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Jaequardwebstuhl mit einzeln steuerbaren Kettenfadenlitzen Bei einem
Webstuhl, bei dem der die Kettfäden führende Teil der Fachbildungsvorrichtung statt
aus den üblichen Kettenfadenlitzen aus Nadeln besteht, die entweder durch Aufstoßen
ihrer Enden auf verschiebbare gelochte Metallbänder oder mit Hilfe von auf ihre
Enden einwirkenden Hubnocken eingestellt werden, ist es bekannt, die Hub- und Steuervorrichtungen
für die Nadeln, nämlich entweder die gelochten Metallbänder und eine durch Lochkarten
beeinflußte Verschiebevorrichtung dafür oder aber eine die Hubnocken tragende, ständig
umlaufende endlose Gliederkette, unterhalb der Webkette anzuordnen. Ferner ist bei
einem Webstuhl, bei dem, die Bettfäden durch gleichzeitig als Riet dienende Fachstäbe
geführt sind, die ihrerseits durch eine mit ihren Hubmessern unmittelbar an den
Flachstäben angreifende jacquardmaschine eingestellt werden, der Vorschlag gemacht
worden, die jacquardmaschine unterhalb der Webkette anzuordnen. -Die Erfindung bezieht
sich auf einen Jacquardwebstuhl mit einzeln steuerbaren Kettenfadenlitzen, also
auf einen Webstuhl, bei dem der die Kettenfäden führende Teil der Fachbildungsvorrichtung
aus den allgemein üblichen Litzen besteht, die unter Vermittlung von Harnischschnüren
(des sog. Chores) durch die Platinen einer jacquardmaschine eingestellt werden.
Bei den bekannten Webstühlen dieser Art ist die Jacquardmaschine regelmäßig oberhalb
der Webkette angeordnet, und zwar entweder auf dem Oberbau des Webstuhles selbst
oder auf einem besonderen Gerüst. Die jacquardmaschine steht dabei mit ihrem Fuß
etwa 3 m über dem Fußboden. Um an ihr arbeiten zu können, ist meist vor und hinter
der Maschine eine aus Brettern oder Lattenrosten bestehende Standfläche angeordnet,
die mittels einer Leiter erstiegen werden muß.
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Bei dieser bekannten Anordnung der Jacquardmaschine auf dem Webstuhl
nimmt das große Gerüst zum Tragen der jacquardmaschine nicht nur viel Tageslicht
weg, sondern ersch-,vert durch die Teilung der Webkettenseite wie der Stoffseite
gleichzeitig die künstliche Beleuchtung sehr. Die heute allgemein verlangte Übersicht
über die .einzelnen Webstühle fehlt, ebenso ist der Websaal wegen der hohen Aufbauten
unübersichtlich. Die Bedienung der Jacquardmaschine ist umständlich und schwierig,
und es ereignen sich
dabei nicht selten Unfälle. vor allem Wenn
wie meist zum Besteigen der bei der Maschine vorgesehenen Standtläclic# eine b@ivenlichc
Leiter verwendet wird. Auf dem die Jacquardmaschine tragenden Gerüst sammelt sich
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Staub an, der bei Erschütterungen und Zugluft auf die Webkette fällt
und zum Verschmutzen der Ware führt. Auch die notwendige Schmierung der Jacquardniaschine
ist Wegen des etwaigen Herabtropfens-von i'>l mit eine Quelle des Verschmutzens
und V er:lerb_ns der Ware. Wenngleich es an sich möglich ist. das sog. otEene Chor
!die offene Sehnürung des Harnfisches) anzuwenden, Wird v@)n dieser 1lögliclikeit
nti_ selten t=e'-)rauch ge_raclit, weil dabei der Kartenfall über der Webkette liegt.
Das ist unerwünscht. weil dann über der Webkette gearbeitet werden mul.) und diese
in besonders hohem \lahe der Verstaubung ausgusetzt ist. Man wendet deshalb re@relm:ilüg
das geschr;inkte Chor oder die ges(-lir@inkte Schnürung tnit seitlichem Kartenfall
an. Das gesclir:itikte Chor ist aber wiederum verwickelt und u,2üi)ei-siclitlicli,
auch tritt bei geschränkter Schnürung ein erlii>liter \-erschlcil3 der Harnischschnüre
ein.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die bei den bekannten Jacquardwebstühlen
mit einzeln steuerbaren liettenfaclciilitzeii bisher bestehenden Mängel zu beseitigen.
Die Lösung dieser Aufgabe besteht im wesentlichen darin, daß die unterhalb der Webkette
v<irgeschene facquardinaschine vom Webstuhl `ctrennt und in einem unterhalb des
den letzteren enthaltenden Arbeitsraumes t de s @Vebsaalcs) liegenden Raum angeordnet
ist. Die Kettenfadenlitzen sind dabei an ihren unteren Enden mit den Harnischschnüren
verhunden, die durch den Boden des Arbeitsraumes hindurchgeführt sind. Die Arbeitsweise
der Jacquardmaschine ist umgekehrt wie bisher, indem die Kettenfadenlitzen mit den
Harnischschnüren durch die Platinen Lind die Hubmesser der :Maschine zwangsläufig
abwärts und durch oberhalb der Webkette am Webstuhl angeordnete elastische Mittel.
z. B. Zugfedern, kraftschlüssig aufwärts bewegt Werden.
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Durch die neue Anordnung sind zunächst die bisherigen hohen Aufbauten
über dein Webstuhl beseitigt. Damit ist einerseits eine gute Beleuchtung der Arbeitsstellen
durch Tageslicht wie auch durch. künstliches Licht c rmöglicht. Gleichzeitig sind
sowohl die einzeInen Webstühle als auch der ganze Websaal leicht zti übersehen.
Ferner ist ein Verschmutzen der Webkeae und ein Verderben der Ware durch von der
Jacquardinaschine oder ihrem Traggerüst herabfallenden Staub oder durch Schmieröl
vermieden. Das erin(-iglicht wiederum, das Geu-ebe finit der Schau- oder Gutseite
nach oben zu weben, so daß die Ware besser beobachtet «-erden kann. Die in einem
getrennten Raum aufgestellte Jacquardniaschine ist leicht zugänglich und mühelos
sowie gefahrlos zu bedienen. Daheim Kartenfall auf die Webkette keine Rücksicht
mehr genommen zu werden braucht, kann die Jacquardmaschine quer zum Webstuhl, d.
h. so aufgestellt «erden, daß das Kartenprisma entweder unter dein Weberstand oder
unter dein hinteren Teil des Webstuhles sich befindet. Dabei kann das sog. offene
Chor angetvendet werden, das einfach und übersichtlich ist und wegen des geringen
Verschleißens der Harnischsc hnüre eine lange Lebensdauer verbürgt. Dazu kommt eine
weitere Schonung der Harnischschnüre, die sich aus der Verwendung von Federn zum
kraftschlüssigen Aufwärtsbeivegen der Litzen und Schnüre ergibt. Die Federn haben
nämlich gegenüber Gewicfiten den Vorteil, dali sie ein ruhiges Arbeiten des Stuhles
auch bei hohen Tourenzahlen gewährleisten. Es sei hier bemerkt, daß es an lind für
sich bei sog. Zugstühlen mit Harnisch schon bekannt ist, an Stelle von Gewichten
zur Belastung der Harnischschnur schraubenförmig gewundene Drahtfedern zu verwenden.
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Die über der Webkette liegenden elastischen Zugmittel können erfindungsgemäß
an einem Rost befestigt sein, der durch eine einstellbare Hebevorrichtung heb- und
senkbar ist. Dabei können die Federn während der Betriebspausen entspannt und Chor
und Jacquardmaschine vollständig entlastet -werden.
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Auf der Zeichnung ist die Erfindung beispielsweise dargestellt.
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Fig. i zeigt eine Vorderansicht und Fig.2 eine Seitenansicht eines
Jacquardwebstuhles nach der Erfindung.
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In den- Fig. 3 bis 5 sind eine Kettenfadenlitze samt Harnischschnur,
Platine und Feder in drei verschiedenen Stellungen dargestellt. Dabei zeigen Fig.3
die Stellung des Mittelfaches (geschlossenes Fach), Fig. ¢ die Stellung des Hochfaches
und Fig.5 die Stellung des Tieffaches.
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Mit X ist der die Webstühle aufnehmende Raum (der Websaal) und mit
Z ein Barunterliegender, zur Aufnahme der Jacquardmaschine dienender Raum oder Saal
bezeichnet. Der letztere Raum braucht nicht so hoch zu sein wie der Websaal, er
kann beispielsweise als halbes oder Kniestockwerk ausgeführt sein.
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a ist das Gestell oder der Rahmen eines Webstuhles ohne Oberbau. b
sind die Kettenfadenlitzen, die je mittels eines elastischen Zugmittels, und zwar
im Beispiel mittels einer Schraubenfeder c, von einem über der Webkette angeordneten
Zugfederrost d getragen werden. Letzterer ist durch eine einstellbare
Hebevorrichtung
e heb- und senkbar. Unterhalb der Kettenfadenlitzen b wird das obere Chorbrett/
vom Webstuhlgestell (Fig. r) getragen. Durch das obere Chorbrett gehen die Harnischschnüre
ä (das Chor) weiter zu dem .unteren Chorbrett lt. Die Harnischschnüre ä sind
zwischen oberem und unterem Chorbrett durch eine Öffnung im Boden 1 des Websaales
X hindurchgeführt. i ist der Platinenboden, durch den die an die Harnischschnüre
ä angeschlossenen Platinenschnüre o gehen, welche die durch die Hubmessern der jacquardmaschine
bewegten Platinen h tragen. m ist der Antrieb der jacquardmaschine.
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Die jacqardmaschine arbeitet in der-Weise, daß die Hubmesser n die
Platinen h und damit über die Platinenschnüre o und d:e liarnisch-.schnüre ä die
Kettenfadenlitzen b zwangsläufig abwärts bewegen, wohingegen die Aufwärtsbewegung
dieser Teile kraftschlüssig durch die Federn c bewirkt wird. Die Fachbildung erfolgt
.also umgekehrt wie bei den üblichen Jacquardm.aschinen. Gleichwohl ist kein wesentlicher
Umbau der jacquardmaschine notwendig, sondern die neue Arbeitsweise kann in einfacher
Weise dadurch erreicht werden, daß eine normale jacquardmaschine auf den Kopf gestellt
wird. In den Betriebspausen kann der Federrostd mittels der Hubvorrichtung e gesenkt
werden, wodurch die Federn c entspannt und damit das Chor g und die jacqardmaschine
entlastet werden.