und/oder Gewerbemüll
gewonnen wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 2, da
durch gekennzeichnet, daß der Anteil der or
ganischen Substanz, die aus Müll gewonnen
wurde, mindestens 50% beträgt.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß der zugesetzte Ton
im wesentlichen eine Kornverteilung unter
2 µm besitzt.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, da
durch gekennzeichnet, daß der Anteil des zu
gesetzten Tons vorzugsweise maximal 5% be
trägt.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, da
durch gekennzeichnet, daß der Anteil an Nähr
humus vorzugsweise weniger als 45% beträgt.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, da
durch gekennzeichnet, daß der Nährhumus vor
seiner Vermischung mit den anderen Komponen
ten auf die Größe der organischen Faser zer
kleinert wird.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, da
durch gekennzeichnet, daß die Mischung vor
der Verwendung als Bodenhilfsstoff agglome
riert wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873731267 DE3731267A1 (de) | 1987-09-17 | 1987-09-17 | Verfahren zur herstellung eines bodenhilfsstoffes |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873731267 DE3731267A1 (de) | 1987-09-17 | 1987-09-17 | Verfahren zur herstellung eines bodenhilfsstoffes |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3731267A1 true DE3731267A1 (de) | 1989-04-06 |
Family
ID=6336250
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19873731267 Withdrawn DE3731267A1 (de) | 1987-09-17 | 1987-09-17 | Verfahren zur herstellung eines bodenhilfsstoffes |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3731267A1 (de) |
Cited By (7)
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-
1987
- 1987-09-17 DE DE19873731267 patent/DE3731267A1/de not_active Withdrawn
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EP0957072A3 (de) * | 1998-05-13 | 2000-07-05 | Gerald Prof. Dr. Heinze | Dünger aus organischen und anorganischen Substanzen mit hohem Ausnutzungsgrad der darin enthaltenen Pflanzennährstoffe |
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