-
Verfahren zur Herstellung von Jacquarddrehergeweben Bekannt ist die
Herstellung von gemusterten Jacquarddrehergeweben unter Verwendung von zwei oder
drei Harnischen, und zwar dem "eigentlichen Dreherharnisch mit den Dreherlitzen
zur Erzielung der Dreher, dem Grundharnisch als .eigentliche Fachbildungs- und Musterungsvorrichtung
und fast immer aus dem Ausgleichs- oder N achlaßharnisch zur Freigabe der beim sogenannten
schweren Tritt der Dreherbildung im Dreherharnisch benötigten größeren Dreherkettenfadenlänge.
Anstatt des Ausgleichs-bzw. Nachlaßharnisches kommt mitunter auch eine sogenannte
Nachlaßwelle (Dreherwelle) in Anwendung.
-
Bei diesen Vorrichtungen finden zwei- und dreiteilige Dreherlitzen
Verwendung. Die zweiteilige Dreherlitze dient nur der Dreherbildung; der von ihr
geführte Dreherfaden muß zur Fachbildung noch im Grundharnisch eingezogen sein.
Sie beansprucht also für den Dreherfaden eine Platine für den Dreherharnisch, eine
Platine für den Grundharnisch und bei Benutzung des Ausgleichs- bzw. Nachlaßharnisches
eine Platinre für diesen Harnisch. Bei einer solchen Vorrichtung wird also z. B.
bei einem dreifädigen Jacquarddreher die Gesamtplatinenzahl der verwendeten Maschine
mit 1/;, für den Dreherharnisch, 3[5 für den Grundharnisch und 1/5 für den Ausgleichsharnisch
beansprucht; für die Musterung stehen also nur % der Maschine als größte Ausnutzungsmöglichkeit
zur Verfügung.
-
Die dreiteilige Dreherlitze dient sowohl der Dreher- als auch der
Fachbildung. Der von ihr gesteuerte Dreherkettenfaden wird also im Grundharnisch
-nicht eingezogen, wohl aber im Ausgleichsharnisch, wenn ein solcher, wie fast immer,
zur Verwendung kommt. Die dreiteilige Dreherlitze benötigt für den Dreherkettenfaden
zwei Platinen für den Dreherharnisch, und zwar gleichzeitig für die Dreherbildung
wie auch für die Fachbildung. Da der Dreherkettenfaden hierbei im Grundharnisch
nicht eingezogen wird, beansprucht er auch keine Platine für denselben, wohl aber
eine Platine für den Ausgleichsharnisch bei dessen Verwendung. Die einfach oder
mehrfach vorhandenen Stehkettenfäden je Dreherschnur sind bei beiden Litzenarten
nur im Grundharnisch eingezogen. Besteht also eine Dreherschnur beispielsweise aus
einem Dreher- und zwei Stehkettenfäden, dann werden für die zwei Stehkettenfäden
bei beiden -Litzenarten für den Grundharnisch zwei Platinen benötigt. Bei diesem
Beispiel bleibend und die Verwendung des Ausgleichsharnisches annehmend, würden
also bei beiden Litzenarten für jede Dreherschnur fünf Platinen der Jacquardmaschine
benötigt werden, von denen nur drei für die Musterung verfügbar sind, so daß beispielsweise
bei einer 4ooer Jacquardmaschine=24o Platinen oder im angenommenen Falle 24o Dreher-
und Stehkettenfäden für die Bildung eines Rapportes herangezogen werden können.
Bei einer meist vorkommenden Einstellung von acht Dreherschnüren mit einem Dreher-
und zwei Stehkettenfäden gleich 24 Dreher- und Stehkettenfäden
auf
i cm ist also nur ein Rapport von ro cm Breite möglich. Wirkungsvolle Muster verlangen
aber einen mindestens doppelt breiten Rapport und damit eine jacquardrnaschine mit
doppelter Platinenzahl, denn an die Maschinenaufteilungen mit der Platinenzahl für
den Dreherharnisch, s@s für den Grundharnisch und 1f.5 für den Ausgleichsharnisch
bei Verwendung der zweiteiligen Dreherlitze und 2j5 für den Dreherharnisch, 215
für den Grundharnisch und % für den Ausgleichsharnisch bei Verwendung der dreiteiligen
Dreherlitze ist man bei dem angenommenen Beispiel einer dreifädigen Ware immer gebunden.
Durch die Verwendung doppelt großer jacquardmaschinen wird eine höhere Amortisation
und bedeutend gesteigerte Kartenspesen bedingt, die selbstverständlich im Endpreis
des Gewebes zum Ausdruck kommen müssen. Nicht zu leugnen sind auch die Umständlichkeit
und geringe Übersichtlichkeit bisher bekannter Dreherharnische für den Weber.
-
Bekannt ist ein Verfahren zur Herstellung von gemusterten jacquarddrehergeweben,
bei dem die zur Bildung des Musters bestimmten Dreherkettenfäden durch die jacquardmaschine
nur ausgewählt werden, dagegen zur Herstellung des Drehers das an sich bekannte
changierende Dreherblatt oder ein Dreherblatt mit Changierblatt verwendet wird.
Bei diesem Verfahren lassen sich aber nur durch ein-und mehrfädiges Einbinden des
Schusses (flottierende Schußfäden) Muster erzielen, aber keine zusätzlichen figurbildenden
Teile, deren Kettenfäden geradlinig verlaufen (nicht drehen) und mit den Schußfäden
in Leinwand- oder einer anderen Bindung sich verkreuzen.
-
Weiter bekannt ist ein Verfahren zur Herstellung von gemusterten Schaft-
und Jacquarddrehergeweben, bei dem die zur Bildung des Musters bestimmten Dreherkettenfäden
ebenfalls durch eine Schaft- oder Jacquardmaschine nur ausgewählt werden. Zug Herstellung
des Drehers wird auch das bekannte Changierdreherblatt oder ein Dreherblatt mit
Changierblatt verwexidet. Die verwendete Schaft- oder jacquardmaschine hebt aber
während eines Ladenganges von hinten zum Ladenanschlag und zurück zweimal, und zwar
einmal bei Ladenanschlag zwecks Hebens der zur Dreherbildung ausgewählten Dreherkettenfäden
über die Spitzen der Nadeln des fachbildenden Dreherblattes und andermal bei hinterster
Ladenstellung zur Bildung eines normalen Faches für Leinwand- oder andere Bindungen.
Anstatt einer Fachbildungsvorrichtung für dieses Verfahren können auch zwei Fachbildungsvorrichtungen
verwendet werden. Die nach diesem Verfahren verwendeten eine oder zwei Fachbildungsvorrichtungen
dienen bei ihrem zweimaligen Anhub während eines Ladenganges zum Ladenanschlag und
zurück nicht beide Male zur Fachbildung, vielmehr bewirkt der eine Anhub in vorderster
Ladenstellung nur das Auswählen und Heben der zur Musterbildung bestimmten Dreherkettenfäden
über die Spitzen der Nadeln des fachbildenden Dreherblattes, während nur der Anhub
bei hinterster Ladenstellung zur Bildung eines normalen Faches dient, wie es theoretisch
und praktisch auch nicht anders möglich ist. Es ist wichtig; festzustellen, daß
dieses Verfahren nur für Blattdrehergewebe anwendbar ist und zwei Fachbildungen
in hinterster Ladenstellung, wo diese an sich nur möglich sind, unerreichbar bleiben.
Auch nach diesem Verfahren ist die Erzielung von zusätzlicher figurbil,denden Teilen,
deren Kettenfäden geradlinig verlaufen (nicht drehen) und mit den Schußfäden in
reiner Leinwand- oder einer anderen Bindung sich verkreuzen, und zwar . ohne flottierende
Kettenfäden oder Schußfäden unmöglich. So werden nach diesen Verfahren bei einem
dreifädigen Drehergewebe immer nur die zwei Stehfäden in Leinwand binden können,
während der Dreherfaden infolge seiner zwangsläufigen Führung im Auge der Nadel
des Dreherblattes immer flottieren oder drehen muß. Zusätzliche figurbildende Teile
in reiner @Leinwandbindung oder einer anderen Bindung zwischen mehr als zu einer
Dreherschnur gehörigen Stehkettenfäden ist nach diesem Verfahren nicht zu erreichen.
-
Der Gegenstand der Erfindung ist nun ein Verfahren zur Herstellung
von gemusterten Jacquarddrehergeweben, bei dem anstatt zwei oder drei Harnische
nur ein Harnisch, nur der Dreherharnisch, vorhanden ist. In diesem allein vorhandenen
Dreherharnisch sind ebenfalls nur die Dreherkettenfäden eingezogen, also auch keine
Stehkettenfäden. Die Stehkettenfäden aber werden durch zwei- oder mehrfach vorhandene
Schäfte oder schaftähnliche Anordnungen, die durch irgendeine Fachbildungsvorrichtung,
beispielsweise eine Zusatzschaftmaschine, betätigt werden, gesteuert. Diese Fachbildungsvorrichtung
kann auch eine Mitteltritt- oder eine Seitentritteinrichtung oder eine Schaftmaschine
irgendwelcher Arbeitsweise oder eine Zusatzjacquardmaschine oder eine kombinierte
Jacquardmaschine oder Jacquard- und Schaftmaschine sein. Diese neben dem einzig
vorhandenen Harnisch, dem Dreherharnisch, als weitere Fachbildungsvorrichtungen
vorhandenen Schäfte oder schaftähnlichen Anordnungen steuern zusammen mit diesem
Dreherharnisch die Steh- und Dreherkettenfäden
mustergemäß in Dreher-,
Leinwand-, Köper-oder einer anderen Bindung, ohne für die Stehfäden die Jacquardmaschine
in der nach den bisher bekannten Verfahren unvermeidlichen Weise in Ansprüch zu
nehmen. Durch diese einfache Zusatzeinrichtung wird erreicht, daß die Stehkettenfäden
des herzustellenden jacquarddrehergewebes die Steuerung durch die jacquardmaschine
vollkommen entbehren können und sie unter sich dauernd oder zusammen mit den von
der Jacquardmaschine gesteuerten Dreherkettenfäden mustergemäß in Dreher-, Leinwand-oder
einer anderen Bindung sich verflechten. Erfindungsgemäß entfällt also die bisher
nötige Aufteilung der jacquardmaschine in vorher geschilderter Weise auf zwei oder
drei Harnische, und es steht nunmehr die Gesamtplatinenzahl der verwendeten jacquardmaschine
für den allein vorhandenen Dreherharnisch zur Verfügung.
-
Bei einem Ausführungsbeispiel einer dreifädigen Jäcquarddreherware
mit einem Dreher- und zwei Stehkettenfäden besteht die Kette aus 1%3 Dreher- und
2/3 Stehkettenfäden. Die Dreherkettenfäden werden sowohl für die Dreherbildung als
auch für eine beliebige Fachbildung vom allein vorhandenen und nur von Dreherkettenfäden
beanspruchten Dreherharnisch gesteuert, für den für die Fachbildung von einer 4ooer
jacquardmaschine Zoo Platinen vorbehalten sind. Dadurch werden 1/3 .der vorhandenen
Gesamtkettenfäden gesteuert. Die verbleibenden 2/3 der Gesamtkettenfäden, also die
nicht im Harnisch eingezogenen Stehkettenfäden werden durch zwei oder mehrfach vorhandene
Schäfte oder schaftähnliche Anordnungen bindungs- und mustergemäß gehoben und gesenkt.
Die angeordneten zwei oder mehr Schäfte oder schaftähnliche Anordnungen übernehmen
also die Tätigkeit der 21,-Gesamtkette-Fachbildung, entsprechen also beim angenommenen
Beispiel dem Doppel der aus einer, 4ooer jacquardmaschine zur Fach- und Musterbildung
herangezogenen Platinenzahl von Zoo Platinen, also von 400 Platinen, so daß erfindungsgemäß
eine 4ooer Jacquardmaschine einen Rapport einer 8ooer jacquardmaschine für Jacquarddrehergewebe
ermöglicht. Es gehört auch zum Gegenstand dieser Erfindung, die Schäfte oder schaftähnlichen
Anordnungen für die Stehkettenfäden oder entsprechend große Harnischfadenpuppen
dafür an; eine beschränkte Anzahl Platinen der verwendeten Jacquardmaschine, beispielsweise
12, Platinen, anzuhängen und dadurch die Stehkettenfäden zwecks Fachbildung zu heben
und zu senken. Die Vorteile dieser Erfindung sind in die Augen springend. Sie ermöglicht
einen mindestens doppelt großen Musterrapport, als nach bisher bekannten Verfahren
erreichbar, und zwar ohne größere Aufwendungen. Es besteht ein bedeutender Preisunterschied
zwischen beispielsweise einem 4ooer und einem 8ooer Kartenspiel. Die Amortisation
einer größeren. Jacquardmaschine beansprucht einen längeren Zeitraum oder einen
höheren Abschreibungssatz in der Warenkalkulation.
-
Die Erfindung stellt also tatsächlich einen technischen Fortschritt
und eine Vereinfachung und Verbilligung bisher bekannter Verfahren und Vorrichtungen
dar.
-
Abb. i zeigt ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes. Darin
ist mit a ein Dreherschnurverbindungsbeispiel, mit b die Webstuhllade, mit c -der
Dreherharnisch, mit d, dl die Steherfadenschäfte, mit e der Dreherfaden,
mit f, f1 die Stehfäden bezeichnet. Die Stehfäden f und f1 binden nach dem
Ausführungsbeispiel in Abb. i untereinander stets in Leinwand, gesteuert durch ihre
Schäfte d, dl, während der Dreherfaden e, durch die jacquardmaschine über den Dreherharnisch
c veranlaßt, sich um die leinwandbindenden Stehfäden f, f1 schlingt und dadurch
die Dreherschnur bildet.
-
Bei den in Abb. : und 3 gezeigten Bindungsbeispielen sind außer der
Dreherbindung noch Leinwand- und Körperbindung zwischen dem Dreherfaden und den
zwei Stehfäden vorhanden. In diesen Fällen wirkt der Dreherharnisch c als Fachbildungsvorrichtung
für den Dreherfaden e mit: In den Abb. 2 und 3 sind mit e die Dreherfäden, mit f,
f1 die Stehfäden und mit g die Schüßfäden bezeichnet.